Kaliumcarbonat und Kohlenpulver, bei dem Natronwasserglas mit Natriumcarbonat in bestimmten Verhältnissen mengt und in einem Glasschmelzofen mindestens 6 Stunden lang in feurigem Fluss erhält. Die Masse wird dann ausgegossen und das schwach grünlich oder gelblich gefärbte Glas entweder fest in den Handel gebracht, oder man stellt in den Fabriken flüssiges Wasserglas von etwa Sirupskonsistenz daraus her. Zu diesem; Zweck wird es nach dem Erkalten fein gemahlen, dann, nachdem es einige Zeit der Luft ausgesetzt ist, mit kaltem Wasser ausgewaschen und nun in eisernen Kesseln durch anhaltendes Kochen in Wasser gelöst und die Lösung schliesslich durch Abdampfen auf die gewünschte Konsistenz gebracht.
In anderen Fabriken wird die Kieselsäure durch einfaches Kochen mit dem Kali oder Natron verbunden. Steht Kieselguhr (Infusorienerde) zur Verfügung, so genügt einfaches Kochen mit den betreffenden Laugen. Wird Quarzsand oder Feuerstein angewandt, so wird die Kochung im geschlossenen Kessel unter stark erhöhtem Dampfdruck vorgenommen.
Das flüssige Wasserglas, wie es in den Handel kommt, bildet eine farblose oder schwach gefärbte Flüssigkeit von stark alkalischer Reaktion; sie ist geruchlos, von laugenhaftem Geschmack, von Oel- bis Sirupsdicke. Sie wird nach dem spez. Gew. d. h. nach Graden Beaumé gehandelt.
Anwendung. Die grösste Menge Wasserglas dient in der Seifensiederei zum sog. Füllen der Seifen, eine nicht gerade lobenswerthe Manipulation. Dann als Maueranstrich (um den Kalk gewissermaßen zu verkieseln) mit Kalk vermengt als Mörtelkitt; ferner zur Bereitung von Dach- und Steinpappen; endlich als Bindemittel für Farben, wenigstens für solche, welche eine so alkalische Flüssigkeit vertragen. Man benutze diese Farben aber nur für Gegenstände, welche nicht viel mit Nasse in Berührung kommen, Holz, Korbwaaren, Tapeten etc.; für Fussböden und Aussenwände können derartige Anstriche niemals die Oelfarbe ersetzen.
In der Chirurgie wird das Wasserglas auch zu Verbandzwecken angewandt.
Das Wasserglas muss in gut verschlossenen Gefässen aufbewahrt werden, da es sonst durch die Kohlensäure der Luft zersetzt wird und gallertartige Kieselsäure abscheidet.
Kálium sulfúricum.
Kaliumsulfat, schwefelsaures Kali.
K2 , SO4 .
Weisse, sehr harte, daher fast wie Glas klingende Krystallkrusten oder feines Krystallmehl, geruchlos, von scharfem, salzigem, etwas bitterlichem Geschmack; löslich in 4 Th. kochendem und 10 Th. Wasser von 15°, unlöslich in Alkohol.
Ausser diesem reinen, für medizinische und chemische Zwecke gebräuchlichen Präparat kommen bedeutende Mengen von rohem Kaliumsulfat in den Handel, welche meist zu Dungzwecken dienen und oft nur
40-60 % des oben genannten Salzes enthalten. Der übrige Theil besteht aus Natriumsulfat, Chlorkalium, Chlornatrium und andern Beimengungen.
Es wird gewonnen theils als Nebenprodukt beim Reinigen des Kaliumcarbonats aus Holzasche, oder bei der Verarbeitung der Stassfurter Kalisalze auf Kaliumcarbonat nach Leblanc-System etc.
Anwendung. Medizinisch als gelindes Abführmittel in kleinen Dosen (15-30 g auf einmal sollen tödtlich wirken). Es war ziemlich in Vergessenheit gekommen, bis das Deutsche Arzneibuch es zu einem Bestandtheil des pulverförmigen, künstlichen Karlsbader Salzes machte.
Identitätsnachweis. Die wässerige Lösung giebt mit Weinsäure nach einiger Zeit einen weissen krystallinischen, mit Baryumnitrat sogleich einen weissen, in Säuren unlöslichen Niederschlag.
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch.
Am Platindrahte erhitzt, darf Kaliumsulfat die Flamme höchstens vorübergehend gelb färben.
Die wässerige Lösung (1:20) soll neutral sein und darf weder durch Schwefelwasserstoffwasser, noch durch Ammoniumoxalat-, noch durch Silbernitratlösung verändert werden.
20 ccm der vorgenannten wässerigen Lösung dürfen durch Zusatz von 0, 5 ccm Kaliumferrocyanidlösung nicht verändert werden.
Kálium tartáricum, Tártarus solúbilis, Tártarus tartarisátus.
Neutrales weinsaures Kali, Kaliumtartrat.
C4K2H4O6 .
Farblose, durchscheinende Krystalle, geruchlos, von bitterlichem, salzigem Geschmack, an der Luft, ohne zu zerfliessen, feucht werdend; löslich in 0,7 Th. Wasser zu einer neutralen Flüssigkeit, nur wenig löslich in Alkohol. Beim Erhitzen verkohlt das Salz unter Entwickelung von Karamelgeruch und Hinterlassung eines alkalisch reagirenden Rückstandes.
