und von diesem reich beschenkt kehrte er in seine Heimat nach Ulm zurück, beladen mit Gold und Silber, mit Kriegsruhm und Ehren geschmückt. Aus dieser edlen Familie brachte einer bei dem letzten Zug gegen die Böhmen aus seine eigenen Kosten Knechte, Rosse und Wagen auf und sie zogen als Teilnehmer gegen die Ungläubigen mit dem Heere des Herrn Pfalzgrafen vom Rhein und so sorgten sie getreulich für alle Kriegsbedürfnisse, Zelte, Waffen und Proviant und leisteten auch dem Pfalzgrafen in vielem Vorschub.
Auch in Schlachten kämpften sie für das Beste des Vaterlandes und viele von ihnen wurden, wie man auf den Epitaphien ihrer Gräber liest, getötet. Von dieser Familie hatte von Anfang an, da die Bürgerordnung begann, bis jetzt fast immer einer ein höheres Amt in Ulm inne. Auch regierten die Krafft mit großer Ruhe. Heute aber gilt diese Familie, geleitet und erhalten durch die göttliche Vorsehung, für berühmt durch Reichtum, Ehren und Zahl ihrer Mitglieder. Es gibt aber außer unseren Krafft noch andere Adelige und Reiche dieses Namens, die andere Wohnsitze und andere Wappenzeichen haben; von diesen zu reden liegt nicht in meiner Absicht.
(pag. 82. )
Ehinger.
Wo die hochberühmte und wohlhabende Ulmische Familie der Ehinger anfänglich ihren Ausgang genommen habe, darüber hat die lange Folge der Zeiten Vergessenheit und Zweifel gebreitet. Denn einige sagen, sie haben einst Egrenser, in der Volkssprache Egrer, geheißen darum, daß sie zuerst von Eger, einer Stadt in der Lausitz, nach Franken sich begeben haben und von da nach Schwaben ausgewandert seien und in Ulm sich niedergelassen haben. Wenn die Leute, die solches sagen, dies nur aus dem Namen erjagen, so stützen sie sich fürwahr auf ein schwaches Fundament, denn so könnten wir vermuten, daß sie aus Ägea, einer sehr berühmten Stadt der Provinz Cilicien, nicht weit von Tarsus, dem Gütchen des hl. Paulus, stammen, oder von einer der Inseln des ägeischen Meeres, durch welche dieses Meer besonders berühmt ist.
Einige sagen, die Ehinger seien vor Alters ein Teil der Familie Egen gewesen, die in Augsburg wohnt; von dieser losgetrennt und abgesondert haben sie für sich einen anderen Namen angenommen, so wie es auch die de Argo (von Argen) gemacht haben, die von derselben Familie der Egen abstammen. Andere glauben, die Echinger seien nach einer Stadt Echingen (Ehingen) in einer Provinz des Herzogs von Östreich genannt worden, aber durch welchen Vorfall, sagen sie nicht. Die übrigen behaupten, daß sie von Ehingen, einem Dorf in Rhätien bei Öttingen, Ehinger genannt worden seien. So sagen die einen dies, die andern das, weil diese Familie groß ist und einen Namen in Schwaben hat, und über ihren Ursprung wundern sich viele, daß er, obwohl sie die Sitten hoher und berühmter Adeliger haben, umsichtigen Männern zweifelhaft ist.
Denn meistens sind sie verständig und beredt, reich und freigebig, mächtig und gebildet, was wahrhaft Eigenschaften der Adeligen sind. Über ihren Ursprung werde ich das, was ich aus alten Urkunden erfahren und von den Älteren dieser Familie gelernt habe, berichten. Vor allem also sage ich ohne Bedenken, daß diese Familie den Keim eines alten Adels enthalte, lange vor dem jetzt vorhandenen Gemeinwesen der Ulmer, und andere Wohnsitze in weit entlegenen Gegenden gehabt habe. Und erst nach langer und verschiedener Umdrehung des Schicksalsrades wurden sie, ¶
ihrer heimatlichen Sitze beraubt, durch Gottes Vorsehung der Stadt Ulm geschenkt, in deren Schoß sie heute noch ihren Wohnsitz haben. (pag. 83).
