Korrekturen, Liniirung etc. Hierfür verwendete man früher vielfach Auszüge von Cochenille oder Rothholz für rothe Tinten; für blaue wiederum Lösungen von Indigokarmin oder Berliner Blau; für grüne Indigo mit Kurkuma u. s. w. Nach Entdeckung der prächtigen Theerfarbstoffe nimmt man diese ganz allgemein zur Herstellung farbiger Tinten. Neuerdings werden sogar von den Anilinfabriken sog. Tintenextrakte in den Handel gebracht, welche in Wasser gelöst sofort prächtig gefärbte und sehr schön fliessende Tinten liefern, die sich noch obendrein durch grosse Billigkeit auszeichnen. Diesen Extrakten ist das nöthige Gummi gleich zugesetzt. Will man derartige Tinten selbst aus wasserlöslichem Anilin herstellen, so rechnet man auf 1 kg Flüssigkeit ca. 30 g Gummi Arabicum und je nach der Ausgiebigkeit 3-10 g Anilin. Für Roth eignet sich am besten Eosin; für Violett das Jodviolett; für Blau das Lichtblau.
Ueber unauslöschliche und sympathetische Tinten bringen wir das Nähere bei den betreffenden Vorschriften.
E. Dieterich in Helfenberg hat über die Darstellung der Gallustinten zahlreiche Versuche angestellt und die Resultate in verschiedenen Vorschriften niedergelegt. Dieselben liefern gute, wenn auch noch nicht tadelfreie Tinten. Er geht bei seinen neuesten Vorschriften davon aus, das Eisentannat durch Kochen mit einem Ueberschuss von Gerbsäure in Lösung zu bringen. Entgegen seinen früheren Vorschriften hat er das Eisenoxydulsalz verlassen und wendet jetzt von vornherein ein Eisenoxydsalz an. Durch diese Methode entstehen zwei Nachtheile. Einmal das dabei nothwendige Kochen, eine Operation, die allerdings im Kleinen leicht ausführbar, bei dem Grossbetrieb aber doch manche Schwierigkeit hervorruft. Zweitens enthält die Tinte einen so bedeutenden Ueberschuss an Gerbsäure, dass sie auf den Federn beim Antrocknen dicke Krusten hinterlässt. Dieser Uebelstand, der sich wohl durch sehr sorgfältiges Abreiben der Feder nach dem Schreiben ziemlich unschädlich machen liesse, ware gern hinzunehmen, wenn dadurch ein weiterer Zusatz an freier Säure vermieden werden könnte; dies ist aber nicht der Fall, denn Dieterich lässt zu jedem Liter fertiger Tinte noch 0,5 g konzentrirte Schwefelsäure setzen, eine Säuremenge, welche die Federn sehr stark angreift und sie sehr bald kratzen macht.
Der Verfasser hat die Vorschriften nach verschiedenen Seiten hin einer eingehenden Prüfung unterzogen. Zuerst sollte festgestellt werden, ob das Oxydsalz vor dem Oxydulsalz irgend welchen Vorzug verdiene, und, wenn dies nicht der Fall, ob dann bei einer Oxydultinte das Kochen von irgend welchem Nutzen sei. Zu diesem Zweck wurden 3 nicht mit Anilinpigment gefärbte Tinten hergestellt. No. 1 genau nach der D.'schen Vorschrift. No. 2 in gleicher Weise durch Kochen, jedoch nicht mit Oxydsalz, sondern mit einer berechneten Menge Oxydulsalz. No. 3 die gleichen Verhältnisse wie No. 2, aber ohne Kochung.
Mit diesen 3 Tinten wurde auf gleichem Papier geschrieben und die Schriftzüge einer gleichen Belichtung ausgesetzt. Hierbei zeigte sich, dass die Oxydultinten 2 und 3 sich völlig gleichmässig verhielten, und dass die anfangs sehr blassen Schriftzüge rascher dunkler wurden, als dies bei der Oxydtinte der Fall war. Nach dieser Seite konnte von einem Vorzug der Oxydtinte vor der Oxydultinte nicht die Rede sein. Es galt nun weiter festzustellen, ob ein solcher Vorzug stattfinde, in Bezug der Haltbarkeit der Tinte selbst und der Dauerhaftigkeit der Schriftzüge. Zu diesem Zweck wurden die 3 Tinten in gleicher Weise mit Anilinblau aufgefärbt, mit allen 3 Schriftproben gemacht und dann die 3 Tinten in verschlossenen Flaschen 3 Monate bei Seite gesetzt. Alle 3 zeigten nach dieser Zeit in den Flaschen einen ziemlich geringen Bodensatz, der in erkennbarer Weise bei allen etwa der gleiche war. Die Schriftzüge, die ebenfalls 3 Monate einer vollen und gleichen Belichtung ausgesetzt waren, zeigten einen entschiedenen Vorzug der Oxydultinte vor der Oxydtinte, und zwar erschien die Schrift mit der kalt bereiteten am schwärzesten.
Durch diese Versuche glauben wir festgestellt zu haben, dass sowohl das Kochen, sowie die Benutzung des theuren Oxydsalzes an Stelle des billigeren Oxydulsalzes keine besonderen Vortheile bietet. Es wurde nun weiter versucht, ob nicht die Menge der Gerbsäure und der freien Säure sich herabmindern liesse, ohne dass dadurch die Güte der Tinte wesentlich beeinträchtigt würde. Die Gerbsäuremenge wurde von 60,0 per Liter auf 40,0 herabgesetzt, auch die Menge des Oxydulsalzes verringert. Ferner die 0,5 g Schwefelsäure durch 15,0 Holzessig ersetzt. Das Resultat war ein durchaus günstiges; die Tinte hat sich gleich gut gehalten und die Schriftzüge wurden gleichgut schwarz.
Kurz nach Beendigung dieser Untersuchungen wurden uns die Veröffentlichungen der Herren Schluttig und Neumann (veranlasst durch die Firma Leonhardi in Dresden) über eine den gesetzlichen Anforderungen entsprechende Gallustinte bekannt. Die Herren kommen in ihrer Vorschrift den von uns entwickelten Ideen sehr nahe, auch sie benutzen das Oxydulsalz, setzen den Gerbsäuregehalt noch weiter herunter als wir es gethan und unterscheiden sich nur dadurch, dass sie durch den Zusatz von 10,0 Salzsäure per Liter eine stark saure Tinte herstellen und dass sie einen Theil der Gerbsäure, in Nachahmung eines wirklichen Galläpfelauszuges, durch Gallussäure ersetzen. Die nach dieser Vorschrift bereitete Tinte fliesst sehr schön aus der Feder und wird schön schwarz. Wir halten den Zusatz von Gallussäure, die bedeutend theurer ist als Gerbsäure, in einer mit Anilinpigment gefärbten Oxydultinte für überflüssig; viel mehr würde ein solcher gerechtfertigt sein, wenn man die Tinte nicht auffärbte, da die Tinte dann früher dunkler erscheinen würde als ohne diesen Zusatz. Reine Gallussäurelösung, mit reinem Eisenoxydulsalz zusammen gebracht, giebt eine tief indigoblaue Lösung, doch erscheinen die damit gemachten Schriftzüge immerhin noch sehr blass und werden auch