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die das eigentliche Trockenmittel sind. - Zoll: Flüssige S. und Trockenöle gem. Tarif Nr. 5 a. Trockne S. zollfrei.
die das eigentliche Trockenmittel sind. - Zoll: Flüssige S. und Trockenöle gem. Tarif Nr. 5 a. Trockne S. zollfrei.
(Argentum; frz. argent; engl. silver). Wie das Gold ist auch das S. seit den ältesten Zeiten bekannt und hochgeschätzt und teilt mit jenem das Amt, der Wertmesser aller Dinge zu sein. Es bildet das Kleinmaß und überbietet in seiner Anwendung hierzu wie zu andern Zwecken das Gold ebenso wie in der größern Häufigkeit des Vorkommens. Man hat angenommen, daß die auf der Erde vorhandene Silbermenge etwa das Fünfzehnfache von der des Goldes betragen möchte; die gegenseitige Würdigung der beiden Metalle ist merkwürdig genug seit langen Zeiten im ganzen die nämliche geblieben, sodaß immer das Gold annähernd 17mal mehr wert war als das S. Es ist dieses letztere Metall in feiner Verteilung noch weit verbreiteter als das erste, denn es sind selbst alle Meere schwach silberhaltig, und von manchen Gebirgs- und Höhenzügen gilt das nämliche; nur läßt sich dem S. wegen seines geringern Wertes nicht so weit nachgehen als dem Golde.
Dennoch stammt das meiste des jetzt in Europa gewonnenen S. aus den winzigen Anteilen, welche in Schwefel-, Blei- und Kupfererzen stecken, sodaß also die meisten Silberhütten zugleich Blei- oder Kupferhütten sind. Die eigentlichen reichern Silbererze sind in Europa schon stark abgebaut und der Ertrag ist nirgends mehr so bedeutend wie in frühern Zeiten. Im Altertum gewannen selbst die Griechen Gold und S. im eigenen Lande. Die große Silberkammer war aber damals die spanische Halbinsel.
Von dort holten Phönizier, Karthager und Römer durch lange Zeiten ungeheure Mengen des Edelmetalles und trieben in die Pyrenäen großartige, jetzt mit Wasser gefüllte Stollen. Auch die Araber sollen dort noch viel S. gegraben haben; der spanische Bergbau kam erst mit der Entdeckung des silberreichen Amerika gänzlich zum Erliegen. Die jetzige Silberausbeute in Spanien ist gegen früher unbedeutend; das meiste wird noch gewonnen bei Gelegenheit der Bleigewinnung aus Bleiglanz, von dessen kleinem Silbergehalt die Alten keine Ahnung haben mochten. Im Mittelalter waren österreichische Gruben Hauptquellen des Metallreichtumes.
Die berühmten Werke von Schemnitz und Kremnitz (Gold) sollen schon über 1000 Jahre im Betriebe sein und sind es mit mäßigem Erfolge noch jetzt, ebenso das ehemals berühmte Joachimsthal in Böhmen, etwa seit dem 10. Jahrhundert bekannt. Ferner sind noch zu nennen: Przibram, welches 1874 20351 kg S. lieferte, Kuttenberg und Abertham in Böhmen, einige anderweite Fundorte in Ungarn, im Banat, in Siebenbürgen;
mit kleinen Quantitäten Tirol, Steiermark, Oberösterreich, Militärgrenze.
Das sächsische Erzgebirge (Gegend von Freiberg und Annaberg) ergab 1874 20592,7 kg; der Ertrag sinkt aber allmählich. Weiterhin liefert der Harz (Klausthal, Rammeisberg bei Goslar, Andreasberg) Erträge, wenn auch klein im Verhältnis zu frühern Zeiten; so 1876 Rammeisberg 4965,4 kg; der Oberharz 24882,61 kg, teilweise aus angekauften Erzen. Zu erwähnen ist hier auch der Kupferschieferbau im Mansfeldischen. Die Silberausbeute vom ganzen Deutschland wurde im Jahre 1875 zu 300000 kg geschätzt.
