für sich, da er sich dadurch viel billiger stellt. Ganz ordinäre Leimsorten mit wenig Bindekraft werden gewöhnlich mit Malerleim bezeichnet und dienen für Leimfarben.
Vielfach hat man Prüfungsmethoden vorgeschlagen, um die Güte des Leimes zu beurtheilen, doch sind die meisten derselben durchaus unzuverlässig. Die einzigste, welche annähernd sicher über die Güte entscheidet, ist die, dass man den Leim mit kaltem Wasser übergiesst und 24-48 Stunden damit stehen lässt. Guter Leim ist stark aufgequollen, aber noch fest und zäh in der Masse; schlechter Leim ist mehr oder weniger zerflossen und häufig von sehr üblem Geruch.
Gelatine ist nichts anderes als ein sehr reiner, vollkommen geruchloser und farbloser Leim, der in äusserst dünne Tafeln geformt ist. Seine Herstellung geschieht meist aus besonders frischen und durch Abschaben gänzlich gereinigten Knochen, gewöhnlich den Rippenknochen von Rindern oder Kälbern und zwar, da es bei ihm auf Bindekraft nicht ankommt, durch Dämpfen in fest verschlossenen Gefässen. Die rothe Gelatine wird durch Zusatz von etwas Anilin oder Carmin gefärbt. Gelatine muss in Wasser gelöst noch zu 3-4% eine feste Gallerte geben.
Mundleim wird durch Zusatz von etwa 10 % Zucker zur Leimmasse hergestellt.
Flüssiger Leim. Behandelt man Leim in konzentrirter, wässeriger Lösung (1:1) mit Säuren, namentlich mit Salpetersäure, so verliert derselbe die Fähigkeit zu gelatiniren und die Lösung bleibt auch bei gewöhnlicher Temperatur flüssig. Nach R. v. Wagner stellt man einen vorzüglichen flüssigen Leim nach folgender Vorschrift her: Guter Kölner Leim wird im Wasserbade mit der gleichen Menge starken Essigs gelöst, dann ¼ Th. Alkohol und ein wenig Alaun hinzugefügt (nach eigener Erfahrung muss die Menge des Essigs bedeutend grösser sein). Nach Hesz (s. Drog. Zeit. No. 10, 1888) erhält man einen vorzüglichen flüssigen Leim nach folgender Vorschrift: 100 Th. Gelatine, 100 Th. Tischlerleim, 2 Th. Alaun, 25 Th. Alkohol werden in genügender Menge 20 %iger Essigsäure (Acet. concentrat. ) gelöst und die Lösung sechs Stunden lang im Wasserbade erhitzt. Ordinären flüssigen Leim erhält man nach demselben Verfasser durch mehrstündiges Kochen von 100 Th. Leim in 260 Th. Wasser und 16 Th. Salpetersäure. Selbstverständlich darf hier das Kochen nicht in Metallgefässen vorgenommen werden.
Chromleim. Rührt man in eine konzentrirte Leimlösung gepulvertes Kaliumbichromat, so verliert ein solcher Leim, dem Sonnenlicht ausgesetzt, die Fähigkeit sich in Wasser zu lösen. Man benutzt diese Eigenschaft zum Kleben wasserdichter Beutel aus Pergamentpapier und zur Herstellung von Gussformen, imitirter Kautschukstempel etc. etc.
In chemischer Beziehung kann man nach Merck Knochenleim (Glutin) und Knorpel oder Hautleim (Chondrin) in folgender Weise unterscheiden.
Verdünnte Mineralsäuren fällen nur das Chondrin, nicht das Glutin. Ferner verändert schwefelsaures Eisenoxyd eine Glutinlösung nicht, in Chondrinlösung entsteht dagegen eine starke Fällung, die im Ueberschuss in der Kälte nicht, wohl aber beim Kochen löslich ist. Durch Gerbsäure werden dagegen beide Leimsorten ausgefällt.
Nicht organisirte Fermente.
Pepsinum.
Pepsin.