Wird bereitet, indem man in eine heisse Lösung von Kaliumbicarbonat so lange kalkfreien Weinstein in kleinen Portionen einträgt, bis die Lösung völlig neutral erscheint. Nach dem Filtriren wird dieselbe bis zum Salzhäutchen abgedampft und dann zur Krystallisation bei Seite gesetzt.
Anwendung. Medizinisch als gelinde abführendes Mittel; in der Technik zum Entsäuren von Weinen, wobei aus demselben, bei Gegenwart einer freien Säure, Kaliumbitartrat entsteht.
Identitätsnachweis. Die konzentrirte, wässerige Lösung des Salzes giebt mit verdünnter Essigsäure einen in Natronlauge löslichen, weissen, krystallinischen Niederschlag.
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch.
Wenn 1 g des Salzes in 10 ccm Wasser gelöst und die Lösung mit 5 ccm verdünnter Essigsäure geschüttelt wird, so darf die von dem
ausgeschiedenen Krystallmehle durch Abgiessen getrennte Flüssigkeit, mit gleich viel Wasser verdünnt, durch 8 Tropfen Ammoniumoxalatlösung innerhalb einer Minute nicht verändert werden.
Die wässerige Lösung (1:20) verändere Lackmuspapier nicht und werde durch Schwefelwasserstoffwasser nicht verändert. Dieselbe Lösung, mit Salpetersäure angesäuert, darf durch Silbernitratlösung nicht mehr als opalisirend getrübt werden.
Kalium-Natríum tartaricum. Tartarus natronatus, Natro-Kali tartaricum, Sal Seignette.
Natronweinstein, Kaliumnatriumtartrat, Seignettesalz.
C4KNaH4O6 + 4 H2O .
Es sind farblose, durchsichtige, säulenförmige Krystalle; geruchlos, von schwach salzigem, etwas kühlendem Geschmack; in trockener Luft verwittern sie, schmelzen bei ca. 40° in ihrem Krystallwasser, weiter erhitzt entwickelt sich nach dem Verdunsten desselben ein Geruch nach Karamel und zuletzt verbleibt ein alkalisch reagirender, kohliger Rückstand. Löslich ist das Salz in 1 ½ Th. Wasser zu einer neutralen Flüssigkeit, in welcher Essigsäure einen weissen, krystallinischen Niederschlag von Kaliumbitartrat hervorbringt. Dargestellt wird es, indem man 5 Th. Kaliumbitartrat mit 4 Th. krystallisirtem Natriumcarbonat und 25 Th. Wasser zusammenbringt und nach beendigter Kohlensäureentwickelung bis zum Sieden erhitzt. Die Lösung wird einige Tage der Ruhe überlassen, damit der etwa vorhandene Kalk sich absetzt, und dann die klare Flüssigkeit zur Krystallisation abgedampft.
Anwendung. Medizinisch als gelindes Abführmittel; es ist ein Bestandtheil des Seidlitz'schen Brausepulvers, Pulvis aerophorus laxans.
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch.
Die wässerige Lösung (1:20) werde weder durch Schwefelwasserstoffwasser, noch durch Ammoniumoxalatlösung verändert. Dieselbe Lösung darf, nach Zusatz von Salpetersäure und Entfernung des ausgeschiedenen Krystallmehles, durch Baryumnitratlösung nicht verändert und durch Silbernitratlösung höchstens opalisirend getrübt werden.
Beim Erwärmen mit Natronlauge darf Kaliumnatriumtartrat Ammoniak nicht entwickeln.
Kalium-Stibio tartáricum, Stibio-Kali tartaricum, Tártarus stibiátus, Tártarus eméticus. **+
Brechweinstein, Antimon-Kaliumtartrat.
C4H4SbKO7 ^[C4SbKO7] + H2O .
Kleine, farblose Krystalle, welche an der Luft allmälig trübe werden und zerfallen. Sie sind geruchlos, der Geschmack ist süsslich, dabei unangenehm metallisch; löslich sind sie in 17 Th. kaltem und 3 Th. kochendem
Wasser, unlöslich in Weingeist. Die Lösung reagirt sauer und verdirbt leicht. Beim Erhitzen verkohlen die Krystalle. Er wirkt brechenerregend und ist sehr giftig! Wird in chemischen Fabriken durch Sättigen von kalkfreiem Weinstein mit arsenfreiem Antimonoxyd, SbO3, hergestellt. Die Lösung wird entweder zur Krystallisation gebracht oder bei Anwendung vollkommen reiner Materialien wird der Brechweinstein durch Weingeist ausgefällt. Man erhält in diesem Falle ein blendend weisses, fein krystallinisches Pulver. Für die Zwecke der Technik wird aus nicht völlig reinen Materialien ein ordinärer Brechweinstein hergestellt.
