ihre Wirkung etwas abzuschwächen, wird das Silbernitrat häufig mit Kalisalpeter zusammengeschmolzen. Ein solcher Zusatz, selbst wenn er nur 2 % beträgt, verrath sich schon äusserlich dadurch, dass der Bruch nicht mehr strahlig krystallinisch erscheint. Das Silbernitrat, welches heute, namentlich in der Photographie, in kolossalen Massen verbraucht wird, wird in chemischen Fabriken, aus chemisch reinem Silber (wie solches auf elektrolytischem Wege in grossen Mengen erzeugt wird) durch Auflösen in reiner Salpetersäure hergestellt. Die Lösung wird unter stetem Umrühren zur Verjagung etwaiger freier Salpetersäure bis zur Trockne eingedampft, dann umkrystallisirt oder geschmolzen. Alle Operationen müssen an staubfreiem Orte vorgenommen werden, da die geringste Menge hineinfallenden Staubes eine Reduktion und dadurch eine Schwärzung des Präparates veranlasst.
Anwendung. Medizinisch innerlich in sehr kleinen Dosen (es ist stark giftig) gegen Magenleiden, Ruhr etc. etc.;
äusserlich als Aetzmittel für eiternde Wunden, wildes Fleisch, auch zu Pinselungen des Schlundes bei Diphterie und Croup;
in sehr schwachen Lösungen auch als Injektion etc.;
technisch zum Färben von Haaren, Horn etc.;
zur Darstellung von Versilberungsflüssigkeiten und vor Allem zu photographischen Zwecken.
Für diese wird das Silbernitrat am liebsten in krystallisirter Form angewandt, weil hierbei eine Verfälschung mit Kaliumnitrat ausgeschlossen ist.
Prüfung. Die wässerige Lösung (1: 10) darf sich nach dem Vermischen mit dem 4 fachen Vol. verdünnter Schwefelsäure und Erhitzen bis zum Sieden nicht trüben. Nach Ausfallen eines anderen Theils der Lösung mit Salzsäure muss ein Filtrat erhalten werden, welches beim Verdampfen keinen Rückstand giebt.
Das Silbernitrat für sich verändert sich ohne Hinzutritt organischer Substanzen, wie Staub, Schmutz etc. am Lichte nicht. Sehr leicht aber wird es geschwärzt, sobald diese nicht völlig ausgeschlossen sind und dann um so leichter, je mehr das Licht Zutritt hat; es muss daher stets in farbigen, gut verschlossenen Gefässen aufbewahrt werden. Das vielfach gebräuchliche Aufbewahren der Stifte in Mohnsamen ist nicht zu empfehlen; besser verwendet man dazu kleine Glasperlen. Wenn das Anfassen der Höllensteinstifte nicht zu vermeiden ist, so sorge man wenigstens für absolut trockene Finger. Ist Höllensteinlösung auf die Haut gekommen, so kann man die Bildung schwarzer Flecke dadurch vermeiden, dass man sie sofort mit starker Jodkaliumlösung abwäscht; das entstehende Jodsilber wird im Ueberschuss vom Jodkalium gelöst und lässt sich dann abspülen.
Argentum chlorátum.
Chlorsilber.
AgCl.
Das Chlorsilber ist weniger deshalb wichtig, weil es eine Handelswaare des Drogisten bildet, sondern weil man öfter in der Lage ist, ¶
dasselbe herzustellen, um das Silber aus schwach silberhaltigen Rückständen, z. B. bei der Photographie oder aus Versilberungsflüssigkeiten, niederzuschlagen. Aus allen Silberlösungen fällt, auf Zusatz von Salzsäure, das Chlorsilber in Form eines käsigen, anfangs weissen, bald durch den Einfluss des Lichtes violett, dann schwärzlich werdenden Niederschlages aus. Hat man nicht grössere Mengen zu verwerthen, die am besten in chemischen Fabriken zur Bereitung von Silbernitrat umgearbeitet werden, so lässt sich das Chlorsilber sehr gut zur Bereitung eines vorzüglichen Versilberungspulvers für Messing, Kupfer und schadhaft gewordene plattirte Gegenstände verwerthen. Man mischt 10 Th. trockenes Chlorsilber mit 65 Th. Weinstein und 30 Th. Kochsalz. Das Pulver wird mit Wasser zu einem Brei angerührt und die Gegenstände damit abgerieben, oder man lässt den Brei darauf antrocknen und putzt mit Kreide nach.
Um aus Chlorsilber das Silber metallisch zu gewinnen, giebt es ein sehr einfaches Verfahren. Man löst das Chlorsilber in überschüssigem Ammoniak, filtrirt und stellt nun blankes Kupferblech in die Lösung. Das Silber schlägt sich fein vertheilt metallisch nieder, wird auf einen Filter gesammelt, zuerst mit verdünntem Ammoniak, dann mit destillirtem Wasser anhaltend gewaschen und zuletzt getrocknet.
Plátinum.
Platin.
Pt 194, 5.
Das Platin gehört, gleich dem Gold, zu den Edelmetallen, ist silberweiss von Farbe, dehnbar und hämmerbar, von 21-23 spez. Gew. Es ist nur im Knallgasgebläse schmelzbar und wird von Säuren nicht angegriffen. Nur kochendes Königswasser löst es zu Platinchlorid; ebenso wird es von freiem Chlor, Jod und Brom, sowie Phosphor angegriffen. Es findet sich in Südamerika in verschiedenen Goldwäschereien, im Sande einzelner Flüsse, vor Allem im Ural, in dessen Goldwäschereien jährlich ca. 2000 kg gewonnen werden sollen. Es findet sich, wie das Gold, nur metallisch, in Form feinen Sandes oder kleiner Klümpchen, selten in kleinen Stücken; jedoch niemals ganz rein, sondern stets vermengt mit einigen anderen, sehr seltenen Edelmetallen, namentlich Iridium, Palladium, Rhodium und Osmium.
Von diesen wird es gewöhnlich dadurch gereinigt, dass man es in heissem Königswasser löst, aus der Lösung mittelst Salmiak ausfällt und das entstandene unlösliche Doppelsalz, sog. Platinsalmiak, durch Glühen zersetzt. Es bleibt hierbei metallisches Platin in Form einer porösen, grauen, schwammigen, Masse (Platinschwamm) zurück. Diese wurde früher durch starke, hydraulische Pressen zu festem Metall zusammengepresst, welches dann durch nachfolgendes starkes Glühen noch mehr verdichtet wurde. Seitdem man aber gelernt hat, es im Knallgasgebläse zu schmelzen, geschieht diese Schmelzung in flachen Tiegeln aus Kalkstein. Hierbei resultirt ein viel reineres, namentlich nicht brüchiges ¶