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reinen Z., durch welche der Sirup und die Salzteilchen verdrängt werden, und durch nochmaliges Zentrifugieren einen reinen Konsumzucker, sog. Kristallzucker erzeugen; hält man das Korn der Füllmasse, welche aus Rübensaft direkt, sowie auch aus unkristallisiertem Rohzucker hergestellt werden kann, feiner, so kann man daraus entweder nach dem Füllen und Decken mit Deckkläre den Z. in Zuckerhutformen (Brotzucker), oder nach dem Ausschleudern in Zentrifugen und Zerteilen mit geeigneten Maschinen in Würfel, Würfelzucker, erzeugen.
Pilézucker ist eine, insbesondere für den italienischen Markt bestimmte, grobkörnige Zuckerart, die in unregelmäßige Stücke gebrochen wird. Der feinste weiße, kristallinische Hutzucker oder Brotzucker wird allgemein Raffinade genannt;
nächstdem kommt der, noch einen gelblichen Schein besitzende Melis. Um die weiße Farbe der Raffinade zu erhöhen, setzt man dem verkochten Klärsel eine kleine Menge Ultramarin zu;
1 kg hiervon genügt gewöhnlich schon für 50000 kg Z. Derjenige Z., welcher aus dem, vom Melis ab träufelnden Sirup, sowie auch aus brauner Moskovade gewonnen wird, führt zuweilen noch den Namen Lompenzucker oder Lumpenzucker (von dem englischen Worte lump = Klumpen);
er ist weniger rein als Melis, gelblichweiß, wird aber jetzt meist nicht mehr dargestellt, sondern sogleich weiter gereinigt.
Unter dem Namen Farinzucker (Mehlzucker) kommt ein pulverförmiger Z. in den Handel, der aus schlecht ausgefallenen Broten oder stark ausgedecktem Rohzucker und Abfällen aller Art durch Mahlen erhalten wird. Kandis oder Kandiszucker wird durch sehr langsame, ungestörte Kristallisation konzentrierter Zuckerlösungen gewonnen, man verwendet hierzu meist Rohrzucker. Der bei der Zuckerfabrikation aus Rüben abfallende Sirup oder die Melasse enthält noch große Mengen, oft bis zu 50% kristalisierbaren Z., der jetzt zum Teil daraus gewonnen wird, wie im Artikel Sirup beschrieben ist. Die Rübenzuckerfabrikation, von Achard - nachdem Marggraff in Berlin (1747) das Vorhandensein des Z. in der Rübe entdeckt hatte - praktisch lebensfähig gemacht, ist aus kleinen Anfängen zu einer Industrie ersten Ranges gediehen und der Rübenzucker hat den Rohrzucker auf dem europäischen Kontinent fast vollkommen verdrängt und beherrscht in England bereits den Markt. - Nächst dem Rohr- und Rübenzucker ist die Erzeugung von Palmenzucker als besonders wichtig zu erwähnen; derselbe ist ebenso wie diese beiden Zuckerarten Saccharose und, wenn genügend gereinigt, ebensowenig vom Rohrzucker zu unterscheiden wie der Rübenzucker. Im ungereinigtem Zustande, als Rohzucker, hat jedoch der Palmenzucker eine meist gelblichbraune bis rötlichbraune Farbe.
Derselbe wird hauptsächlich in Ostindien, auf Ceylon, Java und andern Inseln bereitet und dort Jaggery (Jagarazucker, Jagrezucker) genannt. Man gewinnt ihn aus dem Safte der verschiedenartigsten Palmen, namentlich aber von Arenga sacharifera ^[richtig: saccharifera], Cocos nucifera, Sagus Rumphii, Borassus flabelliformis, Phoenix dactylifera, etc. Im Anfang der Blütezeit, in einigen Fällen auch erst nach Beendigung derselben, bohrt man die Stämme der Palmen an, und dampft den aufgefangenen Saft mit etwas Kalk bis zur Sirupkonsistenz ein, wobei der Z. nach dem Erkalten sich kristallinisch ausscheidet.
