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Ich aber bin elend und arm, GOtt. eile zu mir, Ps. 70, 6. Ps. 86, 1.
Er wird den Armen erretten, der da schreit, Ps. 72, 12.
Ihr (der Armen) Blut wird theuer geachtet vor ihm, ib. v. 14.
Schaffet Recht den Armen und den Waisen, und helft den Elenden und Dürftigen zum Recht, Ps 82, 3.
Der den Geringen aufrichtet aus dem Staube, und erhöhet den Armen aus dem Kothe, Ps. 113, 7.
Ich will ihre Speise segnen, und ihren Armen Brods genug geben, Ps. 132, 15.
Lässige Hand macht arm, aber fleißige Hand macht reich, Sprw. 10, 4.
Die Armen macht die Armuth blöde, ib. v. 15.
Mancher ist arm bei großem Gut, und Mancher ist reich bei seiner Armuth, Sprw. 13, 7.
Einen Armen hassen auch seine Nächsten, Sprw. 14, 20.
Wer sich des Armen erbarmt, der ehret GOtt, ib. v. 21. c. 19, 17.
Der Arme wird von seinen Freunden verlassen, Sprw. 19, 4.
Wer sich des Armen erbarmt, der leihet dem HErrn, der wird ihm wieder Gutes vergelten, ib. v. 17.
Liebe den Schlaf nicht, baß du nicht arm werdest, Sprw. 20, 13.
Wer seine Ohren verstopft vor dem Schreien der Armen, der wird auch rufen und nicht erhört werden, Sprw. 21, 13.
Reiche und Arme müssen unter einander sein, der HErr hat sie alle gemacht, Sprw. 22, 2.
Wer dem Armen Unrecht thut, daß seines Gutes viel werde, der wird auch einem Reichen geben und mangeln, ib. v. 16.
Beraube den Armen nicht, ob er wohl arm ist, und unterdrücke den Elenden nicht, ib. v. 22.
Es ist besser ein Armer, der in seiner Frömmigkeit geht, denn ein Reicher, der in verkehrten Wegen geht, Sprw. 28, 6.
Wer den Armen giebt, dem wirds nicht mangeln, ib. v. 27.
Arme und Reiche begegnen einander, aber beider Augen erleuchtet der HErr, Sprw. 29, 13.
Oder, wo ich zu arm würde, möchte ich stehlen, und mich an dem Namen meines GOttes vergreifen, Sprw. 30, 9.
Kein Mensch gedachte desselben armen Mannes, Pred. 9, 15.
Du bist der Geringen Stärke, der Armen Stärke in Trübsal, Esa. 25, 4.
Er half dem Elenden und Armen zum Recht, und ging ihm wohl, Jer. 22, 16.
Das war deiner Schwester Sodom Missethat: Hoffart - aber dem Armen und Dürftigen halfen sie nicht, Ezech. 16, 49.
Darum weil ihr die Armen unterdrückt, und nehmt das Korn, - so sollt ihr - Amos 5, 11.
Hört dies, die ihr den Armen unterdrückt, Amos 8, 4.
Auf daß wir die Armen ums Geld, und die Dürftigen um ein Paar Schuh unter uns bringen, ib. v. 6.
Ich will in dir lassen überbleiben ein armes geringes Volk, die werden auf des HErrn Namen trauen, Zeph. 3, 12.
Thut nicht Unrecht den Wittwen, Waisen, Fremdlingen und Armen, Zach. 7, 10.
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel, Zach. 9, 9.
Wende dich nicht von dem Armen, so wird dich GOtt wieder gnädig ansehen. Tob. 4, 7.
Wir sind wohl arm, aber wir werden viel Gutes haben, so wir GOtt fürchten, die Sünde meiden und Gutes thun, Tob. 4, 22. Liebes Kind, laß den Armen nicht Noth leiden, und sei nicht hart gegen den Dürftigen, Sir. 4, 1.
Höre den Armen gern, und antworte ihm freundlich und sanft, ib. v. 8.
Reiche dem Armen deine Hand, auf daß du reichlich gesegnet werdest, Sir. 7, 36.
Es sollen sich beide, der Reiche und Arme, Große und Kleine keines Andern rühmen, denn daß sie GOtt fürchten, Sir. 10, 25. Der Arme wird geehrt um seiner Klugheit willen, und der Reiche um seiner Güter willen, ib. v. 33.
Es ist dem HErrn gar leicht, einen Armen reich zu machen, Sir. 11, 22.
Der Reiche thut Unrecht, und trotzt noch dazu; der Arme muß leiden, und noch danken, Sir. 13, 4.
