als Kitt und Klebmittel, als Füllmaterial für
Seifen, zum Schlichten von
Baumwollgarn wie als Bindemittel für Farben. Hierbei
können jedoch nur solche Farben benutzt werden, die die Einwirkung eines so stark alkalischen Stoffes vertragen, ohne sich
zu verändern. Unter dieser Voraussetzung benutzt man es im Zeugdruck wie zur Bereitung von gewöhnlichen
Anstreichfarben, welche jetzt zu mehrerer Bequemlichkeit in Sortimenten gleich zum Streichen fertig im Handel wohlfeil zu
haben sind und auf
Holz- und Korbwaren, Tapeten u. dergl. gut passen.
Auch die Kunsttechnik hat sich das W. zu nutze gemacht in einer neuen Art vorzüglich dauerhafter Freskomalerei, Stereochromie
genannt, von welcher die Kaulbach'schen Treppenhausgemälde im Berliner Museum interessante Probestücke
bilden. Zur Stereochromie wird Doppelwasserglas (Fixierungswasserglas) benutzt. Man muß die Wasserglaslösung oder das flüssige
W. stets in gut verschlossenen Gefäßen aufbewahren, weil es aus der Luft Kohlensäure anzieht und dadurch zersetzt wird,
indem sich in Wasser unlösliche Kieselsäuregallerte abscheidet.
Kaliwasserglas in Stücken wird mit 68 Mk. pro 100 kg berechnet, in Lösung (von
30° Bm.) mit 26 Mk., Natronwasserglas in Stücken mit 28 Mk., in Lösung
von 35-38° Bm. mit 14 Mk., von 50° Bm. mit 20 Mk. pro 100 kg.
Die Ausfuhr von W. aus dem Deutschen Reiche belief sich 1881 auf 3318800 kg, die Einfuhr
auf 301000 kg. -
Zoll:Kali-, Natron- und Doppelwasserglas s. Tarif im Anh. Nr. 5 h.
Haferreis (ZizaniapalustrisL., engl. Americain Oat-rice, frz.
zizania), dem
Reis verwandt, wächst wild in Südkarolina und Jamaika und wird auch bis Kanada angebaut als Nahrungsmittel,
ähnlich wieReis.
(frz. ouate, engl. wad, wadding), der bekannte Futterstoff,
wird größtenteils aus aufgelockerter und geschlagener
Baumwolle auf der Wattenmaschine, eine Baumwoll-Reißkrempel mit entsprechender
Einrichtung, welche die Ware in der bekannten Tafelform abliefert, gefertigt. Der Wattenmacher bestreicht sein Produkt zur
Förderung des Zusammenhaltes noch auf beiden Seiten mit einer dünnen
Leim- oder Gummilösung. Neuerdings
wird auch wollene W. gefertigt und namentlich zum Auflegen bei Rheumatismus u. dergl.
gern gebraucht. Diese hat etwas mehr Filzung und ist auf den Oberflächen nicht gummiert. - Zoll: Baumwollene W. s.
Tarif Nr. 2 b, seidene 30 b, wollene 41
c 1,. aus
Waldwolle, Werg und andern vegetabilischen Spinnstoffen
Nr. 22 a 1.
Färberwau (Färberreseda,Färberkraut,Gelbkraut, Strichkraut, Wiede, Waude, Harnkraut),
ResedaluteolaL.,
Familie der Resedengewächse; engl. Yellow
Mignonette, Weld, frz. Gaude,
Réséda des teintures, holl. Wouw, 60 bis 100 cm
hohe Resedaart mit blaßgelben Blüten an langen Ähren, vierteiligem Kelch und drei- bis sechskantiger,
oben offener, einfächriger Fruchtkapsel; sie kommt wild an Wegerändern und auf Äckern vor und wird noch an mehreren Orten
in der Provence, auch in Deutschland gebaut
wegen des gelben Farbstoffes in den Blättern und in andern Teilen der Pflanze.
Diese ist zweijährig und einjährig, Samenwau, im letzten Falle mit kleinen dichter stehenden farbenreichen
Blättern und kürzerem Stengel. Die amerikanische Quercitrinrinde hat den Anbau beeinträchtigt. -
Die Pflanze liebt feuchtwarmes Klima, trocknen kräftigen
Boden, alte Dungkraft, tiefe Bearbeitung, Saat im Juli und August
oder im Frühjahr, in Reihen, 30-45 cm weit, fleißiges Jäten und Behacken mit Verdünnen. Man mischt
den feinen Samen mit Sand und sät 4-6 kg (1 hl wiegt 64 kg). Die Ernte erfolgt durch Ausraufen
oder durch den Schnitt; Ertrag vom deutschen oder Winterwau 30-40, vom Sommer- oder franz.
