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mation, Lutherthum etc. Excurs S. 645-664. erhebliche Gründe für die Lutherische Deutung Tertullians beigebracht.
Endlich ist auch selbst die arge Beschuldigung der Heiden, daß die Christen Tystesteische Mahlzeiten hielten, Athenagoras,
Legat. pro Christianis
S. 4. C. ed. Col.) oder Menschenfleisch genössen, (ib. S. 38. A.) ans keiner anderen Quelle hervorgegangen,
als aus Mißverständniß oder schlimmer
Auslegung dessen, was den Heiden über den Abendmahl
sgenuß der Christen mochte zu
Ohren gekommen sein, und so setzt also auch diese Verläumdung den Glauben der Christen an den
Empfang des Leibes Christi
im Abendmahl
voraus. (Schröckh, K. G. III. 125.)
III. Wichtigkeit dieser Lehre. Daß ein hohes practisches Moment darin liegen müsse, kann man schon daraus abnehmen, daß Männer wie Luther, der nicht so beschränkt war, Spitzfindigkeiten der Schule mit wesentlichen Glaubenslehren und Herzensbedürfnissen zu verwechseln, und Ernesti, der nichts weniger als eine mystische oder sentimentale Richtung hatte, sie mit solcher Wärme und Ernst vertheidigen. Beide haben die Präsumtion für sich, daß ihnen dieser Glaube heilige Gewissenssache und dringendes Herzensbedürfniß war.
Luther ist sich auch in seinem Glauben gleich geblieben. Denn die Sagen von einer im spätern Alter eingetretenen Veränderung sind ohne historischen Grund. Die Eine, daß er beim Lesen der Schrift Calvins de Coena Sacra geäußert: «wenn diese Schrift früher da gewesen, hätte viel Streit vermieden werden können», ist durch des einzigen Hospimans spätere Relation (Ao. 1602.) nicht constatirt;
(s. Löscher Moorig, motuum II. S. 11. u. Planck Geschichte V. 2. S. 13. not.) die Andere, daß er bei seinem Abschiede von Melanchthon, vor der Reise nach Eisleben, seine frühere Heftigkeit bereuet und bekannt habe: «er habe in der Sache vom Sacrament zu viel gethan», ist ganz apokryphisch, und es ist zu verwundern, daß letztere noch von Henry im Leben Calvins II. 502. und von Hoffmann Erkl. des Katech. S. 458. ed. 2. wiederholt worden ist, nachdem Hutter im Calvinista Aulico-Poli.
Witt. 1614. S. 125-139. Seckendorf, Histor. Luth. I. III. fol. 693. Salig, Historie
der Augsb. Conf. I. 557-60. und selbst Planck Gesch. IV. S. 26-28. not. ihre Grundlosigkeit und Unglaubwürdigkeit nachgewiesen
haben. Die practische
Bedeutung der Evang.-lutherischen Abendmahl
slehre, (umständlich gezeigt von Martin Chemnitz,
Fundamenta Sacrae Coenae
c. 11. tot. S. 61-65. ed. 1690. und von Gerhard ed. Cott. X. 188. f. und 363-380.) läßt sich in
folgenden Punkten zusammenfassen:
1. Das Abendmahl
erhält dadurch eine weit höhere Würde und Heiligkeit, wenn hier eine reelle Mittheilung, eine Berührung
Christi
Statt findet, als wenn es ein bloßes Gedächtnißmahl des
Abwesenden ist; es wird ein wahres
Mysterium, ja das höchste und heiligste des ganzen Cultus; und diese Neberzeugung muß daher auch eine höhere Stimmung,
eine tiefere schauervollere Ehrfurcht bei der Feier, sowie dem administrirenden Geistlichen den gewissenhaftesten Ernst einflößen.
«Mit der Heiligkeit des Gegenstandes wächst aber auch die
Sünde dessen, der dagegen frevelt.» Theremin l. c. S. 168. Ueberhaupt hängt der Glaube an Christi
Gegenwart im Abendmahle
genau zusammen mit dem Glauben an seine Gottheit und an die Verbindung der göttlichen und menschlichen Natur. «Daher
dieses Sacrament, sowie es die unbegreiflichste und eben
dadurch erhebendste Wohlthat für die Gläubigen,
und ein Angeld auf was Größeres in der Ewigkeit ist, also auch einen Probirstein des Glaubens abgiebt. Hier ist
Christus
auch gesetzt zum
Fall und zum
Aufstehen. Nachdem einer diese Einsetzung verspottet, oder nach seinem Gutdünken für faßlich
deutet, oder sie ganz zu etwas Fremden mißdeutet, und zu einer pharisäischen Herrschaft der Klerisei
über das Volk selbst brauchet, oder sie von Anderen dafür annimmt, wofür sie dergleichen Verführer ausgeben: nachdem
wird offenbar, was in ihm ist, ob Glaube an Gott nach der Wahrheit, oder Unglaube, und ferner ob ein lauterer oder unlauterer
Glaube, ob der rechte Sinn Christi
oder der Weltsinn, ob ein
Anfang oder eine Reife des Glaubens in ihm
ist.» Crusius, Plan des Reiches Gottes S. 162.
