eine Art von eitriger Entzündung hervorgerufen wurde.
Dieselbe soll von eigenthümlichen Bakterien herrühren, die sich im Aufguss bilden.
Von anderer Seite wurde aber alsbald vor dieser sehr gefährlichen Anwendung gewarnt.
Neuerdings ist es gelungen ein Alkaloid aus den Samen
herzustellen. Es ist dies das Abrin, ein bräunlich gelbes, in Wasser
lösliches Pulver. Es ist ein ungemein giftiger Eiweisskörper, welcher, wie das Ricin, in die Klasse der sogenannten ungeformten
Fermente gehört.
Nach Mittheilungen von Prof. Kobert in Dorpat ist die tödtliche Dosis für das Kilogramm Körpergewicht bei unmittelbarer Einführung in die Blutbahnen 0,00001 g. Die ausserordentliche Giftigkeit dieses Körpers bedingt die grösste Vorsicht, sowohl bei der Aufbewahrung wie bei der Anwendung des Abrins.
Sémina
lini.
Leinsamen.
Linum usitatíssimum.
Linéae. Mittelasien, jetzt überall kultivirt.
Samen
plattgedrückt, länglich eiförmig, 3 mm lang, 2 mm breit, glänzend, hellbraun, von einer farblosen Schleimschicht
umgeben, die sich beim Einweichen in Wasser löst.
Geruch schwach;
Geschmack süsslich, schleimig.
Bestandtheile. Fettes Oel (s. d.) 25-30 %;
Schleim 15 % etc. Die Presskuchen, Placenta lini, liefern gepulvert die Farina lini.
Etwaige Verfälschungen dieses Präparates mit Mehlabfällen, Kleie etc. erkennt man durch Jodwasser.
Bläuung lässt Mehlzusatz erkennen.
Anwendung. Innerlich im Aufguss als schleimiges, reizlinderndes Mittel, bei Husten, Gonorrhöe etc.
Farina lini äusserlich zu erweichenden Breiumschlägen.
Sémina
myrísticae oder Nuces moschátae.
Muskatnüsse.
Myrística moscháta, M. fragrans.
Myristicéae. Molukken, jetzt kultivirt in Ost- und Westindien, Brasilien und einigen afrikanischen Inseln.
Oben genannte Bäume liefern uns neben einigen andern, minder wichtigen, theils baum-, theils strauchartigen Myristiceen, die Nuces moschátae und die sog. Muskat- oder Macisblüthe.
Die Myristicafrucht ist eine Steinfrucht, kugelig eiförmig, einsamig, mit seitlicher Naht versehen, gelblich-roth und mit Seidenhaaren bedeckt.
Das derbe Fruchtfleisch wird später trocken und öffnet sich bei der Reife mit 2-4 Klappen.
Unter
denselben liegt der frisch rothe, später orangefarbige, lederartige Samen
mantel, Arillus, der in verschiedene Lappen geschützt
ist und als Macis oder Macisblüthe in den Handel kommt. In diesem Arillus liegt locker eingebettet die
braune, zarte und glänzende Steinschaale, welche wiederum die eigentliche Muskatnuss (richtiger
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Muskatsamen
) einschliesst.
Diese Samen
werden nach vorsichtigem Abstreifen des Arillus und Zerklopfen der Steinschale über
schwachem Rauchfeuer getrocknet und entweder, wie die englischen, so in den Handel gebracht, oder wie die holländischen
zuerst (als Schutz gegen Wurmfrass) in Kalkmilch gelegt und dann getrocknet.
Diese Sorten haben einen weissen abreibbaren Ueberzug.
Die Muskatnüsse sind eirund, 2 ½-3 ½ cm lang, etwas weniger breit, unregelmässig netzartig gerunzelt, mit schwacher Seitennath, gelbbraun, oder wie die holländischen weiss bestäubt und innen gelblich weiss und braun marmorirt.
Gute Muskatnüsse müssen schwer, voll und nicht wurmstichig sein.
Vielfach findet man wurmstichige Muskatnüsse, bei welchen die Wurmlöcher zugekittet sind;
solche Nüsse erscheinen äusserlich unversehrt, sind aber weit leichter.
Geruch kräftig aromatisch;
Geschmack ebenfalls und dabei feurig.
Die Hauptproduktions-Stätten sind noch immer die Molukken- und
[* 2] ^[Abb: Fig. 157. Zweig von Myristica moschata.]
[* 2]
^[Abb: Fig. 158. Frucht von Myristica moschata. Die vordere Hälfte des Fruchtfleisches ist entfernt
und dadurch der Samen
mantel (Macis) freigelegt;
darunter liegt die harte Steinschale, welche den Samen
,
fälschlich Muskatnuss genannt, einschliesst.]
[* 2]
^[Abb: Fig. 159. Längsschnitt der Frucht des Muskatbaumes, von der äusseren Fruchtschale befreit,
a Arillus, s die harte Samen
schale, n das Nährgewebe mit dem Keimling k. Nur der mit n bezeichnete Körper bildet die Muskatnuss des Handels.]
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