Säule aufeinander geschichtet.
Nach 24 Stunden wird die Säule auseinander genommen, die Blüthen werden entfernt und durch frische ersetzt. In dieser Weise wird fortgefahren, bis das Fett die gewünschte Stärke des Geruches angenommen hat, wozu oft eine Zeit von 30 bis 40 Tagen erforderlich ist.
Das auf diese Weise gewonnene Fett besitzt zwar einen sehr feinen Geruch, trägt aber, wegen seiner langen Berührung mit der atmosphärischen Luft, den Keim des Verderbens in sich. Es nimmt sehr bald einen etwas ranzigen Geruch an.
Um diesen Uebelstand zu vermeiden, hat man neuerdings eine sehr sinnreiche Methode in Anwendung gebracht, die es ermöglicht, innerhalb eines Tages dasselbe Resultat zu erzielen, welches bei der Enfleurage die Arbeit eines Monats erfordert.
Es ist dies die «Absorption».
Sie beruht darauf, dass ein Strom von feuchtwarmer Luft oder noch besser feuchter Kohlensäure den Duft der Blumen mit sich reisst und diesen wiederum mit Leichtigkeit an Fett abgiebt.
Man benutzt gleiche Rahmen wie bei der Enfleurage, jedoch werden hier nicht Glasplatten eingelegt, sondern es wird feine Gaze eingespannt.
Auf diese werden entweder mit Oel getränkte Tücher gelegt oder aber Fett, welches durch Pressen durch ein Sieb in Nudelform gebracht ist.
Die Rahmen werden aufeinander geschichtet und fest aufeinander gepresst.
Jetzt füllt man grosse, eiserne Trommeln mit Blüthen, verschliesst sie luftdicht und treibt durch einen unteren Hahn einen Strom gewaschener, aber feuchter Kohlensäure oder feuchter, warmer Luft hindurch, der, nachdem er die ganzen Blüthen durchströmt hat, aus einem oberen Hahn vermittelst einer Röhrenleitung in das System der aufeinander geschobenen Rahmen eintritt. An dem unteren Ende der Säule wird die Luft resp. die Kohlensäure mittelst einer Saug- und Druckpumpe ausgesogen und wiederum von Neuem durch die Blüthen gepresst.
Sind die Blüthen erschöpft, so wird ein neuer Cylinder eingeschoben.
Das auf den Rahmen befindliche Fett sättigt sich in kurzer Zeit völlig mit dem Dufte der Blüthen, ohne dass es doch, namentlich wenn Kohlensäure benutzt worden ist, den Keim des Ranzigwerdens in sich trüge.
Die nach irgend einer dieser Methoden gewonnenen parfümirten Oele nennt der Franzose «Huile antique, » die festen Fette dagegen «Pomades».
Dieser Bezeichnung wird dann noch der spezielle Blüthenname beigefügt.
Soll der Duft nun auf Alkohol übertragen werden, so schüttelt man diesen während mehrerer Tage oftmals mit dem zu extrahirenden Fett durch.
Der Alkohol entzieht demselben den grössten Theil seines Parfüms, löst aber auch Spuren des Fettes auf. Um diese Spuren zu entfernen, wird der Alkohol stark abgekühlt;
hierdurch scheidet sich das gelöste Fett krystallinisch ab und wird durch Dekantiren davon getrennt.
Die extrahirten Fette haben übrigens noch immer einen Theil des Duftes zurückgehalten und werden als Pomadenkörper verbraucht. ¶
Die gewonnenen weingeistigen Auszüge heissen «Extraits» und zwar E. simple, double, triple, je nachdem sie mit der ein-, zwei- oder dreifachen Menge Fett behandelt sind.
Sie haben einen ungleich feineren Geruch, als blosse alkoholische Lösungen von äth.
Oelen. Eine alkoholische Lösung von Oleum
neroli ist gar nicht zu vergleichen
mit dem Extrait des fleurs d'Orange.
Die letzte und neueste Methode zur Gewinnung von Blumendüften ist die «Extraktion».
Ihr, das unterliegt gar keinem Zweifel, gehört die Zukunft.
Der Name besagt schon, worin ihr Wesen besteht;
es ist ein Auflösen, Extrahiren des in den Blüthen enthaltenen Oeles mittelst sehr leicht flüssiger Körper.
Verwendbar
hierzu sind Aether, Schwefelkohlenstoff, Chloroform und Petrole
umäther.
Aether, welcher allerdings schon bei 35° siedet, würde aus diesem Grunde am passendsten sein;
jedoch ist sein Preis noch immer zu hoch und obendrein verändert er sich während der Operation etwas, bildet Spuren von Essigsäure und wirkt dadurch schädlich auf die Feinheit der Gerüche ein.
Chloroform verbietet sich aus gleichen Gründen;
dagegen erzielt man mit Schwefelkohlenstoff und Petrole
umäther
vorzügliche Resultate.
Namentlich der Letztere wird jetzt allgemein angewandt;
er wird in sehr grossen Massen und zu sehr billigen Preisen fabrizirt und stellt, wenn völlig gereinigt, eine ganz angenehm riechende, bei 50° siedende Flüssigkeit dar.
Seiner grossen Brennbarkeit wegen ist bei der ganzen Operation besondere Vorsicht nöthig.
Alle Gefässe müssen absolut schliessen und die Feuerräume zur Erzeugung der nöthigen Dämpfe müssen gänzlich getrennt von den eigentlichen Arbeitsräumen sein.
Der Apparat, welchen man zu diesem Zweck konstruirt hat, ist von ziemlich einfacher aber sehr sinnreicher Konstruktion, welche es ermöglicht, dasselbe Quantum Extraktionsflüssigkeit immer wieder von Neuem
[* 2] ^[Abb: Fig. 175. Extraktions-Apparat. a Vorrathsgefäss für die Extraktionsflüssigkeit. b Extraktionsgefäss. c Dampfmantel. d Destillationsgefäss. e Dampfrohr. f Kühlapparat. g Rohr mit Brause zum Einlassen der Kohlensäure. ¶