schließen, als welche Stärke, Mehl, Dextrin, Gummi, gemahlenes und geröstetes Johannisbrot u. dgl. genannt werden. Die Kaufware,
welche bekanntlich als Brust- und Hustenmittel, dann zu Tabakssaucen, auch wohl als Wasserfarbe dient, heißt in den Apotheken
rohe; aus ihr wird zu pharmazeutischen Zwecken erst eine gereinigte dargestellt, die nur aus den in kaltem
Wasser löslichen Teilen besteht. Man schichtet zu dem Zwecke in einem Extrahierfaß abwechselnde Lagen von Stroh oder Geflecht
aus geschälten Weiden und Lakritzenstangen, füllt mit Wasser auf und läßt mehrere Tage stehen, worauf man die Lösung
abzapft und in gleicher Weise noch einen Auszug nimmt. Die geklärten Auszüge werden im Wasserbade bis
zur Konsistenz eines dicken Extrakts eingedampft, oder man dampft weiter ein, zieht die zähe Masse zu Bändern aus, trocknet
diese in gelinder Wärme völlig, pulvert sie und verwahrt das Pulver in wohlverschlossenen Gläsern. Auch formt man aus
dieser gereinigten Masse Stangenlakritzen. -
Die dünnen unbezeichneten Stangen, welche bei uns im Detailhandel verkauft werden, sind meistens deutschen
Ursprungs. Fremde Handelsware kommt von Unteritalien (Kalabrien), Sizilien, Frankreich, Spanien und neuerdings auch aus Südrußland,
gewöhnlich in dickern Stangen, mit dem Ursprungs- und Fabrikstempel versehen, in Kisten mit Lorbeerblättern, aus Rußland
mit Eichenblättern verpackt; die französische Ware hat dünne Stengel in Kartons von 1 kg zu 100 Stück.
Kalabreser Lakritzen ist immer noch bevorzugt, wenigstens das Produkt gewisser Firmen oder Fabriken, deren es dort sehr viele
gibt. Am meisten geschätzt ist die Marke des Barons Baracco, dann folgen P. S. (Principe di Salerno), Martucci, Policoco,
Corigiliano, Cassano und manche andre. Die französische Primaware trägt den Stempel E. B. 60. -
In Preislisten findet sich gewöhnlich S. ohne Herkunftsangabe geschält und geschnitten mit 64-70 Mk.
der Zentner notiert, daneben spanisches nur halb so teuer; Lakritzensaft, deutscher, das kg 1 Mk. 75 Pf.,
Bayonner, Kalabreser u. a. 2 Mk 80 bis 3 Mk. 50 Pf. -
Die Pflanze des glatten S. wuchert in einem ihr zusagenden lockern, etwas sandigen, doch fruchtbaren Boden mit ihren horizontalen
Ausläufern so weit umher, daß sie am Ende schwer auszurotten ist. Beim russischen Süßholz ist die starke Pfahlwurzel
das Hauptstück. Die erstere hält in Deutschland jeden Winter aus und schickt alljährlich neue Triebe
empor, bringt Blüten, aber selten Hülsen, wenigstens reifen diese nicht; ihre Vermehrung geschieht daher durch Wurzelteilung,
die sehr leicht auszuführen ist und vermutlich auch in den warmem Ländern geübt wird. Man schneidet die langen dünnen
Wurzeln in Stücke, deren jedes einige Augen hat, und legt sie schräg in die Erde. Wenn die Pflanzen
drei Sommer
alt sind, gräbt man die Wurzeln auf, sucht die hinreichend dicken aus und trocknet sie, während man die dünnen
zu neuen Pflanzungen benutzt. - S., auch geraspelt oder gepulvert, zollfrei. Siehe auch Reglisse.
ist wie der Granit und Porphyr eine harte gemengte Gebirgsart, die, abgesehen von vielen
Varietäten, aus schwarzer Hornblende, weißem und rotem Feldspat und Quarz besteht, welche Gemengteile der Menge nach sehr
variieren. Geebnete Flächen zeigen eine oft sehr schöne Sprenkelung von hellen Flecken auf dunkelm Grunde. Das Gestein
ist ebenso hart und politurfähig wie seine obengenannten Verwandten und dient wie diese nicht nur zu
Bauten, sondern auch zu Steinhauerarbeiten, die durch Politur gehoben werden, wie Säulen, Platten, Sockel u.
dgl.
Viele Kunstwerke aus dem Altertum bestehen aus dieser Felsart, die namentlich in Ägypten (am Sinai) sehr schön gefunden
wird und auch ihren Namen nach der altägyptischen Stadt Syene erhalten hat. In Deutschland findet sich
der Stein hier und da ebenfalls sehr schön, namentlich im Odenwald, Thüringerwald, im Plauenschen Grunde bei Dresden, bei
Meissen, Altenberg, Aschaffenburg etc. -
(frz. nicotiane und tabac, engl. tobacco, snuff,
ital. tabacco, holl. tabak), Bezeichnung für die aus Amerika
gekommene und jetzt in allen Weltteilen kultivierte Tabakpflanze, NicotianaL., für deren Blätter (frisch und getrocknet,
fermentiert und nicht), Rohtabak, (mit und ohne Rippen) und für die aus den Blättern gefertigten Fabrikate, bekannt unter
den Bezeichnungen Rauch-, Kau- und Schnupftabak, Zigarren- und Zigarrettentabak.
Sowohl als Rohprodukt, wie als Fabrikat gehört der T. zu den wichtigsten Handelsartikeln; Erzeugnis
und Verbrauch beziffern sich nach hunderten von Millionen; Landwirte, Fabrikanten mit Tausenden von Arbeitern, Schiffsrheder,
Händler en gros und en detail und die große Zahl der Konsumenten in wohl allen Ländern der Erde sind an dem T. interessiert
und nicht leicht wird deshalb, außer dem Getreide, eine andre Ware gefunden werden, welche so allgemein
bekannt und beliebt ist, wie der T., welcher vielen Tausenden den Lebensunterhalt gibt. Für die meisten Staaten gehört
der T. auch zu den einträglichen Finanzquellen, indem er entweder hoch verzollt oder besteuert oder durch Monopolbetrieb
für die Finanzen ausgenutzt wird. Die verschiedne Art der Benutzung als Finanzquelle bedingt sehr wesentlichen
Einfluß auf den Handel und muß deshalb mit in Betracht gezogen werden, wenn man den T. als Handelsware in seiner Bedeutung
schildern will. -
A. Geschichtliches. Das Rauchen von T. aus Röhren oder Pfeifen (Friedenspfeife) oder in Rollen (Tabaco)
gewickelt, fanden die Spanier bei der
mehr
Entdeckung von Amerika bei den Eingeborenen sowohl auf den Inseln, wie im Festlande;
der Mönch Romano Pano soll zuerst den
T. auf St. Domingo entdeckt haben;
später benannte man ihn nach der Insel Tabago, vielleicht auch nach der Provinz Tabasco
in Mexiko;
schon frühzeitig, 1558, kam der T. durch Don Hernandez nach Portugal und Spanien als Zierpflanze,
als welcher er noch heute vielfach zu Gruppen benutzt wird (besonders N. grandiflora, N. macrophylla gigantea, N. acutifolia,
N. suaveolens (noctiflora) und N. decurrens), und zum Gebrauch für Arzneizwecke.
Man verwendete die zerquetschten Blätter
bei Verletzungen und Hautkrankheiten und ein aus getrockneten Blättern gefertigtes Pulver, letzteres
besonders zum Schnupfen als Prise, auch gegen Kinderkrankheiten etc., zuerst am Hofe - Königin-Wundkraut.
-
Durch den französischen Gesandten am portugiesischen Hofe, J. Nicot, kam 1560 der erste Samen nach Frankreich und auch dort
wurde das Schnupfen bald Mode und dann die Pflanze nach Nicot benannt. Heutzutage verwendet man nur Tabakextrakt
gegen Hautungeziefer und Hautkrankheiten. Die ersten europäischen Raucher sollen virginische Kolonisten, 1554, gewesen sein;
Sir W. Raleigh und dessen Matrosen brachten das Rauchen 1587 nach England; durch die Soldaten wurde es bald allgemein, besonders
im 30 jährigen Kriege, verbreitet, dann ziemlich rasch, trotz vielfacher Verbote und grausamer Strafen
in fast allen Staaten, immer mehr ostwärts eingeführt.
Als Handelsware bauten zuerst die Holländer, 1615, um Amersfoort, noch heute dort der Hauptanbaubezirk, den T., dann 1697 die
Pfälzer, 1631 die Sachsen und Thüringer etc. Der Genuß von T. kam immer mehr in Mode und
bald erkannten die Regierungen die Machtlosigkeit des Verbotes und fanden es geratener, durch Besteuerung
die Mode sich nutzbar zu machen (zuerst unter Jakob I. in England). Mächtiger als das Verbot erwies sich die Sitte; lange
Zeit galt es an vielen Orten für nicht anständig, T. zu genießen und noch heute ist das Rauchen in
den Zirkeln der hohen Gesellschaft in England verpönt, während in Deutschland der Verbrauch fast am stärksten ist und
in allen Kreisen sich findet und in Spanien und Südamerika auch die gesamte Frauenwelt regelmäßig Zigarretten verbraucht;
anderwärts liefert die weibliche Bevölkerung nur wenige Konsumenten, doch aber solche in zunehmender Zahl, auch
in besseren Kreisen.
