Thonerdehydrat (Aluminiumoxydhydrat, alumina hydrata). Dasselbe wird jetzt im großen Maßstabe aus
Kryolith dargestellt und
hauptsächlich zur Gewinnung von schwefelsaurer T. verwendet. Für den pharmazeutischen Gebrauch stellt man das Thonerdehydrat
durch Fällen einer Alaunlösung mit kohlensaurem Natron dar; der hierbei entstehende weiße gallertartige Niederschlag wird
nach dem Auswaschen mit Wasser wieder in
Salzsäure gelöst und in der Siedehitze mit
Ammoniak ausgefällt,
gewaschen und getrocknet; es ist ein weißes, in Wasser unlösliches Pulver.
Von den künstlich dargestellten Thonerdesalzen bilden die essigsaure und schwefelsaure T., sowie der
Alaun Handelsartikel.
Als schwache Basis kann sich die T. aber auch mit
Alkalien verbinden und spielt diesen gegenüber die
Rolle einer Säure. Ein solches Thonerdepräparat, ebenfalls Handelsware, ist das Thonerdenatron oder Natronaluminat, eine
Lösung von T. in Ätznatronlauge, welche sowohl in flüssiger Form, wie zur Trockne eingedampft als weiße Masse in den
Handel kommt.
Aus dieser alkalischen Verbindung kann natürlich die T. nur durch vorsichtigen Zusatz einer Säure gefällt
werden. Man verwendet das Präparat in Druckerei und Färberei jetzt häufig an Stelle von
Alaun oder schwefelsaurer T. in
bestimmten Fällen, ebenso zu
Lackfarben, als Bestandteil von
Seifen, die es weiß und schwer macht, und in der Glasindustrie
zur Darstellung von Milchglas (Halbporzellan), wofür sich dasselbe besser eignet als der
Kryolith selbst,
welcher durch seinen Fluorgehalt die Glashäfen zu stark angreift. - Natürliche Thonerde- und Alaunerde ist zollfrei. Künstliche
T.,
Alaun, essigsaure und schwefelsaure T., Thonerdehydrat und Thonerdenatron gem. Tarif im Anh.
Nr. 5 e.
Keramische Waren, bezeichnet die Gesamtheit aller aus
Thon u. dgl. gefertigten
Waren,
Chamotte-, Drain- und andre
Röhren,
Fayence,
Porzellan,
Siderolith,
Steingut,
Steinzeug,
Töpferwaren,
Ziegel etc. Im deutschen
Zolltarif werden sie unter Nr. 38 aufgeführt in den Abteilungen: a) GewöhnlicheMauersteine; feuerfeste Steine, Dachziegel,
Röhren, Töpfergeschirr, nicht glasiert, zollfrei, b) GlasierteDachziegel und
Mauersteine; Thonfließen, architektonische Verzierungen, auch aus Terrakotta;
Schmelztiegel; glasierte
Röhren, Muffeln, Kapseln, Retorten, Platten, Krüge und andre Gefäße aus
Steinzeug; gemeine Ofenkacheln; irdene Pfeifen,
Töpfergeschirr.
Zoll 1 Mk. für 100 kg. c) AndreThonwaren, außer
Porzellan und porzellanartigen Waren;
1) einfarbig oder weiß; feine Waren aus Terrakotta; Zoll 10 Mk.;
2) zwei- und mehrfarbig, gerändert, bedruckt, bemalt, vergoldet, versilbert; auch T. in Verbindung
mit andern Materialien, soweit sie nicht zu den Kurzwaren und Quincaillerien gehören (Nr.
20); Zoll 16 Mk. d)
Porzellan und porzellanartige Waren; aus Jaspis, Parian etc.;
1) weiß; Zoll 14 Mk.;
2) farbig, gerändert, bedruckt, bemalt, vergoldet, versilbert, auch in Verbindung mit andern Materialien, soweit
sie nicht ebenfalls zu den Kurzwaren etc. gehören; Zoll 30 Mk. -
Im Jahre 1873/76 zeigte die Handelsbewegung für die hierher gehörenden Waren die folgenden Verhältnisse:
Einf. Ztr.
Ausf. Ztr.
Fliesen, Mauer-, Dachziegel, Baustücke,
Röhren etc. (Preis 1-5 Mk.)
ferner für die genannten Staaten an Ziegeleien (gleiche Reihenfolge) 8000 - 3529 - 4300 - 2409 - 18394 - 1233 -
Niederlande ohne Angabe - Schweden u. Norwegen 763.