Anwendung. Medizinisch in sehr kleinen Dosen als schleimlösendes Mittel bei katarrhalischen Leiden, in grösseren Dosen 0,05 bis 0,1 als rasch wirkendes Brechmittel (noch grössere Dosen rufen Entzündung des Magens und der Därme, zuletzt den Tod hervor); äusserlich als pustelnhervorrufendes Mittel in Salben. Technisch findet der Brechweinstein in neuerer Zeit Anwendung in der Färberei, als Beize fur Anilinfarben, sowie zur Herstellung eines blauschwarzen Ueberzuges für Bronzen,
Identitätsnachweis. Die wässerige, schwach sauer reagirende Lösung von widerlichem, süsslichem Geschmack giebt mit Kalkwasser einen weissen, in Essigsäure leicht löslichen, mit Schwefelwasserstoff, nach dem Ansäuern mit Salzsäure, einen orangerothen Niederschlag.
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch.
Wird 1 g gepulverter Brechweinstein mit 3 ccm Zinnchlorürlösung geschüttelt, so darf im Laufe einer Stunde eine Färbung nicht eintreten. Abwesenheit von Arsen.
Kálium bitartáricum, Cremor tártari, Tártarus.
Kaliumbitartrat, Weinsteinrahm, Weinstein.
C4KH3O6 .
Tartarus crudus. Roher Weinstein. Das saure, weinsäure Kali, Kaliumbitartrat, ist im Saft der Weintrauben gelöst und scheidet sich aus dem Most während der Gährung ab und zwar um so mehr, je alkoholreicher der Wein wird. Schwere, dabei doch säurereiche Weine liefern die grössten Mengen, während die ganz leichten Rhein- und Moselweine von geringem Alkoholgehalt denselben mehr in Lösung behalten. Der Weinstein setzt sich in den Gährbottichen und Fässern in dichten Krusten an, die an den Fassdauben so fest halten, dass sie nur durch Erwärmen der Fässer und anhaltendes Klopfen losgelöst werden können. Je nach der Farbe des Weines erscheinen dieselben von hellgrauer bis dunkelbraunrother Farbe. In diesem Zustände kommen sie als Tartarus crudus oder, wenn roth, als Tartarus ruber in den Handel. Letzterer wird in gepulvertem Zustände vielfach als Beize bei dunklen Farben in der Färberei angewendet.
In diesem rohen Zustände enthält der Weinstein neben weinsaurem Kali ziemlich bedeutende Mengen von weinsaurem Kalk (8-15 %, in
selteneren Fällen bis zu 40 % steigend), ausserdem Farbstoffe des Weines, Hefezellen und sonstige Verunreinigungen. Um ihn hiervon möglichst zu befreien, wird er in eigenen Fabriken durch mehrfaches Umkrystallisiren gereinigt (raffinirt). Je nach dem Grade der Reinheit heisst er dann ½, ¾ oder ganz raffinirt.
Tartarus depuratus.
Gereinigter Weinstein, Cremor tartari.
Dieser bildet dichte, harte Krystallkrusten, aus feinen Krystallen bestehend; ist fast reinweiss, enthält aber noch immer ziemliche Mengen weinsauren Kalk, ferner fast immer Spuren von Eisen und häufig auch von Blei (aus den Krystallisations-Bottichen herrührend). Für die Rezeptur in den Apotheken muss derselbe noch durch besondere Reinigung von dem Kalk befreit werden, während dies für den gewöhnlichen Gebrauch nicht erforderlich ist. Der Name Cremor tartari, Weinsteinrahm, stammt daher, dass man früher die während des Krystallisations-Prozesses an der Oberfläche sich bildenden Krusten gleich dem Rahm der Milch von der Flüssigkeit abhob.
Tartarus depuratus pro receptura (kalkfrei).
Wird hergestellt, indem man die Lösung des käuflichen Tartarus depuratus in 180 Th. Wasser nach der Filtration einen Tag einer Kälte von 2 bis 4° aussetzt; hierbei krystallisirt das Kalktartrat ziemlich vollständig aus. Die Lösung wird dann klar abgegossen und unter fortwährendem Rühren eingedampft. Es bildet ein feines, weisses, krystallinisches Pulver, geruchlos, von säuerlichem Geschmack; in 192 Th. kaltem und 20 Th. heissem Wasser löslich, unlöslich in Alkohol. Erhitzt verkohlen die Krystalle, unter Entwickelung von Karamelgeruch. Der kohlige Rückstand enthält Kaliumcarbonat (frühere Darstellungsweise des Kalium carbonicum purum, daher auch der Name desselben Sal tartari). Die filtrirte Lösung des verkohlten Rückstandes braust mit Weinsäure auf und giebt nach einiger Zeit einen weissen krystallinischen Niederschlag (Identitätsnachweis).
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch.
5 g des Salzes, mit 100 g Wasser geschüttelt, geben ein Filtrat, welches nach Zusatz von Salpetersäure durch Baryumnitrat nicht verändert, durch Silbernitrat höchstens schwach opalisirend getrübt werde. Die Lösung in Ammoniak werde durch Schwefelwasserstoffwasser nicht verändert. Wenn 1 g des Salzes mit 5 g verdünnter Essigsäure unter öfterem Umschütteln eine halbe Stunde hingestellt, dann mit 25 g Wasser vermischt wird, so darf das Filtrat auf Zusatz von 8 Tropfen Ammoniumoxalat innerhalb einer Minute keine Veränderung zeigen. Beim Erwärmen mit Natronlauge werde kein Ammoniak entwickelt.
