wenn sie den Erdboden erreichen, wieder zu wirklichen Wurzeln werden und den Zweigen zugleich als neue Stützpunkte dienen.
Eine ganze Reihe wurzelähnlicher Gebilde, welche die frühere Anschauung und der Sprachgebrauch noch heute zu den Wurzeln zählen, gehören nicht zu diesen, sondern zu den Stengelorganen.
Hierher gehören Wurzelstöcke, Zwiebeln, Knollzwiebeln etc.
Stengel und Stengelorgane.
Wurzelstock (Rhizom) nennen wir die unterirdischen Theile der sog. Niederblattregion des Stengels.
Sie besitzen niemals wirkliche Blätter, sondern höchstens Schuppenblätter, und hängen in ihrem Beginn fast immer mit einer Hauptwurzel zusammen.
Gewöhnlich stirbt diese aber später ab und das Rhizom ist dann durch Nebenwurzeln im Erdboden befestigt. Es trägt an seiner Spitze eine Knospe, die sich zu neuen Stengeln entwickelt und so zur Wanderung der Pflanze beiträgt.
Das hintere Ende des Rhizoms stirbt fast in demselben Maße, als es sich vorn weiter entwickelt, ab.
Die Schuppenblätter verschwinden in den älteren Partien gewöhnlich ganz und hinterlassen nur Wülste oder Ringe, aus welchen sich die Nebenwurzeln entwickeln.
Alljährlich treibt das Rhizom eine seitliche Axillarknospe.
Zu den Rhizomen gehören auch die sog. Stolonen oder Ausläufer.
Sie sind unterirdische Verlängerungen von Rhizom- oder Stengelgliedern, meist dünn und fadenförmig mit Gliederknoten und an der Spitze ebenfalls mit Axillarknospen versehen.
Sobald diese an die Oberfläche tritt, entwickelt sich aus ihr ein neuer Stengel.
Das Rhizom enthält, wie die übrigen Stengelorgane, Mark, während die echten Wurzeln ein solches nicht enthalten.
Zwiebel (Bulbus).
Dieselbe ist ebenfalls ein Stengelorgan, bestehend aus dem sog. Zwiebelboden, welcher an seiner Unterseite die Wurzeln,
[* 1] ^[Abb: Fig. 13. Rhizom des Gottesgnadenkrautes (Gratiola officinalis), a b Rhizom, b Terminalknospe, c der aus der Erde hervorbrechende Stamm, d Niederblatt.
[* 1] ^[Abb: Fig. 14. Wurzelstock der Sandsegge (Carex arenaria).] ¶
auf seiner Oberseite eine oder mehrere Keimknospen trägt, welche von meist fleischig gewordenen Schuppenblättern eingeschlossen sind.
Die äusseren Schalen sterben allmälig ab und werden dann häutig, wie bei der gewöhnlichen Speisezwiebel.
Zuweilen verschwindet beim Eintrocknen ein Theil der Zellen und die Schale erscheint netzförmig, wie bei Rad. victoriális, zuweilen schliessen die Schalen den Keim nicht völlig ein, sondern sind dachziegelförmig um denselben angeordnet.
Knollen (Tubera) sind schon dadurch als Stengelgebilde charakterisirt, dass sie eine oder mehrere Knospen tragen.
Sie sind entweder unterirdische, fleischig verdickte Theile der eigentlichen Stengelaxe oder von Nebenzweigen derselben.
Die Knospen sind oft nur in ihrer Jugend von
[* 2] ^[Abb: Fig. 15. Allermannsharnisch, netzförmige Zwiebel von Allium victorialis (bulbus victorialis longus).
Halbe Grösse.]
[* 2] ^[Abb: Fig. 16. Längsschnitt einer schaligen Zwiebel. 1 Zwiebelscheibe, v Terminalknospe oder Keim, b Brutzwiebeln, t Häute r Wurzelfasern.]
[* 2] ^[Abb: Fig. 17. Knollen von Aconitum Napellus. A alte oder vorjährige Knolle, B deren Tochterknolle oder diesjährige Knolle, s r Stengelrest, a knollentragender Ast, k Terminalknospe.]
[* 2] ^[Abb: Fig. 18. Knollzwiebel von colchicum autumnale. Seitenständige Knollzwiebel (bulbodium laterale), a zum Theil von dem braunen Tegment befreit, b Querdurchschnitt, c die zur neuen Knollzwiebel anwachsende Axe.]
[* 2] ^[Abb: Fig. 19. Knollzwiebel des Safrans (Crocus sativus) im Höhendurchschnitt, über der Zwiebelscheibe die Brutzwiebeln. Halbe Grösse zeigend.] ¶