Metall, das von Arsen rein sein muß, geschieht so, daß man eine konzentrierte salpetersaure Lösung desselben in vieles
Wasser einrührt. Das
Salz zersetzt sich dadurch und es fällt das Oxyd in Verbindung mit wenig Säure als zartes, weißes
Pulver heraus. Seit 1869 haben sich nun die merkantilen Verhältnisse dieses Metalls ganz geändert:
es sind sowohl in Peru und Bolivia als in Südaustralien ergiebige Lagerstätten desselben aufgefunden und es kommen von
beiden Punkten die Erze reichlich nach Europa.
Die peruanischen führen 94% Metall; der Rest ist
Kupfer und
Antimon ohne
Arsenik; das australische Mineral besteht aus Wismut
und
Kupfer. Die sächsischen Hüttenwerke, Oberschlema, Pfannenstiel, beziehen nun diese fremden Rohstoffe
und stellen daraus das reine Metall dar, für welches die Preise mehrmals herabgesetzt worden sind. Nach technischer Seite
dient das Metall besonders zu leichtflüssigen
Legierungen in Verbindung mit
Zinn und
Blei, die schon unter 100° C. schmelzen.
Durch Hinzunahme von etwas Cadmium wird der Schmelzpunkt noch bedeutend tiefer gerückt; eine Komposition
von 15 W., 8
Blei, 4
Zinn und 3 Cadmium schmilzt schon bei 68°. Solche
Legierungen dienen zu Abklatschen (Clichés) von Holszchnitten
^[richtig: Holzschnitten], zu Stereotypplatten, Druckformen für Zeugdruck, Münzabgüssen, als Schnelllot für Klempner,
Zinngießer, Orgelbauer. - Das Wismutweiß gibt auch ein gutes, die Farben nicht beeinträchtigendes
Flußmittel für
Porzellan-,
Glas- und Emailmalerei ab und dient zur Erzeugung von Irisfarben auf
Porzellan. - Zoll: Metall
und Präparate zollfrei.
(Barytkarbonat), ein zu den wasserfreien Karbonaten gehöriges, im ganzen und im gemahlenen Zustande einen
Handelsartikel bildendes Mineral; in den reinsten Varietäten farblos oder weiß, meist jedoch durch
Beimengungen grau oder gelblich, bildet es kugelige, trauben- oder nierenförmige Aggregate, seltener größere, deutliche
Kristalle des rhombischen Systems. Der W. besteht aus kohlensaurem
Baryt oder kohlensaurem Baryumoxyd (Baryumkarbonat), mit
77,7%
Baryt und 22,3% Kohlensäure.
Der W. findet sich nur sehr vereinzelt, so bei Peggau in Steiermark, Leogang bei Salzburg, Alston in
Cumberland und andern Orten. Der W. ist das geeignetste Material zur Bereitung von Blanc fixe und andern Barytverbindungen;
man verwendet ihn im feingemahlenen Zustande auch als Gift für Ratten und Mäuse. Die Versendung geschieht in Fässern von 300 kg.
Der Preis richtet sich nach dem Prozentgehalte an reinem kohlensaurem
Baryt; hat man hiernach W. von 70,
80, 90 und 97% im Preise von 13 bis 26 Mk. pro 100 kg; gemahlen 3 Mk. pro 100 kg
höher. Die Preise stellen sich natürlich bei Bezug ganzer Wagenladungen ab Hamburg oder Bremen billiger. - Zollfrei.
(frz. wolfram; engl. wolframium) ist ein eisengraues,
sprödes, für sich kaum schmelzbares, säurebildendes Metall von großem spezifischem Gewicht (17,9-18,3), das 1781 von
Scheele entdeckt wurde. Am häufigsten kommt das aus wolframsaurem
Eisen- und Manganoxydul, verunreinigt mit
Schwefel und Arsen
bestehende Erz vor, welches uneigentlich W. genannt wird. Sind
Schwefel und Arsen durch Rösten vertrieben
und wird das gepulverte Erz mit
Salzsäure ausgezogen, so bleibt Wolframsäure als ein gelbes Pulver übrig, das in Ätzalkalien
löslich ist und mit diesen
Salze bildet.
Andrerseits kann die Säure durch starkes Glühen mit Kohle zu Gediegenmetall in schwammiger Form reduziert werden. Das Wolframerz,
welches namentlich auf den Zinnlagerstätten von Zinnwald und Altenberg in Sachsen vorkommt, galt lange
für nutzlos; erst in neuerer Zeit hat man sich mit dem Gegenstande näher beschäftigt und sind folgende Resultate bekannt
geworden: Wolframstahl, zu schneidenden Werkzeugen seiner Zeit hoch angepriesen, scheint sich nicht voll bewährt zu haben,
obschon die Thatsache, daß
Eisen durch Zusatz von W. sehr hart wird, feststeht und für die Praxis nicht
verloren gehen wird.