Wenn der Arme fällt, stoßen ihn auch seine Freunde zu Boden, ib. v. 25.
Wenn ein Armer nicht recht gethan hat, so kann mans aufmutzen, ib. v. 27.
Wenn der Arme redet, so spricht man: Wer ist der? und so er fehlt, so muß er herhalten, ib. v. 29.
Vergiß den Armen nicht, wenn du den fröhlichen Tag hast, Sir. 14, 14.
Wenn man reich ist, soll man denken, daß man wieder arm werden kann, Sir. 16, 25.
Drei Stücke sind, denen ich von Herzen seind bin - wenn ein Armer hoffärtig ist, und ein Reicher gern lügt, und ein alter Narr ein Ehebrecher ist, Sir. 25, 4.
Es ist besser, einer sei arm und dabei frisch und gesund, denn reich und ungesund, Sir. 30, 14.
Der ist arm, der da arbeitet, und gedeiht nicht, und wenn er schon aufhört, so ist er doch ein Bettler, Sir. 31, 4.
Der Arme hat nichts, denn ein wenig Vrods, wer ihn darum bringt, der ist ein Mörder, Sir. 34, 25.
Er hilft den Armen, und sieht keine Person an, Sir. 35, 16.
Den Armen wird das Evangelium gepredigt, Matth. 11, 5. Luc. 7, 22. (Was ein Zeichen des wahren Messias war, der sich der verachteten unn verwahrlosten Armen annahm.)
Verkaufe, was du hast, und giebs den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, Matth. 19, 21.
Ihr habt allezeit Arme bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit, Matth. 26, 11. Marc. 14, 7. Joh. 12, 8.
Und führe die Armen, Krüppel, Lahmen und Blinden herein, Luc. 14, 21.
Der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schooß, Luc. 16, 22.
Das sagte er aber nicht, daß er nach den Armen fragte, denn er war ein Dieb, Joh. 12, 6.
Als die Armen, aber die doch Viele reich machen, 2 Cor. 6, 10.
Ihr wißt die Gnade unsers HErrn JEsu Christi, daß, ob er wohl reich ist, ward er doch arm um euretwillen, auf daß ihr durch seine Armuth reich würdet, 2 Cor. 8, 9.
Hat GOtt nicht erwählt die Armen auf dieser Welt, die im Glauben reich sind? Jac. 2, 5.
§. 2. Arme, welche uebst den Reichen in der Welt sein müssen, Sprw. 22, 2. (zur Uebung der Reichen im Wohlthun und freundlicher Herablassung; der Armen aber in Genügsamkeit, Neidlosigkeit und im Trachten nach dem Himmlischen: - wiewohl auch bei der Verschiedenheit der menschlichen Gaben, Ge-schicklichkeit und Thätigkeit, der Vennögensunterschied unvermeidlich ist,) werden entweder arm geboren a); oder fallen durch Unglück in Armuth b); oder stürzen sich selbst in einen, solchen Mangel der zeitlichen Güter c), z. B.
a) Selbst Christus unser Heiland, 2 Cor. 8, 9. Luc. 2, 6. 7. Matth. 8, 20. Matth. 27, 55. Luc. 8, 3. Zach. 9, 9.
b) Das blutflüssige Weib, Marc. 5, 26. Hiob 1, 15.
c) Die Trägen und Müssiggänger, Sprw. 6, 9.10. 11. c. 20, 13. c. 24, 34.
Die Prasser und Schlemmer, Sprw. 23, 20. 21.
Wie der vcrlorne Sohn, Luc. 15, 16.
Die sich mit Huren und Ehebrecherinnen schleppen, Sprw. 6, 26. ib. 29, 3. Luc. 15, 14. 30. Sir. 9, 6.
§. 3. Die heilige Schrift gedenkt uoch verschiedener Armen, da sind z. B.
Die Apostel, 2 Cor. 6, 10.
Der Blinde, Luc. 18, 35.
David, 1 Sam. 16, 11. c. 21, 3. Ps. 27, 10.
Elias, da er der Wittwe zu Zarpath Gnade lebte, 1 Kön. 17, 11. 12.
Elisa, den die Sunamitin aufnahm, 2 Kön. 4, 8.
Gabel, der Geld borgte bei Tobias, Tobias 1, 17.
Hagar, die aus dem Hause Abrahams gestoßen wurde, 1 Mos. 21, 14. f.
Jacob, der anfangs nichts als einen Stab hatte, 1 Mos. 32, 10. c. 28, 11.
