mehrere Stunden auf Farbmühlen mit Wasser gemahlen. Durch die Verfeinerung des Korns infolge des Mahlens wird die Farbe
heller; das ungemahlene Gut bildet die dunkeln und violettblauen Sorten. -
Das U. bildet ein zartes feurig blaues Pulver, unlöslich in Wasser, Weingeist und alkalischen Flüssigkeiten, völlig unschädlich
für die Gesundheit. Die Farbe ist sehr dauerhaft und unveränderlich an Luft und Licht, steht auf Kalkgrund
und wird überhaupt von alkalisch wirkenden Stoffen nicht verändert. Dagegen erstirbt das Blau unwiederbringlich durch alles
was sauer ist. Stärkere Säuren zersetzen dasselbe sofort unter Abscheidung von
Schwefel und Entwicklung von Schwefelwasserstoffgas;
sehr verdünnte und schwache Säuren und sauer reagierende
Salze, wie z. B.
Alaun, vernichten die Farbe
langsamer, aber eben so sicher. Es verhält sich überhaupt in allem wie das natürliche U., wie es ja auch der nämliche
Stoff ist.
Man hat jedoch auch eine Sorte U., die der zerstörenden Wirkung des
Alauns widersteht, aber eine rötlichblaue
Farbe besitzt. Dieses alaunfeste U. wird dadurch erhalten, daß man der Mischung vor dem Brennen 5-10% vom
Thon fein verteilte
Kieselsäure zusetzt. Je mehr von dieser zugesetzt wird, desto mehr spielt die blaue Farbe ins Rote; die Farbe kommt hierbei
sofort zum Vorschein, ein weiteres Abbrennen mit
Schwefel fällt also hierbei weg. Das U. bildet für
sich oder mit
Firnis gemischt die schönste blaue Lasurfarbe, unter Zusatz von deckenden Farbstoffen wie Zinkweiß,
Kreide
u. dergl. Deckfarben. Bleihaltige Zusätze sind jedoch nicht
anwendbar, da hierdurch das Blau mit der Zeit verdirbt.
Das U. wird in der Neuzeit in solchen Mengen und so wohlfeil geliefert, daß es die ausgedehnteste Verwendung
gefunden hat. Man benutzt es zum Malen, zu Anstrichen, in der Fabrikation von Tapeten und Buntpapieren, im Zeugdruck, zu
blauen
Papieren und in kleinen Mengen zum Anbläuen der weißen, ebenso des
Zuckers, der Wäsche. Die Ware findet sich im Handel
in sehr verschiednen Sorten von 80 Pfg. bis 4 Mk. das kg; die Sortimente der
Fabriken stimmen nicht überein. Die wohlfeilsten Sorten zum Anstreichen haben Zusätze von
Gips und
Thon. Die Fabrikation
wird in England und Frankreich nicht minder stark betrieben als in Deutschland. Hier befinden sich bedeutende Fabriken in
Nürnberg, Schweinfurt, Kaiserslautern, Heidelberg, Pfungstadt im Großherzogtum Hessen, Linden vor Hannover
u. a. O. Die Ausfuhr von U. aus dem deutschen Reiche belief sich 1881 auf 5420000
kg, die Einfuhr auf 245100 kg. Über Kobaltultramarin, das eine ganz andre Beschaffenheit
hat, s. unter
Kobalt. - U. ist zollfrei. Mit
Firnis versetztes U. gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.
nur dem Klange nach verdeutscht in Umbraun, ist eine Erdfarbe von verschiedner Schattierung, wie auch verschiednen
Ursprungs. Die eigentliche oder echte Ware ist ein thoniger, durch Verwitterung mulmiger Brauneisenstein von leber- bis kastanienbrauner
Farbe, der neben dem
Eisenoxyd immer auch braunes Manganoxyd enthält. Die beste Sorte wird
auf der Insel
Cypern gefunden und als cyprische oder türkische U. am teuersten verkauft. Sie sieht graulichbraun aus und gibt, in verschiednen
Graden mit Weiß versetzt, eine Menge schöner Nüancen. Wenn sie gebrannt wird, nimmt sie eine rotbraune Farbe an. Ähnliche,
aber minder gute Ware wird u. a. auf den Eisensteingruben um Saalfeld,
Könitz und Cammsdorf gefunden, ebenso in verschiednen Gegenden Englands und auf Sizilien. Die von letzterem Fundorte ist
ein kastanienbrauner Eisenocker mit muscheligem Bruch. -
Andrer Art ist die kölnische U., Kölner Braun, Kesselbraun etc., die gar nicht rein mineralischen
Ursprungs, sondern eine erdige, schön dunkelkaffeebraune
Braunkohle ist, die sehr häufig als wohlfeiles
Surrogat statt jener gebraucht wird. Sie unterscheidet sich von der andern durch ein viel geringeres spezifisches Gewicht,
riecht beim Erhitzen torfartig und kann natürlich nicht geglüht werden, da sie dabei zu Asche verbrennen würde. Sie kommt
in den Handel entweder bloß gemahlen und geschlemmt, oder außerdem noch in Stücke geformt. Sie findet
sich häufig in der Umgegend von Köln, im Bergischen und Jülich'schen, in Thüringen etc.
