andere zu den zusammengesetzten Aethern (analog dem essigsauren Aethyläther - Essigäther), oder zu den Haloidäthern, wie z. B. das Senföl, welches dem Chloräthyl analog als Rhodan-Allyl erkannt ist.
Eine weitere Schwierigkeit der chemischen Charakterisirung liegt darin, dass die meisten der äth.
Oele gar keine einfachen Körper, sondern, wie wir schon oben gesehen, Mischungen verschiedener Körper sind, die wir durch Kälte, fraktionirte Destillation und ähnliche Manipulationen von einander trennen können.
Ihrer Zusammensetzung nach bestehen sie Alle aus nur wenigen Elementen, sehr viele nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff;
bei anderen tritt der Sauerstoff noch hinzu und nur eine sehr kleine Zahl enthält ausser diesen 3 Elementen noch Schwefel und noch seltener tritt zu diesen der Stickstoff.
Früher theilte man die Oele vielfach in reine Kohlenwasserstoffe oder sauerstofffreie Oele (auch Terpene genannt) und sauerstoffhaltige Oele ein. Es hat diese Eintheilung jedoch nichts für sich, da diese sauerstoffhaltigen häufig wiederum nur Auflösungen sauerstoffhaltiger Oele in Terpenen sind.
Neuerdings hat man gerade in der Trennung dieser Stoffe grosse Fortschritte gemacht.
Man stellte eine ganze Reihe derselben für sich dar;
wir erinnern dabei an Menthol, Thymol etc. (siehe später bei den einzelnen Oelen).
Je weiter wir in der Erkenntniss der chemischen Konstitution der Oele vordringen, um so mehr lernen wir dieselben künstlich darstellen.
Während dies früher bei keinem einzigen der Fall war, hat uns jetzt die Chemie schon gelehrt, Bittermandelöl, Zimmtöl, Senföl, Wintergreenöl und einige andere nachzubilden, und die Hoffnung ist durchaus nicht ausgeschlossen, dass es gelingen wird, immer mehr und mehr dieser zum Theil so kostbaren Artikel, ganz ähnlich wie es der Chemie schon gelungen ist, den Duft vieler Früchte, welcher durch ganz unendlich kleine Mengen zusammengesetzter Aether bedingt ist, in den sog. Fruchtäthern künstlich nachzubilden.
Die Darstellung der äth.
Oele geschieht, abgesehen von den Riechstoffen, welche sich nicht durch Destillation isoliren lassen und deren Bereitung wir am Schluss eingehender besprechen werden, auf zwei Wegen: durch Pressung oder Destillation.
Mehr oder weniger ist die Fabrikation an die Gegenden gebunden, in welchen die betreffenden Pflanzen wachsen oder sich mit Vortheil kultiviren lassen.
Bei den meisten der äth.
Oele muss die Darstellung aus den frischen Rohstoffen vorgenommen werden, nur ein kleinerer Theil verträgt das Trocknen und allmälige Verarbeiten des Rohstoffes.
Hierher gehören die Samenöle, wie Kümmel-, Anis-, Fenchel- oder die Wurzelöle, wie Kalmus- und die Gewürzöle.
Bei diesen ist die Fabrikation nicht an den Ort gebunden und gerade dieses Zweiges hat sich Deutschland, an der Spitze Leipzig mit seinen grossartigen Fabriken, hauptsächlich bemächtigt.
Ueberhaupt haben sich für die Fabrikation ¶
gewisse Centren herausgebildet, z. B. Sicilien für die Schalenöle (Citronen, Bergamottöl etc.), Südfrankreich für die feinen Blumenöle und Extraits, deren Gewinnung in der Gegend von Nizza und Grasse in wahrhaft grossartigem Maßstabe betrieben wird.
England excellirt in Pfefferminz- und Lavendelöl;
die europäische Türkei produzirt am Abhänge des Balkangebirges weitaus den grössten Theil alles Rosenöles u. s. w. Die letzten Jahrzehnte haben Verbesserungen in der Fabrikation hervorgerufen, namentlich die Destillirvorrichtungen sind von der Technik immer mehr und mehr vervollkommnet worden.
1. Pressung. Diese Art der Gewinnung ist natürlich nur möglich bei Rohstoffen, welche das Oel in grossen Mengen enthalten: es sind dies einzig und allein die Fruchtschalen der verschiedenen Citrusarten (Citronen, Apfelsinen, Pomeranzen, Bergamotten etc.).
Die Manipulation ist eine äusserst einfache.
Die Schalen werden von der Frucht getrennt, die Oelbehälter durch eigene Vorrichtungen (Reibtrommeln) zerrissen und der entstandene Brei durch Hand-, Dampf- oder hydraulische Pressen ausgepresst.
Das Oel fliesst, gemengt mit schleimigem Saft, in untergesetzte Gefässe und wird nun rasch in grosse, geschlossene, kühl zu stellende Behälter gebracht, in welchen es sich allmälig durch Absetzen klärt.
Ein so gewonnenes Pressöl enthält neben dem reinen äth.
Oel immer noch andere aufgelöste Stoffe, z. B. den Farbstoff der Schalen.
2. Destillation. Dieser Weg der Gewinnung wird bei der grössten Anzahl der äth.
Oele in Anwendung gebracht, obgleich es nicht zu leugnen ist, dass die Güte der Oele vielfach durch die Destillation beeinträchtigt wird. Es zeigt sich, selbst bei kräftigen Oelen, eine Veränderung;
denn ein destillirtes Citronenöl ist an Feinheit des Geruches nicht mit einem gepressten Oel zu vergleichen, und ein destillirtes Rosenöl, so schön auch sein Geruch sein mag, ist doch nur ein schwacher Abglanz des Duftes der frischen Rose. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, dass man für die feineren Oele den Weg der Destillation verlassen wird, um zu den der Extraktion, den wir später kennen lernen werden, überzugehen.
Frankreich hat in dieser Beziehung mit der Bereitung von Rosenduft durch Extraktion den Anfang gemacht.
Die auf diese Weise gewonnenen Extraits sind gar nicht zu vergleichen mit alkoholischen Lösungen von destillirtem Rosenöl.
Die Destillation selbst geschieht nun auf verschiedenen Wegen, theilweise direkt über freiem Feuer in einfachen Destillirblasen mit Kühlvorrichtung;
es ist dies die älteste, einfachste, aber auch schlechteste Methode, nach der aber immer noch in den Ländern mit geringer Kultur gearbeitet wird.
Noch heute z. B. wird alles türkische Rosenöl auf diese Weise gewonnen. In einzelnen Fällen, bei schwer flüchtigen Oelen, setzt man dem Wasser, mit welchem das Rohmaterial in der Destillirblase gemischt ist, Kochsalz hinzu, um den Siedepunkt zu erhöhen. ¶