die draußen im Kloster abzuhaltende nächtliche Mahlzeit (pag. 164). Und so verließen sie die Stadt mit fröhlichem Sinn und schwindelndem Kopf, und wenn sie durch die Fluren hinabkamen, erduldeten sie oft große Schwierigkeiten in den Gräben der Wiesen, so daß sie manchmal im Kot stecken geblieben wären und nicht hätten herauskommen können, wenn sie nicht eine Stärkung aus den Flaschen genommen hätten. um dieser und anderer Dinge willen wurde der Orden des verewigten Benedikt zu diesen Zeiten überall nur allzusehr gering geschätzt. Daher nahmen weltliche Herren, die mit dem Unglück des Ordens mitzuleiden hatten, manche Klöster in ihre Hand und vertraten die Stelle der Äbte, der Pröbste und der Prioren. Denn auch Elchingen, von dem wir reden, stand einige Jahre unter der Herrschaft weltlicher Herren ohne Abt und Adel so viele Jahre der Verwahrlosung anheim. - Sechstens und zuletzt bleibt noch übrig, von Elchingen zu sehen, wann und wie die Frömmigkeit und die Ordnung des Klosters mit der merklichen Zunahme der zeitlichen Dinge und der Vermehrung nützlicher Personen wieder aufblühte. Im Jahre des Herrn 1412 nämlich begannen dem Orden des heiligen Benedikt die Hörner wieder zu wachsen.
Denn der ausgezeichnete Mann Herr Ludwig Berber Bembus?), 1) ein Mönch desselben Ordens zu St. Justina von Padua, stiftete die Kongregation von St. Justina, 2) in die viele sehr fromme Männer zusammenströmten, welche da und dort die zerfallenen Klöster wieder aufrichteten und eine Reformation des Ordens einführten. Viele Äbte aber, die die Unterwerfung unter die Klosterregeln (Observanz) fürchteten, begannen von sich aus wachsamer zu regieren, damit sie nicht der Nachlässigkeit beschuldigt und reformiert werden könnten.
Daher fingen sie an, die verfallenen Stätten wieder aufzurichten und setzten, nachdem sie Mönche zusammengebracht hatten, Äbte über die Orte, die Dinge leer geblieben waren, und nahmen den viele Jahre unterbliebenen Gottesdienst wieder auf, war nicht aus Frömmigkeit, sondern um einen einleuchtenden Grund zur Ablehnung der Reformation zu haben. Und zu dieser Zeit wuchs auch Elchingen zu einer Klostergemeinschaft wieder auf, hatte einen Abt, übte den Gottesdienst aus und begann im Zeitlichen wieder zu erstarken.
Doch lebten sie ohne die Ordensgebräuche und wünschten auch nicht, daß die Ordensregeln beobachtet werden bis auf die Zeiten des Herrn Abts Zwirmar, der im Jahr des Herrn 1450 Abt war. Diesem verehrungswürdigen Mann rührte Gott das Herz und er begann an die Reformation zu denken und sie zu betreiben. Daher schickte er junge Männer zum Studieren aus und wies sie nach reformierten Orten, damit sie lernen sollten, was sich für Ordensleute zieme. Als er diese zurückberufen hatte, nahm er unter dem Beistand des hl. Christo verehrungswürdigsten (pag. 165) Herrn Peter von Schonberg, Kardinals und Bischofs von Augsburg und Abts von Wiblingen, die Reformation des Klosters vor.
Aber weil er alt war und den Brüdern und Klosterleuten nicht folgen konnte, gedachte er sein Amt niederzulegen, unfern ein junger und tätiger Mann eingesetzt würde, der das Kloster zu regieren verstände und vermöchte; und weil er ohne Zustimmung und Erlaubnis des Herrn Ordinarius von Augsburg die Niederlegung seines Amtes nicht ausführen konnte, ging er nach Dillingen zu dem Herrn Kardinal hinab und setzte ihm seine Absicht auseinander. Der Herr Kardinal wollte aber nicht, daß er verzichte, sondern ging in Person nach Elchingen hinauf und visitierte für sich das
1) Cf. pag. 177 - andere nennen ihn Barba.
