vergilbt. In diesem Umstand liegt die Ursache begründet, dass selbst Gallustinten nach verhältnissmässig kurzer Zeit auf dem Papier gelb werden.
Viele Fachkenner wollen behaupten, dass das verhältnissmässig rasche Verblassen der Schriftzüge, bei sonst guten Tinten, vielfach in der heutigen Bereitungsweise unseres Schreibpapieres begründet sei. Dadurch, dass bei der Bereitung des Papiers grosse Mengen von Chlor zum Bleichen der Fasern benutzt würden, blieben immer Spuren desselben im Papier zurück, welche eine schnellere Vergänglichkeit der Schriftzüge bedingten.
Kommt es mehr auf grosse Billigkeit der Tinten als auf Dauerhaftigkeit der Schriftzüge an, so verwendet man vielfach die sog. Chromtinten. Sie werden bereitet durch Zusatz kleiner Mengen von Kaliumchromat zu einer Abkochung von Blauholz, oder einer Auflösung von Blauholzextrakt. Derartige Tinten haben den Vorzug, vollständig säurefrei zu sein, sie fliessen ferner gut aus der Feder und eignen sich daher vorzüglich als Schultinten. Die Beständigkeit der mit ihr hergestellten Schriftzüge ist allerdings etwas geringer als bei der Gallustinte, doch lässt sich dieser Uebelstand auf ein Minimum beschränken, wenn man Folgendes beachtet: 1. darf man niemals doppelt- sondern nur einfach chromsaures Kali verwenden, und 2. auch von diesem letzteren nur so viel als eben hinreicht, um eine tief blauschwarze Färbung in der Flüssigkeit hervorzurufen. Wir bringen weiter unten eine Vorschrift für eine derartige Chromtinte, die per Liter nur wenige Pfennige kostet. Wir haben damit Geschriebenes 3 Monate lang dem vollen Tageslicht ausgesetzt und zwar so, dass die Sonnenstrahlen direkt darauf fielen. Trotzdem sind die Schriftzüge in kaum merklicher Weise abgeblasst.
Die eine Zeit lang so sehr beliebten Alizarintinten trugen ihren Namen sehr mit Unrecht, da sie mit Alizarin, dem Farbstoff des Krapps, absolut nichts zu thun hatten. Sie waren Gallustinten, bei welchen man den Galläpfelauszug mit Oxal- oder einer anderen Säure versetzte, wodurch derselbe bedeutend heller wird. Dann wurde ein möglichst oxydfreier Eisenvitriol angewandt, und die so entstandene, sehr helle, fast gelbe Tintenflüssigkeit mit so viel Indigokarmin versetzt, dass eine grün fliessende Tinte entstand. Heute ist der Name Alizarintinte fast ganz verschwunden, doch sind die meisten der heute gebräuchlichen und beliebten Komtortinten Alizarintinten in jenem Sinne, nur dass man an Stelle des damals gebräuchlichen Indigoblaues heute die weit billigeren und ausgiebigeren Theerfarbstoffe setzt.
Kopirtinten sind verstärkte Tinten, welchen dann, um sie besser kopirfähig zu machen, eine gewisse Menge Glycerin, Zucker oder Dextrin zugesetzt wird. Derartige Zusätze sind nicht nöthig, sobald Farbholzextrakte angewandt werden. Die weitaus grösste Zahl der Kopirtinten sind Blauholztinten, doch hat man auch für Gallus-Kopirtinten gute und brauchbare Vorschriften.
Ausser den schwarzen benutzt man vielfach farbige Tinten für
Korrekturen, Liniirung etc. Hierfür verwendete man früher vielfach Auszüge von Cochenille oder Rothholz für rothe Tinten; für blaue wiederum Lösungen von Indigokarmin oder Berliner Blau; für grüne Indigo mit Kurkuma u. s. w. Nach Entdeckung der prächtigen Theerfarbstoffe nimmt man diese ganz allgemein zur Herstellung farbiger Tinten. Neuerdings werden sogar von den Anilinfabriken sog. Tintenextrakte in den Handel gebracht, welche in Wasser gelöst sofort prächtig gefärbte und sehr schön fliessende Tinten liefern, die sich noch obendrein durch grosse Billigkeit auszeichnen. Diesen Extrakten ist das nöthige Gummi gleich zugesetzt. Will man derartige Tinten selbst aus wasserlöslichem Anilin herstellen, so rechnet man auf 1 kg Flüssigkeit ca. 30 g Gummi Arabicum und je nach der Ausgiebigkeit 3-10 g Anilin. Für Roth eignet sich am besten Eosin; für Violett das Jodviolett; für Blau das Lichtblau.
Ueber unauslöschliche und sympathetische Tinten bringen wir das Nähere bei den betreffenden Vorschriften.
E. Dieterich in Helfenberg hat über die Darstellung der Gallustinten zahlreiche Versuche angestellt und die Resultate in verschiedenen Vorschriften niedergelegt. Dieselben liefern gute, wenn auch noch nicht tadelfreie Tinten. Er geht bei seinen neuesten Vorschriften davon aus, das Eisentannat durch Kochen mit einem Ueberschuss von Gerbsäure in Lösung zu bringen. Entgegen seinen früheren Vorschriften hat er das Eisenoxydulsalz verlassen und wendet jetzt von vornherein ein Eisenoxydsalz an. Durch diese Methode entstehen zwei Nachtheile.
Einmal das dabei nothwendige Kochen, eine Operation, die allerdings im Kleinen leicht ausführbar, bei dem Grossbetrieb aber doch manche Schwierigkeit hervorruft. Zweitens enthält die Tinte einen so bedeutenden Ueberschuss an Gerbsäure, dass sie auf den Federn beim Antrocknen dicke Krusten hinterlässt. Dieser Uebelstand, der sich wohl durch sehr sorgfältiges Abreiben der Feder nach dem Schreiben ziemlich unschädlich machen liesse, ware gern hinzunehmen, wenn dadurch ein weiterer Zusatz an freier Säure vermieden werden könnte; dies ist aber nicht der Fall, denn Dieterich lässt zu jedem Liter fertiger Tinte noch 0,5 g konzentrirte Schwefelsäure setzen, eine Säuremenge, welche die Federn sehr stark angreift und sie sehr bald kratzen macht.
Der Verfasser hat die Vorschriften nach verschiedenen Seiten hin einer eingehenden Prüfung unterzogen. Zuerst sollte festgestellt werden, ob das Oxydsalz vor dem Oxydulsalz irgend welchen Vorzug verdiene, und, wenn dies nicht der Fall, ob dann bei einer Oxydultinte das Kochen von irgend welchem Nutzen sei. Zu diesem Zweck wurden 3 nicht mit Anilinpigment gefärbte Tinten hergestellt. No. 1 genau nach der D.'schen Vorschrift. No. 2 in gleicher Weise durch Kochen, jedoch nicht mit Oxydsalz, sondern mit einer berechneten Menge Oxydulsalz. No. 3 die gleichen Verhältnisse wie No. 2, aber ohne Kochung.