der Natur der zu kittenden Gegenstände. Oelkitte sind innige Mischungen von Leinöl mit Kreide, häufig mit Farbstoffen gefärbt (sog. Glaserkitt), oder von Leinöl mit Mennig zum Dichten und Kitten von Metalltheilen u. a. m. Glycerinkitt ist eine Mischung von Glycerin mit Bleiglätte. Die Mischung muss stets frisch hergestellt werden und bedarf zum völligen Erhärten, je nach der Konzentration des Glycerins 6-24 Stunden. Die Mischung wird aber sehr hart und ist widerstandsfähig gegen die Einwirkung des Wassers.
Kautschukkitte sind Lösungen von Kautschuk in Benzin oder anderen Kohlenwasserstoffen, gewöhnlich verdickt durch Asphalt, Kreide u. a. m.
Kaseinkitte. Das reine Kasein bildet, mit Alkalien oder alkalischen Erden zusammengebracht, sehr hart werdende Kitte, die ihrer grossen Billigkeit wegen für viele Zwecke sehr empfehlenswerth sind. Das Kasein wird entweder frisch verwendet oder getrocknet aufbewahrt. Im letzteren Falle lässt man es vor dem Gebrauch in warmem Wasser quellen. Eine Hauptbedingung für die Erzielung guter Kaseinkitte ist die, dass das Kasein möglichst fettfrei sei. Man scheidet es daher aus völlig abgerahmter Milch ab, wäscht das Gerinnsel wiederholt mit warmem Wasser aus, lässt auf einem Leinentuch abtropfen und presst aus. Soll das Kasein getrocknet werden, so breitet man es auf Porzellan, Glas oder auch auf Papier aus und trocknet es an mäßig warmem Orte. Es entstehen hierbei durchsichtige, hornartige Massen, die sich gut aufbewahren lassen.
Kältemischungen. Sie dienen dazu, eine möglichst grosse Herabsetzung der Temperatur hervorzubringen. Ihre Wirkung beruht darauf, dass Wärme gebunden wird; entweder dadurch, dass Salze mit viel Krystallwasser mit einer möglichst geringen Menge Wasser verflüssigt werden, oder dass neue chemische Verbindungen entstehen. Regel ist, dass alle anzuwendenden Stoffe, namentlich das Wasser, sowie die Gefässe, möglichst abgekühlt verwandt werden; steht Schnee zur Verfügung, so dass man diesen statt Wasser verwenden kann, ist der Effekt um so grösser. Als Kältemischungen benutzt man z. B. Mischungen von Chlorammon und Sulfat mit möglichst wenig Wasser, oder Natriumsulfat, Chlorammon, Kaliumnitrat und Wasser, oder Schnee mit krystallisirtem Chlorcalcium u. a. m. In allen Fällen wird hierbei Krystallwasser frei, welches, indem es in den flüssigen Aggregatzustand übergeht, Wärme bindet.
Ungeziefermittel. Unter Phosphorlatwerge verstehen wir eine Mischung, bestehend aus Mehl, Wasser und fein vertheiltem Phosphor. Man stellt die Latwerge dar, indem man in einer Schaale den Phosphor sehr vorsichtig unter Wasser schmilzt und dann die nöthige Menge Mehl einrührt. Noch einfacher und gefahrloser ist die Bereitung, wenn man fein vertheilten Phosphor vorräthig hält. Diesen erhält man, wenn man in einer Flasche Phosphor mit Kochsalzlösung übergiesst und dann im Wasserbade vorsichtig zum Schmelzen bringt; sobald dieses geschehen, wird die Flasche verkorkt und bis zum Erkalten kräftig geschüttelt. Der Phosphor ¶
ist jetzt so fein gekörnt, dass er ohne Weiteres mit Mehl und Wasser angerührt werden kann, sobald man Phosphorlatwerge herstellen will.
Bei der Bereitung von Phosphorpillen verfährt man in gleicher Weise wie bei der Phosphorlatwerge, nur wird der Teig weit steifer hergestellt, so dass man ihn mit Hülfe maschineller Vorrichtungen in Pillenform bringen kann. Bei der Bereitung sowohl der Phosphorpillen wie der -Latwerge ist selbstverständlich grösste Vorsicht geboten; jede Berührung mit den Händen ist möglichst zu vermeiden und die Gefässe, in welchen die Bereitung vorgenommen wird, sind hinterher auf das Sorgfältigste zu reinigen; hierbei benutztes Papier oder Tücher sind sofort zu verbrennen, Die Gefässe dürfen selbstverständlich zu anderen Zwecken nicht verwandt werden. Auch hat die Abgabe beider Mischungen nur nach den Verschriften der Giftgesetzgebung zu erfolgen.
Quecksilbersalbe für Ungeziefer. Die Bereitung derselben geschieht in der Weise, dass man dasselbe in einem Mörser mit etwas dickem Terpentin verreibt, indem man von Zeit zu Zeit ein wenig Aether hinzufügt. Die feine Vertheilung des Quecksilbers wird hierdurch sehr beschleunigt. Sobald die Vertheilung so weit gediehen ist, dass man mit einer mäßig starken Lupe keine Quecksilberkügelchen mehr entdecken kann, wird die übrige Fettmischung allmälig zugerührt. Immer wird der Verkäufer bei Abgabe von Quecksilbersalbe, um sich und seine Kunden vor Schaden zu behüten, gut thun, darauf aufmerksam zu machen, dass die Salbe bei Thieren nur dorthin gerieben werden darf, wo diese dieselbe nicht ablecken können.
Strychninweizen. Zur Bereitung dieses Präparates verfährt man in der Weise, dass man auf ein 1 kg Weizenkörner, welche in eine hinreichend grosse Flasche gethan sind, eine Lösung von 2,0 Strychninnitrat, 2,0 Fuchsin in ¼ l siedendem Wasser giebt, und unter öfterem Umschütteln so lange bei Seite setzt, bis alle Flüssigkeit eingezogen ist. Dann werden die Körner getrocknet. Sehr vortheilhaft ist es, wenn man den überaus bittern Geschmack des Strychnins durch einen Saccharinzusatz verdeckt.
Verschiedenes.
Backpulver. Unter Backpulver verstehen wir Gemenge entweder aus 2 Th. Cremor tartari und 1 Th. Natriumbicarbonat bestehend, denen vielfach noch Mehl hinzugefügt wird; oder Mischungen aus Weinsteinsäure, Natriumbicarbonat, Ammoniumcarbonat und Stärkemehl. Alle diese Mischungen entwickeln im feuchten Teig Kohlensäure und bedingen dadurch das Lockerwerden desselben.
Glanzstärke. Glanzstärken nennen wir Mischungen, bestehend aus Stärkemehl mit einem Zusatz von feingepulverter Stearinsäure. Man kann auch Wachs und Stearin zusammen schmelzen, dann Stärke in genügender Menge hinzu rühren und später pulvern. ¶