(frz. huile de balaine, huile de poisson, engl.
train-oil, fish-oil). Diesen Namen führen im Handel lediglich diejenigen flüssigen Fette des Tierreichs, welche von
Fischen und Seesäugetieren gewonnen werden. Da man letztere im Volksleben auch mit zu den
Fischen rechnet, wird
der T. überhaupt auch als
Fischthran oder Fischöl bezeichnet, auch wenn er nicht von
Fischen abstammt. Man hat folgende Arten
von T. zu unterscheiden:
1) Walfischthran (whale-oil); derselbe wird aus den Speckseiten der Wale oder sogenannter Walfische
auf folgende Weise gewonnen. Die Speckseiten werden von den Walfischfängern aus dem erlegten
Tiere herausgeschnitten, in
Fässer verpackt und nach den Seehäfen geschafft. Während dieses Transportes erleidet die Zellgewebssubstanz der Fettmasse
eine Fäulnis und wird dadurch so erweicht und zum Teil zerstört, daß das Auslassen des T. sehr erleichtert
wird. Man bringt dann die Fettmasse in Fässer mit siebartig durchlöchertem Doppelboden; der T. fließt dann größtenteils
durch eine unten angebrachte Abflußöffnung von selbst ab. Er wird dann in Kesseln über freiem Feuer schwach erwärmt,
damit sich die Unreinigkeiten besser absetzen
¶
mehr
und ein Teil der übelriechenden Stoffe sich verflüchtigt. In neuerer Zeit, wo es infolge der Ausrüstung von Dampfschiffen
zum Walfischfang möglich geworden ist, die Jagdbeute schneller an die Hafenorte zu schaffen, werden die Speckseiten daselbst
in größern Etablissements meist mit Dampf ausgeschmolzen. Je nach der bei der Thrangewinnung angewendeten größern
oder geringern Sorgfalt ist der Walfischthran entweder hellgelb oder bräunlich bis dunkelbraun; er hat ein spezifisches
Gewicht von 0,920 und einen unangenehmen Geruch, der sich beim Ranzigwerden noch verschlechtert. Von einem einzigen ausgewachsenen
Walfisch kann man 200-300 Ztr. T. erhalten; von denen des südlichen Eismeeres, die kleiner sind,
jedoch weniger. Dieser Südseethran wird besonders geschätzt.
2) Robbenthran (Seehundsthran, Neufundlandsthran, engl. dogfish-oil); diese Thransorte
kommt hauptsächlich von Neufundland, wo alljährlich 700000-800000 Stück Robben gefangen werden. Es geschieht dies hauptsächlich
im Frühjahre, wo diese Tiere am fettesten sind. Man erhält von einer großen Robbe 8-12, von einer kleinen 4-5 Gallons T. Dieser
ist besser, als der der Walfische, und wenn er ausgelassen wird, bevor die Fettmasse faulig angegangen ist, auch schön hell
und nicht übel riechend.
3) Döglingthran;
derselbe wird von einer besondern Art der Wale, dem Dögling (Balaena oder Chenodelphinus rostrata) gewonnen
und kommt hauptsächlich von den Faröerinseln;
er ist hellgelb, riecht aber unangenehm.
4) Walroßthran; diese Sorte ist dem Seehundsthran sehr ähnlich, aber seltner im Handel; man gewinnt diesen T. von
dem jetzt immer seltner werdenden Walroß (Trichechus Rosmarus), welches nur in den kälteren Gegenden des nördlichen Polarmeeres
noch angetroffen wird.
5) Delphinthran (Meerschweinthran, frz. huile de dauphin, huile de
marsonin, engl. delphine-oil); derselbe ist dem der andern Seesäugetiere ganz ähnlich, nur
etwas dünnflüssiger; man gewinnt ihn von dem in allen Meeren der nördlichen Halbkugel vorkommenden Delphinus delphis.
6) Haifischthran; man gewinnt ihn aus der Leber der verschiednen Arten von Haifisch (Carcharias verus, C. glaucus, C. leucas);
er ist hellgelb, von schwachem Geruche und brennt sehr gut in Lampen. Dasselbe gilt von 7) dem
Heringsthran (frz. huile de hareng, oil of herring), welcher in Schweden durch Auskochen
der Heringe, sowie der fettreichen Abfälle derselben mit Wasser bereitet wird. Der Leberthran ist in einem besondern Artikel
besprochen. Im Handel unterscheidet und benennt man den T. auch häufig nach den Bezugsarten, so hat
man: Archangeler (Walfisch- und Robbenthran), Bergener und Tromsoer (Leber- und andern T.), Grönländer (dänischer), Neufundländer
und Südseethran. Schwedischer (Dreikronenthran) ist ein aus verschiednen bessern Sorten zusammengemischter brauner T. zu
technischem Gebrauche. Der Farbe nach unterscheidet man braunen und blanken oder weißen T. - Die Verwendung
des T. ist eine ziemlich vielseitige; man benutzt ihn zum Sämischgerben, sowie zum Einfetten verschiedner
Ledersorten, ferner
als Zusatz zu Wichsen, als Schmiermittel und zur Herstellung der sogenannten schwarzen oder grünen Seife; in den nordischen
Küstenländern dient der T. auch zum Brennen in Lampen. Alle Thransorten lassen sich leicht daran erkennen,
daß sie sowohl mit Ätznatronlauge, als auch mit Schwefelsäure von 1,530 spezifischem Gewicht eine rote Farbe annehmen;
sirupdicke Phosphorsäure verhält sich ebenso. Man kann durch dieses Verhalten leicht einen Zusatz von T. zu andern fetten
Ölen nachweisen. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 26
c 3.