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unterschwefligsaure Natron kann auf verschiedne Weise bereitet werden, so durch Einleiten von schwefliger Säure in ein
Gemisch von Sodalösung und Schwefelblumen, oder durch Kochen und Auflösen von letzteren in Ätznatronlauge und Einleiten
von schwefligsaurem Gas. Die jetzige Darstellung im großen gründet sich auf Verarbeitung der Rückstände, aus welchen
bei der Sodafabrikation die Sodalauge ausgezogen worden. Man breitet dieselben einige Tage an der Luft
aus und wendet sie öfter. Die darin enthaltene Kalkschwefelleber verwandelt sich dabei durch Sauerstoffaufnahme in unterschwefligsauren
Kalk, der in Wasser löslich ist und mit solchem ausgelaugt wird. Dieser Lauge wird so lange
Glaubersalz zugesetzt, als sich
Gips ausscheidet, darauf die Flüssigkeit vom Niederschlag getrennt, bis zu einem gewissen Grade eingedampft
und zum Kristallisieren hingestellt.
Das so erhaltene Rohsalz wird, je nach der beabsichtigten Sorte, ein- oder mehrmals umkristallisiert. Seit dem Aufkommen
dieser Darstellungsweise aus
Abfällen sind andre Verfahren fast ausgeschlossen, denn das
Salz ist dadurch und durch
die massenhafte Herstellung ungemein wohlfeil geworden und kosten etwa 100 kg 19-20 Mk. Das unterschwefligsaure
N. bildet große wasserhelle, dem
Glaubersalz ähnliche Kristalle, schmeckt auch diesem ähnlich und ist schon in sehr wenig
Wasser löslich. Reines
Salz erhält sich an der Luft trocken, unreineres bleibt immer feucht. Auf Zusatz einer
stärkeren Säure
(Schwefel- oder
Salzsäure) erfolgt sogleich Zersetzung und es tritt der Geruch nach verbranntem
Schwefel
(schwefliger Säure) auf; die Salzlösung wird dabei milchig und läßt
Schwefel in feinster Verteilung ausfallen.
Eine andre starke Benutzung findet dieses
Salz zur Beseitigung des freien Chlors aus Geweben und Papierzeug, die mit Chlor
gebleicht wurden, wie im Artikel
Antichlor angegeben ist. Ferner dient das unterschwefligsaure N. zur Darstellung von Thonerdebeizen
für den Zeugdruck, zur Extraktion des
Silbers aus den mit
Kochsalz gerösteten Silbererzen. Für die vorgenannten technischen
Zwecke braucht das
Salz nicht völlig rein zu sein; rein aber wird es gebraucht bei vielen chemischen
Operationen und in der Photographie, wo es das gewöhnliche und älteste Fixiermittel bildet, indem es an den vom Lichte
nicht getroffenen Stellen die lichtempfindlichen Silberpräparate auflöst und wegnimmt. Zur Herstellung von Lösungen zur
galvanischen Vergoldung und Versilberung ist das
Salz ebenfalls dienlich, indem es Cyangold und Cyansilber auflöst; auch
zur Bereitung von
Antimonzinnober wird es benutzt. - Zollfrei.
(Uranium). Ein im Handel nicht vorkommendes Metall, dessen Verbindungen allein nur Wichtigkeit haben. Es findet
sich mit Sauerstoff verbunden in verschiednen Mineralien, Uranerze genannt. Die Uranerze sind in der Natur selten;
zu technischem
Gebrauch hinreichend vorhanden ist nur das Uranpechharz oder die Pechblende, ein graulich oder pechschwarzes,
glänzendes Gestein, welches aus Uranoxydoxydul besteht. Dieses Mineral findet sich mit andern Erzen in Gängen in Gneis,
Glimmerschiefer, Thonschiefer, und in unserm Bereiche ausschließlich in der Umgegend von Johanngeorgenstadt und Schneeberg
in Sachsen, Joachimsthal und Przibram in Böhmen.
Es ist noch nicht zu lange her, seitdem die Verwendbarkeit des Minerals zu verschiednen Zwecken entdeckt
wurde; bis dahin hatte man es als Abraum weggeworfen oder Straßen und Wege damit gebessert, die dann alle wieder aufgebrochen
und wie die Halden durchsucht wurden, denn die Pechblende wurde anfänglich mit fabelhaften Preisen bezahlt. Gegenwärtig
werden auf sächsischer und böhmischer Seite etwa 300 Ztr. Pechblende jährlich
gefördert. Die Blende für sich, ausgelesen und fein gepulvert, dient als schwarze Porzellanfarbe.
Das aus der Blende künstlich dargestellte Oxyd, Uranoxyd, ein gelbliches Pulver, gibt auf
Porzellan und Glasflüssen eine
eigentümliche gelbgrüne Färbung (Uranglas), die durch Zusatz von
Kupferoxyd auch in
Smaragdgrün verwandelt
werden kann. Gewöhnlich dient aber zu den genannten Zwecken das käufliche Uranoxyd, ein rotes Pulver, oder auch das Urangelb,
die Verbindung des Oxyds mit Natron, ein schweres gelbes Pulver, welches auf ziemlich umständliche Weise aus der Pechblende
hergestellt wird. Eine analoge Verbindung ist das Uranoxydammoniak, welches gelbe Färbungen hervorbringt.
Von Uransalzen werden das essigsaure (Uranium aceticum) und das salpetersaure (Uranium nitricum) in der Chemie als Reagens
gebraucht. Diese
Salze, namentlich das salpetersaure, haben auch ein Interesse für die Photographie, indem dieselben lichtempfindlich,
d. h. durch Licht zersetzbar sind, sodaß ein im Dunkeln damit imprägniertes, getrocknetes
und unter einem Negativ dem Kopierprozeß unterworfenes
Papier ein schwaches Bild empfängt, das durch
Siberlösung ^[richtig: Silberlösung] verstärkt werden kann.
Die Produktion von Uranerzen des deutschen Reichs (nur in Sachsen) belief sich 1880 auf 2000 kg im Werte von 4465 Mk.; 1881 auf 4000 kg
im Werte von 10278 Mk. -
Österreich produzierte 1877: 70 m. Ztr. Uranerze, Großbritannien 1877 nur 2 Ztr.
Die Verhüttung der Uranerze geschieht hauptsächlich in Joachimsthal in Böhmen;
die Preise der Produkte sind gegenwärtig
für Urangelb 22 fl. pro kg, Uranoxydhydrat 24 fl., Uranoxydkali, dunkelorange 28 fl., salpetersaures U. 21½ fl.,
essigsaures Uranoxyd 24 fl.
pro kg. -
Zoll: Uranerze und U.präparate sind zollfrei.