Schweden mit seinen ehemals fabelhaft reichen Silberwerken zu Kongsberg in Norwegen schreibt man noch 10000 kg zu, Frankreich 3000 kg; die spanischen Erträge der Jetztzeit kennt man nicht genau. Einen ziemlich regelmäßigen Ertrag hat das erzreiche Großbritannien aus seinen silberhaltigen Bleierzen (1874 etwa 50000 Unzen zu 0,0283 kg). Sie finden sich am häufigsten in England, dann folgen abnehmend Wales, Insel Man, Irland, Schottland. Nach einer, in Muspratts Chemie enthaltenen Zusammenstellung betrug 1874 die Silberproduktion der verschiednen europäischen Staaten für Österreich 38496 kg, Deutschland 154079 kg, England 15838 kg, Schweden 700 kg, Norwegen 3500 kg, Rußland 11799 kg, Frankreich 34000 kg (?), Spanien 33000 kg, Italien 3400 kg. Von den Erträgen Asiens ist kaum etwas bekannt; namentlich kennt man nicht die Produktion Chinas und Japans, welche an Gold wie an S. beträchtlich sein soll. Im Süden wird in Ava, Malakka, Borneo, Sumatra neben einigem Gold nur unbedeutend S. gefunden; nur Annam oder Tonquin haben mehr S. als Gold. - Das reichste Silberland ist Amerika.
Dort bergen die Anden in ihrer ganzen Ausdehnung Schätze, die trotz der Milliarden, die seit dem Einfall der Spanier von dort weggeschleppt wurden, noch auf viele Jahrhunderte vorhalten können, um so mehr als auch dort, wie überall, die reichen Funde selten sind und man im allgemeinen nur arme Erze, aber ganze Gebirge voll, zur Verfügung hat. Die alten reichen Schatzkammern, die sprüchwörtlich gewordnen Werke von Potosi in Bolivien, Cerro de Pasco in Peru u. a. sind allerdings ausgeräumt und es läßt sich nicht mehr aus dem Vollen schneiden. Eine gesteigerte und nachhaltige Produktion ist hervorgerufen worden durch das Eintreten vieler englischer und andrer fremder Gesellschaften mit bessern Betriebsmitteln. Mexiko steht an der Spitze aller S. produzierenden Länder, dann folgen Peru, Chili, Bolivia. Hierzu kommen weiter noch die Silberschätze Kaliforniens. - Das S. kommt unter mancherlei Verhältnissen in der Erdrinde vor, teils gediegen, teils verschiedentlich vererzt.
Das gediegene S. wird in den meisten eigentlichen Silberbergwerken gleichsam als Ausputz gefunden, bildet aber nur einen sehr geringen Teil der Ausbeute. Es erscheint, meist in Klüften von festem Gestein, grau oder gelb angelaufen, in Form von Draht, Gewürzel, Moos, in dünnen Blechen und in selteneren Fällen in dickern Platten oder Klumpen von ein oder mehreren Kilo Gewicht. Manchmal bestehen die Silbererze, wenigstens in Amerika, auch aus Gestein, in welchem gediegenes S. in sehr kleinen Partikeln eingesprengt ist. Öfter enthält das gediegene S. Antimon, Kupfer oder Arsenik; etwas Gold ist meistens vorhanden, und in dem neuen Silberdistrikt von Kalifornien (Nevada) begegnen sich Gold und S. dergestalt, daß zuweilen natürliche Legierungen von gleichviel Gold und S. vorkommen. Auf dem harzer Werke
Andreasberg bildet Antimonsilber das hauptsächlichste Erz; der Antimongehalt beträgt 23%. Die große Neigung des S. zum Schwefel führt dasselbe am häufigsten, mit diesem und in dessen Gesellschaft mit andern geringeren Metallen zusammen. Von bergmännischer Bedeutung sind folgende Schwefelverbindungen des S.; Silberglanz, ziemlich reines Schwefelsilber aus 86½% S. und 13½ Schwefel; kommt mehr oder weniger auf fast allen Silbergruben vor, in großen reinen Stücken namentlich zu Feiberg ^[richtig: Freiberg], Johanngeorgenstadt, Joachimsthal, hat die Formen des gediegenen S., Metallglanz und die völlige Geschmeidigkeit, sodaß es sich wie Silber prägen läßt. Es existieren davon Joachimsthaler und sächsische Schaumünzen.
Von gleicher Wichtigkeit für Sachsen, Böhmen, Ungarn u. a. ist das Sprödglaserz oder Schwarzgültigerz, aus S., Antimon und Schwefel bestehend, und das Rotgültigerz (Silberblende) in zwei Varietäten: dunkles aus S., Antimon und Schwefel, und lichtes aus S., Arsenik und Schwefel bestehend. Fahlerze heißen Verbindungen einer Mehrzahl von Schwefelmetallen; sie enthalten neben S. gewöhnlich noch Kupfer, Eisen und Zink. Erze, in welchen das Kupfer den Hauptstamm bildet, können neben andern Metallen (Blei, Antimon, Arsenik) Spuren von S., aber auch bis zu 30 und mehr Prozent desselben enthalten.