W. 15-32 m. Ztr. Der W. wird lufttrocken in Bündel gebunden und
mit 6-8 Mk. pro Ztr. verkauft. Die ölhaltigen Samen können auf
Öl gepreßt werden. - W. und Wauextrakt zollfrei.
diesen Namen führen die Stämmchen des Mahalebkirschbaums (Prunus Mahaleb), der strauchartig auf dürren
sonnigen Höhen im südlichen Europa und auch noch etwas nördlicher wächst. Von seinem Vorkommen auf den Vogesen
bei dem Orte St. Lucie führt das
Holz auch den Namen
Lucienholz. Als Baum gezogen liefert das Gewächs ein beliebtes Nutzholz;
die jungen Stämmchen geben die ihres Wohlgeruchs wegen gesuchten W., die bei uns gewöhnlich nur noch in kurzen Stückchen
an Zigarrenpfeifen vorkommen, während sie in der Türkei und andern noch
Tabak rauchenden Ländern sich
in ganzer Geltung erhalten. In der Türkei, in Ungarn und auch in Deutschösterreich, namentlich in der Gegend von Baden
bei Wien, werden die Stämmchen in großen Baumschulen gezogen und da sie von den Rauchliebhabern immer ganz knotenfrei und
ohne Schnittspuren gewünscht werden, so umwickelt man die Stellen, wo sich Zweigknospen bilden wollen,
sorgfältig mit
Tuch, und bindet auch wohl die Stämmchen zur Geradehaltung in ein aus zwei Teilen bestehendes
Rohr. Das österreichische
Erzeugnis geht größtenteils nach der Türkei.
Das Weichselholz soll seinen Geruch einem Gehalt an Cumarin verdanken, demselben Riechstoff, den auch die
Tonkabohnen und
der Waldmeister enthalten. Unechte
Rohre sind gewöhnliches, mit
Essenz von
Tonkabohnen parfümiertes, Kirschholz. - Zoll: Unbearbeitete
Weichselstöcke gem. Tarif Nr. 13 c, gebohrte W. außer Verbindung
mit andern Materialien Nr. 13 d, Tabakspfeifen aus W. Nr. 13 g.
(Korbweiden), Arten von Salix Tourn, Weide, artenreiche Familie der Weidengewächse (engl.
Willow, frz. saule, holl. wilgenboom, wilg, ital.
sálice, salcio, salciore). Von den bekannten Weidenbäumen gibt es eine so große Zahl von Arten und Varietäten, daß selbst
sämtliche Lehrbücher sie nicht erschöpfend aufzuzählen vermögen; auch die Einteilung der W. ist eine verschiedne; man
trennt z. B. in bitterrindige W. (Reif-, Küsten-, kaspische, echte Trauer-,
Silber-,
Dotter, Bruch-, Knack, fünfmännige oder Lorbeer-Weiden), schalenrindige W.
(Mandel-, Purpur-Weiden). - Bachweiden,
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Korbweiden, breitblättrige W. (Sal-, Palm-, Pfeifenholz, Grauweiden), zweifarbige W. (Lorbeer W.), großblättrige W. und
kurzgestielte Alpen-Weiden. Botanisch richtiger gibt es etwa 28 Gruppen: zum Teil mit vielen Unterabteilungen, als
a) Bruchweiden (Knackweiden) mit 1) fünfmännige W., Lorbeerweiden, pentandraL., auf Torf- und überhaupt feuchten Plätzen;
1-12 m hoch, Blüte im Mai und Juni, Rinde adstringierend, Surrogat für Chinarinde, Samenhaare als schlesische
Baumwolle oder Weidewolle bekannt.
2) Bruch-Weiden (Knack-, Pfuhl-, Steinweide) S. fragilisL., Blüte im Mai, Standort fast überall in Europa bis Sibirien,
an Ufern, etc., auch Parkbaum, wird im Anbau regelmäßig geköpft, Kopfweide, wenig zäh und
sehr fest, Rinde reich an Salicin und zum Gerben benutzt; hoher Brennwert.
3) Trauer-Weiden, Zierpflanze.
b) Mandelweiden.
4) Mandel-Weiden, S. amygdalinaL., bis 3 m hoch, Blüte April, Mai.
5) Wollenblättrige W., S. undulata Ehr.,
bis 6 m, gleiche Blütezeit; besonders in Norddeutschland.
6) Seedornblättrige W., S. hippophaëfolia Thuill., 3 m.
7) Spitzblättrige W. (Reif W.), S. acutifolia Willd.,
für sandigen Boden.
d) Purpur-Weiden, 8) Purpur-Weiden, S. purpureaL., 3 m, März bis April blühend, mehrere Formen, an Ufern häufig,
gutes Flechtwerk.
9) Rote W. (Bach W.), S. rubra Huds.,
bis 5 m, April, bis Mai, meist einzeln.
e) Korb-Weiden
10) Korb-Weiden (Band-Weiden), S. viminalisL., bis 3 m, März, April, an Ufern, am meisten angebaut.
11) Weichhaarige W., S. mollissima Ehrb, bis 3 m, April, an Ufern; seltner.
12) Nebenblatt-Weiden, S. stipularis Sm.,
sehr gut, aber selten.
13) Graue W. (Oleaster-Ufer-Weiden) S. incana Schrnk, bis 6 m, April bis Mai, auf steinigem Boden an Flüssen
und Parkbaum.
14) Seidenhaarige W., S. holosericea Willd.,
ähnlich, selten.