Man verwandelt aber Wolframstahl wegen seiner Eigenschaft, den Magnetismus länger zu halten als gewöhnlicher Stahl, vielfach
in der Telegraphie zu Magneten. Andre Präparate sind: Wolframsaures Natron, benutzt, um dünne Gewebe, Ballkleider, Vorhänge
u. dgl. durch Tränken damit unentflammbar zu machen;
es dient auch als Ersatz von Zinnbeizen in der Färbung.
Wolframsaures Zinkoxyd und dergleichen
Baryt sind gut deckende weiße
Anstrichfarben, die durch schweflige Dünste nicht verändert werden. Wolframbioxyd bildet das schöne Wolframbraun; die
reine Säure an sich kann eine schön gelbe Malerfarbe geben. Wolframsaures Wolframoxyd ist ein schön
blauer Farbstoff, blauer
Karmin genannt. Mischungen von diesem und dem vorigen geben gute grüne Nüancen. Wolframsaures Wolframoxydnatron
(Wöhler's Wolframbronze) ist ein schöner, goldgelber Stoff in zarten Schüppchen, der sich wie Goldbronze verwenden läßt.
- Zoll: Metall und Präparate zollfrei.
Wölfe finden sich in der nördlichen gemäßigten und kalten Zone der Alten und Neuen
Welt weit verbreitet; die
Felle sind jedoch nach Größe und Qualität sehr verschieden. Sie messen 2-4 m, sind meistenteils
graubräunlich, doch gibt es unter den feineren Sorten auch weiße, schwarze und graublaue. Sibirien, Rußland und Polen
haben von Wölfen jedenfalls mehr als ihnen lieb ist; die größten und schönsten aber kommen aus dem
nördlichen Amerika, von der Labradorküste, dem
East Maine-Gebiet und den von Eskimos bewohnten Gegenden. Die guten
Felle
liefern warme Pelze, die viel in Ungarn verbraucht werden. Sonst dienen sie nicht selten zu Decken. Die schönsten schwarzen
und weißen
Felle werden in Leipzig von Griechen für die Türkei gekauft. Die Preise gehen von 5-75 Mk.
pro Stück. - Zoll: s.
Fuchsfelle.
(Schafwolle, fr. laine; engl. wool). Das
Haar der Schafe ist schon zu sehr frühen Zeiten zu Bekleidungsstoffen
verarbeitet worden und bildet gegenwärtig einen Welthandelsartikel von größter Bedeutung für Landwirtschaft,
Fabrikation und Handel. Die Produktion der W. ist weltumfassend geworden seit verschiedene Punkte
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mehr
der südlichen Erdhälfte die Schafzucht in Angriff genommen und zu solcher Ausdehnung gebracht haben, daß eine bedeutende
Rückwirkung auf die europäische Wollzüchterei schon seit einer Reihe von Jahren vorhanden ist und auch in Zukunft fühlbar
sein wird. In frühern, auch schon eine bedeutende Tuchweberei aufweisenden, Jahrhunderten verarbeitete man die W. wie
sie die gewöhnlichen Landschafe gaben, doch bestanden auch da schon Qualitätsunterschiede je nach den verschiednen Ländern;
namentlich galt die englische W. als die beste und längste und wurden große Mengen davon für die niederländischen Tuchmachereien
ausgeführt, bis 1660 die Ausfuhr streng verboten wurde, eine Maßregel, die sich bis 1825 erhalten
hat.
Vor etwa 100 Jahren begann eine neue Periode in der Wollproduktion durch Einführung der edeln spanischen Schafe, womit man
zuerst in dem Kurfürstentum Sachsen Erfolge erzielte. Die hier gezüchteten feinen Wollschafe waren meistens Eskurials und
werden seit dem Leipziger Wollzüchterkonvent, 1825, Elektorals genannt, weil sie die feinste Wolle geben.
Die edeln spanischen oder eigentlich maurischen, aus Afrika stammenden Schafe, die Merinos, zerfallen in die Träger der Elektoralwolle,
und in die Negrettis.
Die ersteren sind nur Stallvieh; die andern mit dichterem, kräftigem und nicht ganz so feinem Vließ, aus jenen entstanden,
sind auch Weidevieh und führten in Spanien ein Wanderleben, indem sie im Sommer in den Gebirgen von
Altkastilien und Arragonien, im Winter in den Ebenen von Estremadura und der Mancha geweidet wurden. Nach dem Vorgange Sachsens
haben dann auch die übrigen Länder, Österreich, Ungarn, England, Frankreich, spanische Schafe aus Spanien oder Deutschland
eingeführt und ihre Herden durch spanisches, bzw. sächsisches Blut veredelt, teils durch Elektorals,
teils durch Negrettis.
