Es kann hier kaum unsere Aufgabe sein, gelehrte Untersuchungen darüber zu führen, woher die Bezeichnung Droge oder Drogist stammt? Es sei uns daher nur gestattet, kurz auf die verschiedenen Erklärungen einzugehen.
Einerseits leitet man das Wort von «trocken», plattdeutsch «droeg», ab.
Auch das englische «drugs» (Apothekerwaaren) hat mit dem niedersächsischen «droeg» so viele Klangähnlichkeit, dass die Annahme nicht unberechtigt erscheint, beide Worte hätten denselben Stamm.
Drogist würde also so viel bedeuten als «Händler mit getrockneten Waaren».
Für diese Annahme spricht z. B. auch der Umstand, dass noch heute in Oesterreich die Händler mit Arzneikräutern als «Dürrkräutler» bezeichnet werden.
Die Abstammung des Wortes Droge von trocken hat namentlich Herr Dr. Böttger in einem Artikel der Pharmaceutischen Zeitung verfochten, und auch die lange gebräuchliche Schreibweise Drogue, mit einem «u», sehr glaubwürdig dadurch zu erklären gesucht, dass das erste grössere wissenschaftliche Werk über Drogenkunde von einem Franzosen geschrieben ist, der selbstverständlich, um dem Worte seinen Klang zu belassen, ein «u» zwischen g und e einschieben müsste.
Dieses französische Werk hat im Anfänge dieses Jahrhunderts verschiedenen deutschen Büchern zur Grundlage gedient und so die französische Schreibweise in unsere Sprache eingeschmuggelt.
Neuerdings ist man mehr und mehr bemüht, die ausländischen Schlacken aus unserer Sprache zu entfernen, und so hat sich denn die Schreibweise Droge ohne u, namentlich durch den oben erwähnten Artikel des Herrn Dr. Böttger angeregt, fast allgemein eingebürgert.
Mit einem grossen Aufwand von Gelehrsamkeit hat unlängst Herr Professor Husemann in Göttingen eine andere Ansicht zu verfechten gesucht, nämlich die, dass nicht Drogist, sondern Trochist zu schreiben sei. Er leitet das Wort von Trochiscus ab, eine Ansicht, die er aus pharmaceutischen Schriften des 15. und 16. Jahrhunderts zu beweisen sucht.
Uns will es fast scheinen, als ob diese Ansicht, neben manchen anderen Gründen, schon deshalb auf schwachen Füssen stände, weil hier ¶
der Fall eintreten würde, dass zuerst der Name des Händlers von einer einzelnen Waare abgeleitet wird, ein Fall, der allerdings vielfach vorkommt, dann aber dieser Name weiter auf die Gesammtheit der Waaren, mit welchen der Händler handelt, übertragen wäre.
Die genaue Feststellung des Begriffes «Drogenhandlung» ist heute nicht so einfach, als es auf den ersten Blick erscheinen möchte.
Ursprünglich verstand man darunter entschieden nur Apothekerwaarenhandlungen, wie ja auch die ersten Drogenhandlungen meist als Nebengeschäfte grösserer Apotheken entstanden sind.
Erst ganz allmälig hat sich die Drogenbranche als selbstständiges Gewerbe entwickelt.
Anfangs waren auch diese selbstständigen Geschäfte fast ausschliesslich Gross-Handlungen, deren Aufgabe es war, die Apotheker mit den nöthigen Rohdrogen und Fabrikaten zu versorgen.
Bald aber wurden auch sie durch die Macht der Verhältnisse, namentlich durch die immer grösseren Ansprüche der Industrie und Gewerbe, gezwungen, an andere Konsumenten als die Apotheker abzugeben, und da die Gewerbe derartige Waaren nicht immer in grossen Mengen brauchen, so entstanden neben den Drogen-Grosshandlungen auch Detailgeschäfte.
Die Verhältnisse gestalteten sich hierin immer unsicherer, namentlich in Betreff des Handels mit Arzneiwaaren, bis endlich die Kaiserliche Verordnung vom dem Drange der Zeit nachgebend, grössere Freiheiten und eine festere Grundlage schaffte.
Auf dieser Basis hat sich das Detail-Drogengeschäft, weil einem Bedürfnisse der Zeit entsprechend, mächtig entwickelt, eine Entwickelung, welche durch die Kaiserliche Verordnung vom weitere Fortschritte gemacht hat.
Diese Verordnung brachte unserem Stande, in Bezug auf wichtige Gruppen von Heilmitteln, erweiterte Freiheiten.
Wir erinnern nur an die Freigabe sämmtlicher Verbandartikel, der medizinischen Seifen, Bäder u. s. w.
Heute deckt sich der Begriff Drogenhandlung nur in sehr seltenen Fällen mit dem Begriff einer Apothekerwaarenhandlung. An diesem ursprünglichen Stamme haben sich mit der Zeit eine Menge Nebenzweige entwickelt, welche vielfach den Hauptstamm überwuchern.
Ganz naturgemäss hat sich diese Umwandlung, den Bedürfnissen des Publikums folgend, vollzogen, und so finden sich heute neben dem Handel mit Apothekerwaaren zahlreiche andere Branchen in den Drogengeschäften vertreten, die allerdings, nach der Neigung des Geschäftsinhabers oder des Gebrauches der Gegend und des Ortes, sehr verschiedener Natur sind.
Während in manchen Gegenden die Drogenhandlungen fast stets mit Farbenhandlungen verbunden sind, muss an anderen Orten der Drogist eine Menge feinerer Kolonialwaaren führen.
Vielfach sind ferner Parfümeriegeschäfte, Fabrikation von Essenzen, Handlungen von feineren Spirituosen etc. damit verbunden, und so ist denn das Drogengeschäft der heutigen Zeit eines der mannigfaltigsten geworden welches zu seiner Führung eine grosse Summe von Kenntnissen verlangt. ¶