Diese Palmen gewähren, wenn die Saftgewinnung nicht übertrieben wird, viele Jahre lang eine gute Ausbeute. Eine einzige Kokospalme (Cocos nucifera) liefert im Jahre mehr als 250 kg Palmensaft oder Callon, der ⅕ Z. enthält. Die Gewinnung von Z. aus dem Safte des Ahorns ist schon in dem Artikel Ahornzucker beschrieben. Aus den Stengeln von Mais und Sorgho wird, namentlich in Nordamerika, viel Z. bereitet. Man bezeichnet mit dem Namen Sorgho verschiedne Arten des Zuckermoorhirse, welche im Norden und Westen der Vereinigten Staaten seit 1855 angebaut werden und teils aus China, theils aus Afrika stammen. Die afrikanischen Arten werden mit dem besonderen gemeinschaftlichen Namen Imphy belegt. Die Staaten Ohio, Jowa, Missouri, Illinois und Indiana sollen den meisten Sorghozucker produzieren, über 100000000 amerik. Pfunde, Michigan und Kansas nur circa 4½ Millionen Pfund. Was die Produktion von Rohr- und Rübenzucker anlangt, so war dieselbe nach Kuhlow im Jahre 1876 in runden Zahlen folgende:
A. Rohrzucker.
Cuba | 700000 | Tons |
Portorico | 80000 | " |
Übriges Westindien | 350000 | " |
Java | 200000 | " |
Brasilien | 170000 | " |
Manilla | 130000 | " |
China | 120000 | " |
Mauritius | 100000 | " |
Louisiana | 75000 | " |
Peru | 50000 | " |
Ägypten | 40000 | " |
Zentralamerika | 40000 | " |
Reunion | 30000 | " |
Britisch Indien | 30000 | " |
Honolulu | 10000 | " |
Natal | 10000 | " |
Australien | 5000 | " |
: | 2140000 | Tons |
B. Rübenzucker.
Deutsches Reich | 346646 | Tons |
Frankreich | 462259 | " |
Rußland | 245000 | " |
Österreich-Ungarn | 153922 | " |
Belgien | 79796 | " |
Holland | 30000 | " |
: | 1317623 | Tons. |
Die Gesamtproduktion belief sich hiernach auf 3457623 Tons. Von Ahornzucker wurden in den Vereinigten Staaten im Jahre 1876: 13000 Tons verbraucht. Im Deutschen Reiche hat die Fabrikation von Rübenzucker in den letzten 40 Jahren bedeutende Fortschritte gemacht; während im Kampagnejahr 1840/41 (Rübenzucker wird ¶
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nämlich nur in den Wintermonaten fabriziert, im Sommer ruhen die Fabriken, und nennt man die Arbeitszeit vom Herbst des einen Jahres bis zum Frühjahre des andern eine Kampagne) nur 145 Zuckerfabriken in Thätigkeit waren, belief sich die Zahl derselben im Kampagnejahr 1879 bis 1880 auf 328, welche zusammen 4805261500 kg Rüben verarbeiteten und dafür 76875459 Mk. Steuer zahlten. Die Menge des produzierten Z. (Füllmasse) war 554409400 kg, aus welcher erzielt wurden: 375718300 kg Rohzucker aller Art, 26957500 kg Saftmelis und 131370900 kg Melasse.