Das beste derartige Erz ist der Kupfersilberglanz (Kupfersilber und Schwefelsilber) mit zuweilen mehr als der Hälfte des Edelmetalles. Hierzu kommen noch die Bleiglanze (Schwefelblei) mit ihrem kleinen Silbergehalt, die aber durch ihr häufiges Vorkommen in Summa doch auch etwas abwerfen und für Europa, wie gesagt, die wichtigste Silberquelle ausmachen. Natürliches Chlorsilber (Hornsilber) ist in Europa eine Seltenheit, von ansehnlichem Belang aber für die Silbergewinnung in Sibirien, Mexiko, Chili und Peru. - Die meisten Silbererze sind arm und bestehen aus Gebirgsarten, in denen eines oder verschiedne der genannten Erze in kleinen Portionen eingesprengt sind. In Mexiko bestehen die Erzgänge meistens aus Quarz, in welchem die Erze augenförmig verteilt sind. Man gewinnt dort aus diesen Erzen von ¼-1%, durchschnittlich ½% Metall. Es gibt aber auch Gruben, die drei- und mehrprozentige Erze ergeben. Diese Gänge sind meistens sehr mächtig, d. h. breit, und gehen selten unter 0,9 m herab; es gibt aber viele, die bedeutend größer sind, bis 25, 30 m, einer selbst 60 m. -
Je nach Beschaffenheit der Erze und örtlichen Umständen schlägt man zum Ausbringen des Metalles verschiedne Wege ein, entweder feurige, durch Schmelzprozesse, oder kalte und nasse. Dieses letztere Mittel, die nasse Extraktion, ist in neurer Zeit in Europa vorherrschend geworden und hat hier die noch zu erwähnende Amalgamation verdrängt. Die Gewinnung der kleinen Silberanteile aus geschwefelten Kupfer- und Bleierzen ist in den Art. „Blei“ und „Kupfer“ bereits berührt worden.
Die Bleiglanze werden wie gewöhnlich auf Blei verschmolzen, in welchem dann auch der Silberanteil enthalten ist. Durch die Treibarbeit, wobei die ganze Bleimenge durch einen Feuerluftstrom wieder geschmolzen und zu abfließender Glätte oxidiert wird, erhält man das S. als kleinen, auf dem Treibherde, verbleibenden Rückstand. Auf Kupferhütten bildet das Blei das Fördermittel zum Ausbringen von S. aus dem Schwarzkupfer. Man schmilzt letzteres mit einer größern Menge Blei zusammen, gießt aus der Legierung Scheiben und setzt diese zwischen glühenden Kohlen einer Hitze aus, welche das Blei und mit ihm das S. wieder ausfließen macht.
Dieses Verfahren heißt Aussaigern; das erhaltene silberhaltige Blei unterliegt dann natürlich ebenfalls der Treibarbeit. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß auch bei direktem Verschmelzen von Silbererzen mit Blei oder bleireichen Substanzen eine Bleisilberlegierung das Resultat sein wird. Man findet dies Verfahren in Mexiko und schon die alten Mexikaner betrieben es als das einzige ihnen bekannte; es ist aber nur auf besonders reiche Erze anwendbar. In einem und demselben kleinen Ofen werden mit Erzen und Bleiglanz erst die Röstung, dann die Schmelzung, dann das Abtreiben vorgenommen und zwar auf gut Glück, denn die Leute arbeiten bei völligem Mangel an hüttenmännischen Kenntnissen höchst unsicher.
Für die ärmeren Erze dient dort die Amalgamation, das Verfahren, bei welchem das Quecksilber das Beförderungsmittel ist. Es geschieht diese Arbeit meist noch in der Weise wie sie vor 300 Jahren eingeführt wurde, in freien Haufen; nur in wenigen größern Werken treibt man die neuere Amalgamation in Fässern. Man pocht die Erze und mahlt sie mit etwas Wasser zwischen Steinen auf Maultiermühlen fein. Der Schlamm wird auf gepflasterten Plätzen in Haufen gesetzt und unter Umschaufeln und Eintreiben von Maultieren mit einer Partie Seesalz gemengt.
Nach einigen Tagen werden ebenso gründlich Gemenge von Kupfervitriol oder geröstetem Kupferkies und geröstetem Schwefeleisen eingearbeitet und wird immer für Feuchthaltung der Haufen gesorgt. Sonnenhitze, Luft und Feuchtigkeit bewirken nun in der Masse chemische Umsetzungen, welche zur Folge haben, daß alles Silber der Erze, welches nicht von Natur schon Chlorsilber ist, also Schwefelverbindungen und gediegene Partikelchen des Silbers, ebenfalls in Chlorsilber verwandelt werden.