Jacobus und Johannes, Matth. 4, 21.
Der Lahme, A.G. 3, 2.
Lazarus, Luc. 16, 20.
Petrus, der weder Silber noch Gold hatte, A.G. 3, 6.
Jene 100 Propheten, die Obadias speisete, 1 Kön. 18, 4.
Ruth, die Aehren auflas, c. 2, 2.
Jene Wittwe zu Zarpath, 1 Kön. 17, 10.
Die zwei Schärflein in den Gotteskasten legte, Luc. 21, 2.
§. 4. II) Geistlich arm sind die, welche Mangel an geistlichen Gütern haben. Diese sind zweierlei, a) welche sich ihrer Gaben, Thun und Werke nicht überheben, an die Güter dieser Welt ihr Herz nicht hängen, sondern eines demüthigen Geistes sind, ihre Sünden erkennen; denn von der Erkenntniß der Sünde fängt sich die wahre Buße an, worauf die göttliche Traurigkeit entsteht, und das daher rührende Elend und Verderben wohl beherzigen, und sich selbst mißfallen, und, da sie den Mangel der vor GOtt geltenden Gerechtigkeit bedenken, solche in und bei Christus einzig und allein durch wahren Glauben und Vertrauen in tiefster Demuth und Gelassenheit suchen; b) welche an den geistlichen Gütern Mangel haben, solchen aber in der That nicht erkennen, sondern sich fälschlich einbilden, sie wären völlig in der Erkenntniß und bedürften der ¶
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Gerechtigseit, die vor GOtt gilt, auch in und durch Christus allein zu erhalten ist, nicht.
a) Selig sind, die geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr, Matth. 7, 3. Luc, 6. 20.
Daß Matth. 5, 3. die Geistlich-Armen (buchstäblich die Armmüthigen) die Demüthigen sind, welche ihren Mangel an Weisheit, ihre Unwürdigkeit vor Gott, und ihr Unvermögen zur Heiligung erkennen und empfinden, läßt sich streng erweisen. Den Zusatz pneymati ^[πνευμαθι] zu makarioi ^[μακαριοι] zu beziehen, ist ganz unhebräisch, dagegen zu ptochoi ^[πτωχοι] zu beziehen, ist ganz den analogen Ausdrücken Ps. 34, 19. 51, 19. Esa. 41, 17. c. 54, 6. 57, 15. 61, 1. 66, 2. gemäß, und Christus nennt bei allen acht Seligkeiten nur Herzenseigenschaften, nie eine zufällige äußere Lage; und gerade diese Eigenschaft, die Demuth, paßt in den Zusammenhang als das erste Glied der ganzen Kette, von welcher alles Folgende abhängt.
Die Beschreibung dieser geistlichen Armuth, oder des armen Sünderherzens s. in J. J. Ulrich's Predigten über die Bergpredigt I. 80 ff. auch Spangenberg's Erklärung in s. Leben von Rißler S. 162. Die Heiden, die Demuth nicht kannten, verspotteten diese Armuth, wie Celsus, s. Neander's K. G. I. 1, 262-64.; nur Socrates hatte eine Ahnung davon, wiewohl er sie nur als Erkenntniß unsers Mangels an Wissen, nicht als Erkenntniß der Sünde auffaßte. Arrianus Dissertatt.
Epictet. III. 14, 9. (S. 417. Schweighäuser) ten ^[την] oies ^[οιησιν] elefchos ^[ελεγχος] exairei ^[εξαιρει], kai ^[και] tonto ^[τοντο] proton ^[πρωτων] poiei ^[ποιει] Sokrates ^[Σωκρατης]
Vgl. Plato im Alcib. I. Es kostet dem Menschen viel, geistlicharm zu werden, oder sich selbst zu erniedrigen: Multi sunt, qui facilus omnia sua bona pauperibus distribuunt, quam ipsi pauperes Dei fiant, Augustini Enarrat. in Ps. 71. 0pp.
IV. 556. B. Antw. aber wer es noch nicht bis zu diesem ersten Verse der Bergpredigt gebracht hat, wie ist bei dem daran zu denken, daß er zu den übrigen gelange?
Die geistliche Armuth, die demüthige Anerkennung unserer Sündhaftigkeit, womit das Bedürfniß der Versöhnung eng verbunden ist, kann nicht als ein bloßer Durchgangs- oder Nebergangspunct angesehen werden; (wie Ammon will Sittenlehre II. 2, S. 86. gerade wie Eck die erste der 95 Theses Luthers von der durch das ganze Leben fortgehenden Buße bestritt, s. Schröckh's Neue K. G. I. 179.) sondern es ist eine bleibende Gemüthsstimmung des wahren Christen, ja der beharrliche Grundzug in seinem Charakter.
