Stíbium sulfurátum nigrum (crudum), Antimónium crudum.
Schwarzes oder graues Schwefelantimon, Spiessglanz.
Sb2S3 .
Der Spiessglanz des Handels bildet meist derbe, häufig schaalenförmige, sehr schwere Stücke von grauschwarzer, metallisch glänzender Farbe und strahlig krystallinischem Gefüge. Er ist unlöslich in Wasser, in Salzsäure gekocht muss sich der Spiessglanz mit Hinterlassung eines sehr geringen Rückstandes, unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff, auflösen. Er schmilzt bei 450° und giebt ein fast schwarzes, abfärbendes Pulver. Die meisten Handelssorten enthalten Spuren von Arsen.
Ueber das Vorkommen des Spiessglanzes in der Natur s. Artikel Stibium metallicum. Da es aber gewöhnlich mit anderen Gesteinen gemengt gebrochen wird, trennt man es von diesen durch sog. Aussaigern, indem man durch Ausschmelzen auf Heerden mit schräger Grundfläche den Spiessglanz von der Gangart sondert. Er fliesst in untergestellte Gefässe ab und erstarrt dort zu den schaalenförmigen Stücken des Handels.
Anwendung. In der Veterinärpraxis in ähnlicher Weise wie der Goldschwefel, sowie auch bei mangelnder Fresslust, namentlich bei Schweinen. Die Gaben dürfen des Arsengehalts wegen nicht zu gross genommen werden; für Schweine 1-3 g, Rindvieh 6-10 g, Pferde 10 bis 15 g. Ferner dient das schwarze Schwefelantimon zur Bereitung anderer Antimonpräparate und als Zusatz bei bengalischen, namentlich weissen Flammen. Eine Mischung mit chlorsaurem Kali zu diesem Zweck darf nie durch Reiben im Mörser, sondern muss stets mit der Hand vorgenommen werden.
Stíbium sulfurátum aurantíacum, Sulfur stibiátum aurántíacum.
Fünffach Schwefelantimon, rothes Schwefelantimon, Goldschwefel.
Sb2S5 .
Feines, orangerothes, geruch- und geschmackloses Pulver; unlöslich in Wasser und Weingeist, löslich in Aetzkalilauge und Schwefelammonflüssigkeit; in Salzsäure löst es sich unter Abscheidung von Schwefel und Entwickelung von Schwefelwasserstoff zu Chlorantimon. Wird es im Glasröhrchen erhitzt, so sublimirt Schwefel und graues 3 fach Schwefelantimon bleibt zurück.
100 ccm Wasser werden mit 1 g Goldschwefel auf 10 ccm eingekocht, nach dem Erkalten filtrirt und das Filtrat auf 1 ccm eingedampft. Wird diese Flüssigkeit mit 3 ccm Zinnchlorürlösung vermischt, so darf im Laufe einer Stunde eine Färbung nicht eintreten. Abwesenheit von Arsen.
1 g Goldschwefel mit 20 ccm Wasser geschüttelt giebt ein Filtrat, welches durch Silbernitratlösung schwach opalisirend getrübt, aber nicht gebräunt werden darf; Baryumnitratlösung darf das Filtrat nicht sofort trüben. Abwesenheit von Chlor und Schwefelsäure. ¶
Bereitet wird der Goldschwefel in chemischen Fabriken durch Zersetzung des sog. Schlippe'schen Salzes, einer Verbindung von Schwefelnatrium mit 5 fach Schwefelantimon (Na3SbS4 + 9 H2O ), mittelst sehr verdünnter Schwefelsäure. Der erhaltene Niederschlag von Goldschwefel wird gut ausgewaschen, abgepresst und am dunklen Orte unter 25° getrocknet. Schlippe'sches Salz erhält man durch Kochen von Natronlauge mit Schwefel und schwarzem Schwefelantimon.
Anwendung findet der Goldschwefel nur medizinisch bei katarrhalischen Leiden. Jedoch ist seine Verwendung eine weit geringere geworden als früher, wo die Antimonpräparate nicht arsenfrei hergestellt wurden. Allgemein wird angenommen, dass jene Spuren von Arsen, welche sich früher in allen Antimonpräparaten fanden, wesentlich zu ihrer Wirksamkeit beitrugen.
Der Goldschwefel muss vor Licht und Luft geschützt aufbewahrt werden, da andernfalls eine Oxydation eintritt.
Silicium.
Kiesel.
Si 28.
Von den Verbindungen des Silicium kommt für uns nur die mit Sauerstoff SiO2 Siliciumdioxyd oder Kieselsäure genannt, in Betracht (siehe chemische Einleitung).
Die Kieselsäure ist ein Bestandtheil vieler uns interessirender Drogen. Bolus, Talcum, Ultramarin, Wasserglas u. a. m. Kieselguhr oder Infusorienerde (s. d.) ist fast reine Kieselsäure.
Borum.
Bor.
B 11.
Von den Verbindungen des Bors kommt nur die Borsäure, theils für sich, theils in Verbindungen mit Basen für uns in Betracht.
Acidum boricum oder boracicum.
Borsäure.
Krystallinisch BH3O3 ; wasserfrei B2O3 .
Sie bildet kleine, schuppige, etwas fettig anzufühlende, seidenglänzende Krystalle, ist vollständig geruchlos und von schwach saurem Geschmack. Löslich in 25 Th. Wasser von 15°, in 3 Th. kochendem Wasser, in 15 Th. Sprit und Glycerin. Die spirituöse Lösung brennt mit grüner Flamme und färbt, auch mit Salzsäure versetzt, Kurkumapapier braun. Zwischen 80-100° verliert die krystallisirte Borsäure die Hälfte, in der Rothglühhitze den ganzen Wassergehalt und schmilzt zu einer glasartigen Masse. Die wasserfreie Borsäure ist eine starke, die krystallinische eine schwache Säure; während die letztere mit ihren Lösungen verdampft, verflüchtigt sich das Anhydrit erst bei stärkster Weissglühhitze.
Ueber das Vorkommen der Borsäure in der Natur siehe Borax. ¶