Anwendung der verschiedenen Weinsteinsorten: Medizinisch innerlich als blutverdünnendes Mittel;
technisch als Beize in der Färberei, zum Weisssieden verzinnter Gegenstände, zu Backpulvern, endlich zur Darstellung der Weinsteinsäure.
Die Hauptbezugsländer des rohen Weinsteins sind die südlichen Länder Europas, in geringerem Maße Süddeutschland.
Natrium.
Natrium.
Na 23.
Natrium metallicum, Sodium.
Natrium.
Na.
Leichtes, auf den frischen Schnitt silberweisses, schon bei gewöhnlicher Temperatur knetbares und mit dem Messer leicht zerschneidbares Metall von 0,972 spez. Gew. An der Luft bedeckt es sich rasch mit einer weissen Oxydschicht und verwandelt sich in kurzer Zeit gänzlich in dieses. Zugleich zieht letztere Feuchtigkeit an und bildet Natriumoxydhydrat (Aetznatron), welches zerfliesst. Auf Wasser geworfen, fährt es auf diesem umher, indem es dasselbe unter Wasserstoffabscheidung zersetzt. Jedoch entzündet sich der Wasserstoff nicht (wie bei dem Kalium) von selbst, ausser wenn man heisses Wasser anwendet. An der Luft erhitzt verbrennt es mit gelber Flamme; unter Luftabschluss erhitzt verflüchtigt es sich in farblosen Dämpfen.
Es wird in gleicher Weise dargestellt wie das Kaliummetall, nur dass hier wasserfreies Natriumcarbonat verwandt wird.
Anwendung findet es in der Technik und Chemie vielfach als reduzirendes Mittel; früher auch zur Abscheidung des Aluminium und Magnesium aus ihren Verbindungen; ferner zur Darstellung von Natriumamalgam etc.
Aufbewahrt wird es im Kleinen wie das Kalium unter Petroleum, in grösseren Mengen unter einer Schicht von Paraffin.
Sauerstoffverbindungen des Natriums.
Nátrium hýdricum, Natron caústicum.
Natriumoxydhydrat, Natriumhydroxyd, Aetznatron, Seifenstein.
NaHO.
Das Aetznatron ist in seinem Aeussern, seinem chemischen und physikalischen Verhalten, der Art seiner Herstellung und den Formen, in welchen es gehandelt wird, so vollständig mit dem Aetzkali übereinstimmend, dass Alles, was von diesem gesagt ist, auch vom Aetznatron gilt. Das Gleiche ist von seiner Anwendung zu sagen, nur wird es, weil billiger, häufiger als das Aetzkali angewandt. Das rohe Aetznatron in Stücken, gewöhnlich Seifenstein genannt, bildet einen viel begehrten Handverkaufsartikel der Drogengeschäfte, theils zum Seifenkochen, theils zum Aufweichen alter Oelfarben und Lacke etc. Wie beim Aetzkali ist auch hier, sowohl bei der Abgabe als beim Arbeiten mit demselben, Vorsicht geboten; namentlich hüte man sich bei etwa nöthigem Zerschlagen der
Stücke, dass kleine Splitterchen in die Augen fliegen. Es muss, weil sehr hygroskopisch, in gut verschlossenen Gefässen an trockenen Orten aufbewahrt werden.
Schwefelverbindungen des Natriums.
Von den verschiedenen Sulfiden des Natriums werden in der Technik grosse Mengen verwandt, doch werden dieselben fast immer in den betreffenden Fabriken selbst hergestellt und bilden keine eigentlichen Artikel des Drogenhandels.
Haloidsalze des Natriums.
Nátrium chlorátum, N. muriáticum.
Natriumchlorid, Chlornatrium, Kochsalz.
NaCl.
Das Chlornatrium kommt im Handel in den verschiedensten Formen vor, je nach seiner Herstellung und den Zwecken seiner Anwendung. Es findet sich in der Natur fertig gebildet, theils gelöst (im Meerwasser ca. 3 %) in Quellen, sog. Soolquellen, bis zu 25 % (Gottesgnadenquelle in Reichenhall), theils in mächtigen Lagern als sog. Steinsalz, z. B. bei Stassfurt, im Salzkammergut, bei Wieliczka etc., entstanden durch die Verdunstung früherer Meeresbecken. Es wird aus diesen Lagern entweder bergmännisch gewonnen oder man leitet Tagewasser hinein, die man später mit Salz gesättigt wieder auspumpt und dann durch Versieden zur Krystallisation bringt. In gleicher Weise werden die natürlichen Soolquellen verarbeitet.
Das Kochsalz deutschen Handels bildet ein rein weisses, krystallinisches Pulver, geruchlos und von rein salzigem Geschmack. Es ist zuweilen etwas feucht und enthält durchschnittlich 2-3 % fremder Beimengungen, bestehend aus Natriumsulfat, Calciumchlorid, Magnesiumchlorid etc. Es bleibt in trockener Luft unverändert, in feuchter Luft dagegen zieht es Wasser an. Für viele technische Zwecke, ebenso zum Gebrauch für Vieh wird es des hohen Zolles halber denaturirt, d. h. mit solchen Stoffen versetzt, die es für Genusszwecke unbrauchbar machen.
