Ölgehalt 56-58, selbst 70%, gewinnbar 50%, das Speiseöl des Orients, auch verwendet
zu Verfälschung des Olivenöls;
die Sesamkuchen sind geschätztes Futter;
der
Ruß von
Sesamöl soll den Hauptbestandteil
der chinesischen
Tusche bilden.
Das
Öl wird auch in den europäischen Staaten geschlagen und deshalb viel S.
eingeführt. Der Preis schwankt zwischen dem von
Oliven und
Mohn; es wird versendet in Fäßern zu 3 Ztr. und im kleinen in
Blechbüchsen. - Zoll vgl.
Sesamöl.
(oleum sesami); dasselbe wird aus den ölreichen Samen von Sesamum Orientale gewonnen; die Samenkörner sind
sehr klein, eiförmig oder mehr gerundet, von Farbe weiß, bräunlich oder schwarzbraun. Die angenehm
schmeckenden Samen enthalten bis zu 70% fettes
Öl, das im ganzen Orient als Speiseöl im allgemeinen Gebrauch steht. Manche
Autoren lassen die Sesampflanze aus dem südlichen Asien stammen, während andre das dort gebaute Gewächs zu einer besondern
Art, Sesamum indicum, machen. Jedenfalls sind die Unterschiede zwischen beiden nicht wesentlich. Bei
den Hindus ist das
Öl als Küchenartikel noch besonders wichtig, da sie keine tierischen Fette genießen dürfen.
Das
Öl ist ein nicht trocknendes, ist kalt gepreßt schön hell, blaßgelblich, während die warme Nachpressung noch eine
geringere dunkle Sorte ergibt. Es hat einen angenehmen Geschmack und kommt am nächsten dem Mohnöl.
In unsre Abendländer hat sich das
Öl erst in neurer Zeit recht eingebürgert, sodas es schon ziemlich allgemein in Kaufläden
geführt wird. Es werden zum Behuf des Ölpressens große Quantitäten Samen aus Ostindien, der Levante, aus Südafrika in
England, Frankreich, Deutschland und Italien eingeführt. In Deutschland wird nur eine Sekundaware aus
ostindischem und südafrikanischem Samen erzeugt, welche stark gelb ist; die helle Primasorte, aus levantischem Samen kalt
gepreßt, kommt aus Südfrankreich.
Das
Öl kann ganz wie Provencer- und Mohnöl gebraucht werden, soll auch in großem Maßstabe zum Verschneiden des erstem
dienen, wozu es sich jedenfalls am besten eignet. Es läßt sich aber die Zumischung durch die Schwefelsäureprobe
entdecken, da sich S. mit der Säure dunkelrotbraun färbt, Olivenöl nicht. Das
Öl paßt auch wie das
Behenöl sehr gut zur
Aufnahme von Blumengerüchen. Die Verwendung desselben geschieht in Fässern bis zu 3 Ztr. Inhalt;
kleinere Posten werden in Blechbüchsen gefüllt. - Zoll gem. Tarif Nr. 26 a 1 oder 2. S.-samen
ist zollfrei.
(frz. châles, engl. shawls) sind bekannte Stücke
des weiblichen Putzes, die jetzt überall angefertigt werden, im Original aber, wie auch ihr Name, aus Asien stammen und
früher, bevor es europäische Nachahmung gab, nur von dort als kostbare Prachtstücke bezogen werden
konnten. Noch jetzt sind echt indische S. ein geschätzter, über alle Mode erhabener Artikel. Der Handel damit erfordert
aber eine so genaue Kennerschaft, wie sie ein Edelsteinhändler in seinem Fache haben muß. In London, dem Stapelplatze der
indischen Artikel, werden jährlich zweimal
Shawlsauktionen gehalten; die schönsten Stücke gehen aber
von Indien direkt nach Paris und die großen Pariser Händler in Modewaren halten in Indien ihre besonderen Agenten, welche
die Waren aufkaufen oder vielmehr auf Bestellung arbeiten lassen.
Der Ursitz der Shawlweberei ist das große Hochthal Kaschmir im Himalayagebirge. Es wird dort die schönste
Ware produziert, aber die Zahl der Weber hat sich aus verschiednen Ursachen in neurer Zeit bedeutend verringert, besonders
wegen der Verkleinerung der Konsumentenzahl und dadurch verursachter Auswanderung der Weber ins britische Indien. Niemals
aber bringen dieselben Arbeiter ihre Stoffe anderwärts in gleicher Farbenschönheit zu Stande wie in der
Heimat; man erklärt dies aus der großen Reinheit von Luft und Wasser in Kaschmir. Der Stoff zu den echten Kaschmirshawls
ist das feine Unterhaar der Kaschmirziege, einer Abart der gewöhnlichen, welche aber nicht in Kaschmir, sondern auf dem
kalten trocknen Tafelland von Thibet gezogen wird, 4000-4500 m hoch über der See. In allen andern Gegenden,
wohin man die Ziege zu verpflanzen gesucht hat, artet das
Haar rasch ins Grobe aus. Der Hauptmarkt für das
Haar ist Kilghet, 20 Tagereisen
von der Nordgrenze Kaschmirs entfernt.