15) Schwarzwerdende W., S. nigricans Sm.,
2-6 m, April bis Mai, selten, auf feuchten Wiesen und Brüchen.
16) Schlesische W., S. silesica Willd.,
Mai, Juni, in Gebirgen.
17) Langblättrige W., S. longifolia Host.,
April, selten kultiviert.
18) Sal-, Sahl-, Sool-, Palm-Weiden, S. CapreaL., 3-9 m, März, April, sehr häufig, auch in Wäldern.
19) Graue W. (Werft W.), S. cinereaL., 0,5-1,5 m, März, April, an Gräben und feuchten Wiesen, häufig.
20) Ohr-Weiden (geöhrte W.), S. auritaL., bis 2,5 m, April, Mai, an sehr nassen Plätzen.
21) Zweifarbige W., S. philicifoliaL., 2-4 m, Mai, Juni, in Gebirgen, selten angebaut. -
g) Niedrige W., Strauch-Weiden:
22) Kriechende W., S. repensL., bis 50 cm, April, Mai, auf Torf-, Moor-, Heideboden. -
h) Alpen-Weiden
23) Lappländische W., S. LapponumL., auf Alpen und Hochgebirgen.
24) Bäumchen-Weiden, S. ArbusculaL., bis 1 m. -
i) Gletscher-Weiden, Zwergweiden.
25) Netzadrige W., S. reticulataL.
26) Stumpfblättrige W., S. retusaL.
27) Krautartige W., S. herbaceaL., Alpen bis Schneegrenze.
Verwendung.
Die W. gehören zu den wichtigsten Holzarten der Forstkultur und werden auch vielfach von Landwirten und Gärtnern
gezogen; der Anbau ist, gut betrieben, sehr rentabel und der Verbrauch der zu Flechtwerken dienenden
ein zunehmender, besonders bezüglich der Korbwarenindustrie. Die W. liefern
a) Brennmaterial, besonders S. alba, fragilis und pentandra;
b) Bundstöcke für Böttcher und Schnitznutzholz, besonders S. fragilis, alba, caprea, viminalis;
Hauptsache ist die Erzielung
schlanker, zäher, astreiner, nicht brüchiger Ruten, grün, einjährig, stark;
für lokalen Absatz zwei-
bis vierjährige Lohden.
c) Korbwarenmaterial, grün und geschält, die wichtigste Handelsware, besonders S. purpurea, viminalis, acutifolia,
und als feinste Ware S. aureata; gesucht: Astreinheit, möglichste Weiße, Glanz, Feinheit und Schlankheit der Ruten.
f) Rinde zum Gerben, besonders S. viminalis, purpurea, helix, rubra, fragilis, alba, caprea, cineraria, bezahlt mit
2-3 Mk. und darüber pro Ztr. Gerbstoffgehalt 8-13%, Salicingehalt bis
3%, gesammelt im Frühjahr von zwei- bis vierjährigen Trieben.
g) Bindematerial für Gärtner etc., Kopfweidenzucht.
Anbau. Die W. werden, besonders in Frankreich, woselbst Tausende davon leben, in Plantagen, Weidenhegern, in Wäldern, in
Feldern und Wiesen, Sümpfen und Brüchen gezogen. In Frankreich findet der Verkauf an bebesondere ^[richtig:
besondere] Händler und der Verschleiß durch Großgeschäfte statt, und zwar an Böttcher- und Korbmachermeister (Hauptabsatz)
und an Fabrikgeschäfte, Landwirte, Gärtner etc. Oberförster Schmidt rechnet für den Kopf
der Bevölkerung 15 kg, für ganz Deutschland bis 14 Mill. Mk. Rohmaterial, für 1 ha bis 25 m.
Ztr. Ertrag mit 160-440 Mk. Handarbeitsverdienst, den Durchschnittsbedarf
der kleinen Meister zu 18-20 m. Ztr., geschälte W. zu 24-36 Mk.
Der Anbau muß forstmännisch betrieben werden und geschieht in Stummelgräben, in parallelen Gräben (Vernötung) mit Stecklingskultur
und im Kopfholzbetrieb, je nach Art und Verwendung.
Preise im Hundert: Gurtenwieden 20, Bindewieden 50, Dachwieden 75 Pfg., Stecklingsschnitt 10000weise,
Schnitt pro Bund 8-10 Pfg., Schälen 56 Pfg., je nach Sorte 3,45-3,6-6 Mk. In Gebunden 1 m.
Ztr. 36-42-48-56 Mk. Kosten 12 Mk. Rinde 6 Mk. 1 Ztr.
geschälte W. = 18-24 Bunde. Reinertrag pro ha 160-290 Mk. -
Über Kultur, Verarbeitung, Absatz etc. der W. gibt es besondere Werke,
welche der Händler kennen muß. Benutzt zu den Mitteilungen wurden: R. Schulze, Die Kultur der Korbweiden, 1874, Brandenburg
und Breitenlohner, Kultur der Korbweiden, Prag 1877. - Die Handelsbewegung war in Deutschland im Jahre 1880:
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