Aus dem gewöhnlichen Kochsalz lässt sich durch vorsichtiges Ausfallen der Erdsalze mittelst Natriumcarbonat und nur theilweises Auskrystallisirenlassen der Lösung ein absolut reines Natriumchlorid für chemische und medizinische Zwecke darstellen. Dieses bildet kleine würfelförmige Krystalle, welche in der Rothglühhitze schmelzen und in der Weissglühhitze allmälig verdampfen. Sie sind in kaltem und heissem Wasser gleich viel löslich, 100 Th. Wasser lösen 36 Th. Kochsalz.
Identitätsnachweis. Am Platindraht erhitzt, zeigt die Flamme eine rein gelbe Färbung; die wässerige Lösung mit Silbernitrat versetzt, giebt einen käsigen, weissen, am Lichte sich alsbald violett färbenden Niederschlag, der sich in überschüssigem Ammoniak löst.
Steinsalz, früher Sal gemmae genannt, kommt meist in festen, krystallinischen, halb durchsichtigen, weissen oder schwach gefärbten Massen vor; es bildet ebenfalls für sich einen Handelsartikel, der zuweilen auch in den Drogenhandlungen als «Leckstein» für das Vieh gefordert wird.
Seesalz, Sal marinum, ist ein sehr unreines, grosswürfelig krystallisirtes Kochsalz, wie es durch freiwilliges Verdunstenlassen des Meerwassers an den Küsten wärmerer Länder gewonnen wird. Es ist stark hygroskopisch und hat einen bitterlichen Geschmack in Folge eines ziemlich starken Gehaltes an Chlormagnesium und Chlorcalcium; auch Spuren von Jod- und Bromverbindungen sind in ihm nachgewiesen worden. Es dient vor Allem zur Herstellung von Bädern und zum Aufthauen von Eis: hierzu eignet es sich besser als gewöhnliches Kochsalz, da es stärker Wasser anzieht als dieses. Die entstandene Salzlösung erstarrt selbst bei starker Kälte nicht. Es wird bei uns in Deutschland vielfach durch das Stassfurter Badesalz ersetzt, ein ebenfalls sehr unreines Kochsalz von ähnlicher Zusammensetzung wie das Seesalz.
Die Jahresproduktion Deutschlands wird für 1886 geschätzt auf 61195 Tonnen Krystallsalz, 362960 t Steinsalz und 493000 t Siedesalz. Unser Vaterland ist sehr reich an Salzlagern und Soolquellen, doch hat keines der vielen Salzlager eine ähnliche Bedeutung erreicht wie das bei Stassfurt. Es hat dies vor Allem seinen Grund darin, dass hier neben riesigen Massen von Kochsalz sich ungeheure Schichten von früher unbeachtet gebliebenen s. g. Abraumsalzen finden. Diese letzteren haben mittlerweile die Wichtigkeit der Steinsalzgewinnung weit überflügelt und eine ganze Reihe von chem. Industrien in der dortigen Gegend hervorgerufen. Die Drog. Zeit, schreibt hierüber in No. 38 von 1889 Folgendes:
Die Industrie der Salzwerke zu Stassfurt nimmt täglich grössere Dimensionen an. Abgesehen von dem Verkauf der Bergwerksprodukte, der sich zusehends erhöht, ist die Produktion selbst eine intensivere geworden, indem viele früher unbeachtete Stoffe, wie Brom, Borsäure, Magnesiasalze etc. nunmehr jetzt für sich dargestellt werden und so zu einer höheren Rentabilität wesentlich beitragen. Gegenwärtig liefert, nach Mittheilungen von L. Janet in der «Berg- und Hüttenm.-Ztg.», der Stassfurter Grubenbetrieb fünf Hauptprodukte: Steinsalz, Karnallit, Kainit Kieserit und Stassfurtit.
Das Steinsalz wird in einem verhältnissmäßig sehr reinen Zustände gefördert und keiner weiteren Reinigung mehr unterworfen. Der Gehalt an reinem Chlornatrium beträgt 94-95 %.
Der Karnallit besteht in der Hauptsache aus Chlorkalium und Chlormagnesium; aus der Grube kommt ein Gemenge von durchschnittlich 50-60 % Karnallit, 20-25 % Steinsalz, 15-20 % Kieserit und 1-3 % Stassfurtit.
Die Gewinnung von Kainit datirt seit dem Jahre 1865; Kainit ist
ein Doppelsalz von Chlorkalium mit Magnesiumsulfat, seine Verwendung in der Landwirthschaft ist eine ausgedehnte und bekannte.
Der Kieserit, natürliche schwefelsaure Magnesia, dient vorwiegend als Düngemittel oder auch zur Darstellung von Kaliumsulfat.
Der Stassfurtit, eine Verbindung von borsaurer Magnesia mit Chlormagnesium, wird sowohl auf Borsäure als auf Chlormagnesium verarbeitet.
