übersteigenden Temperatur gänzlich verwittern lässt, dann bei 40-50° so lange austrocknet, bis das Gewicht des Rückstandes die Hälfte des angewandten krystallisirten Salzes beträgt.
Das Natriumcarbonat kommt vielfach in der Natur fertig gebildet vor, hauptsächlich in vielen kohlensauren Mineralquellen, von welchen einzelne ziemlich bedeutende Mengen enthalten, doch nicht als einfaches Carbonat, sondern als 1 ½ oder doppelt kohlensaures Salz. An verschiedenen Stellen der Erde, so in Ungarn, Aegypten, Südamerika, finden sich Seen und Teiche, welche durch die Verdunstung eintretender Natronquellen bedeutende Mengen davon enthalten. Aus den ägyptischen Natronseen wurde schon in alten Zeiten ein allerdings sehr unreines Natriumcarbonat gewonnen, welches unter dem Namen «Trona» in den Handel kam.
Durch Umkehrung dieses Wortes ist unser heutiges «Natron» entstanden. Ein gleiches Produkt wird in Südamerika unter dem Namen «Urao» gewonnen. Beide enthalten übrigens, neben anderen Salzen, fast nur 1 ½ kohlensaures Natron. Später lernte man die Soda aus der Asche verschiedener Strand- und Meerpflanzen herstellen, namentlich sind es Salsola- und Chenopodiumarten, welche hierzu dienten, sogar eigens dazu am Meerstrande kultivirt wurden. Diese Fabrikation wurde hauptsächlich in Spanien, Südfrankreich, der Bretagne und Schottland betrieben. Die dabei gewonnenen Pflanzenaschen, auch Sodaaschen genannt, sind dieselben, welche wir bei der Gewinnung des Jods unter den Namen Barilla, Kelp und Vareck kennen gelernt haben. Sie wurden ausgelaugt und aus dieser Lauge eine sehr unreine Soda gewonnen. Zur Zeit der französischen Kontinentalsperre gelang es endlich dem Franzosen Leblanc, ein Verfahren ausfindig zu machen, bei welchem die Soda direkt aus dem Kochsalz bereitet wurde.
Dieses Verfahren ist noch heute, namentlich in England, im Gebrauch. Es zerfällt in drei Theile. Zuerst wird das Chlornatrium (Kochsalz) durch Erhitzen mit Schwefelsäure in trockenes, wasserfreies Natriumsulfat umgewandelt; diesen Theil der Arbeit haben wir schon beim Artikel «Salzsäure» besprochen (s. dortige Abbildung). Der zweite Theil besteht in der Umwandlung des Natriumsulfats in sog. Rohsoda. Hierbei werden
^[Abb: Fig. 194. Flammenofen zur Bereitung der Rohsoda.] ¶
100 Th. Natriumsulfat mit 100 Th. Kalkstein oder Kreide und 50 Th. Kohlengrus gemengt und im Flammenofen unter öfterem Durchraken so lange erhitzt, bis die Masse zähflüssig wird und aufsteigende, bläuliche Flämmchen von brennendem Kohlenoxydgas anzeigen, dass der Prozess vollendet ist. Die Masse wird jetzt in eiserne Kästen gefüllt, worin sie erkalten muss; nach dem Erkalten werden die grossen, festen Klumpen, der sog. Sodastein, gewöhnlich 2-10 Tage den Einwirkungen der Luft ausgesetzt.
Dies hat einen doppelten Zweck, 1. die Klumpen mürber und bröckliger zu machen, 2. das etwa noch vorhandene Natriumsulfuret und das Aetznatron durch die Kohlensäure der Luft in Natriumcarbonat umzuwandeln. Der chemische Vorgang bei diesem 2. Theil ist etwa folgender: zuerst wird das Natriumsulfat in der Glühhitze durch die Kohle zu Schwefelnatrium reduzirt;
diese setzt sich mit dem Calciumcarbonat um zu Natriumcarbonat und Schwefelcalcium.
Rechnungsmäßig brauchte man zu dieser Umsetzung weit weniger Calciumcarbonat und Kohle als man in der Praxis anwendet; es hat sich jedoch gezeigt, dass durch diesen Ueberschuss ein besseres Resultat erzielt wird. Man nimmt vielfach an, dass durch den Ueberschuss an Kalk das Calciumsulfuret (Schwefelcalcium) in Calciumoxysulfuret, eine Verbindung von Calciumsulfuret mit Calciumoxyd, umgewandelt wird. Diese letztere Verbindung ist vollständig unlöslich, während das Schwefelcalcium etwas, wenn auch nur wenig, löslich ist. Es beginnt nun der 3. Theil, welcher wiederum in zwei Arbeiten zerfällt.
Zuerst wird die Rohsoda oder der Sodastein zerkleinert und in verschieden konstruirten Auslaugungs-Apparaten mit möglichst wenig warmem Wasser ausgelaugt (s. Fig. 195). Die so erhaltene konzentrirte Lauge, welche vielfach noch geringe Mengen Schwefelverbindungen von Natrium, Calcium und Eisen enthält, wird zuerst von diesen möglichst befreit und dann entweder zu kalzinirter oder krystallisirter Soda verarbeitet. Im letzteren Falle wird sie nur bis zu einem bestimmten Punkte eingedampft, dann in grossen, meist eisernen Gefässen der Krystallisation überlassen.
^[Abb: Fig. 195. Kolonnen-Apparat zum Auslaugen der Sodaschmelze. A Wasserreservoir. B-F Auslaugekästen. G Reservoir für konz. Lauge.] ¶