Dies ergiebt sich schon aus dem Zusammenhang mit den übrigen Eigenschaften des Christen, wie sie in strenger Ordnung im Eingang der Bergpredigt dargestellt werden; wie diese lauter wesentliche Seiten des christlichen Herzens bezeichnen, so auch jene geistliche Armuth, von welcher Alles ausgeht, ohne welche die ganze Kette reißt. Diese nur ist die Quelle der wahren Lauterkeit, diese das Gegengift gegen allen Tugendstolz, und Selbstbespiegelung; ohne sie ist alle Tugend nur Schminke, und kann Gott nimmermehr gefallen.
Sie ist um desto nöthiger, da der Christ auch bei den besten Werken nie ganz sicher ist vor dem Einfluß unlautrer Triebfedern. Legte doch Heinrich Müller im Evangel. Herzensspiegel, Pred. am dritten Sonnt. p. Tr. S. 382. das Bekenntniß ab: «Mancher hält sich selbst für heilig und will kein Sünder sein. Solchen will ich folgendermaßen fragen: Ich frage Dich, ob Du jemals habest ein gut Werk gethan aus rechtem guten Herzen? Denn da muß man scheiden, gute Werke thun, und gute Werke thun aus gutem Herzen. Sollte wohl ein Prediger sagen können, daß er jemals das reine Wort Gottes mit reinem Herzen habe gepredigt, also daß er bloß und allein auf die Ehre Gottes gesehen? Ach wie viel eigensüchtige Gedanken laufen mit unter, wenn er prediget! Das Wort ist rein, aber das Herz ist nicht allzeit rein.» Wer noch nicht gelernt hat, als ein armer Sünder sich vor Gott zu beugen, und das Zöllnergebet zu beten, ist noch nicht bis zum Anfange des Christenthums gedrungen.
Niemand hat mehr darauf hingewiesen als Zinzendarf, und wenn Reinhard (Moral II. 319 ff.) ihn tadelt, geschieht es nur aus Mißverständniß. Luther war desselben Sinnes, wenn er in der Auslegung des 38. Psalms (Werke IV. 2309.) sagt: «Gottes Natur ist, daß er aus nichts etwas macht. Darum, wer noch nicht nichts ist, aus dem kann Gott auch nichts machen. Die Menschen aber machen aus was etwas, das ist aber lauter unnüz Werk. Darum nimmt Gott nicht auf, denn die Verlassnen; macht nicht gesund, denn die Kranken; macht nicht sehend, denn die Blinden; macht nicht lebendig, denn die Todten; macht nicht fromm, denn die Sünder; macht nicht weise, denn die Unweisen. Kurz, er erbarmt sich nicht, denn der Elenden, und giebt nicht Gnade, denn denen, die in Ungnade sind. Derohalben kann kein Hoffärtiger, Heiliger, Weiser oder Gerechter Gottes Materie werden, und Gottes Werk in ihm erlangen, sondern bleibt in seinem eignen Werk, und macht einen erdichteten, scheinenden, falschen, gefärbten Heiligen aus sich selbst, das ist, einen Heuchler.» Kagnoysa ^[Καγνουσα] psyche ^[ψυχη] eggnys ^[εγγυς] esti ^[εστι] deon ^[δεον] Petri. kerngma ^[κηρνγμα] in Fabr. Cod.
Apocr. N. T. I. 812. Wenn Kaiser Julian über diese geistliche Armuth spottete, ist es desto wohlthuender, einen Kaiser ihm entgegenstellen zu können, der sich durch diese christliche Tugend auszeichnete; Kaiser Alexander s. die Schilderung seines liebenswürdigen Charakters in Dr. Pinkerton's Russia or Miscell. Observations on the past and present state of that Country. Lond. 1833. S. 366-377. aus den Mittheilungen der Fürstin Mestchersky, wo in seinem Bilde die Züge von Matth. 5, 3-12. nachgewiesen werden; und seine Demuth unter andern sich da aussprach, als er bei der großen Ueberschwemmung in Petersburg, unter den Volkshaufen sich mischend, bekannte: «Meine Kinder, es geschieht um meinetwillen, daß ihr leidet, - ich bin's - meine Sünden sind's, welche Gott an euch heimsucht.»
b) Du sprichst: Ich bitt reich, ich habe gar satt, und darf nichts, und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß, Offb. 3, 17.