2. Der evangelische Trost von der Vergebung der Sünden wird Jedem weit gewisser und bestimmter, weil der wirkliche
Empfang
des für unsere
Sünden geopferten Leibes Christi
jedem Einzelnen die persönliche Aneignung dieser Vergebung
gewährt. Dies ist gerade für ängstliche und zarte Gewissen von großer Wichtigkeit, weil diese oft in
Anfechtung gerathen,
ob die allgemeine evangelische Verheißung auch sie gerade angehe. Melanchthon bei Gerhard S. 366. Coena Domini est testimonium
exhibitae et ad singulos adplicatae promissionis evangelicae.
3. Das Abendmahl
gewährt eine unendlich größere geistliche Stärkung durch die Gnade Christi
, der
sich herabläßt, uns
nahe kommt, sich selbst uns darreicht, und mit den Gläubigen durch die Mittheilung seines Leibes und
Blutes so innig mit ihnen vereinigt, daß sie mit ihm Ein geistiger Leib werden, daß von ihm, dem Urquell
des Lebens,
Joh. 1, 4. 5, 26. 6, 48. 55. gerade hier auf eine ganz besondere Weise Lebensströme in sie ausfließen, zur
Vennehrung ihrer ganzen Lebenskraft, und zur Stärkung ihrer Gemeinschaft mit Christo. -
Alles kommt hierbei darauf an, was
Jedem an dieser Gemeinschaft liege: wem sie das höchste geistige Bedürfniß ist, dem wird auch das
am Willkommensten sein, was die höchst innige, nur denkbare Verbindung mit Christo vermittelt.
Vgl. die Zeugnisse der Kirchenväter bei Gerhard S. 368 f.
4. Das Abendmahl
wird ein
Bund mit der Gemeine im Himmel, und ein Unterpfand unserer
künftigen vollendeten Gemeinschaft mit
Christo. «Der HErr hat sein Reich im Himmel und auf
Erden. Das erste besteht aus denen, die durch ihn
selig geworden sind, das zweite aus denen, die durch ihn selig werden wollen. Selig sind die ersten auch jetzt nur dadurch,
daß Er sich ihnen zum
Anschauen und zum Mitgenuß seiner Seligkeit hingiebt, so daß sie, indem sie ihn
sehen, wie er ist, ihm ähnlich werden. Wie er nun die Mitglieder der obern Gemeine Seiner selbst ohne Hülle und Schleier
theilhaftig macht, so werden die Mitglieder der irdischen Gemeine Seiner unter dem Zeichen des Nachtmahls theilhaftig. Die
Ersteren glauben nicht mehr; sie schauen. Bei den Anderen geschieht die Grtheilung dieser höchsten Wohlthat
nur unter der Bedingung des Glaubens. So wird also der Herr selbst, der sich unverhüllt und verhüllt den Seinigen im Himmel
und auf
Erden hingiebt, der Berührungspunkt zwischen diesen beiden Gemeinen. Die kämpfende Kirche wird dadurch mit der triumphirenden,
sowie mit dem gemeinschaftlichen Oberhaupte verknüpft, und ein Mittel ist ihr gegeben, den Strom der
Gnade, der sich in jenen
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höheren Regionen so reichlich ergießt, auf sich herabzuziehen.» Theremin 1. c. S. 191 ff.
Gewiß läßt sich auch annehmen, daß in dem Grade, in welchem eine Seele nach der möglichst nahen und innigen Vereinigung
mit Jesu verlangt, auch die Hoffnung der dereinstigen näheren Gemeinschaft mit ihm steigt. So wird das
Abendmahl
ein Vorschmack des himmlischen Hochzeitmahles; und eine Bürgschaft der Verklärung unseres
Leibes, s. Gerhard
S. 370 f.
§. 14. VI) Die Lehre und Anstalt des ganzen Christenthums, wodurch uns
Alles zum Genuß wahrer Seligkeit bereitet ist.
Luc.
14, 16. f. Denn dieses ist ein Gnadenmahli welches uns
GOtt auf Erden bereitet, indem er uns
im heiligen
Evangelio und den Sacramenten Christum vorträgt; da denn die, so den HErrn fürchten, keinen Mangel haben,
Ps. 34, 9. 10. Es
ist auch ein Ehrenmahl, welches uns
GOtt im Himmel bereitet, da wir essen und trinken sollen von den Gütern des Hauses GOttes,
Ps. 36, 9. Es heißt groß; denn der HErr, der es bereitet, ist groß, der Ort, nämlich auf dem Erdboden und im Himmel, ist
groß, die Speise ist groß, nämlich Christus ist das Brod des Lebens.