Man beginnt dann mit dem Einarbeiten von Quecksilber in die Haufen, was periodisch bis zur Reife der Dinge fortgesetzt wird. Das Quecksilber bringt eine neue Reaktion hervor: ein Teil desselben zerlegt das Chlorsilber und bildet mit dem Chlor desselben Chlorquecksilber;
ein andrer Teil nimmt das hierdurch metallisch gewordene S. auf und bildet mit ihm das gesuchte Amalgam, das nach dem Ausschlämmen der ganzen Masse mit vielem Wasser in Kufen als breiiger Bodensatz zurückbleibt.
Dieser wird in Destillierkolben oder Retorten gebracht, das Quecksilber durch Hitze abgetrieben und in kaltem Wasser wieder aufgefangen; der Rückstand ist ein sehr poröser Silberkuchen, sog. Tellersilber. Der Amalgamationsprozess dauert je nach der Witterung 14 Tage bis 4 Wochen. Man verwendet viermal soviel Quecksilber als man S. vermutet,
erhält aber nur ¾ davon zurück; das übrige geht als lösliches Chlorquecksilber im Wasser fort. In Europa wurde das Amalgamierverfahren bedeutend verbessert, namentlich in Freiberg. Die Erze werden dabei mit Kochsalz geröstet, aufs Feinste gepulvert und gesiebt, dann mit Wasser und zerstückeltem Schmiedeeisen in Tonnen gegeben, welche durch Maschinenkraft getrieben umlaufen. Nach ein paar Stunden wird das nötige Quecksilber zu- und die Drehung noch etwa 20 Stunden fortgesetzt, worauf das gebildete Amalgam ausgewaschen wird.
Hier wurde also durch das Rösten mit Kochsalz das S. ebenfalls, nebst den fremden Metallen der Erze, in Chlormetalle verwandelt; das metallische Eisen bewirkt die Zersetzung der wässerigen Lösungen derselben, indem es mit dem Chlor sich verbindet und die Metalle dem Quecksilber überläßt. Der starke Quecksilberverlust des alten Verfahrens ist hierdurch bis auf eine Kleinigkeit beseitigt. Man amalgamierte in Freiberg Silbererze, die nur 0,2% S. enthalten; bei ärmern lohnt es nicht die Kosten.
Aber auch dieses bessere Verfahren hat sich bei uns überlebt und der vorteilhaftern Methode der nassen Extraktion Platz gemacht. Man röstet die Erze wie vorher mit Kochsalz und erzeugt Chlorsilber; dieses aber wird mit einer dasselbe lösenden Flüssigkeit direkt ausgelaugt. Solche lösende Mittel sind Kochsalz und unterschwefligsaures Natron, von welchen das letztere als vorteilhafter jetzt den Vorzug hat. Die leichte Löslichkeit des Chlorsilbers in diesem Salze wird also nicht nur vom Photographen, sondern auch auf Silberhütten praktisch verwendet. Um das S. aus der Lauge abzuscheiden, versetzt man dieselbe mit Lösung von Natronschwefelleber; der dabei entstehende schwarze Niederschlag ist Schwefelsilber, woraus durch Glühen mit Ätzkalk und Kohle das metallische S. freigemacht wird. -
Was die Entsilberung des aus Bleiglanz gewonnenen Bleies betrifft, so geschieht dieselbe wie gesagt durch Treibarbeit; es ist aber auch hierbei in neurer Zeit eine wesentliche Verbesserung allgemein eingeführt worden, welche die Sache sehr abkürzt und noch andre Vorteile gewährt. Dies Verfahren heißt das Pattinsonieren, weil es auf der Beobachtung des Engländers Pattinson beruht, daß in einer geschmolzenen Masse silberhaltigen Bleies sich zunächst Kristalle von fast reinem Blei ausscheiden und niederfallen, wenn sie beim langsamen Abkühlen dem Erstarrungspunkte näher kommt, sodaß also hierdurch eine Trennung in silberreiches und beinahe völlig entsilbertes Blei möglich ist.
Man gebraucht eine Reihe (11) großer eiserner Schmelzkessel, jeder mit besonderer Feuerung. Im mittelsten macht man auf einmal 2500 bis 5000 kg Blei flüssig, läßt langsam abkühlen und schöpft die sich bildenden Kristalle mit siebartigen Schaufeln in den zunächst stehenden Kessel der einen Seite, das flüssig Gebliebene in den nächsten der andern. Während man nun den mittleren Kessel frisch beschickt, verfährt man mit dem Inhalte der beiden andern ganz ebenso; man schmilzt ihn wieder ein und schöpft über, die Kristalle immer nach der einen, das länger flüssig Bleibende nach der andern Seite.