Jedenfalls gehört der T. in allen seinen Formen zu den Waren, welche einen sich steigernden Verbrauch zeigen, zumal da,
wo die Besteuerung nicht zu hoch und in der Form nicht zu belästigend ist. Besonders Deutschland ist hervorragend durch
seine Tabaksindustrie und durch seinen Handel und wird in beiden Richtungen hervorragend bleiben, wenn
erst die großen Schädigungen durch die beabsichtigte Einführung des Monopols überwunden sein werden und die Beunruhigung
der Interessenten durch nachteilige Steuerreformprojekte normalen Zuständen wieder Platz gemacht haben wird. -
B. Botanisches. Der T. gehört zur Familie der Solaneen oder Nachtschattengewächse, wird meist
nur einjährig aus
Samen gezogen in Ländern mit mindestens 8-10° mittl. Wärme, am feinsten zwischen dem 35.° nördl.
und dem 35.° südl. Breite; er geht aber noch bis zum 62.° nördl.
Breite in Europa, südlicher aber nur vereinzelt; er reift in 22-26 Wochen und wird da, wo Klima und Vegetationszeit nicht
mehr günstig sind, dadurch noch zur Reife gebracht, daß er in besondern Treibkästen (Tabakkutschen)
vorgebaut und dann im Juni und Juli in das Land verpflanzt wird. Der T. wird 1 bis 2 m hoch, hat ästige und verästelte
Stengel und massige, durch Drüsenhaare klebrige, wechselständige Blätter mit ungezahntem Rand, nach oben verschmälert,
natürlich und mehr noch durch Kultur sehr verschieden in Form, Zahl, Stellung und Stärke der Rippen und Nerven, sowie Stärke
der Blattflächen, Eigentümlichkeiten, welche hauptsächlich den Wert für die Fabrikation bedingen.
Die Blüten, am Ende der Stengel und Äste, stehen in Rispen, die Blumenkronen sind trichterförmig, fünflappig mit gefaltetem
Saum, gelbrot, rötlich, die Kelche glockig, fünfspaltig, bleibend, die Früchte 2-4fächerige, halb
vierklappige Kapseln, welche bis zu 40000 Stück des winzig kleinen, braunen Samens pro Pflanze zu liefern vermögen. Man
läßt bei der Kultur die Blüten meist nicht zur Entwicklung kommen und zieht nur wenige Samenpflanzen, in der Regel nur
bei Handelsgärtnern. Der T. wird in vielen Varietäten gebaut; guter Samen kostet, je nach der Sorte,
für Zierpflanzen 25-50 Pf. pro g, zum landwirtschaftlichen Anbau 4-6 Mk. pro kg. -
Die Pfahlwurzel geht ziemlich tief, treibt aber nur wenige Seitenwurzeln. Die Stengel liefern nur Dung- oder Brennmaterial
(Pottasche); das Nutzbare der Pflanze sind bloß die Blätter und Blatttriebe (vgl.
Anbau). -
C. Arten und Varietäten. Der Wert des T. ist bedingt durch die Art seiner Verbrennlichkeit, welche hauptsächlich von Boden und
Düngung abhängt, in erster Linie vom Kaligehalt in beiden (Gleichmäßigkeit der Verbrennung, Halten der Asche etc.),
ferner von der Größe der Blattfläche, von Zahl und Stärke der Blattrippen, vom Geruch (Aroma) und
Geschmack des Blattes (im warmem Klima am besten), von dessen Unverletzlichkeit, Stärke und Haltbarkeit, vom Gehalt an den
eigentlich wirksamen Bestandteilen und von dem an Mineralstoffen. Guter T. muß gleichmäßig glimmen, doch nicht mit heller
Flamme brennen und nicht kohlen. Die Asche soll möglichst lange an den Zigarren halten und rein weiß
sein. Jeder gute T. muß einen angenehmen und anhaltenden Geruch verbreiten.
Die Tabake aus Gegenden nördlich der Weinregion sind, zumal auf schwerem Boden, meistens ordinär, die aus südlicheren Lagen
(Tropenländern) am wertvollsten und gesuchtesten. Guter Pfeifentabak soll möglichst feinrippig, hell
von Farbe, aber nicht matt, zart und glatt und hochfein im Geruch sein. Für Zigarren kommt es auf das Deckblatt, das Umblatt
(Rapper) und die Einlage (Wickel) an. Das Umblatt hat die Einlage zusammenzuhalten, das Deckblatt soll die äußere glatte
Umhüllung und die Eleganz der Form geben; es darf weder zu groß,
mehr
noch zu klein sein, am Grunde nicht schmal, sondern ausgerundet, nicht zu dick, sondern fein, in der Blattsubstanz zäh und
fettig, in der Fläche aber möglichst unverletzt, und mit rechtwinklig zur Hauptrippe stehenden Seitenrippen versehen. Man
legt sehr hohen Wert auf brauchbare Deckblätter, d. h. solche, welche möglichst wenig Abfall
geben, und man verwendet als solche auch minder feinen Tabak, wenn dessen Blätter sonst den Anforderungen
entsprechen, ja zu ordinärem Gut hier und da selbst Blätter von Zuckerrüben. - Botanisch unterscheiden manche bis 21, andre
nur 14, 10 oder 4 Arten; jetzt teilt man die Sorten hauptsächlich ein in:
a) den Virginischen und Maryland T., mit langröhriger hellroter Blumenkrone, einfachem, bis 2 m
hohem Stengel und mehr länglichen Blättern, bis ¾ m lang, 40 cm breit und reich an Nerven;
b) den Bauern-, Veilchen- oder Jungferntabak (Brasilischer T.), mit langröhriger, aufgeblasener, heller farbiger
bis grünlich gelber Blumenkrone, verzweigtem, bis 1,1 m hohem Stengel und mehr rundlich breiten, derben,
lederartigen Blättern, welche beim Rauchen veilchenartig riechen.
Durch Klima, Boden, Düngung, Behandlung und Kultur überhaupt sind viele Abarten entstanden und in jedem Lande erlangt der
T. besondere Eigenschaften, welche ihn mehr oder minder gut und beliebt zu den verschiednen Fabrikaten machen. Möglichst
viel und gutes Deckblatt und möglichste Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten sind am erwünschtesten.
-
Für Schnupftabak (Karottengut) verlangt man gesunde, durchweg gleichmäßige und gleich gereifte Blätter von fetter und
kräftiger Beschaffenheit, welche besondre Sorten liefern oder nur die untersten schwersten Blätter der Pflanzen oder die
durch stark animalische Düngung oder auf schwerem Boden oder in nördlicher Lage erzeugten Pflanzen.
In den besseren Werken über T. führt man viele Varietäten aus dem In- und Auslande auf;
meist aber begnügt man sich mit
den Angaben von 5 bis 10;
die Kataloge der Handelsgärtner und die der botanischen Versuchsgärtner benennen besonders 26 Sorten;
für den Kaufmann haben diese weniger Interesse, da sie nicht gleichbedeutend sind mit den für ihn wichtigen
Handelssorten, welche meistens nach dem Erzeugungsort benannt werden.