Mit der Verarbeitung dieser Grubenprodukte befassen sich ca. 30 chemische Fabriken, welche in der Umgegend Stassfurts gelegen sind und ungefähr 3500 Arbeiter beschäftigen.
Der grösste Procentsatz der durch die Verarbeitung der Grubenprodukte erhaltenen chemischen Erzeugnisse entfällt auf das Chlorkalium, und seine Gewinnung aus dem Karnallit bildet daher auch einen der wichtigsten Betriebe in der Stassfurter Industrie. Der Hauptprozess bei der Verarbeitung des Karnallits besteht in der Trennung des Chlorkaliums von den anderen Salzen, welche die steten Begleiter des Karnallits bilden. Die Trennung dieser Salze unter sich beruht auf ihren verschiedenen Löslichkeitsverhältnissen in Wasser: Karnallit ist in Wasser löslicher als Steinsalz und Kieserit, bei Anwendung kleinerer Mengen Wasser geht in Folge dessen in der Hauptsache Karnallit in Lösung. Beim Abdampfen der Lösung scheidet sich zuerst Chlorkalium ab, hierauf auch Chlornatrium und Chlormagnesium.
Die Mutterlaugen enthalten ausser Kaliumsulfat noch etwas Chlornatrium und Chlormagnesium, welche durch weiteres Abdampfen gewonnen werden. Die zweiten Laugen, welche bei der Trennung der Salze erhalten werden, enthalten 1-2 % Chlorkalium mit sehr grossen Mengen Chlormagnesium und Chlornatrium. Die Rückstände der ersten Auslaugung enthalten vorzugsweise Steinsalz und Kieserit, welche in wenig Wasser unlöslich sind; sie dienen zur Darstellung von Natrium- und Magnesiumsulfat.
Das aus der ersten Trennung resultirende Chlorkalium ist natürlich nur oberflächlich gereinigt und wird mit einem Gehalte von 80-85% in den Handel gebracht. Die weiteren Ausbeuten an diesem Salze werden, weil zu geringhaltig; anderen für die Landwirthschaft bestimmten Düngsalzen beigemischt. Aus der zweiten Trennung erhält man ein noch reineres, bis zu 90% haltiges Chlorkalium.
Im Ganzen gewinnt man von den im rohen Karnallit enthaltenen 25 % Chlorkalium nur ungefähr zwei Drittel (16 %); das Uebrige findet sich in den Abfällen und Nebenprodukten vertheilt.
Aus 800 kg Rohkarnallit werden durchschnittlich 100 kg käufliches Chlorkalium erhalten. Da eine Reinigung des erhaltenen (80 %) Chlorkaliums durch Umkrystallisiren das Produkt zu sehr vertheuern würde, so werden die Verunreinigungen dadurch entfernt, dass man das Salz mit einer gesättigten Chlorkaliumlösung behandelt, wodurch der
Chlorkalium-Gehalt nach und nach bis auf 90% gebracht wird. Schliesslich lässt man das Salz an luftigen, gedeckten Orten abtrocknen und kalzinirt es bei nicht zu grosser Hitze.
Nátrium jodátum, N. hydrojódicum. **
Natriumjodid, Jodnatrium.
NaJ.
Entweder kleine, weisse, würfelförmige Krystalle oder grob krystallinisches Pulver. Es ist löslich in 0,6 Th, Wasser und 3 Th. Weingeist. An feuchter Luft wird es durch Zersetzung gelb. In seinem Verhalten gleicht es gänzlich dem Jodkalium, wird auch in gleicher Weise medizinisch verwandt und analog den verschiedenen Bereitungsweisen des Jodkaliums hergestellt; nur muss die Lösung bei einer Temperatur von über 40° zur Krystallisation gebracht werden, da andernfalls ein wasserhaltiges Salz entsteht.
Identitätsnachweis. Am Platindrahte erhitzt, färbt es die Flamme gelb. Die wässerige Lösung, mit wenig Chlorwasser gemischt und mit Chloroform geschüttelt, färbt letzteres violett.
Durch ein Kobaltglas betrachtet, darf die durch das Salz gelb gefärbte Flamme gar nicht, oder doch nur vorübergehend roth gefärbt erscheinen. Zerrieben auf befeuchtetes rothes Lackmuspapier gebracht, darf es dieses nicht sogleich violettblau färben.
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch. Die wässerige Lösung (1:20) darf weder durch Schwefelwasserstoffwasser, noch durch Baryumnitratlösung verändert werden, noch sich, mit 1 Körnchen Ferrosulfat und 1 Tropfen Eisenchloridlösung, nach Zusatz von Natronlauge, gelinde erwärmt, beim Uebersättigen mit Salzsäure blau färben.
Die mit ausgekochtem und wieder erkaltetem Wasser frisch bereitete Lösung (1:20) darf, bei alsbaldigem Zusätze von Stärkelösung und verdünnter Schwefelsäure, sich nicht sofort färben.
20 ccm der wässerigen Lösung (1:20) dürfen durch 0,5 ccm Kaliumferrocyanidlösung nicht verändert werden.
