Zusammensetzung des W. ist ziemlich kompliziert; während man früher annahm, daß das W. aus Palmitinsäurecetyläther bestehe,
haben neuere Untersuchungen dargethan, daß ein Gemenge von verschiednen Fettsäureäthern ist, nämlich von Verbindungen
der Laurostearinsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure und Stearinsäure mit den
Äthern der diesen Säuren zugehörigen
Alkohole.
- Zoll: W., konsistentes, gem. Tarif Nr. 26
c 2. Walratöl
(flüssiges Fett des Pottwal) Nr. 26 a 1 oder 4. Walratkerzen Nr. 23.
(Roßfenchel,Pferdefenchel,Pferdekümmel, lat. semen phellandrii, fructus
phellandrii, semen foeniculi aquatici), die getrockneten Früchte, gewöhnlich Samen genannt, einer zu den Umbelliferen gehörigen,
in Sümpfen und Gräben wachsenden, Pflanze, Oenanthe Phellandrium (Lam.); sie bestehen aus länglichen, nach
obenhin verschmälerten, Doppelachenien, sind grünlichbraun und besitzen auf dem Rücken fünf hellere Riefen, von denen
zwei etwas stärkere die blasser gefärbte Berührungsfläche begrenzen.
Die Früchte besitzen einen starken, aromatischen, aber nicht angenehmen Geruch, auch der Geschmack ist unangenehm; sie bilden
einen Artikel des Droguenhandels, werden aber nur im gepulverten Zustande als Zusatz zu Pferdepulvern
verwendet. Der W. enthält ein ätherisches
Öl, das Wasserfenchelöl (oleum phellandrii), welches in größern Gaben bei
Tieren giftig wirkt; es ist gelb, hat den Geruch der Früchte und ein spezif. Gewicht von 0,852 bei 19° C. Man erhält
0,8% der trocknen Früchte an Ausbeute. Verwechselungen oder Verunreinigungen mit den sehr giftigen Früchten
des Wasserschierlings (Cicuta virosa), der an denselben Standorten wächst, sollen vorgekommen sein;
man erkennt die Früchte
leicht an ihrer Geruchlosigkeit und an ihrer Form;
sie sind nämlich kleiner, fast kugelrund, nur von den Seiten her etwas
zusammengedrückt, gelbbraun und mit breiten, wenig erhabenen Rippen versehen. - Zoll: W.samen, auch
gepulvert, zollfrei;
(lösliches
Glas, frz. verre soluble, engl. waterglass), eine Glasmasse,
die sich in siedendem Wasser auflöst und dann, auf eine Fläche gestrichen, wieder zu einer festen durchsichtigen Masse
eintrocknet. Auch schon gewöhnliches
Glas ist etwas in Wasser löslich, wenn es in Pulver verwandelt
wird; durch Vermehrung des Alkaligehalts in der Glasmasse kann die Löslichkeit gesteigert werden. Das W. besteht indes nur
aus Kieselsäure und
Kali oder Natron;
Kalk und andre Zuschläge, die zum eigentlichen
Glase gehören, fallen hier weg.
Oberbergrat
Fuchs in München stellte die Komposition 1818 zuerst für praktische Zwecke her und setzte
ihre Nutzbarkeit in einer ausführlichen Abhandlung auseinander. Anfangs mit
großen Erwartungen aufgenommen, die es nicht
alle erfüllen konnte, kam das W. wieder etwas in Vergessenheit, hat sich aber doch bei näherer Bekanntschaft so vielfach
brauchbar erwiesen, daß es aufs neue in Gunst kam und jetzt zu allerlei Gebrauch in großen Mengen fabrikmäßig
hergestellt wird. Es gibt dreierlei Sorten,
Kali-, Natron- und Doppelwasserglas, in welchem letztern
Kali und Natron zugleich
enthalten sind.
Das Kaliwasserglas ist demnach Kaliumsilikat oder kieselsaures
Kali
(Kali silicicum), das Natronwasserglas ist Natriumsilikat
oder kieselsaures Natron (Natrum silicicum); das Doppelwasserglas ist kieselsaures Natronkali. In den
technischen Eigenschaften gleichen sich alle drei, und da das Natron um vieles wohlfeiler ist als das
Kali, so ist die gewöhnliche
Kaufware meistens Natron Wasserglas; wenn jedoch das W. als Zusatz zu weicher Schmierseife genommen werden soll, so kann
man nur Kaliwasserglas verwenden. - Die Verbindung von
Kiesel und
Alkali ist auf zweierlei Wegen, einem
trocknen und einem nassen, ausführbar. Im ersteren Falle schmilzt man unter gewissen, in der Praxis ziemlich verschiednen,
Verhältnissen gepulverten Quarz oder Feuerstein mit
Soda unter Zusatz von etwas Kohlenpulver, ganz wie in der Glashütte,
und gießt den Fluß in Formen, wo er zu einer durchsichtigen, schwach gefärbten Masse erstarrt; das
Natronwasserglas hat immer einen grünlichen Schein, das Kaliwasserglas ist entweder farblos oder schwach bräunlich.