Der Tabaksbauer dagegen muß wissen, welche Sorten er unter seinen gegebenen Verhältnissen mit Erfolg bauen kann; ab und
zu versucht man es auch noch mit neuen Sorten oder mit Akklimatisation noch nicht eingeführter. Wesentlich
besseres kann jedoch die Kunst nicht mehr schaffen und jede Sorte muß zuvor auf die Brauchbarkeit für die lokalen Verhältnisse
geprüft werden. Auch beklagt man das leichte Ausarten und liebt deshalb öfters den Samenbezug aus Amerika. Von den genannten
Hauptarten wird der Bauerntabak jetzt in Deutschland seltner, in Asien allgemeiner gebaut; die dortigen
Tabake haben fast alle einen süßlicheren Geruch; viele türkische Tabake sind Abarten davon und der chinesische T. soll
schon auf sehr alte Kultur zurückzuführen sein. Ungarn bezog unter Joseph II. türkische und orientalische Tabake, da die
amerikanischen sich weniger gut akklimatisierten. Man unterscheidet jetzt hauptsächlich:
I. Virginischer T.,
Nicotiana tabacumL., sehr hoch, Blätter dicht, überhängend, dickrippig und dickfleischig,
Seitenrippen spitzwinklig. - Varietäten zahlreich. Deckblatt und Schnupftabaksgut;
gestielt- und ungestielt blättrig;
dahin
gehört:
1) der breitlanzettblättrige V.-Tabak, Gundi und Goundi, zu Deckblatt am beliebtesten, Blätter zart, gleichmäßig
breit, fein getupft, schön in Farbe, gut trocknend, genügsam und sicher;
auch noch im kältern Klima
lohnend;
2) der dickrippigblasige V.-Tabak, Amersfoorter, Blätter schmal, etwas faltig, schön gelb sich färbend, gut zu Deckblatt,
sehr sicher, wenig empfindlich, auch auf schwerem Boden gut;
3) der steifblättrige V.-Tabak, Finzer und Vinzer, Blätter steif, fein getupft, kleiner, flach,
faltenlos und feinrippig, in der Pfalz nicht mehr, im badischen Oberland noch beliebt, leicht knellernd, wenig brauchbar
zu Rauchtabak, besser als Deckblatt;
4) der dickrippige V.-Tabak, Friedrichsthaler, Tempytabak, wenig empfindlich, Karottengut und in den Mittelblättern
auch als Deckblatt brauchbar;
5) der schmalblättrige V.-Tabak, Hirschzungen-Hängetabak, Blätter schmal und lang, Karottengut,
in Europa wenig angebaut;
ebenso
6) der gewöhnliche und
7) der weißrippige Virginier;
8) die südamerikanischen V., mittellang und mittelfein, gut in Farbe, geringes Deckblatt, gering im Ertrag;
9) N. petiolata, Blätter herzförmig, glänzend und
10) N. fructicosa, Bauernkanaster, sehr hoch, sind nicht nennenswert für die Fabrikation.
II. Maryland oder großblättriger T., Nicotiana macrophylla Spreng.,
Blätter breit, aufrechtstehend, dünnrippig und dünnfleischig, gestielt und ungestielt und dann geöhrt am Grunde, Deckblatt
und Pfeifengut, im Elsaß („Schaufeltabak“), in der Pfalz („Futtertabak“), in Südosteuropa, besonders in Ungarn
und in der Türkei, in Ohio, Maryland, Havanna, Cuba, Portorico etc., gestieltblättriger in
Asien angebaut, als:
11) der langblättrige M., Duttentabak, hängend und stehend, Blatt schön hell, groß, Rippen fein, empfindlich,
auch beim Trocknen (von Dachbrand leicht geschädigt), in Spanien und England zur Zigarrenfabrikation geschätzt;
12) der rundblättrige M., sehr hoch, stark bestockt, Blätter rundlich, weit auseinander, seltener angebaut;
13) der breitblättrige M., Blätter breiter, glätter, schön hellbraun, schwer;
empfindlich, durch
Brand leidend;
Karottengut;
14) der kurzblättrige M., griechischer oder ungarischer T., Blätter kurz gestielt, rundlich herzförmig, fein, leicht,
wohlriechend, sehr empfindlich, durch Rost viel geschädigt;
15) der großblättrige M., Ohio, Blätter sehr lang, derb, stark, breit, dick- und starkrippig, gut von Geruch, weniger
gut zu Deckblatt.
24) Persischer T., in Farbe gering, am Rhein angebaut, gute Qualität;
25) Südamerikanische Sorten, gut in Farbe, fein, Einlage, in Rippen mittelfein; nur für Tropenklima.
III. Soldatentabak, N. glutinosa, reich blühend, Blätter langgestielt, herzförmig, etwas wollig, scharf in Geschmack,
geringe Qualität, Rauchgut.
IV. Chinesischer T., N. chinensis, chun, Blätter mittellang, schmal, gut in Farbe, zart, fein, Hauptrippen stark,
Nebenrippen feiner; gutes Deckblatt; Geruch angenehm.
V. Riesentabak, N. gigantea Ledebour, in Asien und auch in Europa; Blatt lang, sehr breit, dünnrippig,
stark schwindend und brüchig beim Trocknen.
VI. Brasil (Brèsil), Bauern- oder Veilchentabak, N. rustica, wenig empfindlich, bis hoch im Norden gebaut, in Deutschland
um Nürnberg und in Hannover, in Ungarn besonders im Hunter-, Stergrader und Ödenburger Komitat (auch verwildert), in Afrika
und Asien; Pfeifengut, kräftig, mit Veilchengeruch, Blätter gestielt, rund, klebrig.
VII. Jungferntabak, N. peniculata aus Peru; Stengel etwas filzig, fünfeckig, bis ¾ m hoch, zuerst nur am Gipfel,
später auch am Grund verzweigt, Blätter gestielt, in der Jugend unterseits reich und klebrig; brenzliches Rauchgut. Dazu
N. argentifolia aus Chili und N. viscosa aus Buenos-Ayres, weniger beachtenswert. -
D. Wirkung und wirkende Bestandteile. Der T. gehört zu den alkaloidhaltigen Genußmitteln und zwar zu denen, an welche man
sich erst nach Überwindung von Übelkeit, oft mit schlimmen Wirkungen, gewöhnen kann, welches aber, nachdem man sich daran
gewöhnt hat, nicht leicht entbehrt werden mag. Frische Blätter enthalten bis zu 88, auch einige bis
80% Wasser, getrocknete 10-13%; die sonstigen Bestandteile sind nach Hermbstädt, Posselt und Reimann: 3,9-4,9% Holzfaser,
1,2-2,7% Gummi, 0,2-1,0% Harz, 1,6-2,8% Extraktivstoffe, etwa 1,3% kleberartige und Eiweißstoffe, etwas Äpfel, Zitron- und
Oxalsäure (auch eine besondere Tabaksäure hat man angenommen), ein ziemlish ^[richtig: ziemlich] beträchtlicher
Gehalt von Mineralstoffen, Asche, 16 bis 17%, nach Anderen 17-24% in den Blättern und Rippen und 6-16% in den Stengeln,
durchschnittlich nach Wolff 15%, worunter hauptsächlich Kali, bis 3% und Kalk bis 6%; der Kaligehalt bedingt die Verbrennlichkeit,
außerdem die Salpetersäure.
Die eigentlich wirkenden Bestandteile aber sind das Nikotin (s. d.), welches am reichhaltigsten im geringwertigen,
am wenigsten im Havannatabak vorkommt, in den getrockneten und fermentierten Blättern nur noch bis zu ⅓ des Gehaltes der
frischen Blätter; bei Zigarren bleibt der größte Teil in dem Reste, welchen man gewöhnlich fortwirft, beim Rauchen von
Tabak in Pfeifen in dem sog. Sutter, welchen man in dem Absatz sammelt und
ausgießt. Über den Gehalt an N. sind die Angaben sehr auseinandergehend. Posselt und Reimann gaben für frische Blätter
0,06% an, Henry und Bonton-Chalard für Rohtabak, unvorbereitet, 0,5% (Maryland) bis 1,2% (franz.
T.), präpariert 0,385% (Rauch- und Schnupftabak). - Schlösing gab an für entrippten trocknen T. unter
2% (Havanna) und bis an 8% (französ. T.); auch Andre rechnen jetzt 1,5-8% und am wenigsten
für Havanna und westindische, am meisten für europäische, französische und pfälzer Sorten.
Der zweite der wirksamen Bestandteile ist das Nikotianin oder der Tabakkampfer, eine fettartige, den feinen Geruch bedingende,
Substanz, welche am meisten in dem besten T. sich findet. Bei der Gärung entwickeln sich Ammoniak, Trimethylamin
und Fermentöle. Um die unangenehmen Verbrennungsprodukte aus Holzfaser, Gummi etc. zu verringern, wird die Mittelrippe entfernt
und der T. durch die Fermentation und die Beizen präpariert. Beim Rauchen (Verglimmen) entwickeln sich Ammoniak, Kohlensäure,
Kohlenoxydgas, Schwefelwasserstoff, Blausäure etc., das Nikotin wird zersetzt, das Nikotianin geht in
den Rauch über.
Das Nikotin für sich ist ein heftig wirkendes Gift, durch welches beim Tabakgenuß das Erbrechen, Durchfall, Zittern, Schwindel
bis krampfartige Bewegungen, Verdauungsstörungen, Muskellähmungen, selbt ^[richtig: selbst] Starrsucht und Tod veranlaßt
werden können, wenn der Genuß zu frühzeitig erfolgt oder übertrieben wird. Beim Rauchen wird durch
das N. am wenigsten, beim Kauen am meisten geschadet, beim Schnupfen wenig, weil die Zubereitung das Nikotin fast ganz beseitigt
hat, außer bei den sehr starken Sorten; es beeinträchtigt den Geruchs- und Geschmackssinn und kann chronische Nasenkatarrhe
hervorrufen. Im Böhmerwald wird der stärkste Brasil von Jung und Alt geschnupft und noch mit Pottasche,
selbst wie man sagt, mit feinem Glaspulver versetzt.
