Hochzeiten, Gelagen und allen Vergnügungen hin und machten einen solchen Aufwand, Tag war, an dem nicht ein Dorf oder Zehenten drauf ging. Und hiemit geriet der solche Schulden in Ulm, daß es sich nicht mehr um das Vermögen des Abtes in Ulm handelte, sondern schon sein Vermögen außerhalb auch fern von Ulm in Frage kam. Hiebei räumte er dem Schultheißen und dem Rat vieles ein und gab es hin, und gezwungen verzichtete er beständig auf seine Rechte, aber er verkaufte auch seinen Hof, den Grienenhof, den Bürgern, die aus dem Garten einen öffentlichen Platz machten, auf dem Gemüse und Früchte verkauft wurden, und aus der Scheuer, die jetzt das Haus des Wilhelm Lew ist, machten sie eine Zeche oder Schenke der Bürger. Es blieb aber dieser Platz ein Markt von verkäuflichen Dingen bis zur Erweiterung der Stadt.
Dies alles aber trieb nicht ein Abt, sondern mehrere nach und nach, und die Sache kam zu solcher Verkehrtheit, daß, wenn ein Abt gestorben war, die Ulmer beförderten, wen sie wollten, sie die keinen dem Kloster Nützlichen, sondern einen ihrer Stadt Ergebenen wählen ließen. In solcher Verachtung aber und Geringschätzung begannen die Äbte von den Ulmern gehalten zu werden, daß, wenn ein Stadtpfarrer gestorben war, sie selbst einen wählten und zu seiner Bestätigung und Einsetzung an den apostolischen Sitz schickten, und nicht an den Abt, den es von Rechts wegen anging. Denn bei diesem allem taten die Ulmer faktisch vieles, was den heiligen Regeln und Gesetzen entgegen war, und die Mönche hatten das Recht für sich, aber sie waren nachlässig, furchtsam und schläfrig. Den Wachenden aber und nicht den Schlafenden kommt das Recht zu Hilfe [wie es heißt inst. I. 4. tit. 6. § 6 si quis in fraudem creditorum... et sequ. digest. I. 42. tit. 8, 10 si quis (pag. 27) cum pupillo].
Als sie aber viele Güter verschleudert und Rechte verloren hatten, wurden den Mönchen die Augen geöffnet und sie begannen mit den Ulmern zu streiten und zu prozessieren und sich neue unnütze Kosten zu machen; und so standen sie viele Jahre im Zwiespalt. Daher waren die Ulmer 14 Jahre lang wegen der Mönche in apostolischer Excommunikation, und doch konnten sie nicht diesen Mönchen geneigt gemacht werden, sondern bemühten sich inständig behn Papst und Kaiser, daß sie von ihnen befreit werden, was jedoch auf keine Weise geschehen zu können schien.
Endlich aber wurde ein Weg zu ihrer Befreiung gefunden durch eine seine Rechtsanwendung, worüber eine lange Abhandlung abzufassen wäre, und die Ulmer wurden von den Mönchen befreit und die Mönche von ihnen, und die Ulmer gaben ihnen flugs nicht wenig Gold, nämlich 24,000 Gulden und kauften alle ihre Rechte und Güter in der Stadt Ulm und im Umkreis von 4 Meilen zurück, und diesen Rückkauf bestätigten Konzil, Papst und Kaiser durch feierlichste Urkunden und Siegel mit der Unterschrift vieler Fürsten.