Die Arbeit setzt sich solchergestalt gleichzeitig nach beiden Enden der Reihe fort, sodaß man am einen Ende silberreiches Blei, am andern solches schöpfen kann, das nur noch Spuren von S. enthält. Hieraus entsteht erstlich der Vorteil, daß man gleich eine Partie sehr reines Blei erhält, das als raffiniertes oder doppelt raffiniertes verkäuflich ist, und dann der andre, daß der ganze Silbergehalt nun in einer viel kleinem Bleimasse steckt, deren schließliches Abtreiben daher weit weniger umständlich und kostspielig ist. Um das Abtreiben des silberreichen Bleies zu umgehen, scheidet man wohl auch die beiden Metalle durch Zink.
Blei und Zink legieren sich nicht; werden beide zusammengeschmolzen, so schwimmt letzteres auf ersterm wie Öl auf Wasser. Rührt man aber beide zusammen und war das Blei silberhaltig, so wird das S. vom Zink bis auf ein Minimum auf- und beim ruhigen Stehenlassen, wobei das Zink wieder die oberste Stelle einnimmt, mit nach oben genommen. Die sofort nach dem Erstarren abgehobenen Zinkscheiben werden schließlich aus Retorten destilliert; das Zink geht über und das S. bleibt zurück. -
Alles erschmolzene, durch Amalgamation oder sonst wie gewonnene S. ist noch mit einigen Prozenten fremder Metalle behaftet, deren Wegschaffung die letzte Arbeit, das Feinbrennen ausmacht. Es besteht dasselbe aus einem Umschmelzen unter Zutritt von Gebläseluft auf einem muldenförmigen Herde, dessen Sohle aus einer absorbierenden festgestampften Masse (Knochen- oder ausgelaugte Holzasche, Mergel u. dgl.) besteht. Durch den Sauerstoff der Luft oxydieren die fremden Metalle und werden verschlackt, während das S. hiervon nicht so leicht angegriffen wird.
Nur etwa ¼% der unedlen Metalle bleiben im S. zurück, sowie der ganze etwaige Goldgehalt, der, wenn er bedeutend genug ist, besonders auf dem Wege der Affination abgeschieden wird. Das durch Feinbrennen erhaltene S. bildet das Feinsilber des Handels; wirklich rein ist es nach dem Gesagten jedoch nicht. Ein ganz reines S. wird namentlich zur Darstellung des salpetersauren Silberoxyds (Höllenstein) gebraucht und von den Affinieranstalten (s. bei Gold) geliefert. Außerdem gibt die Verwandlung des S. in Chlorsilber das Mittel an die Hand zur Darstellung reinen S., und es wird dasselbe fortwährend benutzt zu dieser Darstellung, zu Silberproben, zur Wiedergewinnung des S. aus Abgängen.
Wird in eine silberhaltige Lösung (das beste Lösungsmittel für S. ist die Salpetersäure) eine Chlorverbindung gebracht, Salzsäure, Kochsalz u. a., so scheidet sich Chlorsilber als weißer, flockiger Niederschlag aus, der sich durch Schütteln zu einem käseartigen Klumpen vereinigen läßt. Diese Masse, die am Lichte bald dunkel wird und eine Rolle bei der Photographie spielt, ist in Wasser und verdünnten Säuren völlig unlöslich. Man wäscht sie gründlich mit destilliertem Wasser, setzt sie mit solchem an, dem etwas Salzsäure zugemischt ist, und legt blankes Zink oder Eisen hinein, durch welche das Chlorsilber bei Anwendung gelinder Wärme schnell reduziert
wird. Die weiße Masse verwandelt sich dabei in ein seines graues Pulver von metallischem S., das man wäscht und trocknet. Wird das Chlorsilber mit kohlensaurem Natron in der Rotglühhitze geschmolzen, so erfolgt die Reduktion ebenfalls. Für sich schmilzt das Chlorsilber bei einer Temperatur von 260° C. zu einer gelben Flüssigkeit, welche nach dem Erkalten eine hornartige Masse bildet, die sich schneiden läßt; daher der Name Hornsilber. Das S. als Handelsware ist Feinsilber von verschiednen Graden der Reinheit. Es erscheint gewöhnlich in Form von gegossenen Barren und Platten (Planschen); fremdes (amerikanisches) S. kommt außerdem noch in mancherlei Formen von abgestutzten Kegeln, Pyramiden, Kuchen, Scheiben u. dgl. vor. Die Stücke sind meistens mehrfach gestempelt mit den Angaben des Ursprungs, Gehalts, Gewichts etc.;
wo dies keine genügende Garantie bietet, wie bei mancher fremden Ware, läßt man an den Handelsplätzen dieselbe noch von Wardeinen prüfen und stempeln. -
Das S. ist weicher als Kupfer, aber härter als Gold; seine spezifische Schwere ist im gegosseen ^[richtig: gegossenen] Zustande 10,474, wenn durch Hämmern verdichtet 10,51. Die schöne weiße Farbe und hohe Politurfähigkeit des reinen S. kommen zur Anschauung bei neuen Silberwaren; denn obschon das Metall hierbei nie ohne Kupferzusatz verarbeitet wird, so verschönern doch die Silberschmiede ihre Waren mit einer sehr feinen Schicht reinen S. durch das sog. Weißsieden, welches vor dem Polieren durch Kochen derselben in verdünnter Schwefelsäure vorgenommen wird und den Erfolg hat, daß die Säure die Kupferteilchen von der Oberfläche wegnimmt.