Von den 328 Fabriken gewannen nur noch 37 den Saft mittels Fressens, Maceriereris oder Ausschleuderns, 291 dagegen durch das Diffusionsverfahren, während 1871/72 noch 216 Fabriken nach dem Preßverfahren, 18 mit Zentrifugen, 25 nach dem Macerationsverfahren und nur erst 52 nach dem Diffusionsverfahren arbeiteten. Der Fortschritt in der Fabrikationsweise ergibt sich recht deutlich aus der Thatsache, daß im Kampagnejahr 1840/41 zur Herstellung von 1 Ztr. Rohzucker 17 Ztr. Rüben nötig waren, während jetzt nur 10,8 Ztr. hierzu gebraucht werden. Zuckerraffinerien gab es im Deutschen Reiche im Kampagnejahre 1879/80 im ganzen 61, welche 247681900 kg Rohzucker aus Rüben und 135500 kg Kolonialzucker (nur in 2 Fabriken) verarbeiteten. -
Im Dezember 1881 waren im deutschen Zollgebiete 341 Rübenzuckerfabriken im Betriebe, davon in der preußischen Provinz Sachsen 136, in Schlesien 50, in Hannover 29 (ganz Preußen 266), in Anhalt 31, in Braunschweig 29, in Württemberg 5. Vom September 1880 bis Juni 1881 wurden 63192216 und im August bis Dezember 1881: 50627931 m. Ztr. (à 100 kg) Rüben versteuert. - Die hohe Blüte, zu der die Zuckerindustrie in Deutschland gelangt ist, ist eine Folge des besonderen Steuermodus, der zu einer möglichst rationellen und vollkommenen Ausnutzung des Materiales drängte. In Deutschland werden die Rüben, ohne Rücksicht auf den Zuckergehalt, mit 0,80 Mk. pro 50 kg versteuert. Exportfähig wird die deutsche Zuckerindustrie dadurch, daß für den ausgeführten Zucker an der Grenze die entrichtete Steuer zurück vergütet wird (Exportbonifikation). Diese Ausfuhrvergütung beträgt für 100 kg 23 Mk. bei Kandis, 21,60 Mk. bei andern hartem Zucker und 18,80 Mk. bei Rohzucker. Die Steigerung der Ausfuhr von Z. aus Deutschland und die abnehmende Einfuhr geht deutlich aus folgenden Zahlen hervor:
Kampagnejahr. | Einfuhr. | Ausfuhr. |
---|---|---|
1871-72: | 995106 Ztr. | 288086 Ztr. |
1872-73: | 548827 " | 369443 " |
1873-74: | 594203 " | 456932 " |
1874-75: | 568930 " | 240250 " |
1875-76: | 426489 " | 1147820 " |
1876-77: | 258709 " | 1243900 " |
1877-78: | 179779 " | 1980238 " |
1878-79: | 168978 " | 2981940 " |
1879-80: | 153392 " | 2741238 " |
(à 50 kg).
Bedeutende Mengen des ausgeführten Z. übernimmt England, ebenso aus Österreich. Letzteres Land (ohne Ungarn) führte in der Kampagne 1877/78: 1922462 Ztr. (á 50 kg) Rohzucker und 918444 Ztr. Raffinadzucker, zusammen also 2840906 Ztr. Z. aus. - Der jährliche Zuckerverbrauch pro Kopf der Bevölkerung beträgt in
England | 20,0 kg |
Frankreich | 7,5 " |
Holland | 7,0 " |
Belgien | 7,0 " |
Deutschland | 6,5 " |
Schweden-Norwegen | 6,25 " |
Dänemark | 5,7 " |
Spanien | 3,25 " |
Portugal | 3,25 " |
Österreich | 2,0 " |
Rußland | 1,0 " |
Die Wertbestimmung der Zuckersorten des Handels geschieht, nach Feststellung des Wasser- und Aschegehaltes, mittels des Polarisationsapparates, von dem man verschiedne Arten hat, deren Beschreibung hier zu weit führen würde. - Die Durchschnittspreise waren 1880 für 100 kg Rohzucker, 96% Polarisation, 66,57-68,98 Mk., für Raffinade, ff. Melis 80,70 Mk., Ia Brot: 86,25 Mk. Die Usancen beim Zuckerhandel sind für Rohzucker in Braunschweig, Köln, Magdeburg und Stettin: excl. Sack, netto Tara, 3 Monate Ziel; in Hamburg incl. Sack, 12% Tara (1% Gutgewicht) mit 1% Dekort gegen bar; in Halle, September-Februar: incl. Sack, 3 Monate Ziel, März-August, excl. Sack, netto Tara drei Monate Ziel, ferner für Raffinade: in Braunschweig, Halle, Köln, Magdeburg und Stettin, excl. Faß, Papier für Z., 3 Monate Ziel; in Hamburg, excl. Faß, Papier für Z. mit 1% Dekort gegen bar. - Zoll: Raffinierter Rohr- und Rübenzucker, sowie dergleichen Rohzucker von Standart Nr. 19 und darüber, Nr. 25 x 1 des Tarifs;
andrer Rohzucker Nr. 25 x 2. Stärkezucker, Glykose, Nr. 25 u. Karamel und Milchzucker Nr. 5 i.