Die jährliche Gesammtproduktion der Erde an K. wird auf 8 Millionen kg geschätzt.
Das Kautschuk ist, wie schon oben bemerkt, in Wasser, Alkohol und Säuren nicht löslich;
auch in seinen Lösungsmitteln kommen nur einige Prozent zur Lösung, am meisten noch in dem sog. Kautschuköl, entstanden durch die trockene Destillation des K. Bei mittlerer Temperatur ist es ungemein elastisch, verliert aber diese Elastizität unter O Grad.
Erhitzt schmilzt es, verwandelt sich dabei in eine zähe, klebrige Masse, die auch beim Erkalten nicht wieder elastisch wird;
bei höherer Temperatur entzündet es sich und brennt mit leuchtender Flamme. In Retorten erhitzt liefert es 80% seines Gewichts an Kautschuköl, einen neuen Kohlenwasserstoff von anderer Zusammensetzung als das K.;
durch anhaltendes Pressen oder Kneten bei mässiger Wärme erweicht es zu einer Masse, die sich leicht in Formen pressen lässt und diese Form auch nach dem Erhärten beibehält.
Dies war die frühere Manier, Gegenstände aus K. herzustellen;
sie wird auch noch heute für manche Zwecke angewandt.
Die so dargestellten Gegenstände hatten den Fehler, dass sie bei niederer Temperatur spröde, bei einigermaßen erhöhter Temperatur klebrig wurden.
Erst als man durch das sog. Vulkanisiren (einer Einverleibung des Schwefels in die Kautschukmasse) eine Methode auffand, welche alle diese Uebelstände beseitigte, erhielt das K. die Wichtigkeit, welche es heute für die Technik hat;
namentlich als man die Eigenthümlichkeit entdeckte, dass bei einer Einverleibung von ca. 20 % Schwefel die Masse, nachdem sie längere Zeit auf ca. 300 ° erhitzt, vollkommen erhärtet eine hornartige Beschaffenheit annimmt und sich gleich dem Horn verarbeiten lässt.
Durch das Vulkanisiren geht die Löslichkeit des K. in seinen Lösungsmitteln gänzlich verloren.
Auf die zum Theil sehr umständlichen Manipulationen bei dieser Bearbeitung können wir hier nicht eingehen und verweisen in dieser Beziehung auf Wagners technische Chemie und andere derartige Bücher.
Erwähnt sei nur, dass heute das Vulkanisiren gewöhnlich durch Kneten des erweichten K. mit ca. 10% Schwefel ausgeführt wird.
Bei einzelnen Gegenständen geschieht die Schwefelung in der Weise, dass man die vorher gepressten Stücke in eine Lösung von Schwefel in Chlorschwefel eintaucht.
Bei dem Vulkanisiren tritt der grössere Theil des Schwefels in eine chemische Verbindung mit dem K., ist daher von demselben nicht wieder zu trennen.
Guttapercha oder Gutta Tuban.
Guttapercha.
Isonándra Gutta. Sapotacéae.
Ostindien, Java, Sumatra etc.
Ausser dem obigen, von den Indiern «Tuban» genannten Baume sollen noch eine grosse Reihe ähnlicher Bäume Guttapercha liefern.
Seine Gewinnung ist dieselbe wie beim Kautschuk, dem sie chemisch ¶
überhaupt sehr ähnlich ist, während sie sich in physikalischer Beziehung vielfach von demselben unterscheidet.
Die rohe G. kommt in gepressten Blöcken von 10-20 kg Gewicht in den Handel.
Sie ist röthlich braun oder mehr grau;
sehr verunreinigt durch Rinde- und Holzsplitter, Sand etc. Hiervon lässt sie sich durch Kneten und Waschen schon mechanisch reinigen;
eine auf diese Weise behandelte Waare kommt als gereinigte G. in den Handel, die aber immer noch ziemlich viele Beimengungen enthält. G. ist bei gewöhnlicher Temperatur ziemlich hart, lederartig;
bei 25 ° wird sie weich, bei 60-65 ° vollkommen knetbar und lässt sich dann in jede beliebige Form pressen, die sie nach dem Erkalten beibehält (Trichter, Maße, Cuvetten etc. etc.);
bei 120 ° schmilzt sie zu einer dünnen Flüssigkeit;
bei höherer Temperatur zersetzt sie sich ganz, liefert Benzol und ähnliche Destillationsprodukte;
an der Luft verbrennt sie mit leuchtender Flamme.
Gegen chemische Agentien ist die absolut reine G. fast noch weniger empfindlich als Kautschuk.
Sie ist ferner völlig undurchdringlich gegen Wasser und kein Leiter der Elektrizität (daher bestes Material zum Ueberziehen unterirdischer Kabel);
durch Reibung dagegen wird sie elektrisch (Anwendung als Elektrophor);
gegen Lösungsmittel verhält sie sich dem Kautschuk gleich, lässt sich auch gleich diesem vulkanisiren und wird entweder für sich allein oder mit Kautschuk vermengt zu gleichen Zwecken verwandt. G. wird vielfach, in ganz feine Blätter gewalzt, als Deckmaterial bei feuchten Umschlägen, zum Verbinden von Gefässen etc. benutzt.
Diese feinen Blätter, anfangs weich und geschmeidig, werden nach einiger Zeit, zuweilen schon nach Wochen, hart und brüchig, zerfallen zuletzt vollständig und lösen sich nun in Alkohol auf. Es beruht dies auf einem Oxydationsprozess, wobei die G. in ein saures Harz umgewandelt wird.
Schon die rohe G. enthält von diesem Harz 10-15%. Man thut daher gut, das Guttaperchapapier wenn möglich in Blechdosen, dagegen G. in kleinen Stücken unter Wasser aufzubewahren.
Will man die G. ganz rein herstellen, so löst man sie zuvor in 20 Th. bestem Steinkohlenbenzin, schüttelt mit 1/10 Th. Gyps durch und stellt die Lösung an mässig warmem Ort bei Seite, bis sich dieselbe völlig geklärt hat.
Die abgegossene klare Flüssigkeit wird unter kräftigem Umrühren mit dem doppelten Volumen 90 % Alkohol gemischt.
Hierbei scheidet sich die G. blendend weiss ab, wird dann von der Flüssigkeit getrennt, tüchtig geknetet, um die letzten Spuren von Feuchtigkeit zu entfernen und dann in Stengelchen geformt.
Diese, als Zahnkitt Anwendung findend, müssen immer unter Wasser gehalten werden.
Eine Lösung der G. in Chloroform wurde vielfach als Ersatz für Collodium empfohlen.
Sie führte den Namen Traumaticin, lieferte allerdings weit elastischere Ueberzüge wie das Collodium, hat sich aber doch nicht einzubürgern vermocht. ¶