eine Klause verschleierter Jungfrauen ist, (pag. 191) die folgenden Anfang gehabt haben soll. Vor langen Zeiten lebten einige Adelige, die über dem Wassersprudel an der Stelle eine Burg hatten, wo jetzt der Garten oder Kirchhof der Schwestern hinter der Kirche gegen den Sprudel sich befindet, wo nun ein Weg ist. Diese Edlen bauten, nachdem sie die Erlaubnis des Bischofs von Konstanz erhalten, eine Kapelle in der Nähe ihrer Burg, zwischen der und der Kapelle ein mit Bäumen bepflanztes Gärtlein in der Mitte lag. Im Jahr des Herrn 1155 aber war eben diese Kapelle zu Ehren der hl. Jungfrau Maria und des hl. Bekenners Ägidius eingeweiht worden.
Als nun in ebendemselben Jahre bei Beginn eines Festes die Tochter dieses Edlen, unter dessen Befehl die Burg stand, sich weltlich geschmückt hatte und zur Kirche gehen wollte, siehe da erschien die Hand des Herrn. Denn sobald die Jungfrau mitten in den Garten gekommen war und eilends weitergehen wollte, stieß sie mit dem Fuß so heftig an eine Wurzel eines Baumes, daß sie zu Boden stürzte. Als sie nun von den ihr auf dem Fuß folgenden Mägden wieder aufgehoben worden war, sagte sie für sich betend und Gott bittend: Möchte doch, o Herr, dieser Anstoß und Fall meines Körpers eine Erweckung und Heil meiner Seele sein! Und sogleich kehrte sie nach Hause zurück, legte alsbald ihren weltlichen Schmuck ab und änderte ihr Gewand und ihre Sitten.
An der Wand der Kirche aber ließ sie sich eine Blockhütte machen, in der sie von langem Alter geschwächt in strengster Enthaltsamkeit ein einsames Leben führte. Sie wurde aber Frau Schwester Adelhaid genannt und endigte ihr Leben in der besten Weife. Als nach ihr die Regel des heiligen Franziskus eingeführt worden war, war in dem Dorf Weiler eine Tertiarier-Schwester desselben Ordens, die auch Adelhaid hieß. Diese ahmte das Beispiel der früheren nach und ließ sich in die genannte Hütte einschließen.
Aber weil sie von dem Hirten der Pfarrkirche in Blaubeuren Schwierigkeiten erlitt und weil die Hütte so eng war, so verließ sie, nicht aus Unbeständigkeit, sondern aus Not, die Klause, ging nach Rom und kam bis vor die Füße des allerheiligsten Papstes. Als dieser ihre Sachen gehört hatte, gab er ihr weder Bullen noch andere gesiegelte Urkunden oder Breven, sondern durch einen Machtspruch seines lebendigen Wortes übertrug er der Schwester alles, um was sie gebeten hatte, und gab ihr zum Zeichen seiner Bewilligung ein hölzernes Täfelchen, auf dem sich das Bild der hl. Jungfrau Maria mit dem Jesuskind befand, indem er hinzufügte, sie folle jedem, der ihren Worten nicht glauben wolle, die Tafel zeigen, und er werde aufhören, sich zu widersetzen; und so geschah es auch und sie verteidigte sich alle Tage mit dieser Tafel (pag. 192). Und weil der ersten Klause der Einsturz drohte, bat die genannte Adelhaid ihren Bruder, der ein Zimmermann war, er möchte ihr eine andere Hütte anfertigen. Er machte ihr ein geringes Häuslein neben der Kirche, in dem ein Mensch wie ein Kreuz dastehend mit den Händen nach allen vier Seiten die Wände berühren konnte. In dieser Klause nun brachte sie viele Jahre zu, eifrig dem Herrn dienend und ein staunenswertes Beispiel des Lebens für alle hinterlassend.
