Sind in einer Flüssigkeit Körper von verschiedener Flüchtigkeit mit einander gemischt, so lassen sich diese mehr oder weniger von einander trennen, indem man die Destillationsprodukte, welche bei steigenden Temperaturen übergehen, abgesondert auffängt, z. B. bei dem Raffiniren des Rohpetroleums.
Hier wird nach einander Petroleumäther, Benzin, Brennpetroleum, Schmier- oder Vulkanöl, Vaselin und endlich Paraffin gewonnen.
Man nennt dies fraktionirte Destillation.
Erhitzt man organische, trockene Substanzen in einem geschlossenen Räume, so entstehen vielfach flüchtige und flüssige Umsetzungsprodukte, welche sich, wie bei der gewöhnlichen Destillation, durch Abkühlen verdichten und sammeln lassen.
Dies ist die trockene Destillation, die gewonnenen Produkte heissen brenzliche oder empyreumatische Produkte. (Gewinnung von Holztheer, Holzessig, Kreosot etc. )
Extrahiren, Extraktion.
Die Extraktion oder das Ausziehen kann auf sehr verschiedene Weise und zu ganz verschiedenen Zwecken vorgenommen werden.
Die häufigste Anwendung findet sie zur Darstellung von Tinkturen und Essenzen.
Bei den ersteren, soweit sie für uns in Betracht kommen, hat man sich selbstverständlich genau an die Vorschriften der Pharmakopöe zu halten.
Hier werden die betreffenden Rohstoffe in zerkleinertem Zustände mit der vorgeschriebenen Menge der Extraktionsflüssigkeit in einer Glasflasche übergossen, diese mit Blasenpapier fest überbunden und während der vorgeschriebenen Zeit entweder an einem kalten oder mässig warmen Orte bei Seite gesetzt.
Das Ausziehen bei gewöhnlicher Temperatur heisst Mazeriren, bei höherer Temperatur (60-70°) Digeriren.
Nach der vorgeschriebenen Zeit wird die Flüssigkeit abgegossen, der Rückstand, wenn erforderlich, mittelst einer einfachen Presse, der sog. Tinkturenpresse, ausgepresst und die gesammte Flüssigkeit dann filtrirt.
Bei der Darstellung von Essenzen zur Bereitung spirituöser Getränke, ferner in allen den Fällen, wo es darauf ankommt, die Rohstoffe möglichst erschöpfend auszuziehen, z. B. bei der Extraktbereitung, bedient man sich mit Vortheil eines sog. Deplazirungsgefässes.
Ein solches kann man sich in beliebiger Grösse selbst herstellen, indem man in einem hölzernen Fasse, welches oben offen ist, in etwa ein Viertel der Höhe einen Siebboden anbringt und eben über dem Fassboden einen Hahn.
Die zu extrahirenden zerkleinerten Substanzen werden auf den Siebboden geschüttet und langsam mit der Extraktionsflüssigkeit übergossen, bis die Substanz reichlich damit bedeckt ist.
Das Fass wird mit einem Deckel gut geschlossen und 24 Stunden sich selbst überlassen.
Nach dem Gesetz der Schwere werden diejenigen Schichten der Flüssigkeit, welche durch Auflösung der löslichen Bestandtheile schwerer geworden sind, sich zu Boden senken, während die leichteren Schichten, nach oben steigend, sich dort gleichfalls durch die Extrahirung des Rohstoffes verdichten und ebenfalls zu Boden sinken.
Dieser Kreislauf wird sich so lange wiederholen, bis die ganze Flüssigkeit gleichmässig gesättigt ¶
ist. Nach 24 Stunden wird sie abgezapft und eventuell noch ein oder mehrere Male durch neue Extraktionsflüssigkeit ersetzt.
Auf diese Weise lassen sich die Rohstoffe so vollständig erschöpfen, dass die Pressung überflüssig wird. In Fabriken, wo es oft darauf ankommt, grosse Mengen auszuziehen, bedient man sich vielfach der sog. Kolonnenapparate.
Hier wird eine ganze Reihe von Extraktionsgefässen staffelförmig in der Weise über einander aufgestellt, dass der Abflusshahn des ersten Gefässes das Zuflussrohr des zweiten bildet und so fort.
Sind alle Gefässe mit Rohstoff gefüllt, so pumpt man in das oberste und erste Gefäss die Extraktionsflüssigkeit ein und lässt sie, wenn das Gefäss gefüllt, langsam in das zweite ablaufen und so fort bis zum letzten.
Wenn der Zufluss nach dem Abfluss regulirt wird, lässt sich die ganze Operation ohne Unterbrechung ausführen.
Selbstverständlich müssen die Gefässe, wenn die Extraktionsflüssigkeit eine flüchtige ist, verschlossen sein.
Die Flüssigkeit wird sich im ersten Gefäss oberflächlich mit den löslichen Bestandtheilen sättigen und sich im zweiten, dritten, vierten etc. derartig verstärken, dass sie zuletzt in höchst konzentrirtem Zustände abfliesst.
Ist das erste Gefäss erschöpft, wie eine abfliessende Probe zeigt, so wird es entweder mit frischem Rohmaterial gefüllt oder aus der Kolonne entfernt und der Zufluss direkt in das zweite geleitet, bis auch dieses erschöpft wird u. s. w.
Vielfach werden auch Extraktionsapparate angewandt, bei welchen die Flüssigkeit mittelst komprimirter Luft durch das Rohmaterial getrieben wird.
Diese Apparate müssen selbstverständlich vollständig geschlossen sein, eignen sich aber wegen der starken Verdunstung bei dem gewaltsamen Ausströmen aus dem Abflusshahn nur für wässerige Auszüge.
Auch diese werden mehr und mehr durch Kolonnen oder Deplazirungsapparate ersetzt.
Sollen die Auszüge zur Darstellung von Extrakten benutzt werden, so werden dieselben, wenn sie wässeriger Natur sind, in weiten Kesseln über freiem Feuer oder vermittelst Wasserdampf unter stetem Umrühren bis zur gewünschten Konsistenz eingedampft.
Waren die Auszüge dagegen spirituöser oder ätherischer Natur, so geschieht das Abdampfen im geschlossenen Destillirapparat, um die Extraktionsflüssigkeit wieder zu gewinnen. In den Fabriken geschieht die Verdunstung, namentlich bei solchen Extrakten, welche keine hohe Temperatur vertragen, vielfach im Vakuumapparat.
Der Nutzen eines solchen Apparates beruht auf dem Erfahrungssatz, dass eine Flüssigkeit um so leichter siedet, je geringer der auf ihr lastende atmosphärische Druck ist.
Während z. B. das Wasser im Niveau des Meeresspiegels bei 100° siedet, liegt der Siedepunkt auf dem Gipfel eines hohen Berges bedeutend niedriger, und zwar um so niedriger, je höher derselbe ist. Um einen niedrigen Luftdruck zu erreichen, hat man nur nöthig, die über der erwärmten Flüssigkeit stehende Luftschicht durch eine Luftpumpe möglichst zu entfernen;
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