den König der Metalle, löst. In der Mischung entsteht dadurch freies Chlor, dass ein Theil des Sauerstoffs der Salpetersäure sich mit dem Wasserstoff der Chlorwasserstoffsäure zu Wasser verbindet. Das frei werdende Chlor verbindet sich mit den Metallen (Gold, Platin etc.) zu löslichen Chloriden.
Das Königswasser wirkt stark ätzend auf die Haut, ist daher mit grösster Vorsicht zu mischen.
Jodum, Jodina.
Jod.
J 127.
Grauschwarze, metallisch glänzende, trockene, tafel- oder blättchenförmige Krystalle von eigenthümlichem, an Chlor erinnernden Geruch und herbem, scharfem Geschmack. Löslich in 5000 Th. kaltem Wasser, in 10 Th. Alkohol, auch in Aether und fetten Oelen mit brauner, in Schwefelkohlenstoff und Chloroform mit violetter Farbe; sehr leicht ist es auch m Jodkaliumlösung löslich. Die Haut wird durch dasselbe braun gefärbt (durch Salmiakgeist leicht zu entfernen). Jod verdampft bei jeder Temperatur, bei 107° schmilzt, bei 180° siedet es und verwandelt sich in einen schweren, tief veilchenblauen Dampf. Die Dämpfe wirken ätzend und giftig auf den thierischen Organismus. Stärkekleister wird durch Jod blau gefärbt. Jod ist ein Element und gehört zur Gruppe der sog. Haloide.
Es findet sich in der Natur in sehr kleinen Mengen im Meerwasser, in etwas grösseren in den Meerpflanzen, namentlich in den sog. Algen und Meerschwämmen: ferner in vielen Steinsalzlagern, einzelnen Mineralquellen, in rohem Chilisalpeter und in einzelnen Phosphoriten (natürlicher phosphorsaurer Kalk), doch niemals in freiem Zustände, sondern immer an Alkalien gebunden. Dargestellt wird es, mit geringen Ausnahmen, nur aus den Meerpflanzen und dem Chilisalpeter.
Die Hauptgewinnungsländer sind Schottland, Irland, Frankreich (Departement Finisterre) und Südamerika. Norwegen hat seine Fabrikation eingestellt, in Spanien dagegen, wo man dieselbe schon früher betrieben, soll sie wieder aufgenommen sein. Die Herstellung aus den Algen und Tangen geschieht grösstentheils in der Weise, dass man dieselben in tiefen Gruben verbrennt; die hierbei gewonnene, fest zusammengeschmolzene Asche, bei den Spaniern Barilla, bei den Franzosen Varec, bei den Engländern Kelp genannt, wird
^[Abb: Fig. 187. Jodgewinnung. AA Thönerne Retorten. B Sandbad. C Vorlage zum Verdichten des Jods. ab Ableitungsrohr für die Wasserdämpfe.] ¶
mit Wasser ausgelaugt und das darin enthaltene Natriumcarbonat, Natriumsulfat, Chlornatrium zuerst durch Krystallisation entfernt. In der Mutterlauge befinden sich die Jod- und Bromsalze und wird aus dieser das Jod nach verschiedenen Methoden ausgeschieden; entweder durch Destillation mit Schwefelsäure und Braunstein, wobei sich das Jod in rohem, namentlich sehr wasserhaltigem Zustände in den vorgelegten Thonballons ansammelt, oder es wird durch eingeleitetes Chlor ausgetrieben, wobei es sich fast pulverförmig abscheidet. In neuerer Zeit hat man, namentlich in Schottland, angefangen, die Algen nicht zu verbrennen, sondern sie in geschlossenen Räumen durch überhitzte Dämpfe zu verkohlen.
Die Kohle wird dann ausgelaugt und weiter auf Jod behandelt. Man erreicht hierbei eine grössere Ausbeute, weil bei der Verbrennung immer ein Theil der Jodalkalien verflüchtigt wird, und hat noch den Vortheil, dass man Leuchtgas und andere Produkte der trockenen Destillation als Nebenprodukte gewinnt. Die Bereitung aus den Mutterlaugen des Chilisalpeters ist sehr einfach und geschieht entweder in der Weise, dass man das Jod durch Schwefelsäure oder Chlor oder nach irgend einer andern Methode frei macht und für sich gewinnt; neuerdings aber noch mehr dadurch, dass man es an Kupfer bindet, das erhaltene unlösliche Jodkupfer trocknet und als solches in den Handel bringt (s. Artikel Jodkalium). Das rohe Jod wird dann durch Sublimation gereinigt (Jodum purum oder resublimatum).
Identitätsnachweis für Jod: 1. der eigenthümliche Geruch;
2. die Bildung von blauen Dämpfen beim Erhitzen von freiem Jod;
3. die violette Färbung des Chloroforms durch Jod;
4. die Blaufärbung von Stärkekleister durch die kleinsten Spuren von freiem Jod.
Reines Jod muss sich ohne jeden Rückstand verflüchtigen lassen.
Anwendung. Medizinisch für sich selten, in ganz kleinen Gaben innerlich; äusserlich, in Form von Tinctura jodi, zum Pinseln von Frostbeulen und gegen allerlei skrophulöse Leiden. Technisch findet es sehr bedeutende Anwendung zur Darstellung der vielen Jodsalze, welche in der Medizin und Photographie Verwendung finden. Auch in der Anilinfarben-Fabrikation wird es zur Darstellung des sogen. Jodgrüns benutzt.
Aufbewahrt muss das Jod an einem kühlen Orte in sehr gut schliessenden Glasgefässen werden (Korkstopfen sind zu vermeiden, weil sie vom Jod angegriffen werden). Am besten wird es noch in ein zweites Gefäss eingeschlossen. Beim Wägen und Arbeiten damit sind alle metallene Geräthschaften zu vermeiden, da sie ebenfalls vom Jod angegriffen werden.
Der gesammte Bedarf an Jod für die ganze Welt wird nach Geheschem Handelsbericht auf 184162 kg abgeschätzt, während die chilenischen Jodfabriken allein pro Jahr reichlich 1000000 kg produziren können. ¶