Mäßiger, der individuellen Natur und Lebensweise angemessener Genuß von T. ist, wenn einmal die Übelkeiten überwunden
sind, nicht nur nicht mehr schädlich, sondern selbst diätetisch nützlich und jedenfalls insofern, als er
zu erhöhter Thätigkeit und zu leichterem Ertragen von Ungemach, Hunger, Durst, harter Arbeit, Sorge und Gefahr beitragen
kann. Notwendig ist der Genuß auch zu alledem nicht; Tausende vermögen ohne T. es den Konsumenten darin völlig gleich
zu thun, dem aber, welcher sich einmal daran gewöhnt hat, fällt die Beschwerde leichter.
Die Rauchwolken erregen die Phantasie in angenehmer Weise; das Rauchen im Dunkeln ist ganz wirkungslos; mit verbundenen Augen
weiß man nicht zu unterscheiden, ob der T. in einer langen Pfeife brennt oder nicht, bei kurzen Pfeifen und Zigarren spürt
man die Wärme. Daß die an den T. gewöhnten Soldaten im Krieg mit T. weit mehr leisten, als beim Entbehren
des Genusses, ist bekannt; sie denken weniger an die Gefahr und finden sich leichter in die unvermeidlichen Beschwerden und
Entbehrungen. Für den Konsumenten im Frieden bei gewöhnlicher Beschäftigung und Lebensweise ist die Unentbehrlichkeit
des Genusses nicht nachzuweisen, die Annehmlichkeit aber zweifelsohne erwiesen. -
In Spamers „Chemie des täglichen Lebens“ (Buch der Erfindungen) wird berechnet,
mehr
daß jährlich über 12 Mill. Pfund Nikotin mit dem verbrauchten T. eingesogen werden, eine Menge, von welcher aber kaum der 100. Teil
mit dem Speichel aufgenommen und dem Blute zugeführt wird (am meisten beim Kauen); ohne Nikotin ist der T. kein Genußmittel
mehr; Nikotinfreie Zigarren und T. gehören in das Gebiet der Schwindelpräparate. -
E. Anbau. Der T. nimmt sehr bedeutende Flächen zum Anbau ein, in Europa am meisten in Österreich-Ungarn und im ganzen weit
über 120000 ha, in Amerika allein in den Vereinigten Staaten an 200000 ha. In Deutschland ist der Anbau in den letzten Jahren
wieder gestiegen bis zu 27000 ha, und am höchsten mit 31000 ha, am geringsten mit 17000 ha in dem letzten
Jahrzehnt gewesen. Am meisten T. bauen Baden (über 8000 ha), Preußen (an 7000 ha), Bayern (an 6500 ha), die Reichslande
(an 4000). Auf die Pfalz, Baden, Hessen und die Reichslande kommen an 70%, auf das Königreich Sachsen
nur wenige ha, auf Baden 31%, auf Württemberg 1,1%, auf Bayern rechts, Nürnberg, Hof 3,1% und im ganzen 23,65%. In Preußen
sind die Rheingegenden, die Uckermark, Pommern und Sachsen die Hauptgebiete; Mecklenburg, Thüringen, Braunschweig und Anhalt
bauen nur je zwischen 50 und 200 ha. (Vergl. Statistik.) In Spanien und England ist der Anbau verboten.
Der T. verlangt mehr leichten als schweren Boden, am liebsten trocknen, tiefgründigen, humusreichen und kalkhaltigen Boden
der Sand- und Lehmbodengruppe; auf leichtem Boden wird er milder, zu Rauchgut geeignet, auf schwerem, fettem, besser zu Schnupftabak,
gutes Klima und sonnige Lage vorausgesetzt. Die Hauptsache für den T. ist die richtige Aufeinanderfolge
der passenden Witterung für die einzelnen Entwickelungszeiten. Wechselndes Wetter, rauher Wind, Kälte und Nässe, Trockenheit
und starke Gewitter verträgt er nicht, Hagelschlag und Sturm schädigen die Blätter, trockne Luft verringert den Ertrag.
Wärme mit häufigem gelindem Regen oder doch feuchter Luft (Holland mit Seeklima, Wassernähe) sagen
ihm am besten zu. Auf Thonboden wächst nur Karottengut, auf Mittelboden das beste Deckblatt. Boden, Lage und Klima müssen
zusammen in bester Beschaffenheit gegeben sein, um das edelste Produkt zu liefern. In Cuba liegen die Plantagen, Vegas, in
den zur Regenzeit der Überschwemmung ausgesetzten humusreichen Flußthälern;
die Pflanzbeete, Semilleros,
liegen höher;
im September, nach der Regenzeit, erfolgt das Auspflanzen, von Januar bis März die Ernte. -
Für Europa ist die Düngung und dieserhalb auch die Stellung der Pflanzen in der Fruchtfolge von großer Bedeutung; stark
stickstoffreicher Dünger verschlechtert die Qualität, Kalisalz, Kalk, Asche, Kompost, Gründüngung und
Ölkuchen verbessern sie. Man baut Wickfutter, stark gedüngt, und dann T. jahrelang hintereinander, oder, in Holland
und Ungarn (Gartentabak), nach starker Düngung mehrmals T., oder nach Klee, Luzerne u. dgl. Pflanzen. Da der T. erst spät
im Jahre verpflanzt wird, so kann die gebotene, fast gartenmäßige, Bodenbearbeitung im Herbst, über
Winter und im Frühjahr gegeben und
auch ein Vorfutter gewonnen werden. Jedenfalls muß das Feld bestens, tief und sorgsamst
bearbeitet und gut durchdüngt sein mit Ausschluß stark stickstoffhaltigen Materials.
Die Pflanzung erfolgt wenn die Pflänzchen in den Saatbeeten oder Saatkästen (Kutschen) 5-6 Blätter entwickelt haben, in
Deutschland im Juni, anderwärts schon von März an. Man rechnet auf 1 ha 14-16 qm Saatbeet und 0,05-0,17
kg Samen (1 kg zu 10-15000 Körner), für die in Reihen zu pflegenden Pflänzlinge 20-60 qcm Wachsraum. Die Pflege besteht
in mehrmaligem sorgsamem Behacken und Behäufeln, wobei es darauf ankommt, die Blätter nicht zu verletzen und
nicht mit Erde zu bedecken oder zu bewerfen; Anfangs muß man oft die Pflanzen vor Vertrocknung bewahren und Fehlstellen nachpflanzen.
Nach der Bildung von 8-12 vollkommenen Blättern erfolgt das Köpfen, die Entnahme der Spitzen der Blütenstengel, dann das
Geizen, die Wegnahme der infolge dessen sich bildenden Seitentriebe an den Blattwinkeln. Geschützt muß
der T. werden gegen Unkraut, Regenwürmer, Schnecken, Werren, Maulwürfe, Frost, Nässe, Trockenheit in den Samenbeeten; gegen
diese Einflüsse und Feinde, so gut möglich, und gegen Heuschrecken, Raupen der Flöhkrauteule und der Wintersaateule, den
Erd-, Boden- oder Krautwurm, den Horn- oder Tabakwurm, - Hornblower in Amerika - gegen Noctua Nicotiana
in Ungarn, gegen den Tabakwürger oder Hanfwürger (Orobanche ramosa) Rost, Brand etc. Oft zieht
man auch das Piquieren, ein Vorverpflanzen aus dem Saatbeet vor. -
Die Ernte erfolgt nicht gleichzeitig, sondern von unten nach oben, je nach dem Reifen der Blätter, d. h.
wenn diese anfangen lichtgrün, oder schlaff herabhängend, klebrig, zäh, leicht abnehmbar zu werden,
gelbliche Flecken erhalten und marmoriert aussehen, bei uns vom September an. Die untersten Blätter sind das Erd- oder Sandgut,
Sandgrumpen, Sandblatt, geringwertiges Rauchgut, die mittlern das Bestgut, die obersten (4) Blätter das mittlere Gut, zuletzt
geerntet.
Man unterscheidet auch Sandblätter (2-3), Erdgut, Bestgut und obere Blätter und erntet auch, in Amerika,
das ganze auf einmal. Bei jeder Ernte müssen die Blätter nach dem Tau gebrochen und gleich sehr sorgsam sortiert werden,
nach Deckblatt, guten, schadhaften, rostigen und sont ^[richtig: sonst] weniger brauchbaren Blättern, handvollweise übereinander
gelegt und bis Mittag liegen gelassen, dann zu kleinen Bunden zusammen gebunden und behutsam aufgeladen
oder in viereckige Körbe ungebunden gelegt.
Nach der Ernte folgt das sehr wichtige Trocknen, wozu man besondere Trockenschuppen hat, meist mit stellbaren Latten zum
Einlassen von Luft und zum Verschieben nach Belieben, oder so, daß man die Blätter unter das Dach an Wohngebäuden, Stallungen,
Scheunen, in Veranden etc. aufhängt. Die Blätter werden auf Schnüre oder 1,5-2 m lange Stäbe
mittels Nadeln aufgereiht und so in Trockenschuppen aufgehängt. Nach 6-10 Wochen nimmt man die trocknen, nun gelbbraunen
Blätter, ab, sortiert sie nochmals und bindet sie zu 25 bis 30 in Bündel zum Verkauf an die
mehr
Fabrikanten, oder man glättet die Blätter (Deckblätter), etwas angefeuchtet, mit der Hand und schichtet sie zu Stößen
oder Docken auf, welche dann mit Steinen gepreßt werden und so lange zusammen bleiben, bis sie kastanienbraun oder gelb
werden und sich mäßig erwärmt haben, worauf man sie lüftet, wieder trocknet und zu Büschen von 20-30
Stück zusammen legt. Feinere Blätter werden von den Rippen befreit und Blatthälften und Rippen besonders verkauft; letztere
dienen zu Schnupftabak oder, flach gepreßt, zu Einlagen oder zu billigem Rauchtabak.