2) Später Kongregation von Monte Cassino genannt. ¶
Kloster, indem er alles einzeln durchforschte. Nachdem er dann die Visitation vollendet hatte, gewährte er die Bitte des Abtes, der sein Amt freiwillig in die Hände des Herrn Kardinals und des Klosterkonvents niederlegte und auf seine Würde verzichtete. Nachdem nun der Abt sein Amt niedergelegt hatte, forderte der Kardinal die Mönche auf, sie sollen sich nach einem andern Haupt umsehen, nach einem frommen und tüchtigen Mann, und setzte ihnen drei Wege des Rechts einen Prälaten zu wählen auseinander: sie sollten wählen entweder durch allgemeine Inspiration, oder durch Kompromiß 1) oder durch Scrutinium.
2) Es wurde nun der mittlere Weg des Kompromisses einstimmig von allen gewählt, und auf drei Personen vereinigte sich der ganze Konvent, nämlich aus den verehrungswürdigen Herrn Peter von Schonburg, Kardinal und Bischof von Augsburg, ferner Herrn Ulrich Hablitzel, Abt in Wiblingen, und auf Herrn Leonhard Gossel, Vikar des Bischofs von Augsburg. Als nun der Tag bestimmt und die Messe der Sitte gemäß gefeiert und alles, was von Rechtswegen zu beobachten ist, richtig und feierlich beobachtet war, schritten die drei eben genannten Herren zur Wahl und wählten einstimmig zum Abt von Elchingen den verehrungswürdigen Mann Herrn Paul Kast von Ulm aus der ehrbaren nicht ganz geringen Familie der Ulmer Kast, aus der auch der vorhergehende Abt Herr Friederich gewesen war.
Und obwohl der genannte Herr Paulus noch ein junger Mann war, der ja erst neulich von der Universität Wien gekommen war und seine Primiz gefeiert hatte, so glaubte man doch, daß er das Herz eines Alten im Busen trage und seinem Verstande nach zu verehren sei wie ein Graukopf (pag. 166). Deshalb war er auch vor vielen Älteren im Jahr des Herrn 1461 am 4. Tag des Monats Januarius gewählt worden und regiert bis heute 28 Jahre lang glücklich, so lange es Gott gefällt. Denn gleich nachdem er gewählt worden war, begann er nicht lässig zu handeln, sondern trachtete mit voller Anstrengung nach der Wiederherstellung des Klosters in frommen Personen, in Gebäuden und in zeitlichen Gütern.
Wie viel aber das Kloster Elchingen unter diesem verehrungswürdigen Mann in Frömmigkeit, gutem Ruf, Personen, Reichtum und Gebäuden gewann, davon reden laut, wenn auch der Mund schweigen würde, seine Werke und zeugt der Erfolg, und es ist bei mir kein Zweifel, daß von der ersten Einrichtung dieses Klosters an es niemals so ruhmvoll und gerühmt gewesen ist, wie heute. Denn von Grund aus erneuerte der treffliche Mann die Gebäude des Klosters, die bis auf seine Zeiten eng und schlecht angelegt gewesen waren, und vollendete es in so prächtiger und herrlicher Arbeit, daß es nicht ohne Staunen gesehen werden kann.
Jedoch noch viel mehr und dem Kloster Nützlicheres, was nicht mit Augen gesehen wird, wurde durch den Eifer dieses Mannes mit erworben. Dazu verfügte wegen der hohen Verdienste dieses Prälaten und des offenbaren Rufs seines Klosters der allerheiligste Vater, der Herr Papst Sixtus, der vierte dieses Namens, gewisse besondere Privilegien und geistliche Gnaden. Und der durchlauchtigste Kaiser Friedrich III nahm dieses Kloster von Neuem in Schutz und überließ ihm große, durch kaiserliche Siegel auf immer bewilligte Prärogativen. Aus diesem Kloster endlich wurden zu unserer Zeit an andere bedeutende Orte Prälaten gewählt und manche Klöster durch Väter, die aus ihm genommen waren, reformiert. Vor allem aber besonders
1) Beim Kompromiß übertragen die Wählenden ihr Wahlrecht auf Einen oder mehrere, die dann die Wahl vollziehen.
2) Scrutinium, die Wahl durch versiegelte Stimmzettel oder Kugelung. ¶