Und dieser Rückkauf wurde vollendet in unserer Zeit. Und nicht lange nachher hätten die Ulmer, wenn sie doppelt so viel an Gold gegeben hätten, wegen der Veränderung der Verhältnisse nichts ausgerichtet. Daher nahm bei dem Abt und den Mönchen eine gewaltige Erbitterung zu, daß sie Güter von solchem Wert so beispiellos billig verkauft haben. Der ehrwürdige Herr Heinrich Neithart, Doktor der heiligen Regeln und Gesetze, war der erste neue Ulmer Stadtpfarrer, den die Ulmer Herren dem ordentlichen Herrn Bischof von Constanz zur Einsetzung präsentierten. Ferner standen bei diesen Streitigkeiten der Ulmer mit den Mönchen die Ritter und die Städter Schwabens den Ulmern mit Rat und Tat bei, ermutigten und bestärkten sie. Auch verlegten mehrere vom Adel ihre Wohnsitze nach Ulm und blieben ihre Mitbürger. Unter ¶
diesen war einer, der einäugige Graf von Werdaberg, welcher, da er keine Hoffnung auf Nachkommenschaft hatte, all das Seinige verkaufte und um das erhaltene Geld von den Ulmern, was für ihn und 6 Personen zum Lebensunterhalt gehörte, kaufte (pag. 28) unter der Bedingung, daß er mit den Seinigen in jeder Herberge, wo es ihm gefalle, bleiben und nach Gefallen die Herberge wechseln könne, für diese Bedingung fügte er noch viel Geld hinzu. Er war nämlich ein Mann, der an Neuigkeiten seine Freude hatte, und wo er nur von der Ankunft Adeliger und Fremder hörte, da trat er ein und verzehrte etwas, um Neuigkeiten zu hören.
Daher wurde es bei Adeligen, welche nach Ulm gehen wollten, zum Sprichwort, sie gehen an den Hof des Grafen von Werdaberg. Diesen Spott begannen diese Grafen übel zu nehmen und schlossen mit den Ulmern einen Vertrag, daß sie außerhalb der Stadt Ulm eine für den Grafen passende Wohnung bauten und genügende Vorsorge trafen, um den Grafen als ihren Blutsverwandten zu ernähren, und zum Ersatz für das gebaute Haus drei Personen von seinem Lebensunterhalt abzogen. So bauten also die Ulmer ein schönes Haus für den Grafen am Ufer der Blau unterhalb der Stadt in der Vorstadt, und in diesem Haus aß, trank und schlief er, solange er lebte.
Man sagt aber, daß ein Adeliger, der in der Stadt in dem festen Haus wohnte, das jetzt Georg Strölin bewohnt, mit diesem Grafen im Zwist war, und daß sie sich mit Wurfspießen von Haus zu Haus beschossen, was möglich ist, weil sie nicht weit von einander entfernt sind. Als aber der Graf und alle seine Tischgenossen gestorben waren, fiel dieses Haus wieder an die Ulmer, und einer namens Behem kaufte es von den Ulmern, und seine Nachkommenschaft besaß das Haus über 200 Jahre.
Als endlich die Stadt erweitert wurde, wurde es in die Mauern hereingezogen. Als hierauf zu unserer Zeit die Ulmer das Haus zurückkauften, machten sie es zu einer Werkstatt für die Stadt, in der die Gefässe gemessen wurden, und es wird allgemein die Eich genannt. In einem andern, oben genannten Haus aber, welches der Hof der Bürger Strölin ist, machten die Bürger einen Hof für den Kaiser, der bis heute der Kaiserhof 1) oder Königshof genannt wird. Als daher im Jahr des Herrn 1473 die Ulmer Friedrich dem III. den Eid auf dem Markt vor dem Rathaus, wie es jetzt die Gewohnheit ist, leisten wollten, wurden sie gefragt, ob sie nicht in dem Königshof es tun wollen, wie sie es vor Alters zu tun gepflegt hatten. Sie antworteten, der Stand der Stadt sei seit der Erweiterung der Stadt verändert und die Stätte des Eides an den öffentlichen Platz verlegt worden, wo sie den Markt von Neuem erbaut (pag. 29) hatten. Denn vor der Erweiterung der Stadt hatte die Stadt ein anderes Aussehen, und es war kem Platz vor dem Rathaus, sondern in den Vorstädten waren Märkte und auf dem Platz vor der Kapelle des heiligen Ägidius, seitdem sie ihn von den Mönchen gekauft hatten. Und soviel von dem zweiten Hauptstück.
1) Jetzt der Neue Bau. ¶