Feines S. zeigt sich in reiner Luft an Farbe und Glanz sehr beständig, während kupferhaltiges dem Anlaufen mehr unterworfen ist. Jedes S. ist ungemein empfindlich gegen schweflige Dünste, wie sie in Kloakenluft und sonst vorkommen. Das Metall verwandelt sich darin oberflächlich in Schwefelsilber und färbt sich gelb, braun bis schwarz. In schwefelhaltigen Flüssigkeiten geht die Bildung von Schwefelsilber noch energischer vor sich; man hat dies zur Erzeugung einer Sorte schwarzgrauer Silberwaren benutzt, dem unrichtig so genannten oxydierten S. - Die Dehnbarkeit des S. ist sehr groß; jedoch geringer als bei Gold. Man verwertet diese Eigenschaft bei Herstellung getriebener Arbeiten, Draht und Blattsilber (s. Blattmetalle und Draht). -
Von den Legierungen des S. sind die wichtigsten die mit Kupfer. Aus solchen Legierungen bestehen alle heutigen Münzen, Schmucksachen und Silbergeräte. Für sich allein ist das Metall zu weich und daher zu sehr der Abnutzung unterworfen; das Kupfer gibt ihm mehr Härte und Widerstandsfähigkeit, benimmt ihm aber nach Verhältnis seiner Menge mehr oder weniger von seiner schönen Farbe. Eine Legierung, welche nur 1/10 Kupfer enthält, ist jedoch eben so weiß wie reines S. bei größrer Härte und erhöhter Politurfähigkeit.
Bis in die sechziger Jahre galt als Werteinheit für S. und Gold die kölnische Mark von 16 Lot und man bezeichnete den Feingehalt einer Legierung mit der Angabe der in der Mark enthaltene Lote Feinsilber, also z. B. eine solche, welche aus 13 Tln. S. und 3 Tln. Kupfer besteht als 13lötig, während 16lötiges S. das ganz reine Metall sein würde. Jetzt ist statt der Mark das Kilogramm zu Grunde gelegt und man bezeichnet den Feingehalt in Tausendteln. Hiernach erhält also z. B. 12lötiges S. die Bezeichnung 0,750, d. h. es enthält in 1000 Tln. 750 S. und 250 Kupfer.
Die 12lötige Legierung wurde und wird in Deutschland in der Regel zu Gerätschaften und Schmucksachen verarbeitet. Die Silbermünzen des deutschen Reiches haben gesetzlich einen Feingehalt von 0,90; die französischen Silbermünzen vor 1866 hatten ebenfalls 0,90, nach 1866 dagegen 0,835, wie die belgischen, italienischen und schweizerischen. Das englische Standardsilber enthält auf 12⅓ S. 1 Kupfer, ist also in Tausendteln ausgedrückt 0,925. Die Münzen aus älteren Zeiten sind meistens nicht legiert, und auch unsre Zeit hat ein Beispiel einer Feinsilbermünze gehabt in den kleinen hannoverschen Thalern, die von den Goldschmieden sehr gesucht wurden und längst wieder eingeschmolzen sind.