In warmen Ländern erntet man nur das Sandgut für sich und hackt dann die Pflanzen an, um das Welken
der Blätter am Stok zu beschleunigen, worauf dann dieser mit den Blättern geerntet wird oder auch die Blätter abgestreift
werden. Wieder an andern Orten erntet man frühzeitiger, um noch eine zweite Ernte durch neuen Ausschlag zu erzielen. In
der Türkei befeuchtet man die nach Hause gebrachten Blätter mit Flußwasser und schichtet sie dann
am Boden übereinander, lagenweise mit etwas Steinklee, zu mannshohen Haufen. Nach einigen Tagen nimmt man die Blätter
sorgsam ab, entfernt den Steinklee, welcher seinen eigentümlich würzigen Duft den Blättern mitgeteilt hat, und packt diese
in Kisten oder reiht sie auf Schnüre. In Serbien und Umgegend wird der T. fein geschnitten, mit Honigwasser
befeuchtet und in Ledersäcke oder Blechkasten eingepreßt. -
Je sorgsamer beim Trocknen und Ernten verfahren wurde, um so wertvoller ist die Ware. - Der Ertrag ist sehr verschieden;
nach Jahrgang, Lage, Boden, Düngung, Gegend etc. rechnet man 1,5-3 m. Ztr.
Sandgut, 2-5 m. Ztr. Geize, 8,6-25 m.
Ztr. trockne Blätter sonst und 50-60 m. Ztr.
Stengel. Da, wo man noch eine zweite Ernte erzielt, gibt diese 1,7-3,5 m. Ztr.
Im Jahre 1878 erntete man in Deutschland auf 17960 ha zusammen 287391 m. Ztr.,
pro ha 16; 1880 auf 24169 ha zusammen 410000, pro ha 16,1 m. Ztr.
Als Durchschnittserträge werden angegeben für: Belgien 13,02, Frankreich 12,81, Holland 24, Österreich 9,75, Ungarn 10,0,
Südtirol 17,11, Galizien 5-12, Schweiz 20, Schweden 7,5, Serbien 7,0, Vereinigte Staaten von Nordamerika 8,2 und als Ertragsgrenzen
für 1879 in North Carolina 6,2, in Massachusetts 16,78 kg. Im Jahre 1866 baute man
in den Vereinigten Staaten auf 520107 acres 338,13 Mill. Pfund, 1879 auf 492100 acres 391,28 Mill. Pfund. -
F. Statistik. Die neueren Angaben über das durchschnittliche Gesamterzeugnis der letzten Jahre, die Anbauflächen und den
Verbrauch sind für die Jahre von 1870 bis 1880 die folgenden:
ha
Mill. kg
Verbr. pro Kopf kg
Rußland
40500
70
0,9
Finnland
1200
0,1447
0,9
Schweden
2000
0,2
1,12
Dänemark
1800
0,126
0,1
Holland
1800
3,80
2,8
Belgien
1700
2,5
2,5
Frankreich
8000
15,4
0,85
(Algier
5000
5,5)
Deutschland
22000
29,8
1,9
Schweiz
500
0,7
1,3
Österreich-Ungarn
57300
61,7
1,9
Italien
5050
4,2
0,7
Rumänien
1900
2,072
0,2
Serbien
1400
0,5
0,875
Bosnien
?
0,5
?
Türkei
?
18,5
?
Griechenland
?
3,75
?
Ganz Europa Ertrag:
213,89 Mill. kg.
Nordamerika Ertrag
290,0 " "
(V. St. 3,1 kg Verbrauch)
Süd- u. Mittelamerika
120-150,0 " "
(Cuba 12,0 Mill. kg)
Asien
300-400,0 " "
Afrika
20-25,0 " "
Australien
2,0 " "
Total:
1080,89
Der
Gesamtwert der Jahresernten wird zu über 1200 Mill. Mk. berechnet. Die Ausfuhren sind
nach Neuman-Spillart ^[richtig: Neumann-Spallart] in Rohtabak für
Jahr Land
Mill. kg.
Mill. Mk.
(1878/79) V. St. von N.amerika
144,58
zu 112,461
(1878/79) Cuba
7,757
" 52,8
(1876/77) Brasilien
13,33
" 15,47
(1875/76) Kolumbia
5,797
" 8,519
(1878) St. Domingo
5,371
" 8,0
(1878) San Salvador
0,257
" 0,2618
(1876) Argentinien
0,0729
" 0,0807
(1877) Bolivia
0,0151
" 0,0656
(1877) Ecuador
0,0070
" 0,0098
(1877) Portorico
2,2407
" 7,2
(1877) Philippinen
15,4985
" 5,83
(1877) Peru
0,388
" 0,873
(1878) Brit. Ostindien
1,680
" 1,915
(1878) China
0,6728
" 0,6479
(1877) Japan
1,4163
" 0,9928
(1875) Türkei
8,2
" 12,000
Total:
207,285867
" 227,133600
G. Besteuerung. In bezug auf diese gibt es fünf verschiedne Systeme und zwar 1) die Fabrikatsteuer,
in Rußland und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika; der Anbau ist erlaubt, kontrolliert durch Transportscheine, die
Fabrikation in konzessionierten Fabriken, der Verkauf in sog. Banderollen von bestimmtem Gewicht
und der Hausierhandel gegen Schein. In Rußland ist zu entrichten pro m. Ztr. 88 Mk.
für Blätter, 522 Mk. für Rauchtabak, 1740 Mk. für Zigarren als Steuer
von drei Sorten Rauchtabak à 33⅓% vom Wert und drei Sorten Zigarren und Zigaretten zu 30%.
In Amerika gibt es die Sätze 140-496 Mk. für Schnupf-, Rauch- und Kautabak, 43 Mk.
für 1000 Zigarren, 99-472 Mk. Eingangszoll für Schnupf-, Rauch- und Kautabak
und 28,34 Mk. für 1000 Zigarren, nebst 50% Aufschlag vom Wert. Man klagt über großartige Defraudation
trotz lästigster Kontrole. Der Steuerertrag ist
mehr
in Rußland 0,85 Mk., in den Vereinigten Staaten 5 Mk. pro Kopf.
2) Nur Zoll, in England mit Anbauverbot, in Belgien, Holland und Dänemark ohne solches. Zoll dort: 620 Mk. für Rauchtabak
nebst 5% Additionalgebühren, 716 Mk. für Zigarren, 1006,8 Mk. für Schnupftabak;
Einfuhr nur in 35 Hafenplätzen gestattet, in Schiffen von 120 Tonnen und darüber und in Packeten
von 40 kg wenigstens. Ertrag ca. 5 Mk. pro Kopf, in Belgien 1 Mk.,
in Holland 0,3 Mk.
3) Monopol: Frankreich, Österreich-Ungarn, Costa Rica, Italien, Spanien, Serbien. - Verkaufspreis in Frankreich pro kg gewöhnlicher
Rauchtabak 12,5 Frcs., an den Grenzen billiger;
geringste Sorte Caporal 8 Frcs., Zigarren zu 42-64-86-168
Mk. pro 1000, außerdem Luxussteuer.
Ähnlich anderwärts. Ertrag 8,69 Mk. in Frankreich, 2,25 Mk. in Italien,
8,5 Mk. in Costa Rica etc.
4) Steuer, in San Salvador, Japan, Portugal, Türkei, Ägypten. Sätze verschieden.
5) Flächensteuer und Zoll, in Deutschland (s. unten).
H. Handelssorten und Handelsplätze. Im Handel unterscheidet man hauptsächlich:
I. Europäische Tabake; Frankreich und Italien verbrauchen ihren T. selbst, sind aber Käufer für fremden T., Frankreich
direkt von Havanna, Nordamerika und Algier, in großer Menge zu Schnupftabak, etwa ⅕ des Gesamtverbrauchs. Holland hat
die Hauptplätze Amsterdam und Rotterdam;
Verkauf in Auktionen und mit Einschreibung;
Haupthandel in
Java- und Sumatra-Tabak (s. d.), als inländisches Erzeugnis besonders Amersfoorter,
Neukerker, Gelderscher T., Best- oder Obergut gesucht zu Schnupftabak, Erd- oder Untergut zu Deckblatt;
Zuigens sind die Nebenblätter;
Ausschuß geht extra.