Erwärmt man 1 g des Salzes mit 5 ccm Natronlauge, sowie mit je 0,5 g Zinkfeile und Eisenpulver, so darf sich ein Ammoniakgeruch nicht entwickeln.
Nátrium bromátum, N. hydrobrómicum.
Bromnatrium, Natriumbromid.
NaBr.
Es ist ein weisses, krystallinisches Pulver; geruchlos, von scharfem, salzigem Geschmack; in trockener Luft ist es unveränderlich, löslich in kaum 2 Th. Wasser und 5 Th. Weingeist. Die Lösung ist neutral.
Wird in chemischen Fabriken auf verschiedene Weise, ähnlich dem
Bromkalium bereitet und medizinisch in gleicher Weise, wie dieses, angewandt.
Identitätsnachweis. Am Platindraht erhitzt, färbt es die Flamme gelb. Die wässerige Lösung des Natriumbromids, mit etwas Chlorwasser versetzt und hierauf mit Chloroform geschüttelt, färbt letzteres gelbbraun.
Durch ein Kobaltglas betrachtet, darf die durch Natriumbromid gelb gefärbte Flamme gar nicht, oder doch nur vorübergehend roth gefärbt erscheinen. Zerriebenes Natriumbromid, auf weissem Porzellan ausgebreitet, darf sich, auf Zusatz weniger Tropfen verdünnter Schwefelsäure, nicht sofort gelb färben und darf, auf befeuchtetes rothes Lackmuspapier gebracht, das letztere nicht sofort violettblau färben.
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch. Die wässerige Lösung (1:20) darf weder durch Schwefelwasserstoffwasser, noch durch Baryumnitratlösung, noch durch verdünnte Schwefelsäure verändert werden.
5 ccm dieser wässerigen Lösung, mit 1 Tropfen Eisenchloridlösung vermischt und alsdann mit Stärkelösung versetzt, dürfen letztere nicht färben.
20 ccm derselben Lösung dürfen durch 0,5 ccm Kaliumferrocyanidlösung nicht verändert werden.
10 ccm einer wässerigen Lösung (3 g = 100 ccm) des bei 100° getrockneten Natriumbromids dürfen, nach Zusatz einiger Tropfen Kaliumchromatlösung, nicht mehr als 29,3 ccm Zehntel-Normal-Sibernitratlösung bis zur bleibenden Röthung verbrauchen.
Sauerstoffsalze des Natriums.
Nátrium acéticum.
Natriumacetat, essigsaures Natron.
C2H3O2Na + 3 H2O .
Farblose, durchsichtige, in warmer Luft verwitternde Krystalle; geruchlos, von Bitterlichem, salzigem Geschmack; löslich in 1,4 Th. Wasser, in 23 Th. kaltem und 1 Th. kochendem Weingeist. Beim Erhitzen schmelzen dieselben unter Verlust des Krystallwassers, werden dann wieder fest, schmelzen bei verstärkter Hitze nochmals (Natrium aceticum bifusum) und werden beim Glühen unter Entwickelung von Acetongeruch mit Hinterlassung eines die Flamme gelb färbenden Rückstandes zersetzt.
Identitätsnachweis. Die wässerige Lösung des Natriumacetats wird auf Zusatz von Eisenchloridlösung dunkelroth gefärbt. Das Salz, im Probirröhrchen mit Schwefelsäure übergossen, zeigt den bekannten Geruch nach Essigsäure.
Prüfung nach dem Deutschen Arzneibuch. Die wässerige Lösung (1:20) werde weder durch Schwefelwasserstoffwasser, noch durch Baryumnitrat, noch durch Ammoniumoxalat, noch nach Zusatz von Salpetersäure durch Silbernitrat verändert. 20 ccm derselben wässerigen Lösung dürfen durch 0,5 ccm Kaliumferrocyanidlösung nicht verändert werden.
Ausser diesem chemisch reinen essigsauren Natron kommt im Handel ein halbgereinigtes (vielfach Rothsalz genannt, weil es bei der Rothfärberei benutzt wird) und ein rohes Natriumacetat vor. Letzteres wird dargestellt durch Sättigung des rohen Holzessigs mit Natriumcarbonat, Abdampfen zur Trockne und sehr vorsichtiges Schmelzen, um die beigemengten brenzlichen Produkte zu verkohlen. Es bildet dann blättrig krystallinische, durch ausgeschiedene Kohle schwärzliche Massen, aus welchen durch Umkrystallisation die reineren Sorten gewonnen werden.
Anwendung. Medizinisch selten, vielfach dagegen chemisch zur Herstellung von Essigsäure, Essigäther etc.; technisch in der Färberei.
Nátrium benzoicum. **
Natriumbenzoat, benzoesaures Natron.
NaC7H5O2 .
Amorphes, wasserfreies, weisses Pulver; in 1,5 Th. Wasser, weniger In Weingeist löslich; erhitzt schmilzt das Salz und hinterlässt einen kohligen, alkalisch reagirenden Rückstand.
Wird bereitet durch Sättigung von reinem Natriumcarbonat mit Benzoesäure.
Anwendung. Medizinisch innerlich in kleinen Gaben gegen gichtische und Nierenleiden; chemisch zur Darstellung der verschiedenen Benzoeäther.
