eines Klosters des heiligen Kreuzes vom Orden des hl. Benedikt auf dem Berg neben der Pfarrkirche, um so, nachdem sie ein Pfund, nämlich das Kreuz, empfangen, ihr Pfund nicht nur doppelt, sondern dreifach zurückzugeben, 1) nämlich ihre Seelen für den reinen Glauben, ihre Körper für die heilige Stadt Jerusalem und ihr zeitliches Vermögen für das Grab des Herrn und das heilige Kreuz, insofern sie in den überseeischen Gegenden die (pag. 175) Lästerer des Kreuzes mit dem Schwert töteten und zugleich in ihren Gegenden die Verehrer des Kreuzes zu größerer Liebe zum Kreuz durch den Bau eines Klosters veranlaßten.
Als nun die heilige Stadt Jerusalem durch die Unsrigen befreit und die genannten Grafen gesund und wohlbehalten zurückgekehrt waren, erfuhren sie von den Baumeistern, daß der Bau auf dem genannten Berg sich nicht halten und kein großes Gebäude wegen der sandigen Beschaffenheit des Berges stehen bleiben könne. Darum hielten sie einen Rat und legten den Grund für das Kloster an der Stelle, wo es durch die Gnade Gottes heute steht; und nicht lange nachher spaltete sich der Berg, auf dem sie den Bau angefangen hatten, und ein Teil der Kirche, (welche, wie die Steinmetzarbeit zu beweisen scheint, im Jahr des Herrn 444 erbaut worden war), stürzte mit einem Teil des Kirchhofs jählings zusammen.
Als hierauf weiter hinabgegraben wurde, fanden sich noch menschliche Gebeine, die zugleich mit der Erde hinabrutschten. Denn fortwährend rutscht dieser Berg, daher sagen alte Bauern, er set noch zu ihren Zeiten viel breiter gewesen als jetzt. Darum war nach verständigem Rat die Verlegung des Klosters an eine andere Stelle vorgenommen worden. Ich glaube jedoch, wenn die Verleger gewußt hätten, was jetzt die Väter des Klosters erfahren, daß sie auch an dieser Stelle das Kloster nicht gegründet hätten; denn der Fluß Iller, der zur Zeit der Gründung weit vom Kloster entfernt mitten durch die Fluren herabkam, durchbrach sein altes Bett, wälzte sich im Laufe der Zeit bis an die Mauer des Klosters mit Getöse heran und reißt nun beständig wie ein Räuber und Dieb Land vom Garten weg und dringt bisweilen wie der grausamste Feind in das Kloster selbst ein.
Und wenn nicht das heilige Kreuz stehen bleiben wollte und dem reißenden Strom in den Weg träte, so wäre das Kloster selbst längst ganz zerstört worden. Als daher eines Tages eine Überschwemmung um sich griff, flehten die Brüder von jeglicher menschlichen Hilfe verlassen mit gebogenen Knien und gen Himmel gestreckten Händen die Hilfe Gottes und des heiligen Kreuzes inbrünstiger an, und alsbald erschien als Beistand ein Himmelsbewohner, der gegen das Wasser mit dem Kreuze vorging und die Fluten mächtig von den Mauern zurücktrieb.
Als nun das Kloster gegründet war, beschenkten diese ruhmreichen Herren Otto und Hartmann es selbst mit vielen zeitlichen Gütern ringsum, indem sie auf alle ihre Rechte über dergleichen Güter zu Gunsten des Klosters frei verzichteten. Das Kloster selbst übertrugen sie gar demütig dem Papst Urban II dieses Namens, indem sie auf ihre und ihrer Nachfolger Rechte im Ganzen und im Einzelnen rein und aufrichtig verzichteten (pag. 176). Dies nahm der Papst dankbar an und legte zur ewigen Erinnerung an diese Schenkung dem Kloster auf, daß sie alle Jahre einen zwei Unzen schweren goldenen Dukaten nach Rom in den Schatz des Papstes schicken sollen. Die genannten Grafen Otto und Hartmann aber sorgten mit allem Eifer dafür, daß auch ihre Nachkommen keine Gelegenheit fanden, den Ort zu beschweren und Recht über ihn zu suchen. Daher hinterließen sie einfach ihre Namen, ohne die Benennung der Herrschaft und des Geschlechts zu schreiben,
1) Vgl. Luc. 19, 12. f. ¶
und bezeichneten auch ihre Gräber nicht mit Beifügung ihrer Wappen und besetzten weder die Wände noch die Steine des Klosters
mit ihren Bildern, wie die Jetzigen es machen. Und so demütig hinterließen sie ihr Andenken, daß es bei mehreren in Zweifel
gezogen wird, ob es die Grafen von Kirchberg
gewesen seien oder nicht. Ich glaube jedoch ohne Bedenken,
daß es die verständigen, erlauchten und gottesfürchtigen Grafen von Kirchberg
gewesen sind, die gar wenig darum sorgten,
daß ihre Namen in ihrem Gebiet genannt würden. In den vergangenen Jahren aber sind, wie ich gehört habe, Urkunden in Ottenbüren
aufgefunden worden, in denen die Namen der beiden Grafen von Kirchberg
Otto und Hartmann standen.