Feines, fast weisses, nicht hygroskopisches Pulver, fast ohne Geruch und Geschmack, in Wasser nicht klar löslich; auf Zusatz von einigen Tropfen Salzsäure wird die Lösung etwas klarer. 0,1 g Pepsin in 150 g Wasser und 2,5 g Salzsäure gelöst, muss 10 g gekochtes und in linsengrosse Stücke geschnittenes Eiweiss bei oft wiederholtem, kräftigem Schütteln bei 40° innerhalb 4-6 Stunden zu einer schwach opalisirenden Flüssigkeit lösen.
Das Pepsin ist im Magensaft aller warm blutigen Thiere enthalten und findet sich in den sog. Laabdrüsen der Magenschleimhaut neben verschiedenen anderen Stoffen. Es wird in chemischen Fabriken aus den gereinigten Magenschleimhäuten von Schweinen oder Kälbern hergestellt, indem man es aus dem wässerigen Auszüge durch Chlornatrium ausfällt, noch weiter reinigt und bei sehr gelinder Temperatur auf Glas oder Porzellan trocknet.
Anwendung. Das Pepsin dient hauptsächlich zur Herstellung von Pepsinwein und sog. Laabessenz (zum Käsen der Milch), wird aber auch für sich medizinisch bei Verdauungsstörungen verordnet, da es die Fähigkeit besitzt, bei mäßiger Wärme die Eiweisstoffe der Nahrung in Lösung zu bringen.
Als Peptone, namentlich Fleischpeptone werden neuerdings derartige durch Pepsin und Spuren von Salzsäure bewirkte Lösungen der stickstoffhaltigen Bestandtheile des Fleisches in den Handel gebracht, theils in trockener, theils in teigförmiger Gestalt.
Papayotínum.
Ein eigenthümlicher Stoff, aus den Blättern von Carica Papaya, einer Feigenart Südamerikas. Er hat eine ähnliche Wirkung wie das Pepsin, denn er löst Fibrin und ähnliche Körper. Man wendet ihn namentlich gegen Diphtherie an.
Diversa.
Apiólum.
Petersilien-Kampher.
C12H14O ^[C12H140].
Das Apiol wird gewonnen, indem man Petersiliensamen mit Alkohol auszieht, den Alkohol abdestillirt und den Rückstand mit Aether behandelt.
Aus der Aetherlösung krystallisirt das Apiol. Es bildet lange weisse Nadeln von schwachem Petersiliengeruch, welche bei 32° schmelzen und bei 294° überdestilliren. Schwer löslich in Wasser, leicht dagegen in Alkohol, Aether, fetten und ätherischen Oelen.
Anwendung. Hier und da gegen Wechselfieber und Menstrual-Beschwerden.
Podophyllinum. **
Podophyllin.
Gelbliche oder bräunliche Massen, vollständig amorph und leicht zu einem gelben Pulver zerreiblich, von scharfem, bitterem Geschmack. Es ist löslich in 10 Th. Weingeist, wenig löslich in Aether und Schwefelkohlenstoff.
Prüfung siehe Deutsches Arzneibuch.
Wird bereitet durch Abscheiden mittelst Wassers aus dem alkoholischen Extrakt der Wurzel von Podophýllum peltatum, einer Pflanze Nordamerikas aus der Gattung der Berberideen.
Anwendung. In sehr kleinen Gaben als drastisches Purgirmittel, ähnlich dem Jalappen- und dem Scammoniumharz, daher auch sein Name vegetabilischer Kalomel.
Agaricínum (Acidum agaricínicum). **+
Agaricin.
C16H30O5H2O .
Das Agaricin ist eine schwache Säure und wird aus dem Lerchenschwamm (Agaricus albus) dargestellt, indem man denselben zuerst mit Alkohol völlig extrahirt. In dieser Lösung finden sich die verschiedenen (4) Harze des Lerchenschwammes aufgelöst. Durch weitere Konzentration des Auszuges scheiden sich weisse Harze aus, welche rohes Agaricin darstellen. Dieses wird durch Behandeln mit 60 %igem warmem Alkohol gereinigt. Es bildet nach dem Trocknen ein weisses, fast geruch- und geschmackloses Pulver.