Nach dieser ging eine andere Gott geweihte Jungfrau, namens Jüta, in diese Klause und brachte viele Jahre im Dienste des Herrn darin zu, und desgleichen besetzte nach ihr eine andere den Ort, und dieser war mehrere Jahre die Wohnung von Einsiedlerinnen. Unter ihnen waren viele heilige Frauen, die durch merkwürdige Wunder berühmt waren und die Versuchungen des grimmigsten Feindes aushielten. So wurden einer Heiligen zur Zeit einer Hungersnot vom Himmel durch einen Raben Lebensmittel übersandt. Einer zweiten kam es ¶
vor, als stürzten Mühlsteine und große Felsblöcke auf das Haus zu. Eine andere fand im Brote Würmer, Spinnen und allerlei Unsauberes. Dann wurde eine von ihnen täglich so schrecklich gequält, daß es über menschliche Kräfte ging. In einer Nacht aber brach sie, von allzu großem Schrecken überwältigt, aus der Klause und floh in die Mühle unter der Kirche; sie konnte nie mehr zur Rückkehr bewogen werden, obgleich sie eine Heilige gewesen, und beschloß ihr Leben in Blaubeuren, indem sie sich in ein anderes Haus einschließen ließ.
Diese verrichtete alle Tage besondere Gebete, es möchte doch der Herr in seiner Gnade den Ort in Weiler von der unerträglichen Wut des Feindes reinigen. Und man glaubt, sie habe für den Ort und die Personen Frieden erlangt. Denn späterhin war nichts Ungewöhnliches mehr gehört worden. Denn Gott entriß von dieser Zeit an das Haus der Gewalt des Teufels, behütete es vor üblem Ruf und Ärgernissen und bewahrte es vor Gefahren. Denn vor der genannten Einsiedlerin fielen oft Steine und Felsblöcke, die vom Abhang des Berges herniederstürzten, auf das Haus. Es sind nämlich die Berge hier zackig wie Zähne, und wenn ein Felsblock sich loslösen würde und herunterfiele, würde er das Haus samt der Kirche zermalmen. Auch die Mauertrümmer der Burg Gintzelburg, die über das Haus auf der Spitze des Felsens hereinragt, haben diesem Haus ziemlichen Schaden getan. Im Jahre des Herrn 1357 war in diesem Haus eine jungfräuliche Einsiedlerin von Blaubeuren, namens Adelhaid, von exemplarisch frommem Wandel, diese wurde (pag. 193) von edlen Frauen, die rings auf den Burgen wohnten, oft besucht.
Damals aber wohnte auf der Burg Gerhausen ein Graf von Helfastein mit seiner Frau, die eine edle Magd, namens Gertrud Schwelkerin, die ihr 32 Jahre lang gedient, als Beschließerin hatte. Diese Gertrud verließ, durch das Beispiel der Schwester Adelhaid bestimmt, die Welt, trat auf alles verzichtend bei der Schwester Adelhaid in das enge Gemach ein und diente mit ihr zugleich Gott. Als aber Adelhaid gestorben war, wurde Gertrud Schwelkerin selbst durch ihre Frömmigkeit berühmt und von vielen Jungfrauen besucht, die ihre Tugenden nachzuahmen wünschten.
Als aber Gertrud sah, daß sie viele Seelen Christo gewinnen und als seine Bräute der Welt entziehen könne, brach sie die enge Hütte ab und baute darüber ein neues Haus, das viele Schwestern faßte. Und es traten in dieses 13 Jungfrauen ein, die ebenso aufs frommste Gott dienten. Aber nach Ablauf einiger Zeit mehrte sich ihre Zahl und das Haus wurde erweitert. Denn viele Bürgerstöchter von Ulm und von andern Gegenden wünschten daselbst Gott zu dienen, und sie wurden so sehr zur Aufnahme der Töchter gedrängt, daß sie gezwungen wurden, eine andere Wohnung zu bauen.
Daher hoben sie im Jahr des Herrn 1477 das alte Haus auf und bauten daneben ein großes und hohes Haus unter Beihilfe des Herrn Abts und Klosters in Blaubeuren und der Ulmer, deren Töchter hier lebten. Ihr altes Haus aber verbanden sie mit dem neuen als Herberge für ihre Gäste und Freunde. Dies geschah aber in dem genannten Jahr unter der gottergebenen und frommen Schwester Adelhaid Aßweldin von Blaubeuren, die damals Mutter des Hauses war und noch heute ist und viele Jahre in großer Ruhe geherrscht hat. Sie ist nämlich eine Frau von besonderer Uneigennützigkeit, Redlichkeit und Frömmigkeit und herrscht wirksamer durch eine gewisse bemerkenswerte Güte, Freundlichkeit und Milde als mancher andere mit Gewalt und Schärfe herrschen könnte. Es sind aber in diesem Hause heute 12 Schwestern an der Zahl eingeschlossen. Von Nichteingeschlossenen ¶