Belgien liefert geringwertigen T., Haupthandel in Antwerpen und hier auch in Manila-Tabak, welcher jetzt
jedoch weniger mehr beliebt ist.
Deutschland hat als Hauptbezirke Uckermark mit Schwedt und Passewalk, Pfalz mit Mannheim, Heidelberg und Speier, die Reichslande
mit Straßburg, meist Verbrauch für die kaiserliche Manufaktur, und Nürnberg; die Haupthandelsplätze sind Hamburg und
Bremen, dann Geestemünde und Ostseehäfen, auch für Rußland, die Nordstaaten und den Osten wichtig;
Zwischenhandel besonders in Berlin, Breslau, Hannover, Düsseldorf, Köln, Frankfurt a. M., Stuttgart,
Leipzig und Dresden. In den Seestädten ist starker Handel mit amerikanischem T., in Bremen mit türkischem, in Leipzig und
Mannheim mit ungarischem T. Schwedter, Vierradner, Ohlauer und Pfälzer und Nürnberger sind als inländische T. am bekanntesten.
Die Pflanzer erbauen vorzugsweise T. für Zigarren, Zigaretten und Deckblatt; das Erzeugnis wird im Inland
verbraucht oder nach Amerika, Frankreich, Holland, Spanien, die Schweiz und oft auch nach Österreich verkauft. Man versendet
den T. in Jute und andrer Emballage, zu 150 kg, Uckermärker zu 250-300 kg, und handelt mit 1% Tara. Der Wert
der T. ist oben unter C. besprochen worden.
Österreich importiert türkische T. über Triest und versendet den ungarischen T. in Leinen verpackt zu
75 kg Gewicht, mit
1% Tara. Der ungarische T. mit den Sorten Debröer als besten, dann Debrecziner, Szegediner (mit etwas Fischgeruch), Fünfkirchener,
Gartenblätter, Charbel, Palanke, Osegger und Rebel als geringste, ist vorzugsweise Pfeifen- und Zigarettengut,
zum Teil Karottengut, besonders Fünfkirchener; für 3- und 4-Pfg.-Zigarren zieht man sie jetzt dem Brasil und Seedleaf zum
Teil vor. Die T. haben dünne, weiche und gelbe Blätter.
Die besten europäischen T. sind die türkischen;
im Handel gehen unter diesem Namen aber nicht nur alle
T. aus der ganzen Balkanhalbinsel, sondern auch die aus den Inseln und aus Kleinasien, zum Teil sogar solche aus Südrußland,
welche alle sich ähnlich sind;
sie haben ein feines gelbes Blatt, milden Geschmack, starken Geruch mit etwas süßlichem
Nebengeruch und wirken sehr stark narkotisch auf das Gehirn;
sie kommen in lange, dünne Fäden geschnitten,
goldgelb von Farbe, in Kisten und Beuteln in den Handel;
das beste des eigentlich türkischen T. wird im Lande selbst verbraucht.
Man verwendet ihn viel zu Zigaretten, besonders auch den russischen T., welcher entweder dem türkischen oder dem ungarischen
gleicht. Petersburg, Moskau, Warschau und Dresden verschleißen die Ware; ein Teil geht nach Triest und
zu Schiff weiter westwärts nach Bremen etc.
In der eigentlichen Türkei ist Macedonien der Hauptbezirk überhaupt und der für die beste Ware; berühmt sind die T. aus
den Thälern von Karafur, Wardar, Krunea, sowie die Sorten Druma, Pravista, Demieli, Yenidje (am kostbarsten),
Sarishaban, Petrich (am meisten in das Ausland gehend), Jolbachi, Stranizza, Kirmalu und Karadagh. Die asiatischen T. sind
schwerer und stärker, stark fermentiert, braun; Missiri, sehr fein im Arom, Latakia, Gesamtname für viele Sorten in Syrien,
viel in Frankreich zu Latakiè (Rauchtabak) verbraucht, grob, braun bis schwarz, sehr stark fermentiert,
Abou Reha aus Saïda, Sultansky, Giobek und Coradà oder Pascha-Tabak. -
II. Asiatische Tabake;
dazu gehören: Manila, von den spanischen Philippinen, größtenteils an Ort und Stelle für die Regierung
zu Zigarren und Zigaretten verarbeitet;
11-12 Millionen Stück Ausfuhr;
Ausfuhr von Rohtabak nach Spanien, Belgien etc. in
Packeten von 150 kg in Leinen, innen mit spanischem Rohr;
Tara 2 kg. Java, fein und aromatisch, neuerdings
in Deutschland sehr beliebt, zu Zigarren, weniger zu Rauchtabak, kommt in Matten von Schilf zu 60-100 kg Gewicht;
Tara 2 kg.
Ähnlich der T. von Sumatra;
Ceylon, Kalkutta, japanischer, chinesischer und sonstiger asiatischer T. sind
ohne Bedeutung für Europa. -
III. Amerikanische Tabake, die wichtigsten und zum Teil die wertvollsten, überall hin versendet und in großen Mengen
im Erzeugungsland verbraucht, meist in Seronen, in Rindshäute und andres Material eingenähte Ballen, auch in Fässern versendet,
für Deutschland hauptsächlich nach Bremen. Man trennt diese T. wiederum in:
A. Nordamerikanische;
dazu gehören: Maryland und Ohio, mit am
mehr
beliebtesten, im Westen am meisten gebaut;
Rauchtabak, fein, gelb, im Geruch angenehm, süß, am besten davon Bahia;
geht
in Fässern von 3-400 kg;
gelb, rötlichgelb, hellbraun.
Qualitäten: Sandgut (scrubs), Bastard, fein gefärbt (fine coloured),
extrafein gelb (kitefoot). Virginia, besonders aus Richmond, schwer, fett als Schnupf- und Kautabak, mittel und leicht
als Rauchtabak, lebhaft braun, in Fässern zu 4-800 kg. Kentucky, nebst Carolina, Georgia, Missouri,
Tennessee;
Ausfuhr besonders über St. Louis;
T. in feste Bündel verpackt, in Fässern von 450-850 kg;
Umblatt, Deckblatt
und Einlage für Zigarren;
Kau-, Schnupf- und Rauchtabak.
Seedleaf, aus Pensylvanien, Konnektikut und Ohio, gezogen aus Samen
von Cuba, vorzüglich zu Deckblatt. Florida, desgl., gefleckt (spotted),
beide Arten in Kisten von 150-200 kg. Für nordamerikanischen T. Or.-Tara 20%. Auch Ausfuhr
von Stengeln.
B. Westindische;
in erster Linie Havanna, vom Norden der Insel Cuba, besonders Vuelta d'abago;
beste Sorte Cabanos oder Cabannos,
auf der Insel selbst zu Zigarren verarbeitet;
Ausfuhr bedeutend, bis 200000 Mille, zum Teil als Blätter
in das Ausland gehend, schön braun, in kleinen Bündeln zu 1-2 kg zusammengeschnürt und in Seronen von Schilf zu 25-75 kg
verschickt; fette und schwere Blätter nach Spanien zu Spaniol.
Zweite Sorten unter dem Generalnamen Cuba, besonders aus dem Südwesten der Insel; Zigarrengut, viel
ausgeführt, am meisten Yara, in größern, oben und unten zusammengebundenen Packeten, Malotten genannt und in Seronen zu 50 kg
und mehr. Tara für diese Tabake 6 kg.
Drittens Domingo (Haiti) mit Tortuga und Sumene, in Malotten zu 2-25 kg und in korbartigen Bastseronen von 50 kg; Deckblatt,
Einlage und Rauchtabak. Tara 6 kg.
Viertens Portorico, mit bestem Rauchtabak, weniger benutzt zu Zigarren, in Leinen verpackt zu 50-150 kg, oder in Rollen von
2-4 kg, besonders nach Holland und den Hansastädten, an Ort und Stelle zu Zigarren verarbeitet;
als Rollen: Guayama, gelb,
große, dünne Blätter, am Ende mit Bast, auch mit Holzpflöcken gebunden, 1 kg schwer;
Guyanilla, schmalblättrig,
heller, Rollen länger, mit Holzpflöcken, 1-1,25 kg schwer;
Aguadilla, hellbraun, braun und grünlich, in kurzen Rollen,
zu 1-1,5 kg;
Cabo-roxa (Cabeza), Blätter dick, weißbeschlagen, Rollen mit vielen Holzpflöckchen, 1-2 kg schwer.