Schmilzt bei 140°, später stösst es weisse Dämpfe aus und verbrennt zuletzt, unter Entwickelung von Karamelgeruch, ohne Rückstand. In kaltem Wasser unlöslich, in heissem quillt es zuerst und löst sich dann zu einer stark schäumenden Flüssigkeit auf, welche blaues Lackmuspapier schwach röthet und beim Erkalten sich stark trübt; ferner ist es löslich in 130 Theilen kaltem und 10 Theilen heissem Weingeist und heisser Essigsäure, wenig in Aether und Chloroform.
Sehr giftig, aber nicht purgirend.
Anwendung. Gegen Nachtschweiss bei Schwindsüchtigen etc.
Myrtólum.
Myrtenkampher.
Das unter diesem Namen in den Handel kommende Produkt ist kein reiner Myrtenkampher, sondern nur ein rektifizirtes Oel von Myrtus communis, nach eingehenden Untersuchungen bestehend aus rechtsdrehenden Pinén (C10H16) ^[(C10H16)] und Eucalyptol.
Es wurde als desinfizirendes Mittel sowie bei Erkrankungen der Athmungs- und Harnorgane empfohlen.
Chlorophýllum.
Chlorophyll.
Chlorophyll oder Blattgrün ist der Farbstoff, welcher allen grünen Pflanzentheilen die Färbung verleiht. Derselbe wird heute isolirt dargestellt und zwar in zwei Formen, einmal löslich in Oel, dann löslich in Alkohol und Wasser. Der Farbstoff verdient zum Färben von Oelen, Fetten, sowie für Spirituosen, Zuckerwerk, Konserven, überhaupt für alle zu Genusszwecken bestimmten Dinge eine ganz besondere Beachtung, da er bei absoluter Unschädlichkeit eine grosse Haltbarkeit, auch am Licht, und eine fabelhafte Ausgiebigkeit besitzt. 1: 1000 giebt noch eine lebhaft grüne Färbung.
Ueber die Darstellung des Chlorophyll sagen die Ind. Blätter Folgendes: Man presst mit etwas Wasser zerquetschtes Gras aus, erhitzt den Presssaft zum Sieden, wobei sich ein grünes Gerinnsel abscheidet, welches abgepresst und sodann mit Alkohol ausgelaugt wird. Die von dem Ungelösten abfiltrirte alkoholische Lösung, welche das Chlorophyll enthält, wird verdampft und der Rückstand mit heissem Wasser angerührt. Die sich hierbei nicht lösende flockige grüne Masse wird in Salzsäure gelöst und endlich aus dieser Lösung mit Wasser gefällt.
Chrysarobínum. **
Chrysarobin.
Unter dem Namen Araroba kommt ein Secret aus den Markhöhlen eines brasilianischen Baumes Andria Araroba, in den Handel. Das Secret wurde früher gewöhnlich mit Goapowder bezeichnet. Durch Reinigung desselben wird das Chrysarobin dargestellt.
Dasselbe bildet ein gelbes, leichtes, krystallinisches Pulver.
Prüfung siehe Deutsches Arzneibuch.
Anwendung gegen Hautkrankheiten und darf es hierbei für Chrysophansäure substituirt werden.
Neuere Arzneimittel,
deren Zusammensetzung nicht genau bekannt oder wechselnd ist.
Ichthyólum.
Ichthyol.
Unter diesem Namen kommt seit einigen Jahren ein empyreumatisches Oel in den Handel; es wird aus einem bituminösen Schiefer, der in der Nähe von Seefeld in Tyrol gebrochen wird, gewonnen. Der Name Ichthyol ist gewählt, weil in dem Schiefer Abdrücke von Fischen (griechisch Ichthyos) vorkommen sollen. Es enthält ca. 10% Schwefel und bedeutende Mengen Sauerstoffverbindungen. Man stellt neuerdings auch verschiedene Salze der Sulfo-Ichthyolsäure, namentlich Verbindungen mit Ammon und Natrium;
aus demselben dar und wendet diese, wie auch das reine Präparat, theils innerlich, theils äusserlich, in Salben, Verbandmullen etc. gegen Rheumatismus und Hautausschläge an. (Siehe Artikel Acidum sulfo-ichthyolicum.)
Ácidum sulfoíchthyólicum.
