Dieses bedeutet in der heiligen Schrift mehrentheils so viel als oft, sehr oft, viel und zu verschiedenen
Malen.
2 Mos. 27, 20.
c. 28, 29. Joh. 18, 20. etc.
§. 1. Dieses ist eine Eigenschaft GOttes, vermöge welcher er seinem Wesen nach an allen Orten
zugegen ist, und, wie die Schrift sagt,
Alles inAllen erfüllt. Die Allgegenwart fließt aus GOttes Unermeßlichkeit. Denn
kann GOtt in gar keine Grenzen und in keinen Ort eingeschlossen werden, so folgt, daß er auch von keinem
Ort in den andern kann bewegt werden, und also allewege gegenwärtig sei.
Bin ich nicht ein GOtt, der nahe ist? spricht der HErr, und nicht ein GOtt, der ferne ist? Meinst du, daß sich Jemand so
heimlich verbergen könne, daß ich ihn nicht sehe? spricht der HErr. Bin ichs nicht, der Himmel und
Erde erfüllet? spricht
der HErr.
§. 3. Gleichwie der Himmel den Erdkreis umschließt, also ist GOtt aller Orten gegenwärtig;
denn der Himmel ist sein Stuhl, und die
Erde seine Fußbank.
Esa. 66, 1.
Wie die Seele des Menschen in dem ganzen Körper ist, und dennoch nicht ausgedehnt wird, also ist auch GOtt allenthalben
ganz und unzertheilt.
§. 4. Da nun GOtt mit seiner Gegenwart, Hülfe und Gnade allezeit um und bei uns ist, ob wir
es gleich so empfindlich nicht fühlen: ach! so lasset uns doch seine Allgegenwart gebührend scheuen, und alle Sünden,
welche ihn betrüben, fleißig und mit aller Sorgfalt vermeiden! Wer bedenkt dieses? Menschenfurcht ist noch eher bei uns
anzutreffen, als Gottesfurcht;
da haben wir immer nöthig, daß Einer dem Andern zurufe: And du fürchtest
dich auch nicht vor GOtt!
Luc. 23, 40.
Daß ich ihr allmächtiger GOtt sein wollte,
2 Mos. 6, 3. Der Allmächtige hat mich sehr betrübt,
Ruth
1, 80.
Weigere dich der Züchtigung des Allmächtigen nicht,
Hiob 5, 17. Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir etc.
Hiob
6, 4.
Wer ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten?
Hiob 21, 15.
Und die Heiden erkennen, daß kein allmächtiger GOtt sei, denn er allein.
Tob. 13, 3.
Einer ists, der Allerhöchste, Schöpfer aller
Dinge, allmächtig etc.
Sir. 1, 7.
Ich bin das A und O, der
Anfang und das Ende, spricht der HErr, der da ist, und der da war, und der da kommt, der Allmächtige, Offb. 1, 8.
§. 5. Der Gedanke an GOttes
Allmacht soll uns abschrecken, seinem Willen uns zu widersetzen, was die
thörichtste Vermessenheit wäre; soll uns guten Muth geben, da der Gute den Allmächtigen zum Verbündeten hat, und uns
in Leiden und beim
Anblick übermüthiger Frevler trösten.
§. 1. Allmosen haben im Griechischen den Namen von
Erbarmen und sind freiwillige und
liebreiche Gaben, welche man seinem Nächsten, um dessen Nothdurft zu Hülfe zu kommen, und zu erleichtern, willig reicht
und giebt.
§. 2. Bei den Juden waren diese Liebeswerke sehr gebräuchlich. Denn ohne daß sie alle drei Jahr den Zehnten ihres
Einkommens den
Armen lassen sollten,
5 Mos. 14, 28. 29. wurden dergleichen gegeben 1) von Aeckern, indem
sie dieselben an den
Enden nicht so genau abschneiden, und die Weinberge nicht so genau ablesen durften,
3 Mos. 19, 9. 10. Und
2) gingen
alle Tage drei mit einem Korbe durch die Stadt, und sammelten allerhand Eßwaaren, welche dann
unter die Bettelarmen ausgetheilt wurden.
3) In einer jeden Synagoge war ein Armenkasten befindlich, und in diesen sammelten zwei Männer von den Zuhörern
eine Gabe, und von diesen wurde an dem Rüsttag einem jeden Stadtarmen so viel mitgetheilt, als er die künftige Woche nöthig
hatte. Maimonides de Jure pauperum,
c. 9, 1. 2.
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Wohlzuthun und mitzutheilen vergeßt nicht, denn solche Opfer gefallen GOtt wohl,
Ebr. 13, 16.
c) Der Nutzen, welchen das Geben der Allmosen nach sich zieht, Ps, 41, 3. 3.
Ps. 112, 9.
Sprw. 3, 9.10.
c. 11, 25. nicht
bloß leiblicher Segen, sondern himmlischer Segen,
2 Cor. 9, 6. und Erweckung der Herzen der Empfänger
zum Preis GOttes und zum Zutrauen zn den Menschen, v. 12. 13.
Man muß nicht mit der Hand geben, und ein mürrisch Gesicht dazu machen; c) barmherzig und mitleidig,
5 Mos.
15, 7. ff.Col. 3, 12.
1 Petr. 3, 8. wie der Samariter; bald und ohne Verzug; biss dat, qui cito dat; d) beständig,
Gal. 6, 9.
2 Thess. 3, 13. wenn es auch nicht gebührend erkannt wird. Wir müssen dem himmlischen Vater
nachfolgen,
Luc. 6, 35. Hast du viel, so gieb reichlich; hast du wenig, so gieb doch das Wenige mit getreuem Herzen.
Tob.
4, 9.
Allmofen erlösen von allen Sünden, auch vom Tode, und lassen nicht in Noth,
Tob. 4, 11.
Allmosen ist ein großer Trost vor dem höchsten GOtt,
ib. v. 12. 18.
Die Allmosen erlösen vom Tode, tilgen die Sünde, halten beim Leben,
c. 12, 9.
Wie das Wasser ein brennendes Feuer löscht, also tilgt Allmosen die Sünde,
Sir. 3, 32. 33.
Leg dem Allmosen an einen besondern Ort, dasselbe wird dich erretten aus allem Unglück,
c. 29, 15. Habt acht auf eure Allmosen,
daß ihr die nicht gebt vor den Leuten,
Matth. 6, 1.
Wenn du nun Allmosen giebst, sollst du nicht lassen vor dir posaunen,
Matth. 6, 2.
Wenn du aber Allmosen giebst, fo laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte thut,
ib. v. 3.
Verkauft, was ihr habt, und gebt Allmosen,
Luc. 12,
33.
Dein Gebet und deine Allmosen sind hinauf gekommen ins Gedächtniß vor GOtt,
A.G. 10, 4.
§. 7. Wenn es
Tob. 4, 11. heißt: Allmosen erlösen vom Tode, Todesgefahr; so wiro damit nichts
Anders ausgedrückt, als was
Ps. 112, 5. 9. gesagt wird, und ist durchaus kein eigentliches Verdienst, sondern eine gnädige
Vergeltung von dem grundgütigen GOtt, der an der Gutthätigkeit ein Wohlgefallen hat (§. 3. b.), zu
verstehen. Und so sind alle Stellen, welche den Allmosen zuviel beizulegen scheinen, zu erklären.