Tara für
Portorico 2%. -
C. Mittel- und südamerikanische Tabake, in erster Linie Varinas (Kanaster), in Rollen zu 7-9 kg, und
in Büscheln, zu 75 kg verpackt, in Körben aus Rohr (Canastra), mild, weich, kastanienbraun, feinster Rauchtabak, besonders
als „Muffkanaster“; der Anbau geht, der Überhandnahme der Zigarren wegen, zurück. -
Maracaibo-, St. Thomas- u. Cumanàkanaster, C. Andouillen oder Karotten (am gewürzhaftesten), hellbraun,
leicht, sind ähnlich. -
Orinoko- und O. Kanaster, sehr stark, und Kanasterblätter, dick, in Seronen zu 50 kg. -
Columbia oder Colombia, aus Neugranada und angrenzenden Provinzen: Ambalema, Palmira, Girong, Yucatan, Carmen, Zigarrengut,
als Rauchgut dem Varinas nachstehend, verschickt in Lederseronen zu 50 bis 75 kg;
Tara 2½ kg. Esmeralda
(aus Ecuador), gestrichen, entrippt, getigert, Deckblatt, Laguayra (aus Venezuela), Curaçao und mexikanischer T., weniger
gut, werden meist selbst verbraucht. -
Brasil, in Leinen zu 50 bis 150 kg, Tara 2%, als Rollen auf Holz in rohen Häuten, dunkel, feucht, für Kau- und Schnupftabak,
viel nach Deutschland versendet, besonders für Nürnberg, fermentiert vor der Verpackung in Melassemischung.
-
Fresco Brasil, feiner, als Zigarrentabak und verarbeitet zu solchen und zu Zigaretten ausgeführt; Qualität fein, vielfach
aber schlecht behandelt und dann geringwertiger. - Paraguaytabak, sehr stark und nicht, wenig bedeutend. -
J. Preise. In Bezug auf den Preis für T. und Tabak-Fabrikate sind Angaben nicht gut zu geben, da das Erzeugnis
zu verschieden ist und die Jahrgänge für Rohtabak zu wechselnd im Ertrag; man gibt als Grenzen an 28-102 Mk.,
für europäischen T. 23-40 Mk., für feinsten T. bis 160 Mk. und darüber
pro Ztr. Gelegentlich der letzten Verhandlungen über den Entwurf des Monopols
für Deutschland wurden von der Bremer Handelskammer in besondrer Denkschrift genaue Mitteilungen gemacht, gestützt auf
die Ziffern von 1877 mit 40,8 Mill. Mk. ausländischer Tabakeinfuhr in den Zollverein und 24,16 Mill.
Mk. in das Ausland für Bremen und 9,6 und 2,28 Mill. Mk. für Hamburg, zusammen
also an 77 Mill. Mk. Umsatz darin. Als Durchschnitt für 1871 bis 78 wird 64,16
M. pro Ztr. für Rohtabak angegeben, im einzelnen ab Bremen für 1871/73 pro kg Virginiy 82-92
Pf., Kentucky 96-109, Ohio 80 bis 104, Maryland 90-96, Brasil 148-150, Havanna 418-499 Pf.
Die Regierung wollte liefern: Rauchtabake: 1 kg Rippentabak zu 1 Mk., Blättertabak
mit Rippen zu 1,50, 2,00, 2,50, 4 und 5 Mk. (Varinas, Portorico und Maryland), 6 Mk.
(feinsten Varinas, Portorico und Maryland), 8 Mk. (echt türkisch) und 10 Mk.
(feinsten echt türkischen). -
Schnupftabake: 1 kg zu 1,00, 1,50, 2,00, 2,50, 4 und 5 Mk. -
Kautabake: 1 kg zu 2,00, 2,50, 3,00, 3,50, 5, 6, 7 und 8 Mk. -
Zigarren: ein Stück zu 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 15, 18, 20, 25 (rein Havanna) und 30 Pf. (desgl.).
Diese Preise waren mit Rücksicht auf die beabsichtigte höhere Einnahme aus der Besteuerung als solche,
zu welchen der Verkauf im Detail stattfinden sollte, bestimmt worden. Die Privatinteressenten haben nachgewiesen, daß sie
die Waren in etwa gleichen Differenzen geliefert haben und liefern, daß aber die Qualitäten für die einzelnen Sorten geringwertiger
werden müßten, wenn gefertigt, wie in Aussicht gestellt war. Als ungefähres Bild der Preisverschiedenheiten
mögen die Zahlen immerhin gelten. -
Die Monats- und Jahresberichte der größeren Firmen oder Korporationen an den Hauptplätzen für Tabakhandel enthalten ausführlichere
Angaben; aus 1880 und 1881 wurden z. B. notiert in Amsterdam und Rotterdam in holländischen
Cts. für Java in Packen je nach Sorte: Kediri Blitar
mehr
33 und 36¾, Mulang 24½ und 30¾, Loamadjang 31 und 46, Bezoeki 47½ und 58, Banjoemaas 43½ und 93, Vorstenlanden 42½
und 48, Kadjoe 38½, Rembang 35-36, Preanger 48, Molukken 31½, Samarang 43, Bagelen 38¾, Soerabaya 25, Banjoewangie 32 und
63½.
Sumatra: Deli 112, Lankat 123, Serdang 90, Edi 54.
Manilla, daselbst und in Antwerpen, Angaben in Quintals: Cugaijan, vier Qualitäten (1 a, 2 a, 3 a, 4 a), à Pfd. 63, 56,70, 32 und
12-14;
Isabella, desgl., 71,4, 60,9, 33,6 und 14,7.
In den Hansastädten wurde notiert: Mai 1881 pro Ztr., oder 100 Pfd. (Originalpartien aus erster Hand):
Havanna, Deckblatt 350 bis 1000, Umblatt und Aufarbeiter 200-400, Einlage 120-240;
Seadleaf, Deckblatt 70-130, Deck- und Umblatt 50-70, Fillers 48-50;
Brasil, St. Felix, Pat. und Flor 120-200, 1 a 80-100, 2 a 65-75, 3 a 55-60;
Cachoeira, Pat. und P. F. 70-120, 1 a 55-65, 2 a
45-55, 3 a 40-45, Refugo 15-30;
Rio Grande, Pat. und 1 a 40-55, 2 a 30-40;
Kolumbia, Giron 65-150, Ambalema 55-220, Carmen 50-150;
Palmira 80-150;
Cumana 40-55;
Esmeralda, entrippt, 130-160;
Ungarischer T. 22-60;
Russischer, Ukrainer 35-40, Saratow 25-35.
Stengel 6-8 Mk. (Vgl. die Werte der Ausfuhren unter F. Statistik.) -
K. Verarbeitung. Diese zerfällt in die Bearbeitung des Rohtabaks zu Rauch-, Schnupf-, Kautabak und zu Zigarren- und Zigaretten.
I. Der Rauchtabak wird geschnitten und gesponnen, in Rollen (Kraus- oder Krüll T.) verkauft.
Die erforderlichen Manipulationen in den Fabriken sind:
1) Sortieren, zum Teil mit Entrippen und Abblatten, wodurch der T. leichter und angenehmer wird, oder mit Plätten
der Rippen unter Walzen, wodurch sie leichter und vollkommener brennen. Ungeschnittene Rippen und Stengel werden
gewalzt, um sie mit geschnittenem T. mischen zu können.
2) Beizen oder Saucieren, Einlegen vor dem Entrippen oder Besprengen nach demselben in oder mit einer Sauce; deren
Zusammensetzung ist Fabrikgeheimnis und bedingt wesentlich die Güte des Fabrikates. Zucker aus Melasse oder Abkochung von
Rosinen, Feigen etc., Salz, Salmiak, Salpeter u. dgl. und aromatische
Substanzen bilden die Bestandteile. Die Blätter bleiben 8-12 Tage besprengt oder 1-3 Tage in der Sauce und werden dadurch
einer nochmaligen Gärung unterworfen; sie werden dann wieder an der Luft getrocknet.
3) Schneiden auf dem Schneideladen.
4) Darren zum vollen Trocknen und Kräuseln in Pfannen oder auf glatten Kacheln.
5) Verpacken in Pakete oder lose Aufbewahrung.
6) Anstatt des Schneidens das Spinnen zu Rollen nach vorherigem Besprengen mit Wasser, um die Blätter geschmeidig
zu
machen, mittels besonderer Spinnmühlen und Nachhilfe durch die Hand.
II. Zigarren; diese werden fabrikmäßig und in Hausarbeit dargestellt. Man kennt die Fabrikation seit 1788 durch
Schöttmann in Hamburg, von da kam sie nach Bremen, 1830 nach Berlin und Leipzig etc. Die Arbeit
besteht in der Anfertigung des Wickels, Einlage und darum gerolltes Umblatt, dann dem Umhüllen mit dem Deckblatt, dem Trocknen
und dem Sortieren nach Farbe (brown, light brown, yellow etc.) und Form
und dem Verpacken in Kistchen zu 100, 250 und 1000 Stück.
In der Havanna rollen die Arbeiter (Neger und Mulatten, Frauen und Männer) das mäßig feuchte Blatt und die Einlage zwischen
Hand und einer um den Hals gehängten hölzernen Tafel, welche auf den Knien ruht, anderwärts rollt man zwischen Holzplatten
auf einem Marmortisch, in Spanien zwischen rechter Hand und entblößtem linkem Arm, bei uns in der Hausindustrie auf kleinen
Arbeitstischen, neuerdings auch durch Maschinenarbeit in Fabriken.