Bei der Verwendung von S. als Zahlungsmittel im internationalen Verkehr spielt Asien und auch teilweise Afrika eine einflußreiche Rolle als Nehmer. Es sind schon ungeheure Summen nach China, Japan, Indien und der Ostküste Afrikas abgeflossen zur Bezahlung von Thee, Seide, Elfenbein und andern Produkten, weil der Gegenwert in europäischen Waren bis vor nicht zu langer Zeit nicht anzubringen war. In letzter Zeit hat sich die Abfuhr dahin vermindert, da die Asiaten auch Gold nehmen. Es ist aber zur Zeit noch das S. das vorteilhafteste Zahlmittel für die Europäer, und hierin wird wohl der eigentliche Grund der starken Ausfuhr zu finden sein. -
Zur Verarbeitung zu Silberwaren wird das Metall in Stäbe oder Zaine und Platten gegossen, woraus man größere Sachen wie Schüsseln, Teller, Löffel u. dgl. direkt durch kaltes Hämmern herstellt. Häufiger jedoch formt man auch solche Sachen wie kleinere aus gewalztem Blech, damit sie dünner und leichter, also wohlfeiler werden. Die künstlerischen Erzeugnisse des Silberschmiedes bestehen hauptsächlich aus getriebener Arbeit; die meisten gewöhnlichen Gebrauchswaren werden aber jetzt in Fabriken hergestellt und zwar leicht und wohlfeil. Es kommen dabei in großem Umfange handarbeitsparende mechanische Hilfsmittel in Anwendung und das meiste wird im ganzen oder in einzelnen Teilen gewalzt, gestanzt oder geprägt. Zum Löten dient das Silberlot, eine Komposition von S. und Kupfer oder Messing. -
Häufig dient das Metall als Überzug andrer Stoffe in dünner Schicht, also zur Versilberung. Zur Ausführung derselben auf Holz, Papier, Leder u. dgl. dient Blattmetal ^[richtig: Blattmetall] oder Silberbronze; für metallische Gegenstände hat man eine Versilberung im Feuer mit Hilfe des Quecksilbers sowie verschiedne nasse Methoden; am allgemeinsten wendet man jetzt aber die galvanische Versilberung an, wobei eine Silberlösung durch galvanische Ströme zersetzt und das metallische S. in glänzender Schicht auf die Gegenstände
niedergeschlagen wird (s. Cyankalium). Die hierzu dienenden Silberbäder bereitet man durch Auflösen von frisch gefälltem Chlorsilber oder schwefelsaurem Silberoxyd in Cyankaliumlösung. Die galvanische Versilberung ist auf Kupfer, Bronze, Tombak, Messing, Neusilber, Roh- und Stabeisen direkt ausführbar; Zinn, Zink und polierter Stahl dagegen müssen vorher verkupfert werden. Diese Art von Versilberung wird sehr häufig bei Waren aus Neusilber ausgeführt, welche dann den Namen China- oder Perusilber führen.
Die solideste Versilberung bildet die Plattierung (s. Plattierte Waren). Zu einem andern Zwecke, nämlich zur Herstellung von Silberspiegeln, bedient man sich ebenfalls einer chemischen Zersetzung von Silbersalzen, um metallisches S. als dünnes Häutchen auf Glastafeln niederzuschlagen. Hierbei ist die galvanische Kraft nicht anwendbar, weil Glas hierfür keine Leitungsfähigkeit hat. Es lassen sich aber die Silbersalze sehr leicht durch verschiedene Stoffe zersetzen, welche ein Bestreben haben, Sauerstoff an sich zu ziehen, also eine reduzierende Wirkung haben, wie ätherische Öle, Weinsäure, Trauben- oder Milchzucker.
Als Versilberungsflüssigkeit dient salpetersaure Silberlösung, der so viel Ammoniak zugesetzt ist, daß der anfänglich entstehende Niederschlag wieder aufgelöst wurde. Hiermit mischt man die reduzierenden Substanzen und gibt das Gemisch gleich in einer Schicht auf die mit einem Rand versehene Glasplatte, auf welcher bald das Anwachsen eines Silberhäutchens beginnt. Die Silberspiegel sind weit schöner als die gewöhnlichen mit Zinn-Quecksilberbelag. -
Das Probieren des S., die Ermittelung seines wirklichen Silbergehalts, ist im Verkehr mit dieser Ware von besondrer Wichtigkeit. Die Anwendung von Probiersteinen (s. d.) gibt nur ungefähre Resultate. Das eigentliche, seit lange geübte Probierverfahren ist die sog. Coupellation oder das Probieren auf der Kapelle. Unter letzterm Worte versteht man ein kleines Tiegelchen, das aus gepulverten gebrannten Knochen durch Schlagen in einer Hohlform hergestellt ist. Hierein wird eine abgewogene Probe des zu prüfenden Silbers nebst einer bestimmten Menge reinen Bleies gethan und die Kapelle der Hitze des Probierofens ausgesetzt. Es geschieht hier im kleinen dasselbe wie bei der Treibarbeit im großen: S. und Blei schmelzen zusammen, das letztere vewandelt ^[richtig: verwandelt] sich allmählich vollständig in flüssige Glätte, welche die fremden Metalle aufnimmt und mit diesen von der porösen Masse der Kapelle aufgesogen wird, indes ein Korn reinen Silbers übrig bleibt, welches von neuem gewogen wird. Es gibt aber diese Probe keine sehr genauen Resultate, weshalb die weit zuverlässigere nasse Probe den Vorzug erhalten hat. Es gilt dabei, das vorhandene S. in Chlorsilber überzuführen.
