spruchs seiner Brüder zu ertragen hatte, kann nicht leicht erzählt werden. Denn in solcher Gefahr stand sein Leben, daß er insgeheim einen Panzer unter seinem Rock trug und so im Chor, Kapitel und Refektorium an der Spitze seiner ungeduldigen Klosterbrüder stand. Mit großer Mühe also und vielen Sorgen brachte er dieses Kloster zu solcher Vollkommenheit, daß es ein Muster aller Klöster in Alemanien wurde und andere Klöster von ihm aus reformiert wurden, weil es mehrere eifrige und verständige Männer hatte. Auf diesen begnadeten Vater folgte der ehrwürdige Herr Ioannes Palmer, der einige Jahre das Amt versah und dann auf die Leitung ganz verzichtete, da er der Ruhe zu leben wünschte. An seine Stelle trat der ehrwürdige Pater und Herr Konrad Ruch, det: noch heute mit Glück und Nutzen über das ihm anvertraute fromme Kloster herrscht. Den Namen aber hat (pag. 178) dieses Kloster Wiblingen von einem Bach, der an dem Kloster vorbeifließt und Wien 1) heißt, und es wird Wiblingen von «Wien» und «ligen» genannt, weil es an dem Bach Wien liegt.
Kap. 8.
Von dem Kloster Hegbach.
Hegbach (Heggbach), Hettbach, Hebbach oder Hebacht, das Kloster der hl. Jungfrau Maria vom heiligen Cisterzienser Nonnenorden oberhalb Wiblingen, kommt jetzt zur Schilderung. Es ist also das Kloster Hegbach heute durch den Geruch eines guten Rufes überall in Schwaben bekannt und es pflegt mit den eben erwähnten Namen benannt und bezeichnet zu werden und zwar nicht blos zufällig, sondern rechtmäßig. Denn Heggbach heißt es darum, daß der Ort vor der Gründung mit Hecken, Brombeerstauden, Rasen und Dornen dicht bewachsen war und mitten durch das Gesträuch eine kleine und ein Bächlein bildende Quelle floß.
Der Ort bekam seinen Namen von beiden, von den Hecken und dem Bächlein und wurde Heggbach genannt, und noch heute fließt daselbst ein Wasser, wenn auch ein kleines. Oder heißt es Hettbach, wie wenn es nach dem Wunsch genannt würde: «Hätte doch der Ort einen Bach! » Denn fließendes Wasser ist notwendig und nützlich, wo eine Wohnung der Menschen ist;
und als der Ort den Schwestern zu einem Kloster gegeben worden und fast kein Wasser daselbst war, sagten sie kurzweg
und geduldig: «hett
bach! » wie wenn sie sagen wollten: «der Ort gefällt uns schon, wenn
er nur einen
Bach hätte! » Es wird auch Hebbach genannt, denn als die Frauen an den Ort gekommen waren, dingten sie Grabarbeiter
und versuchten mit vielen Kosten und Anstrengungen auf verschiedenen Wegen fließendes Wasser in das
Kloster zu führen, weil für die Frauen Wasser notwendig ist, aber vergeblich strengten sie sich an, und das Land schien
überall die Gewässer
und Bächlein festzuhalten, daß sie nicht flossen.
Daher sagten sie, von vieler Mühe ermattet, auf deutsch (pag. 179): hebbach, hebbach! wie wenn sie sagen wollten: Erde halte fest, daß kein Bach herausfließt. Oder können wir sagen: wie gemeiniglich die Cisterzienserklöster schöne Namen haben von irgend einem ehrbaren Wirken und wenn nicht in gemeinem Deutsch, so doch auf Lateinisch allen ihren Klöstern die für ihre Frömmigkeit passenden Namen gegeben worden sind, wie z. B. das Kloster desselben Ordens in der Nähe von Hegbach Bona Cella genannt wird und gewöhnlich den Namen Gutenzell 2) behielt, so wurde auch
1) Veesenm.: Das Flüßchen heißt jetzt Weihung.