Die meisten Schäfereibesitzer halten jetzt mehr oder weniger veredeltes Vieh und streben durch Kreuzungen bei möglichster
Wollfeinheit nach Wollmenge und Körperschwere. Edle Zuchtwidder sind immer sehr teuer. Das reine Merinoschaf ist klein und
für Fleischlieferung nicht vorteilhaft, daher die Engländer schon lange dessen Haltung aufgegeben haben,
jedoch nicht ohne daß ihre eigenen Rassen durch Kreuzung mit spanischen Widdern bedeutend gewonnen hätten. Es wird in England
hauptsächlich auf großen Schafen die lange, kräftige und glänzende Wolle gezüchtet, welche zu Kammgarn erforderlich
ist.
Die Verpflanzung der spanischen Edelschafe ist nirgends besser gelungen als in Sachsen und in Preußen;
die Merinowolle ist hier meist besser, weicher und zarter, als in ihrem Vaterlande. Die englischen Firmen, welche hochfeine
Wolle kaufen müssen und früher von Spanien bezogen, kaufen jetzt die Hauptmenge in Deutschland, besonders in Schlesien,
Sachsen, Altenburg, Preußisch-Sachsen, Pommern, Brandenburg und Westpreußen. Im Süden ist die Feinzucht
unbedeutend, in Württemberg, Baden und Franken hauptsächlich die Zucht großer Fleischschafe für den Export nach Frankreich
vertreten und zwar mit deutschem Vieh und mit durch englisches
Mastvieh veredelten Tieren. In Österreich besteht bedeutende
Schafzucht in Mähren, Schlesien, Böhmen und Ungarn.
Hier gibt es auf Großgütern, wie die von Esterhazy, Sina u. a., die großartigsten
Herden veredelter Schafe. Man nimmt das Erzeugnis der österreichisch-ungarischen Monarchie durchschnittlich auf etwa 24250000,
das Deutschlands auf 35 Mill. kg an. Von andern europäischen Ländern ist namentlich Rußland von Bedeutung, das in seinen
südlichen Provinzen sich der Zucht veredelter Schafe befleißigt und jährlich etwa 17715000 kg W. produziert.
Die Türkei und Griechenland haben keine eigentliche Wollkultur und produzieren nur geringe W., weil sie das Schaf nur als
Fleischtier halten. Bis zu einem gewissen Belauf gilt dies auch von Frankreich, das feine W. nicht hinlänglich selbst produziert.
Das Feinste liefern dort die Schafe aus Roussillon. Die Rambouillets der gleichnamigen staatlichen Stammschäferei
sind aus Negrettis gezüchtet. Bedeutende Mengen W. erhält Frankreich jetzt aus Algerien. Ostindische W., die in England
und Frankreich verarbeitet wird, ist nur zu Teppichen und Decken brauchbar. -
Das Merinoschaf ist aber auch in ferne Länder verpflanzt worden, welche selbst keine Wollindustrie besitzen
und daher ihre W. nach Europa senden müssen. Die hauptsächlichsten dieser neuen Wollländer sind Australien, die Laplatastaaten
in Südamerika und die Kapkolonie. Neuseeland scheint ebenfalls eine größere Bedeutung zu gewinnen und selbst von Honolulu
sind schon Sendungen herübergelangt. Die Produktion der drei erstgenannten Länder wuchs in der Mitte der sechziger
Jahre gewaltig, zumal die dortigen Züchter keine Ausgabe für edle Zuchttiere scheuen (vergl. Viehhandel).
Die massenhaften, im Preise sinkenden Zufuhren an den Londoner Markt und der plötzlich in Nordamerika auf rohe W. gelegte
hohe Eingangszoll brachten nach 1866 eine schwere Krisis über die deutsche Wollproduktion mit gewaltigen Preisstürzen und
Schwankungen aller Verhältnisse, deren Nachwehen noch heute verspürt werden. Es wurden 1868 aus Australien,
wo die Schafzucht so viel Spielraum hat und beinahe kostenlos ist, 491000, vom Laplata 234000, vom Kap 141000, zusammen also
die kolossale Menge vou ^[richtig: von] 866000 Ballen W. nach Europa gebracht; 1878 dagegen 800000, 270000, bezüglich 170000
Ballen, also zusammen 1240000 Ballen.
Diese W. sind namentlich für die Mittel wollen eine starke Konkurrenz, denn zu feinen Sachen besitzen dieselben noch nicht
genügende Qualität, sodaß die feinen deutschen W. immer englische, französische und niederländer Käufer haben und überhaupt
am wenigsten von der Krisis berührt worden sind. Für die übrigen kommt es darauf an, ob die Kolonien
ihre Wollzucht noch mehr erweitern oder darin nachlassen werden. In Deutschland hat die Krisis auf Einschränkung der Schafzucht
gewirkt, die ohnehin in die jetzigen landwirtschaftlichen Verhältnisse im allgemeinen nicht recht mehr passen will. Ein
schlimmer Umstand bei der Wollfrage war, daß viele Wollzüchter, aus Rücksicht auf die
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