Nátrium biborácicum oder bibóricum.
Borax, Natriumbiborat.
B4Na2O7 + 10 H2O .
Farblose, harte, klare Krystalle, die an trockner Luft etwas verwittern und sich mit einem weissen Häutchen bedecken. Löslich in 12-15 Th. kaltem, in 2 Th. kochendem Wasser (die Lösung bräunt Kurkumapapier), in 4-5 Th. Glycerin, nicht in Weingeist. Geruchlos, Geschmack anfangs süsslich, hinterher laugenhaft. In der Hitze schmilzt der Borax zuerst in seinem Krystallwasser, bläht sich dann auf und schmilzt endlich zu einer klaren, farblosen Masse, Boraxglas. Dieses löst die Metalloxyde mit Leichtigkeit und zum Theil mit sehr charakteristischen Farben auf. Hierauf beruht die Anwendung des Borax zum Löthen, zur Löthrohranalyse und zur Buntglasfabrikation. Seine wässerige Lösung löst Fette und Harze auf.
Der Borax kommt fertig gebildet an verschiedenen Orten der Erde vor, z. B. in Thibet, der Tartarei, Indien und vor Allem in Nordamerika (Californien) in den sog. Boraxseen. Dieser natürliche, höchst unreine Borax hiess «Tinkal» und war lange Zeit das einzige Material zur Herstellung des reinen Borax. Diese Reinigung, das sog. Raffiniren, geschah früher fast ausschliesslich in Venedig, welches bedeutende Mengen zu seiner Buntglasfabrikation brauchte, daher der häufig vorkommende Name Borax Veneta. Als man später die chemische Zusammensetzung des
Salzes erkannte, benutzte man die natürlich vorkommende Borsäure (s. d.), um durch Sättigen mit Natroncarbonat den Borax künstlich herzustellen. Nachdem bei dem immer steigenden Bedarf auch diese Quellen nicht mehr ausreichten, ging man dazu über, die Borsäure aus anderen Mineralverbindungen, wie sie in der Natur vorkommen, abzuscheiden und dann wie oben auf Borax zu verarbeiten. Hierzu dienten anfangs namentlich die im Stassfurter Salzlager vorkommenden Borsäureverbindungen, Boracit (Calciumborat) und Stassfurtit (Magnesiumborat), die jährlich etwa 100,000 Ctr.
Borax liefern. Weit wichtiger aber wurde die Entdeckung mächtiger Lager erdigen Borkalks, auch wohl Borkreide genannt, welche man in Chile und zwar in den chilenischen Cordilleren, an der Westküste Amerikas, in Neuschottland, Kleinasien und Californien auffand. Dieser Borkalk, ein Gemenge von Kalkborat und Natronborat, verunreinigt durch viele andere Bestandtheile, namentlich schwefelsauren Kalk, Kieselsäure etc., liefert uns heute das Hauptmaterial für die Boraxfabrikation. Theils wird gleich im Ursprungslande, z. B. im chilenischen Küstenplätze Caldera, Borsäure daraus hergestellt, theils wird das Rohmaterial in ganzen Schiffsladungen nach England und Hamburg importirt, um dort weiter verarbeitet zu werden.
In allerneuester Zeit hat man angefangen, den Borkalk nicht erst auf Borsäure zu verarbeiten, sondern ihn direkt durch Kochen mit starker Natriumcarbonatlösung aufzuschliessen. Es entsteht hierbei unlösliches Calciumcarbonat und Natriumborat kommt in Lösung, allerdings neben einigen anderen oft recht störenden Umsetzungsprodukten (Natriumsulfat etc. etc. ), von denen der Borax durch ein- oder mehrmaliges Umkrystallisiren gereinigt werden muss. Um hierbei möglichst grosse, nicht zu sehr in Krusten vereinigte Krystalle zu erzielen, wird die Lauge bis auf ca. 21-22° Bé. abgedampft und dann in hölzerne, meist innen mit Blei ausgelegte, mit einem Deckel verschliessbare Kufen gebracht, worin sie sehr langsam erkaltet. Das vollständige Auskrystallisiren erfordert, je nach der Grösse der Kufen, 3-4 Wochen Zeit.
Der so gewonnene Borax ist der gewöhnliche sog. prismatische Borax und nach der oben angegebenen Formel zusammengesetzt. Er enthält 47 % Krystallwasser. Ausser diesem kommt noch eine andere Form, der sog. oktaedrische oder Juwelier-Borax mit nur 30 % Krystallwasser im Handel vor. Um ihn herzustellen, wird die Boraxlauge auf eine Stärke von 30-32° Bé. gebracht und die Krystallisation dann bei einer Temperatur von 50-80° C. vorgenommen. Es entstehen hierbei dichte Krusten, deren einzelne Krystalle nach dem oktaedrischen System gebildet sind. Sie verwittern nicht, sind härter als der gewöhnliche Borax, ziehen aber in feuchter Luft Wasser an und werden dadurch trübe.
Anwendung. Medizinisch nur selten innerlich, häufiger dagegen äusserlich zu kosmetischen Waschmitteln. Borax wirkt in kleinen Mengen antiseptisch und wurde deshalb früher vielfach zu allerlei