Meistens aber kommt die Ware nicht in dieser festen Gestalt, sondern schon gelöst in den Handel. Man zerschlägt zu dem
Zweck die Masse und setzt sie einige Zeit unter öfterm Befeuchten der Luft aus, damit sie auswittert,
und kocht sie dann längere Zeit mit Wassser ^[richtig: Wasser]. Die geklärte Lösung wird hierauf bis zur Sirupdicke eingedampft.
Wohlfeiler erhält man das W., wenn die
Soda durch
Glaubersalz ersetzt wird. Es benötigt hierbei, um die
Zersetzung des letztern zu fördern, eines größern Zusatzes von Kohle und die Ware wird dunkler.
Nach der andern Methode der Herstellung werden
Alkali und Kieselsäure durch einen einfachen Kochprozeß verbunden und so
direkt in Lösung erhalten. Hier ist aber Quarz als unangreiflich ausgeschlossen und es dienen zur Verkochung mit
Ätzlauge nur gepulverter Feuerstein und Infusorienerde (Kieselgur), wie sie sich namentlich auf mächtigen Lagern in
der Lüneburger Heide findet. Dieser Stoff, aus den Kieselpanzern mikroskopischer Tierchen bestehend, ist so angreiflich,
daß die Kochung in gewöhnlichen Kesseln geschehen kann, wogegen der Feuerstein sich nur dann löst, wenn das Kochen im
geschlossenen Apparat unter mehreren Atmosphären Dampfdruck geschieht. - Man benutzt das W. zu Anstrichen
auf Stein und Mauerputz, welche dadurch eine Art Verkieselung erhalten. Selbst alte verwitternde Steinhauereien werden dadurch
neu gefestigt. Im Gemisch mit
Kalk gibt das W. einen festen hydraulischen Mörtel. Durch mehrmalige Anstriche schützt man
Holz gegen Verwittern und leichte Entzündlichkeit, ebenso benutzt man W. auf Dach- und Steinpappen,
ferner
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mehr
als Kitt und Klebmittel, als Füllmaterial für Seifen, zum Schlichten von Baumwollgarn wie als Bindemittel für Farben. Hierbei
können jedoch nur solche Farben benutzt werden, die die Einwirkung eines so stark alkalischen Stoffes vertragen, ohne sich
zu verändern. Unter dieser Voraussetzung benutzt man es im Zeugdruck wie zur Bereitung von gewöhnlichen
Anstreichfarben, welche jetzt zu mehrerer Bequemlichkeit in Sortimenten gleich zum Streichen fertig im Handel wohlfeil zu
haben sind und auf Holz- und Korbwaren, Tapeten u. dergl. gut passen.
Auch die Kunsttechnik hat sich das W. zu nutze gemacht in einer neuen Art vorzüglich dauerhafter Freskomalerei, Stereochromie
genannt, von welcher die Kaulbach'schen Treppenhausgemälde im Berliner Museum interessante Probestücke
bilden. Zur Stereochromie wird Doppelwasserglas (Fixierungswasserglas) benutzt. Man muß die Wasserglaslösung oder das flüssige
W. stets in gut verschlossenen Gefäßen aufbewahren, weil es aus der Luft Kohlensäure anzieht und dadurch zersetzt wird,
indem sich in Wasser unlösliche Kieselsäuregallerte abscheidet.
Kaliwasserglas in Stücken wird mit 68 Mk. pro 100 kg berechnet, in Lösung (von
30° Bm.) mit 26 Mk., Natronwasserglas in Stücken mit 28 Mk., in Lösung
von 35-38° Bm. mit 14 Mk., von 50° Bm. mit 20 Mk. pro 100 kg.
Die Ausfuhr von W. aus dem Deutschen Reiche belief sich 1881 auf 3318800 kg, die Einfuhr
auf 301000 kg. -
Zoll:Kali-, Natron- und Doppelwasserglas s. Tarif im Anh. Nr. 5 h.