2) An der Roth, westlich von Kellmünz an der Iller. ¶
dieses Kloster genannt: Considera! (Gieb Acht!) in der Volkssprache Hebacht! ein Name, der ihm vielleicht von dem Buch der Betrachtungen (considerationes) des hl. Bernhard beigelegt worden ist. Auch wird es genannt als Kloster der hl. Jungfrau Maria, weil es ihr zu Ehren an einer bergigen, waldigen und einsamen Stelle gegründet worden ist nach Art der ersten Klöster jenes Ordens, der im Jahr des Herrn 1098 begann, lange vor dem hl. Bernhard. Wer aber dieses Kloster gegründet hat, wollen wir jetzt sehen.
Als das bedeutende Kloster Salem 1) gegründet worden war und in diesem ganzen Orden rühmlich genannt wurde und die Klöster schott sehr reich wurden und allzu prächtig waren, verurteilte der ehrwürdige Mann, der Cisterzienser-Abt Stephan das Übermaß der zeitlichen Güter: er rief viele Äbte zusammen, setzte ihnen die Gefahren bei solchem Reichtum auseinander und verfaßte, mit ihnen zusammensitzend und beratend, im Jahr des Herrn 1107 die «Charte der Liebe» 2) die er mit dem Gewicht des apostolischen Siegels versah. In dieser Charte war ein Lobgesang vorne angeheftet. Von dieser Zeit an nun verwarfen sie im Orden Wildschuren und Pelzwerk, wollene Röcke und Kapuzen, Hosen und Brustlatze, Decken und Matratzen in den Betten, verschiedene Gänge der Speisen im Refektorium, Fett und alles, was der Reinheit der Regel widersprach. Sie verwarfen auch Kirchen, Altäre, Opfer, Zehnten und Begräbnisse von andern Leuten, auch Backöfen, Mühlen, Dörfer und Bauern, weil sie weder im Leben (pag. 180) noch in der Regel des hl. Benedikt lasen, daß dieser Heilige dergleichen besessen habe, noch auch daß Frauen seine Klöster betreten haben, oder verstorbene Frauen in seinem Kloster begraben worden seien mit Ausnahme seiner Schwester, der hl. Scholastika.
Dies sagt Sigibot, 3) und es findet sich in spec. hist. parte 2. lib. 27. cap. 1. Solange nun die Cisterzienser unter der eben gegebenen Form lebten, strömte eine solche Menge junger Männer in dem Orden zusammen, daß die Klöster sie nicht fassen konnten. Aber auch Jungfrauen entsagten, durch diese Beispiele getrieben, dem Weltleben und strömten scharenweise bei den Klöstern der Cisterzienser zusammen und baten, daselbst vor den Toren sich niederwerfend, daß sie unter dem Orden stehen dürfen.
Daher wiesen die Äbte, durch die dringenden Bitten der Klopfenden besiegt, ihnen Plätze auf ihren Feldern, Wäldern, Bergen und Tälern an. Zu dieser Zeit wies der Abt von Salem den Jungfrauen mehrere Orte an, in welchen heute hervorragende Klöster sind, für die er zu sorgen hat, darunter das Kloster Hegbach, das in jener Zeit des Eifers seinen Anfang nahm und auf Kosten der Jungfrauen unter Beihilfe des Abts von Salem erbaut wurde. Und es hatte keine anderen Gründer, obgleich die Edlen von Friberg sich den Titel der Gründer darum anmaßen, weil sie daselbst ihre Begräbnisstätten und bestimmte Jahrtage haben.
Endlich aber als der Eifer der Liebe erkaltete, ging auch die Charte der Liebe zu Grund und wurde verworfen und der Orden der Cisterzienser ließ nach und nahm ab, wie auch die übrigen Orden, und viele Jahre blieb der heilige Orden in Auflösung bis auf die Zeiten, da der Orden des hl. Benedikt wieder aufzuleben anfing, damals sind auch die Cisterzienser wieder aufgerichtet worden. In unserer Zeit nun war in Heggbach eine Äbtissin, eine Frau, die jedenfalls des Andenkens der guten Frauen würdig und ohne Zweifel heilig war, Frau Elisabet Krelin, die betrübt über den Zerfall ihres Klosters bei
1) Veesenm.: Im badischen Seekreis nördlich von Meersburg, östlich von Überlingen.
2) Charta caritatis, die erste Festsetzung genauer Vorschriften über die Lebenshaltung der Cysterzienser Mönche.
2) Veesenm.: Er war einer der 3 Brüder von Rugg oder Ruck, die das Kloster Blaubeuren stifteten. ¶