Wird bereitet, indem man rohes Ichthyol mit einem Ueberschuss von konzentrirter Schwefelsäure mischt. Die Masse erhitzt sich hierbei stark unter Entwickelung von schwefliger Säure. Nach dem Erkalten wäscht man mehrmals mit konzentrirter Kochsalzlösung aus; in dieser ist nämlich die gebildete Sulfoichthyolsäure, welche in reinem Wasser leicht löslich ist, unlöslich, so dass man auf diese Weise die anhaftenden Mengen von überschüssiger Schwefelsäure, sowie von schwefliger Säure entfernen kann.
Die gewonnene Sulfo-Ichthyolsäure wird hauptsächlich nur zur Darstellung ihrer Salze, namentlich mit Ammon, Natrium, Lithion und Zink benutzt.
Das Ammonsalz wird meistens einfach als Ichthyol bezeichnet.
Thiólum.
Thiol.
Unter diesem Namen wird von der Firma J. D. Riedel, Berlin, ein Präparat in den Handel gebracht, welches dem Ichthyol nachgebildet und dieses ersetzen soll, ohne dessen schlimmen Geruch zu besitzen. Es wird nach einem patentirten Verfahren hergestellt, indem man zuerst die schwer siedenden Antheile des Gastheeröles schwefelt und dann dieses so geschwefelte Produkt durch Schwefelsäure in eine Sulfosäure verwandelt. Diese wird durch besondere Manipulationen gereinigt und entweder in trockenem Zustande als Thiólum siccum oder in starker wässeriger Lösung als Thiólum liquidum in den Handel gebracht. Das trockene Thiol stellt braunes Pulver oder durchsichtige Lamellen von schwach bituminösem Geruch und bitterlichem, adstringirendem Geschmack dar. In Wasser ist es völlig löslich, weniger in Chloroform, Alkohol, Benzol. Thiólum liquidum ist eine sirupdicke, mit Wasser in jedem Verhältniss mischbare Flüssigkeit.
Anwendung. In gleicher Weise wie das Ichthyol.
Ácidum sulfoleinicum.
Diese Verbindung, von anderer Seite Polysolve genannt, wird in ähnlicher Weise, wie im vorigen Artikel besprochen, aus pflanzlichen Oelen und Schwefelsäure gewonnen. Sie stellt eine gelbliche, ölige Flüssigkeit dar, von anfangs süsslichem, hinterher bitterem Geschmack und neutraler Reaktion. Spez. Gew. 1,023. Löslich in Alkohol, mischbar mit 1-2 Th. Wasser, ohne ihre ölige Beschaffenheit einzubüssen. Sie vermag eine grosse Menge der verschiedensten arzneilichen Körper aufzulösen, und sollen diese Lösungen von der Haut mit Leichtigkeit resorbirt werden.
Jodólum. **
Jodol.
C4J4NH .
Im Knochentheer findet sich neben verschiedenen anderen ein basischer Körper, welchen man mit Pyrrol bezeichnet hat. Seine Formel ist C4H5N . Dieser Körper wird zuerst rein dargestellt und dann nach einem patentirten Verfahren jodirt, indem man eine alkoholische Pyrrollösung mit einer alkoholischen Jodlösung vermengt und nach 24 Stunden mit der 4 fachen Menge Wasser mischt. Hierbei scheidet sich das gebildete Jod (4 fach Jodpyrrol) aus. Hellgelbes, fein krystallinisches, fettig anzufühlendes, weiches Pulver, rein fast geruchlos, in Wasser fast unlöslich, löslich dagegen in 4 Th. Alkohol, 1 Th. Aether und 15 Th. fettem Oel.
Anwendung. Es wird in gleicher Weise wie das Jodoform angewandt, vor welchem es den Vorzug der Geruchlosigkeit hat. Auch soll es ungiftig sein.
Es muss vor Licht geschützt aufbewahrt werden.
Somnálum.
Somnal.
Das jetzt als Flüssigkeit in den Handel kommende Somnal ist nichts weiter als eine alkoholische Lösung von Chloralhydrat und Aethylurethan und muss somit eine einfache Arzneimischung genannt werden.
Ácidum aseptínicum.