Der erste Abt dieses Klosters war ein heiliger und überaus frommer Mann, Herr Werner von Ellerbach, 1) edel von Geschlecht und noch weit edler durch seine Frömmigkeit. Weil dieser Abt sehr fromme Mönche unterhielt, war er von vielen gottergebenen Jungfrauen gebeten worden, er möchte auch ein Kloster oder eine Klause für sie neben seinem Kloster bauen. Ihren Bitten nun geneigt, schuf er zur Seite des Klosters eine Klause, in der lange Zeit eine Vereinigung (congregatio) frommer Jungfrauen neben der Kapelle der hl. Jungfrau Maria war, die heute noch auf dem Kirchhof steht, in dem die Begräbnisstätte der genannten Schwestern war, unter denen viele heilig gewesen sein sollen.
Denn von Alters her bis auf die neueste Zeit besuchen viele Leute aus Ulm und andern Bezirken diese Kapelle zu Ehren der drei Jungfrauen, die man die drei heiligen geheimen oder verborgenen Jungfrauen 2) nennt. Es blieb aber diese Kongregation der Schwestern in emsigem Dienst Gottes bis zum Abfall der Brüder, und als diese in der Frömmigkeit lau wurden, löste sich die Kongregation der Schwestern auf. Denn die Brüder begannen da und dort Gesellschaften zu besuchen und sich unter sie zu mischen, besonders mit den Brüdern ihres Ordens vom Kloster Reichenau, die den Genüssen in Ulm sich hingaben und die von Wiblingen und Elchingen einluden, daß sie ihre Gehilfen in der Verschleuderung der Güter von Reichenau wären, die sie in Ulm hatten. Und in solche Schamlosigkeit gerieten (pag. 177) die Mönche, daß sie an Schauspielen der Weltlichen, Lanzenstechen, Tänzen und Hochzeiten teilnahmen.
Und es stand die heilige Frömmigkeit des verewigten Benedikt fast überall stille unter solchem Leichtsinn bis auf die Zeit, als von der Menschwerdung des Herrn 1412 Jahre gerechnet wurden, in dem Jahre da ein neues Gestirn zu leuchten anfing, nämlich der hochberühmte Mann Herr Ludwig Bembus, ein Patricier von Venedig, vom Orden des hl. Benedikt, der eifrige Männer seines Ordens um sich sammelte, die besonders fromme Kongregation der hl. Justina in Padua gründete und die in ihren Bauten und kirchlicher Zucht gesunkenen Klöster wieder aufrichtete und reformierte.
Nach dem Beispiel nun dieses ansehnlichen Mannes, des Herrn Ludwig, begannen viele Klöster in der Welt durch ihre Prälaten und Äbte reformiert zu werden; unter diesen legte zuerst in ganz Schwaben der ausgezeichnete Mann Herr Ulrich Hablitzel die Hand an den Pflug und reformierte sein Kloster in Wiblingen im Jahr des Herrn 1435, 23 Jahre nach der ersten Reformation, die in Padua bei Sankt Justina in Kraft trat, als die ersten Reformatoren noch am Leben waren. Welche Schwierigkeiten aber dieser ehrwürdige Pater Ulrich bei der Reformation seines Klosters wegen des Wider-
1) Ellerbach = Erbach, Schloß der Freiherrn von Ulm-Erbach.
2) Drei Mädchen von Toulouse bestatteten den Leichnam des hl. Saturnius. Dafür mußten sie selbst das Leben lassen. 14. Oktober ca. 250. (Kerler, Patronate der Heiligen.) ¶