sind für Europa die Arbeitslöhne zu hohe, als dass die Gewinnung jemals eine lohnende werden könnte.
Von der Gesammtproduktion des Opiums gelangt nur ein kleiner Prozentsatz in den europäischen Handel;
der bei weitem grösste Theil wird in China und anderen Ländern als Berauschungsmittel verbraucht.
Die Bereitung des Opiums geschieht in der Weise, dass die Mohnköpfe wenige Tage nach dem Abfallen der Blumenblätter, wenn ihre anfänglich graugrüne Farbe in eine mehr gelbliche übergeht, mit kleinen mehrklingigen Messern entweder senkrecht oder horizontal geritzt werden. Es geschieht diese Operation meist Abends, nur in Gegenden, wo viel Thau fällt, am Morgen.
Der anfangs weisse Milchsaft tritt in kleinen Tröpfchen aus den feinen Einschnitten hervor, verdickt sich während der Nacht oder im Laufe des Tages und wird dann mit Messern vorsichtig abgeschabt.
Das so gesammelte Opium wird mit den Händen zusammengeknetet und in runde, mehr oder weniger flache Kuchen geformt.
Dieselben werden, um das Zusammenkleben zu vermeiden, mit Sauerampfersamen bestreut oder in Mohnblätter gewickelt und endlich im Schatten getrocknet.
Diese Art der Bereitung und der Behandlung gilt namentlich für das türkische Opium, die Sorte, welche fast ausschliesslich für den europäischen und namentlich für den deutschen Handel in Betracht kommt.
Das türkische Opium, auch Smyrnaer, Levantiner und Constantinopler O. genannt, wird hauptsächlich in der asiatischen Türkei, in Anatolien und Macedonien gewonnen. Es kommt in sehr verschieden grossen, 200-600 g schweren Kuchen in den Handel.
Die Aussenschichten der Kuchen oder Brode sind ziemlich hart;
das Innere ist noch weich und lässt die einzelnen Thränen deutlich erkennen.
Die Farbe ist braun, nach innen etwas blässer, ungleichartig heller und dunkler geschichtet.
Beim völligen Austrocknen (die Temperatur darf hierbei 60 ° nicht übersteigen) verliert es 15-25% Feuchtigkeit.
Es ist nun hart, zerspringt durch einen Schlag mit dem Hammer in Stücke mit wachsglänzendem Bruch und lässt sich pulvern.
Das früher so geschätzte ägyptische O., das Opium thebaicum, (daher der alte Name «Tinctura thebaica» für Tinctura opii) kommt jetzt nur selten in den Handel und ist von geringem Werthe. Es sind kleine, abgerundete Kuchen, in Platanenblätter eingehüllt, von dunkel leberbrauner Farbe.
Die schlechteste aller Opiumsorten ist die persische, meist in dicke, lange Stangen geformt und mit Papier umwickelt.
Sie ist innen völlig homogen, ohne jede Spur von Thränen, und wahrscheinlich mehr ein Extrakt der Mohnpflanze als reines Opium.
Das ostindische Opium, ziemlich verschieden an medizinischem Werth, kommt nur selten in den europäischen Handel, da es fast ohne Ausnahme nach China geht.
Die Jährliche Produktion Indiens wird auf 6 Millionen kg geschätzt. ¶
Das indische Opium bildet zum Theil 2 kg schwere Kugeln, aussen mit einer Decke zusammengeklebter Blumenblätter, die sog. Patnasorte dagegen 1 kg schwere, viereckige, mit Papier umwickelte Kuchen.
Gutes Opium ist frisch innen weich, knetbar, reinbraun, bei längerem Aufbewahren wird es dunkler, zwischen den Fingern geknetet erweicht es auch jetzt noch.
Gekaut färbt es den Speichel gelb, nicht braun;
am Licht entzündet es sich und brennt mit heller Flamme.
Geruch widerlich, stark narkotisch;
Geschmack ekelhaft, bitter, hinterher beissend scharf.
Wasser löst von demselben 75 %, mit Hinterlassung einer krümeligen Masse, zu einer klaren, braunen Flüssigkeit auf, Alkohol bis zu 80 %. In der verdünnten Lösung giebt Eisenchlorid eine blutrothe Färbung;
Galläpfeltinktur, kohlensaure Alkalien bringen weisse voluminöse Niederschläge hervor.
Bestandtheile. In Folge zahlreicher Untersuchungen kennt man eine ganze Reihe, ca. 20 verschiedene Bestandtheile.
Theils sind es Pflanzenbasen, theils indifferente Körper, theils Säuren.
Von wichtigeren Basen sind zu nennen: Morphium oder Morphin 1-18 %, Narcotin 5 bis 6 %, Codein 1 %, Thebain, Papaverin, Narcein etc. Gebunden sind dieselben an Meconsäure und Opiummilchsäure, auch Thebolactinsäure genannt.
Ferner Harz, Fett, Kautschuk, Salze.
Anwendung. Medizinisch findet das Opium sowohl innerlich, wie äusserlich eine ausgedehnte Anwendung, wenn es auch in neuerer Zeit vielfach durch die aus ihm dargestellten, präziser wirkenden Alkaloide, namentlich das Morphium, verdrängt wird. Es ist das beliebteste Narkoticum der Aerzte und bei krampfartigen Zufällen, sowie bei Diarrhöen ein geradezu unersetzliches Heilmittel.
Die aus und mit ihm bereiteten Mischungen, Tinkturen, Extrakte etc. sind sehr zahlreich, haben aber nur ein rein pharmazeutisches Interesse, bedürfen also hier keiner weiteren Erwähnung.
Prüfung. Zuerst ist Konsistenz, Farbe und Geruch maßgebend.
Beim völligen Austrocknen darf es nicht mehr als 20% verlieren, die Aschenrückstände sollen 6% nicht übersteigen.
Der maßgebende Bestandtheil ist nach dem Deutschen Arzneibuch das Morphin, von welchem dasselbe einen Minimalgehalt von 10% verlangt.
Die genaue quantitative Prüfung erfordert ziemlich umständliche, chemische Operationen, zu welchen das Deutsche Arzneibuch eine Anleitung giebt. Es beträgt der Morphiumgehalt bei dem Smyrna-O. 8-10 %, bei dem persischen 1-3 %, bei dem. ägyptischen 5-6 %, bei dem ostindischen 3-10 %. In europäischen Sorten, namentlich in deutschen und französischen, hat man wohl hauptsächlich wegen sorgfältigerer Behandlung bis zu 18 % gefunden. ¶