Unter diesem Namen wird eine Lösung von 5 g Borsäure in 1000 g Wasserstoffsuperoxyd (von 5%) mit oder ohne Zusatz von etwa 3 g Salicylsäure in den Handel gebracht.
Soll als Antisepticum dienen.
Phenol-, Kresol-, Theeröl-Seifenlösungen.
Derartige Lösungen haben in neuester Zeit unter den verschiedenartigsten Namen eine grosse Wichtigkeit als Desinfektionsmittel, namentlich zur Abtödtung von Bakterien, erhalten. Es war zuerst die chemische Fabrik zu Eisenbüttel, welche Anfang der achtziger Jahre ein derartiges Präparat unter dem Namen Sapocarbol in den Handel brachte. Damals handelte es sich immer nur um die Löslichmachung von Phenol, während später, als man die ungemein kräftig desinfizirende Wirkung von löslich gemachtem Kresol erkannte, auch dieser Bestandtheil des Steinkohlentheers hinzutrat. Es entstanden nach einander das Pearson'sche und das Artmann'sche Creolin; dann das Lysol und zuletzt das Artmann'sche Phenolin und Sapocarbol II.
Je nach der Art (ob Harz- oder Fettseife), und je nach der Menge der angewandten Seife entstehen verschiedenartige Lösungen, die entweder
beim Verdünnen mit Wasser eine milchige Flüssigkeit geben, d. h. einen Theil ihrer Theeröle resp. Kresole abscheiden und nur emulsionsartig suspendirt erhalten. Hierher gehören Sapocarbol I und die Creoline. War Seife in genügender Menge vorhanden, so bleiben die Phenole, Kresole und Theeröle auch nach starker Verdünnung mit Wasser klar gelöst. Hierher gehören Lysol, Phenolin und Sapocarbol II.
Sapocarbol I.
Eisenbüttel.
Ist eine rohe Karbolsäure, welche durch Seifenzusatz in wässerige Lösung gebracht war, sie enthält also alle die wechselnden Bestandtheile der rohen Karbolsäure und schied dieselben beim Verdünnen mit Wasser zum Theil emulsionsartig wieder aus.
Creolínum.
Creolin.
Unter diesem Namen wird seit einigen Jahren von der Firma William Pearson & C. ein Präparat in den Handel gebracht, welches wegen seiner desinfizirenden Wirkung und bei grösserer Unschädlichkeit als ein Ersatz für die giftige Karbolsäure empfohlen wird.
Es stellt eine braune, ölige, schwach nach Theer riechende Flüssigkeit dar, die sich mit Wasser in jedem Verhältniss zu einer weisslichen, rahmartigen Flüssigkeit mischt. Die so entstandene Emulsion verbleibt mehrere Tage unverändert. Seiner chemischen Zusammensetzung nach besteht das Creolin aus ca. 50% höher siedenden Kohlenwasserstoffen des Steinkohlentheers, ca. 30 % Kresolen, zuweilen Spuren von Karbolsäure (bis zu 1%), in Lösung gebracht durch alkalische Harzseifen.
Es soll dargestellt werden aus den höher siedenden Antheilen des Steinkohlentheers, welche nach der Gewinnung der Karbolsäure verbleiben.
Von verschiedenen Seiten, namentlich Artmann in Braunschweig, sind gleichnamige Präparate in den Handel gebracht, welche in chemischer Beziehung bedeutend von dem ursprünglichen Präparat abweichen, so soll es z. B. nicht frei von Phenol (Karbolsäure) sein.
Anwendung. Das Creolin wird äusserlich in wässeriger Mischung, gleich dem Karbolwasser, zur Wundbehandlung empfohlen, ebenso gegen menschliche und thierische Parasiten.
Während der letzten Choleraepidemie wurde Creolin auch vielfach zu innerlichem Gebrauch angepriesen, eine Anwendung, vor der, wegen den vielfach dabei auftretenden Nebenwirkungen und wegen der durchaus nicht immer konstanten Zusammensetzung des Präparates, entschieden gewarnt werden muss, um so mehr, als das Publikum, nach der Ansicht: «viel hilft viel», sich durchaus nicht immer an die vorgeschriebene Dosis hält, sondern oft weit grössere Mengen einnimmt.
Lysolum.
Lysol.