Die aufeinanderfolgenden Arbeiten sind: sorgfältiges Sortieren der Blätter, Trennung von Deckblatt und Einlage, Befeuchten
der Blätter und Entrippen (soweit nicht ungerippt zum Umblatt verwendet), Trocknen der Einlage, Befeuchten
der Deckblätter. Zuschneiden (6-10 aus einem guten Blatt) der Länge des Blattes nach, Übereinanderschichten und Beschweren,
um das Zusammenschrumpfen zu verhindern, Formen des Wickels aus der Einlage, auch durch Maschinen, Umwickeln mit dem Umblatt,
Rollen des ganzen zur gleichen und passenden Form, Auflegen auf das Deckblatt in schiefer Lage, Umschlagen
in schief aufsteigender Richtung und Drehen der Spitze zwischen den Fingern. Die fertigen Zigarren werden auf Horden ausgebreitet
und an der Luft, bezw. am Ofen, getrocknet, dann sortiert und verpackt.
Das Fertigen der Zigarren in gewünschter Form, Glätte und Schönheit, nicht zu fest, nicht zu locker,
ist Sache der Übung. Das Deckblatt wiegt ¼-⅕ des Wickels und kostet in der Regel so viel wie dieser. In Manila wird das
Deckblatt der Länge nach umgelegt, nicht spiralig, und mit einem narkotischen Saft eines Gummibaums befestigt; die Zigarren
bilden lange Rollen, regelmäßig sich verstärkende Röhren. Die Zigarrensorten werden gewöhnlich nach
den Firmen benannt.
Auf Cuba fertigt man echte und nachgemachte Havannas: beste Sorte als Vegueros (Naturales oder Pflanzerzigarren) aus den
besten Blättern aus einem Stück ohne Einlage, 20 cm lang;
zweite Sorte Regalia del Duque aus entrippten und R. communes
aus unentrippten Blättern;
zahlreiche andre Sorten, aus verschiednen Blättern;
Trabucos, kurz und dick
etc. -
Hauptfirmen sind: Silva, Ugues, Upmann, Cabannas, Dos Amigos.
Nachahmungen vielfach und gleiche Bezeichnungen für solche.
Gute Ernten sollen 1% feinste (Deck-) Blätter, 8% erster, 12% zweiter, 20% dritter und 59% vierter Qualität liefern. -
In Deutschland wird meistens Brasil und Cuba, dann Ambalema und Manila T. (in abnehmender Menge), Carmen,
Java und Pfälzer verarbeitet. Man rechnet auf 1800 kg T. 1400 = 200 Mille Zigarren, 340 kg Rippentabak, 60 kg Verlust.
mehr
III. Schnupftabak, Verwandlung in Pulverform und Zubereitung durch Gärung und Zusätze, färbende, Salmiak, Tonkabohnen, Violwurzel,
Rosenöl etc. Manipulationen:
Kentucky, Virginia,
holländisch schweres Bestgut (besonders zu Rollen für Schnupftabak, Nessing), Pfälzer, Nürnberger, Niederrheinischer
T. etc.;
Rippen, Stengel und Abfall zu geringen Sorten.
2) Saucieren und Gärenlassen;
24-30 l Sauce auf 100 kg - Eintauchen nochmals und nach Pressen des feuchten T.;
Verfahren
verschieden;
Zerstampfen der Blätter vor- oder nachher.
Gärenlassen 4-10-14 Tage, in Frankreich bis sechs Monate in großen
Haufen bis zu 50000 kg Masse. Schnellgärung und langsam anhaltende Saucen verschieden, Geheimnis.
3) Karottengärung, für die besten Sorten, kostspielig. Umwickeln des präparierten Tabaks, 1,5-2,25 kg, in Leinwand,
Puppenwindeln, in Form von Puppen, festes Umbinden dieser mit Bindfaden zur Bildung der ersten Karotte und zum Zusammenpressen,
durch den kleinen oder den großen Karottenzug, Auflegen der Karotte auf Gerüste, öfteres Umwenden behufs
gleicher Verteilung der Sauce, nach 14 Tagen Lockern des Bindfadens, Entfernen der Windel zum Benetzen mit Wasser, wieder
Umschlagen, Umschlingen, Auflegen und Wenden, nach drei Wochen Entfernen der Windel, Umbinden der Karotte mit Bindfaden („Ficellieren“)
Abschneiden der Spitzen und hervorstehenden Blätter, Verpacken in Kisten oder Schränken in dunkeln Gewölben, Umpacken
der Karotten alle 14 Tage, Aufbewahren 6-8 Monate und auch 1-2 Jahre lang und länger (bis zehn Jahre haltbar). Statt der
Anfertigung von Karotten preßt man auch die saucierten Blätter zwischen Leinwand in Kisten, schlägt diese dann zu, und
wendet sie öfters um.
4) Rapieren, Zerkleinern der Karotten nach Abnehmen des Bindfadens und der Blätter durch Reiben auf Handreiben
und Reibmühlen zu Pulver - Rapier - oder Stampfen auf Handstampfen und Stampfmühlen oder Zerkleinern durch Wiegemesser
und durch Tabaksmühlen.
5) Sieben und Sortieren in grobes und feines Gut,
6) Anfeuchten mit Salzwasser oder Sauce. Unter Umständen unterwirft man den gesiebten T., besonders
in Frankreich, und das nicht karottierte Gut einer nochmaligen Gärung in großen Kisten für bis 50000 kg Inhalt, Zustand
mit bis 30% Feuchtigkeit, in warmen Lokalen, 9-10 Monate lang; tritt dabei säuerlicher Geruch auf, muß die Masse umgefüllt
und dann nochmals zur Gärung gebracht werden.
7) Verpacken, entweder in Kisten aus Eichenholz, ausgeschlagen mit Papier, oder in steinernen oder gläsernen
Töpfen, oder in Stanniol oder in Guttapercha, Wachs-, Pergament-, Zigarettenpapier u. dgl. Die Verwendung
von Bleiblech ist verboten, da man bis zu 1,83% Blei in Tabaken in solcher Umhüllung gefunden hat. Die Schnupftabake sind
feucht, schwarz, grob, oder mehlartig, trocken und heller, oft gefärbt.
Sie werden meist benannt nach
den Firmen oder nach Erzeugungsorten: Mops und Doppelmops (Rotterdam) - Wiener und Pariser
Rapé, St. Omer, St. Vincent, Pariser, Holländer, Marokko, Makuba, Robillard; Bolongaro und Lotzbeck (Deutschland) (Schneeberger
wird weiß aus Viol- und Nieswurz, grün aus Angelikawurzel und Wiesenkräutern in Bockau bei Schneeberg
gefertigt). Über Spaniol s. oben.
IV. Kautabak; dieser wird gefertigt aus schweren und fettigen Blättern, besonders Kentucky T., welche man sauciert,
fermentiert und dann zu fingerdicken Rollen (Andouillen) oder Stangen spinnt oder preßt. Hauptsorten: Lady Twist, Cavendish,
Negrohead, Shippmann's Garn, Schäfertabak. -
L. Aufbewahrung. Alle Tabake und Fabrikate müssen, gut verwahrt, in geeigneten Lokalen aufgehoben werden,
Rohtabak auf Speichern im Faß oder in sonstiger Emballage übereinander geschichtet, Rauchtabak lose in Fässern, oder in
Haufen auf luftigem Boden, Zigarren in nicht zu trockner Luft, aber bewahrt vor Feuchtigkeit und üblen Gerüchen, am besten
in Holzkisten in guten Gewölben, weit ab von allen riechenden Waren, Rauch u.
dgl.; Schnupftabak dagegen muß feucht bleiben und hebt sich am besten in Steintöpfen
auf. -
Zoll: Unbearbeitete Tabakblätter und Stengel, auch Tabaksaucen s. Tarif im Anh. Nr. 25 v 1. Zigarren
und Zigaretten, Nr. 25 v 2 α; andrer fabrizierter T., Nr. 25 v 2 β.
- Der aus Wiesenkräutern, Violwurzel, Nieswurz etc., jedoch ohne Zusatz von T., hergestellte
sogenannte Schneeberger Schnupftabak ist zollfrei. Der im Inlande gebaute T. unterliegt einer Steuer von 45 Mk.
für 100 kg fermentierter Blätter, bzw. von 4,5 Pf. für den Quadratmeter bebauter Grundfläche.
Die Verwendung von Tabaksurrogaten zur Tabakfabrikation ist im allgemeinen verboten. Ausnahme kann der
Bundesrat gestatten und hat derselbe bis jetzt die Verwendung von Steinklee, Kirsch- und Weichselblättern, sowie von eingesalzenen
Rosenblättern gegen Zahlung einer Steuer von 65 Mk. für 100 kg zugelassen. Bei der Ausfuhr
von T. und von Fabrikaten aus inländischem sowie aus verzolltem ausländischem T. wird bei Beobachtung
der vorgeschriebenen Kontrollmaßregeln die Abgabe zum größten Teil vergütet.