Alle Umbrasorten müssen vor dem Gebrauche gepulvert und durch Schlemmen von sandigen Teilen befreit werden, wenn sie es
noch nicht sind. Man verwendet dieselben sehr häufig zu Anstrichen aller Art, sowohl als
Öl- wie Wasserfarbe,
zu dunkeln Firnissen, besonders häufig in der Wachstuchfabrikation, zum Braunfärben von
Holz, zu Vergoldergrund und die
kölnische auch zur Darstellung feinerer brauner Farben. Zu diesem Zweck wird sie in
Ätzlauge gelöst und der Farbkörper
durch eine Säure als feiner Schlamm wieder ausgefällt. Dies gibt den sog.
braunen
Karmin. Häufig ist die im Kleinverkehr käufliche U. nichts Anderes als
Bolus. In Leipziger Preiskuranten findet sich
die Ware folgendermaßen angesetzt: U. hell und dunkel pro Ztr. 4½ Mk.,
gebrannt, rot 6 und 7½ Mk., cyprische 13½ Mk. -
Trockne oder in Wasser aufgelöste U. ist zollfrei. Mit
Öl oder
Firnis eingeriebene Nr. 5 a des Tarifs
im Anh.
Natron (UnterphosphorigsauresNatrium, Natrum hypophosphorosum), ein farbloses, kristallinisches,
an feuchter Luft leicht zerfließliches
Salz von salzigem, etwas ätzendem Geschmack, leicht löslich in Wasser und in
Alkohol;
es zersetzt sich beim Erhitzen unter Phosphorwasserstoffgasentwickelung.
Dieses
Salz wird, ebenso wie
das unterphosphorigsaureKali, neuerdings zuweilen medizinisch verwendet.
Das Kalisalz ist dem Natronsalz in seinen Eigenschaften
ganz ähnlich. - Zollfrei.
Natron (Natriumhyposulfat,Natriumhyposulfit, Natriumdithionit, thioschwefelsaures Natron,
Natriumthiosulfat, Natrum hyposulfurosum, Natrum subsulfurosum). - Dieser Artikel des Chemikalienhandels enthält noch einmal
so viel
Schwefel, als das
schwefligsaure Natron und besteht aus Natron, Wasser und unterschwefliger Säure,
die allerdings nur in Verbindung mit Basen, im freien Zustande aber nicht bekannt ist. Das
¶
mehr
unterschwefligsaure Natron kann auf verschiedne Weise bereitet werden, so durch Einleiten von schwefliger Säure in ein
Gemisch von Sodalösung und Schwefelblumen, oder durch Kochen und Auflösen von letzteren in Ätznatronlauge und Einleiten
von schwefligsaurem Gas. Die jetzige Darstellung im großen gründet sich auf Verarbeitung der Rückstände, aus welchen
bei der Sodafabrikation die Sodalauge ausgezogen worden. Man breitet dieselben einige Tage an der Luft
aus und wendet sie öfter. Die darin enthaltene Kalkschwefelleber verwandelt sich dabei durch Sauerstoffaufnahme in unterschwefligsauren
Kalk, der in Wasser löslich ist und mit solchem ausgelaugt wird. Dieser Lauge wird so lange Glaubersalz zugesetzt, als sich
Gips ausscheidet, darauf die Flüssigkeit vom Niederschlag getrennt, bis zu einem gewissen Grade eingedampft
und zum Kristallisieren hingestellt.
Das so erhaltene Rohsalz wird, je nach der beabsichtigten Sorte, ein- oder mehrmals umkristallisiert. Seit dem Aufkommen
dieser Darstellungsweise aus Abfällen sind andre Verfahren fast ausgeschlossen, denn das Salz ist dadurch und durch
die massenhafte Herstellung ungemein wohlfeil geworden und kosten etwa 100 kg 19-20 Mk. Das unterschwefligsaure
N. bildet große wasserhelle, dem Glaubersalz ähnliche Kristalle, schmeckt auch diesem ähnlich und ist schon in sehr wenig
Wasser löslich. Reines Salz erhält sich an der Luft trocken, unreineres bleibt immer feucht. Auf Zusatz einer
stärkeren Säure (Schwefel- oder Salzsäure) erfolgt sogleich Zersetzung und es tritt der Geruch nach verbranntem Schwefel
(schwefliger Säure) auf; die Salzlösung wird dabei milchig und läßt Schwefel in feinster Verteilung ausfallen.
Eine andre starke Benutzung findet dieses Salz zur Beseitigung des freien Chlors aus Geweben und Papierzeug, die mit Chlor
gebleicht wurden, wie im Artikel Antichlor angegeben ist. Ferner dient das unterschwefligsaure N. zur Darstellung von Thonerdebeizen
für den Zeugdruck, zur Extraktion des Silbers aus den mit Kochsalz gerösteten Silbererzen. Für die vorgenannten technischen
Zwecke braucht das Salz nicht völlig rein zu sein; rein aber wird es gebraucht bei vielen chemischen
Operationen und in der Photographie, wo es das gewöhnliche und älteste Fixiermittel bildet, indem es an den vom Lichte
nicht getroffenen Stellen die lichtempfindlichen Silberpräparate auflöst und wegnimmt. Zur Herstellung von Lösungen zur
galvanischen Vergoldung und Versilberung ist das Salz ebenfalls dienlich, indem es Cyangold und Cyansilber auflöst; auch
zur Bereitung von Antimonzinnober wird es benutzt. - Zollfrei.