Von diesem Präparat kommen zwei Sorten, Lysolum purum und Lysolum crudum, in den Handel, die nur dadurch verschieden sind, dass zu letzterem Rohkresol, zu ersterem aber reines Kresol von mindestens 98% Gehalt verwandt wird.
Die Bereitung des Lysols geschieht in der Weise, dass in grossen, doppelwandigen, mit Rührvorrichtungen versehenen Kesseln zuerst die Mischung aus vorher genau auf seinen Gehalt geprüftem Kresol und Oel eingetragen wird; dann fügt man die genau berechnete Menge Kalilauge hinzu und erwärmt unter fortwährendem Rühren bei einer bestimmten Temperatur so lange, bis alles Kresol vollständig in Lösung übergegangen ist. Lysol enthält konstant 50% Kresol. Das reine Lysol stellt eine völlig klare, ölartige, gelb bis gelbbraune Flüssigkeit von eigenthümlichem, aber durchaus nicht unangenehmem Geruch dar.
Dieselbe mischt sich mit destillirtem Wasser in jedem Verhältniss völlig klar, und nur kalkhaltiges Wasser giebt durch sich bildende Kalkseife eine geringe Trübung. Das Lysol eignet sich wegen seiner völlig neutralen Reaktion ganz vorzüglich zur Wundbehandlung, sowie zur Reinigung chirurgischer Instrumente, es greift diese in keiner Weise an. Beim Waschen der Hände und infizirter Wäsche, sowie beim Abreiben von Mobilien und Wänden in Krankenzimmern leistet es vorzügliche Dienste, da hier die reinigende Wirkung der neutralen Seife zu der desinfizirenden des Kresols tritt. Bei der bedeutend stärkeren Wirkung des Lysols im Vergleich mit Karbolsäure können weit schwächere Lösungen als bei dieser angewandt werden. Man benutzt gewöhnlich ½-2 %ige Lösungen.
Das Rohlysol findet in der Grossdesinfektion Verwendung.
Patentinhaberin des Lysol ist die Firma Schülke & Mayr, Hamburg.
Phenolin und Sapocarbol II sind Phenollösungen, bei welchen so viel Seife zugesetzt ist, dass die Lösung nach dem Verdünnen mit Wasser völlig klar bleibt.
Unmittelbar an die Kresol-Seifenlösungen schliessen sich zwei weitere Desinfektionsmittel, welche von Dr. F. von Heyden Nachfolger, chemische Fabrik in Radebeul bei Dresden in den Handel gebracht werden, das Solutol und das Solveol.
Solutolum.
Solutol.
Auch von diesem Präparat werden wie beim Lysol zwei Sorten, S. purum und S. crudum, in den Handel gebracht, deren Unterschied auf den gleichen Umständen beruht wie bei dem Lysol. Beim Solutol ist das Kresol nicht durch Seife, sondern durch Kresol-Natrium wasserlöslich gemacht worden. Da das Kresol-Natrium stark alkalische Reaktion zeigt ist diese natürlich auch bei dem fertigen Solutol vorhanden.
Das Solutolum purum ist eine ölige, gelbliche (S. crudum eine bräunliche) Flüssigkeit von eigenthümlichem, lange anhaltendem, aber nicht unangenehmem Geruch, welche mit Wasser, selbst kalkhaltigem, eine klare Lösung giebt. Seiner starken Alkalität wegen ist das Solutol für die Wundbehandlung nicht geeignet; dagegen ist es nach den Untersuchungen des Kaiserlichen Gesundheitsamtes als desinfizirendes und Bakterien tödtendes Mittel ganz besonders geeignet. Nebenbei hat es eine ganz vorzügliche desodorirende Wirkung, es vernichtet die Gerüche der Fäcalien in rascher und ausgiebiger Weise, ist daher zur Desinfektion von Klosets und Kloaken besonders zu empfehlen. Für diese Zwecke, wie überhaupt zur Grossdesinfektion, kann das Rohsolutol verwandt werden.
Solveolum.
Solveol.
Dieses ist eine Lösung von Kresol in kresotinsaurem Natrium und wird, bei völliger Neutralität, für die Wundbehandlung und zur Reinigung chirurgischer Instrumente empfohlen.