Aetzkali und Rektifikation des abgeschiedenen Chloroforms über Chlorcalcium (Chloroformium ex chloralo), oder man mischt 100 Th. Chlorkalk (25 %) mit 300 Th. lauwarmem Wasser, giebt in eine Destillirblase und lässt allmälig 20 Th. Alkohol zufliessen. Es tritt so starke Erhitzung ein, dass die Destillation von selbst beginnt, erst später wird nachgefeuert, so lange noch Chloroformtropfen mit dem Wasser übergehen. Das gesammelte Chloroform wird zuerst mit Kalkwasser, dann mit Schwefelsäure gewaschen, zuletzt über geschmolzenem Chlorcalcium rektifizirt. In neuerer Zeit wird auch durch die Einwirkung von Chlorkalk auf Aceton (s. d.) Chloroform dargestellt.
Die Ueberführung von Aceton in Chloroform durch die Einwirkung von Chlorkalk ist eine so energische und heftige, dass dabei nicht nur stets ein Verlust an Chloroform stattfindet, sondern auch das erhaltene Chloroform durch unzersetzt überdestillirendes Aceton verunreinigt wird. Um dies zu vermeiden, sind die Destillirgefässe aufrechtstehende Cylinder, in welche die Mischung von Chlorkalk und Wasser von oben aus eingeführt wird, während das mit Wasser verdünnte Aceton von unten her eingepumpt wird, so dass diese Lösung die Chlorkalkmischung langsam und bei einer Temperatur durchströmt, bei der die Zersetzung so vollständig vor sich geht, dass bis zur Beendigung des Prozesses kein unzersetztes Aceton zur Oberfläche gelangt.
Das Verhältniss, in dem beide Mischungen eingeführt werden, um die möglichst grösste Menge Chloroform zu gewinnen, ist Fabrikationsgeheimniss. Nach der Theorie und unter Zugrundelegung der Aequivalentzahlen geben 116 Th. Aceton und 429 Th. Chlorkalk eine Ausbeute von 239 Th. Chloroform, 148 Th. Kalkhydrat und 158 Th. Kalkacetat, oder 100 Th. Aceton sollen theoretisch ergeben 206 Th. Chloroform, in Wirklichkeit aber werden nur 180 bis 186 Th. erhalten.
Anwendung. Selten innerlich in ganz kleinen Gaben, meist in Dunstform eingeathmet als Betäubungsmittel, äusserlich oft mit Oel gemengt zu Einreibungen gegen rheumatische und neuralgische Schmerzen; technisch wird es zuweilen zum Lösen von Kautschuk oder Guttapercha verwandt.
Das Chloroform des Deutschen Arzneibuches ist dem Sauerwerden nicht mehr derartig ausgesetzt wie das frühere, schwerere und vollkommen alkoholfreie. Dieses zersetzte sich am Tageslicht allmälig unter Säurebildung; ein derartig in Zersetzung begriffenes Chloroform soll beim Einathmen sehr gefährlich wirken; schon ein Zusatz von 1/2% Alkohol hindert eine solche Zersetzung. Immer aber wird es gut sein, das Chloroform an kühlem, dunklem Orte in gut verschlossenen Gefässen aufzubewahren.
Es ist neuerdings durch Anwendung sehr hoher Kältegrade gelungen, das Chloroform zum Krystallisiren zu bringen und es dadurch von allen beigemengten Verunreinigungen zu befreien. Diese nach dem Erfinder der ¶
Methode Chloroformium «pictet» genannte Marke gilt als die reinste von allen, steht aber auch ziemlich hoch im Preise.
Bromoform.
Tribrommethan.
CHBr3 .
Eine wasserhelle Flüssigkeit von hohem spez. Gewicht und angenehmem Geruch; angenehm süss schmeckend und die Schleimhäute nicht (wie Chloroform) reizend. Wird gegen Keuchhusten empfohlen; es wirkt auch als Anästhetikum.
Jodofórmium. **
Jodoform, Trijodmethan, Formylsuperjodid.
CHJ3 .
Kleine, citronengelbe, tafel- oder blättchenförmige, fettig anzufühlende Krystalle von eigenthümlichem, durchdringendem Geruch. Sie sind fast unlöslich in Wasser, löslich in 50 Th. kaltem, in 10 Th. siedendem Alkohol, in 5, 2 Th. Aether; ferner löslich in Schwefelkohlenstoff, fetten und äth. Oelen. Mit den Dämpfen des kochenden Wassers verflüchtigt sich das Jodoform; bei 115° schmelzen die Krystalle zu einer braunen Flüssigkeit, weiter erhitzt entwickeln sich Joddämpfe nebst andern Umsetzungsprodukten und ein kohliger Rückstand bleibt zurück. Es verdunstet übrigens bei jeder Temperatur.
Hergestellt wird das Jodoform durch mäßiges Erhitzen (bis zu 80°) einer verdünnten weingeistigen Natriumbicarbonatlösung mit Jod. Es entsteht hierbei, neben Jodnatrium und anderen Verbindungen, Jodoform, welches sich nach dem Erkalten abscheidet. Eine andere Bereitungsweise ist die von Suillot und Raynaud. Diese lassen 50 Th. Jodkalium und 6 Th. Aceton mit 2 Th. Natronhydrat in 1-2 l kalten Wassers lösen und in diese Lösung Tropfen für Tropfen eine verdünnte Chlorkalklösung eintragen, bis alles Jod in Jodoform umgewandelt ist. Die Reaktion selbst ist nicht neu; sie lehnt sich an die seit Jahren geübte Darstellung von Chloroform aus Aceton und Chlorkalk an.
Anwendung. Es wird innerlich wie andere Jodpräparate gegeben, hauptsächlich aber äusserlich zum Einstreuen in eiternde Wunden oder mit Lycopodium gemengt, zum Einblasen in den Kehlkopf: ferner in Salben, Verbandstoffen etc.
Aufbewahrt wird es in gut verschlossenen Gefässen, am besten am dunklen Orte. Prüfung siehe Deutsches Arzneibuch.
Aether chlorátus.
Chloräther, Chloräthyl, Monochloräthan.
Das reine Chloräthyl ist eine spez. schwere, in Wasser untersinkende und nicht mit demselben mischbare Flüssigkeit von angenehmem, ätherischem ¶