Es ist aber diese Familie zweifach geteilt. Von einem Teile glaubt man, daß er aus Ehingen in Rhätien stamme, oder, um es richtiger zu sagen, daß das Dorf von ihnen seinen Ursprung habe; in diesem Dorf ragen noch heute Ruinen von alten Mauern hervor, die Reste einer Burg und der Wohnsitze der Herren von Ehingen, aus denen sie durch die Gewalt der Kriege vertrieben die Höfe von Fürsten und Grafen aufsuchten, indem sie mit den Waffen Kriegsdienste leisteten, und einer von ihnen schloß sich an die edlen Grafen von Helfastein an, indem er ihnen mit seinen bewaffneten Knechten diente.
Dieser ließ sich, nachdem er eine adelige Frau genommen und Kinder bekommen, auf einer Besitzung der Herren Grafen von Helfastein nieder, dem Dienste der Grafen obliegend; es war aber diese Besitzung nicht weit von dem Dorf Herbrechtingen, wo der ebengenannte Ehinger in dem Kloster der regulierten Kanoniker eine Kapelle erbaute und für sich und seine Nachkommen eine Begräbnisstätte errichtete, indem er Messen, Lampen und ewige Almosen stiftete, wie es die Sitte der großen und reichen Adeligen ist.
Als aber mehrere Jahre vorübergegangen waren und die Ehinger willkommene Dienste den genannten Grafen leisteten, erhob sich eines Tages am Hofe der Herren von Helfastein ein Aufruhr, bei welchem einer der Grafen getötet wurde. Die übrigen Grafen aber wüteten, und alle, die bei diesem Tod zugegen gewesen waren, Schuldige und Unschuldige, wurden gefoltert und getötet.. Darum ergriffen fast alle Adelige ihres Hofes die Flucht und verließen sie; unter diesen flohen auch die Ehinger, für ihr Leben besorgt, und einer von ihnen, und zwar einer der Vornehmsten, floh nach Mailand in der Lombardei und verlegte seinen Wohnsitz von hier dorthin.
Als aber die Mailänder die Geschicklichkeit des Mannes für das Kriegswesen sahen, warben sie ihn um Sold an und er wurde bei ihnen gar teuer und wert gehalten. Als nun der Kaiser nach Schwaben kam und von dem Fall der Grafen und der Verbannung der Adeligen hörte, rief er die Adeligen selbst zurück und wies ihnen bestimmte Orte seines Gebietes an. Jenen berühmten Ehinger aber wies er der Stadt Ulm zu und befahl ihren Einwohnern, ihn aufzunehmen, als Adeligen zu behandeln und vor allen Feinden seines Lebens zu schützen. Und so kam er mit den Seinigen nach Ulm und nahm eine aus dem Geschlecht der Rubiani, zu deutsch der Rote, zur Frau. Damit nahm die Linie der Ehinger in Ulm ihren Anfang. Ihre Begräbnisse aber und Jahrtage stifteten sie bei den Prediger-Brüdern (pag. 84) mit vielen Pfründen, Messen, Lampen und Almosen, wie es noch heutigen Tages ist. Und weil diese Ehinger von Mailand nach Ulm kanten, werden sie von allen heute noch Ehinger von Mailand genannt. Aus diesem Geschlecht waren in unserer Zeit mehrere Bürgermeister, wie Walther Rymilius und Jakob 1) und der Sohn des vorgenannten Jakob, der bedeutende Mann Johann Ehinger.
Der zweite Teil der vorgenannten Familie der Ehinger war folgendermaßen eingereiht worden. Es waren in der Gegend von Franken berühmte Adelige, eben so wie auch die ersten Ehinger genannt, nur wenig im Wappen von ihnen verschieden, ihnen jedoch gänzlich unbekannt. Sie hatten aber ihren Sitz auf einer Burg der Diözese Bamberg und hatten vom Bischof von Bamberg selbst Lehen, wie sie die Adeligen zu haben pflegen, und auch einige
1) Andere Lesart: Walther, Rymilius und Jakob. Rymilius vielleicht = Remigius. ¶