1 Volum äth. Oel erfordert zu seiner Lösung:
Als zweite Prüfungsmethode gilt das Verhalten der äth.
Oele zu Jod. Es zeigt sich nämlich die Eigenthümlichkeit, dass das Jod von den sauerstofffreien Oelen, den reinen Kohlenwasserstoffen, mit Begierde aufgenommen wird. (Bei einzelnen ist die Reaktion so stark, dass eine Verpuffung eintritt.) Die sauerstoffhaltigen Oele dagegen zeigen keine irgendwie merkliche Reaktion.
Wir sind also durch dieses Verhalten im Stande, grobe Verfälschungen sauerstoffhaltiger Oele mit sauerstofffreien zu entdecken.
Die Probe wird ausgeführt, indem man in ein Uhrgläschen 6-8 Trpf. des zu untersuchenden Oeles giebt und dann ein kleines Körnchen Jod hineinfallen lässt.
Starke Erhitzungen resp. Verpuffungen zeigen folgende Oele.
Ol. aurant. cort., Ol. bergamott., Ol. citri, Ol. lavendulae, Ol. pini, Ol. spicae, Ol. terebinth.
Ol. amygdal. amar. | Ol. calami | Ol. menth. pip. | Ol. tanacéti |
" balsami copaiv. | " caryophyllor. | " rosae | " valerianae |
" cajeputi | " cinnamomi | " sinapis |
Eine 3. Gruppe zeigt schwache Erwärmung und geringe Dämpfe.
Hierher gehören
Ol. anisi vulg. | Ol. cubebar. | Ol. rorismaríni | |
" " stell. | " foeniculi | " salviae | Ol. thymi. |
" cardamomi | " menth. crisp. | " sassafras |
Man ersieht leicht aus diesen Zusammenstellungen, in wie wenigen Fällen die Prüfung mit Jod zu irgend einem Resultat führen kann.
Klar erkennbar sind eigentlich nur Verfälschungen von Oelen aus der 2. Gruppe mit denen aus der ersten und umgekehrt, allenfalls auch z. B. die bei amerikanischem Pfefferminzöl häufig vorkommenden Verfälschungen mit Sassafrasöl.
Die von Hepp vorgeschlagene Methode zur Erkennung sauerstofffreier Oele, namentlich des Terpentinöles in sauertoffhaltigen vermittelst Kochens mit Nitroprussidkupfer giebt so selten gute Resultate, dass wir sie hier ganz übergehen können.
Von weit grösserem Werth, wenigstens in einigen Fällen, ist die Hager'sche Schwefelsäure-Weingeistprobe.
Sie wird in folgender Weise ausgeführt. ¶
In einem kleinen Probircylinder werden 5-6 Tropfen Oel mit 25-30 Tropfen reiner konzentrirter Schwefelsäure durch Schütteln gemischt;
es tritt hierbei eine verschieden starke Erwärmung ein, die sich in einzelnen Fällen bis zur Dampfentwickelung steigert.
Nach dem völligen Erkalten giebt man 8-10 ccm Weingeist hinzu und schüttelt stark durch.
Die Mischung zeigt nun nach dem Absetzen eine verschiedene Farbe der Klarheit.
Erkennbar sind durch diese Probe namentlich Sassafrasöl, Eucalyptusöl und Kopaivabalsamöl.
Ersteres zeigt in der alkoholischen Mischung eine dunkel kirschrothe Färbung.
Das Pfefferminzöl und Krauseminzöl, welche häufig mit Sassafrasöl vermischt werden, verhalten sich ganz anders.
Kopaivaöl zeigt in der Weingeistmischung eine himbeerrothe, Eucalyptusöl eine pfirsichblüthenrothe Färbung.
Nach dem Vorhergesagten ist es leicht ersichtlich, auf wie schwachen Füssen alle die verschiedenen Prüfungsmethoden stehen.
Der praktische Fachmann wird daher immer wieder auf die Prüfung durch Geruch und Geschmack zurückgreifen.
Das beste Schutzmittel gegen Betrug bleibt stets nur der Bezug aus einer renommirten Quelle.
Anwendung. Die äth.
Oele finden eine ungemein grosse Anwendung in den verschiedensten Zweigen der Industrie.
Während die billigen, vor Allem das Terpentinöl, eine kolossale Verwendung in der Lackfabrikation findet, werden die feinen und wohlriechenden namentlich in der Likörfabrikation und in der Parfümerie verwandt.
Auch medizinisch dienen dieselben innerlich, in der Verreibung mit Zucker als sog. Oelzucker, Elaeosaccharum, vielfach entweder als Geschmackskorrigens oder als ein, die Magennerven reizendes Mittel.
Aeusserlich werden namentlich die billigeren, wie Terpentin-, Rosmarin-, Thymian-, Lavendelöl etc. als erwärmende Einreibungen gebraucht.
Wie wir schon in der Einleitung zu dem Artikel über die äth.
Oele bemerkt haben, giebt es eine ganze Reihe sehr fein duftender Blüthen, deren äth.
Oele sich nicht auf dem gewöhnlichen Wege der Destillation herstellen lassen, weil sie zu empfindlich sind, um eine Erwärmung auf 100 ° C. zu vertragen.
Hier müssen andere Wege angewandt werden;
es sind dies die «Mazeration» oder «Infusion», die «Absorption» und endlich die «Extraktion».
Wir wollen in dem Folgenden versuchen, ein kurzes Bild der einschlägigen Fabrikationen zu geben. Es ist dies ein Industriezweig, in welchem grosse Summen umgesetzt werden, der sich aber, begünstigt durch die klimatischen Verhältnisse, fast gänzlich auf die Mittelmeerküsten Südfrankreichs in der Gegend von Nizza und Grasse konzentrirt hat.
Deutschland besitzt unseres Wissens keine einzige derartige Fabrik, obwohl es hinreichende Mengen der duftigsten Blüthen mit Leichtigkeit produziren konnte.
Wir erinnern nur an Maiglöckchen, Veilchen, Lindenblüthe und Syringen. ¶