1. Hydrargyrum oxydatum rubrum, Mercurius praecipitatus ruber. Quecksilberoxyd, rothes Praezipitat. Rothes, krystallinisches, sehr schweres (spez. Gew. 11, 0) Pulver; geruchlos, von schwachem, ekelhaft metallischem Geschmack. In Wasser ist es nur spurenweis löslich, verleiht diesem aber eine schwach alkalische Reaktion, leicht löslich in verdünnter Salz- oder Salpetersäure. Erhitzt zersetzt es sich in Sauerstoff und metallisches Quecksilber.
Es wird bereitet durch mäßiges Erhitzen eines Gemenges von Quecksilbernitrat mit metallischem Quecksilber, bis die Entwickelung salpetrigsaurer Dämpfe aufhört. Nach dem Erkalten wird das Pulver mit ein wenig stark verdünnter Kalilauge fein gerieben, mit destillirtem Wasser ausgewaschen und getrocknet.
2. Hydrargyrum oxydatum flavum oder praecipitatum, gefälltes oder gelbes Quecksilberoxyd. Orangegelbes, amorphes Pulver; in seinem übrigen Verhalten dem rothen Oxyd gleich, nur ist es löslicher als dieses, giebt auch den Sauerstoff leichter durch Hitze, Sonnenlicht oder an andere Körper ab.
Wird bereitet durch kaltes Ausfallen einer Lösung von Quecksilberchlorid mit verdünnter Kalilauge, doch muss das Quecksilberchlorid zur Kalilauge gemischt werden, nicht umgekehrt.
Anwendung. Beide werden innerlich selten angewandt, vielfach dagegen in Salben, namentlich gegen Augenentzündungen; das gelbe soll weit stärker von der Haut absorbirt werden als das rothe. Beide sind stark giftig!
Sie müssen vor Licht geschützt aufbewahrt werden, andernfalls schwärzen sie sich durch Ausscheidung von metallischem Quecksilber.
Prüfung des rothen Quecksilberoxyds nach dem Deutschen Arzneibuch. Mit Oxalsäurelösung (1:10) geschüttelt, gebe es kein weisses Salz 1 g mit 2 ccm Wasser und 2 ccm Schwefelsäure gemischt, nach dem Erkalten mit 1 ccm Ferrosulfatlösung überschichtet, gebe an der Berührungsstelle keine braune Zone.
Die mit Hülfe von Salpetersäure dargestellte wässerige Lösung (1:100) sei klar und werde durch Silbernitrat nur opalisirend getrübt.
Haloidverbindungen des Quecksilbers.
Hydrárgyrum chlorátum (mite), Calomélas, Mercurius dulcis. **+
Quecksilberchlorür, Kalomel.
Hg2Cl2 .
Von diesem Präparat werden medizinisch drei verschiedene Arten angewandt: Calom. sublimatum, C. vapore paratum, C. praecipitatum. Sie sind chemisch vollständig gleich zusammengesetzt, in ihrer therapeutischen Wirkung aber verschieden, wohl hauptsächlich durch die, in ihrer Darstellungsweise begründete, mehr oder minder grosse Feinheit des Pulvers. ¶
Ihre Wirksamkeit soll sich wie 2:3:4 verhalten. Uebrigens ist der Kalomel die am mildesten wirkende Quecksilberverbindung.
1. Hydrargyrum chloratum sublimatum. Sublimirter Kalomel. Weissliche, schwere (spez. Gew. 7,5), strahlig krystallinische Krusten, geruch- und geschmacklos;
geritzt giebt er einen gelben Strich;
in Wasser und Alkohol unlöslich;
beim Erhitzen verflüchtigt er sich ohne Schmelzung.
Das Pulver, welches durch Zerreiben und Schlämmen hergestellt wird, ist % von gelblicher Farbe und muss so fein sein, dass es sich vollständig weich anfühlt.
Bereitet wird er durch Sublimation eines, durch längeres Reiben hergestellten, innigen Gemenges von 4 Th. Quecksilberchlorid (s. d.) mit 3 Th. metallischem Quecksilber.
Er muss, wegen seiner Herstellungsweise, auf die Abwesenheit von Sublimat geprüft werden. Das Pulver mit Wasser angerührt und auf eine blanke Messerklinge gebracht, darf nach einer Minute keinen schwarzen Fleck auf derselben hinterlassen.
2. Hydrargyrum chloratum vapore paratum. Durch Dampf bereiteter Kalomel. Sehr zartes, vollständig weisses Pulver, das erst durch kräftiges Reiben im Mörser eine gelbliche Farbe annimmt. Bei 100 facher Vergrösserung lassen sich deutliche Krystalle erkennen. Sonstige Eigenschaften wie bei 1.
Bereitet wird er, indem man Kalomeldämpfe mit Wasserdämpfen in einem Gefäss zusammentreten lässt. Es wird hierdurch eine schnellere Verdichtung der Kalomeldämpfe bewirkt.
3. Hydrargyrum chloratum praecipitatum. Gefällter Kalomel. Vollständig weisses Pulver, dem vorigen ähnlich, nur noch feiner krystallinisch.
Wird dargestellt durch Ausfallen einer Lösung von Quecksilbernitrat mittelst Salzsäure.
Anwendung. Innerlich als abführendes und die Gallensekretion beförderndes Mittel; äusserlich zu Einstäubungen in Nase und Rachen.
Aufbewahrt muss der Kalomel in vor Licht geschützten Gefässen werden.
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch. Mit Natronlauge erwärmt, schwärze sich das Salz ohne Entwickelung von Ammoniak.
1 g Quecksilberchlorür, mit 10 ccm Wasser geschüttelt, liefere ein Filtrat, welches weder durch Silbernitratlösung, noch durch Schwefelwasserstoffwasser verändert wird.
Hydrárgyrum bichlorátum (corrosívum), Mercúrius corrosívius. **+
Quecksilberchlorid, Quecksilberbichlorid, Quecksilbersublimat, Sublimat.
HgCl2 .
Weisse, durchscheinende, strahlige, krystallinische Stücke; geruchlos, von widerlichem, herbem, metallischem Geschmack. Löslich in 16 Th. ¶