Man löst die vorher gewogene Probe in Salpetersäure auf und setzt dazu aus einer, mit Teilstrichen versehenen Probierröhre Kochsalzlösung von einem genau bestimmten Stärkegrade tropfenweise so lange zu, als noch weiße Flocken von Chlorsilber ausgeschieden werden. Ist die Fällung vollendet, so ersieht man an der Skala, wie viel Salzlösung hierzu verbraucht wurde. Erfahrungsgemäß sind 58,7 Gewichtsteile Kochsalz erforderlich, um 108 Teile S. als Chlorsilber zu fällen; auf Grund dieser Verhältniszahlen läßt sich demnach der Silbergehalt leicht ausrechnen. Um überhaupt rasch zu erfahren, ob ein weißes Metall S. oder eine Versilberung echt oder unecht sei, kann folgende Probe dienen: Man bereitet eine Mischung von rotem chromsauren Kali und chemisch reiner Salpetersäure, setzt davon mit einem Glasstäbchen einen Tropfen auf das gereinigte Metall und spült ihn mit Wasser behutsam wieder ab.
Echtes S. bekommt sofort einen blutroten Fleck von chromsaurem Silberoxyd;
andre Metalle oder Legierungen mit wenig S. färben sich anders, schwarz oder braun, oder werden nur angeätzt. -
Von den Salzen des S. ist das salpetersaure Silberoxyd (Argentum nitricum) das wichtigste. Sonst hauptsächlich nur als chirurgisches Ätzmittel (Höllenstein, Lapis infernalis), zum Schwarzfärben der Haare, als Zeichentinte für Wäsche gebraucht, ist jetzt durch die Bedürfnisse der Photographie sein Verbrauch viel großartiger geworden und viele Fabriken beschäftigen sich mit seiner Herstellung. Man rechnet, daß die Photographie in Europa alljährlich nicht weniger als 30-40000 kg. S. aus dem Verkehr nimmt.
Das Salz wird erhalten durch Auflösen reinen S. in reiner Salpetersäure in der Hitze, Eindampfen unter Umrühren, bis die Salzmasse trocken und überschüssige Säure verjagt ist, Wiederauflösen in wenig destilliertem Wasser und langsames Verdunsten zur Kristallisation. Es entstehen farblose, tafelförmige Kristalle, die das kristallisierte Salz des Handels bilden. Nur in der Form verschieden ist das geschmolzene Salz (Arg. nitr. fusum), der eigentliche Höllenstein. Es wird erhalten durch Schmelzen des vorigen in der Hitze, bis es wie Wasser fließt, und durch Ausgießen in Formen zu federkielstarken Stängelchen.
Beim Erstarren nimmt die Masse eine strahlige Beschaffenheit an, die sich auf der Bruchfläche der Stifte zeigt. Dieselben sind entweder rein weiß oder grau, das letztere wegen Ausscheidung von etwas metallischem S. an der Oberfläche. Dieses Silbersalz, das in beiden Formen etwa 140-150 Mk. das kg kostet, hat einen scharf metallischen Geschmack, ist äußerst ätzend und wirkt innerlich genommen als Gift. Indes wird es in kleinen Gaben auch medizinisch verwendet, als äußeres Ätzmittel aber immer in Stiftform.
Hierfür hat man auch einen gemilderten Höllenstein (Arg. nitr. mite), dem in bestimmten Verhältnissen Kalisalpeter beigeschmolzen ist. Dieses Produkt hat keinen sternförmig strahligen, sondern einen glatten Bruch. Es soll auch als Verfälschung vorkommen, wäre dann aber leicht schon an der Bruchprobe zu erkennen. Das salpetersaure Silberoxyd bildet den gewöhnlichen Ausgangspunkt für andre Silberpräparate, da die Lösung des Metalls in dieser Säure am leichtesten vor sich geht. Durch Kochen des S. in konzentrierter Schwefelsäure ist das schwefelsaure Salz zu erhalten. Sonstige käufliche Präparate für photographische, resp. medizinische Zwecke sind
essigsaures S., Jod-, Cyan- und Chlorsilber. - Zoll: Silbererze, S. in Barren, Bruchmetall, Silbermünzen, ebenso Silbersalze, z. B. Höllenstein, Cyan-, Jod-, Brom-, Chrom- und essigsaures S. sind zollfrei. Silberwaren gem. Tarif Nr. 20 a; versilberte Waren aus unedlem Metall Nr. 20 b 1.
Vgl. „Neusilber“ und „Plattierte Waren“.