Das feine Flaumhaar, das von dem groben Oberhaar sorgfältigst abgesondert wird, hat am nämlichen
Tier zwei
Farben, weiß und eine Art aschgrau; von jeder Sorte gibt ein
Tier etwa ein kg im Jahr; die Gewinnung geschieht durch Abkämmen.
Das weiße wird gefärbt, während die Kunst an dem grauen nicht viel zu veredeln weiß, weshalb man es meist naturell verarbeitet.
Das
Haar wird vor der Verarbeitung mehrmals mit Reisstärke gewaschen, was für sehr wesentlich gehalten
wird; es verliert dabei die Hälfte seines Gewichtes.
Aus der sorgfältig gekämmten
Wolle fertigen die Spinnerinnen Fäden von der Länge des zu webenden Stückes. Besondere Sachverständige
teilen dem Weber das für die verschiednen Farben passendste Garn in den zu einer Arbeit nötigen Quantitäten
ab, worauf es der Färber erhält. Die indischen Färber sollen 64 Farbentöne zu erzeugen verstehen, alle untadelhaft echt.
Das farbige Garn dient zu Erzeugung der Muster; Ketten- und Schußgarn für den Grund bleiben weiß.
Der Weber schlichtet die Kette mit dicker Reisabkochung, sodaß sie getrocknet ganz hart und steif wird.
In selteneren Fällen nimmt man die Kettenfäden doppelt, wodurch sehr dicke, teppichähnliche Stoffe entstehen. Die Dispositionen
für die Muster erhält der Weber von einem besondern Dessinateur. Er schießt hiernach die farbigen Fäden in den geköperten
Grund, indem er alle und selbst die kleinsten Musterpartien mit einzelnen Schützen oder vielmehr garnbewickelten
Holznadeln ausführt. Die Arbeit ist also eine broschierte und das Muster auf beiden Seiten sichtbar. Hierdurch unter andrem
unterscheiden sich die echten S. von allen europäischen Nachahmungen, da diese eine Rechts- und eine Linksseite haben, weil
man hier lancierte Arbeit macht, d. h. jeden Farbenfaden ganz durchlaufen
¶
mehr
läßt. Was hier nicht in das Muster fällt, liegt in freien gestreckten Fäden auf der Rückseite und wird ausgeschnitten.
Nur Doppelshawlgewebe sind beidseitig, da hier die beiden Linksseiten ins Innere fallen. Die indischen Weber verfertigen
stets zwei gleiche S. mit einander und zwar stückweise, die Mittelstücke und die beiden Endstücke
sowie auch die Bordüren jedes besonders. Die Einzelstücke werden schließlich aufs Feinste zusammengenäht. Ein paar S.
erfordern, je nach dem Grade der Feinheit, die Arbeitskraft mehrerer Personen durch vier Monate bis vier Jahre.
Hiernach müssen diese Waren notwendig teuer sein, trotz der geringen Arbeitslöhne in Asien. Die gewöhnlichen Preise in
Indien selbst gehen von 50-300 engl. Guineen (à 18,5 Mk.). In Europa
hat man diese ostindischen Erzeugnisse zunächst seit Anfang dieses Jahrhunderts möglichst genau nachzuahmen gesucht, besonders
in Frankreich, auch hier wie in England die Kaschmirziege einführen wollen, freilich ohne allen Erfolg, denn die Tiere leben
und vermehren sich wohl, aber produzieren nicht das feine Flaumhaar, oder nur sehr wenig. Zu den feinsten
inländischen Erzeugnissen Frankreichs (Paris, Lyon, Nimes) und Englands (Norwich, Paisley, Edinburg) bezieht man zum Teil
noch echte Kaschmirwolle; übrigens hält man sich an andre passende Webstoffe und auch die Musterung ist meistens keine
strikte Nachahmung des indischen Geschmacks mehr. Es führen daher den Namen S. jetzt sehr verschiedne
Webereiartikel, welche Umschlage- oder Umhängetücher sind, entweder rein quadratische oder doppelt so lang als breit (Longshawls).
Die europäische Ware wird in dreierleiweise fabriziert: entweder auf dem Jacquardstuhle bunt gewebt, oder mit Mustern bedruckt,
oder gestickt. Außer reiner Kaschmirwolle (Pariser oder Ternauxshawls) verwendet man zum Grund gezwirnte
Floretseide mit Schuß für das Muster aus Kaschmir, oder beide aus ganz feiner Wolle (Lyoner S.), oder zum Grund zum Teil
Floretseide, zum Teil Baumwolle, zum
[* 2]
Figureneinschuß mehr oder weniger feine Wolle (Wiener, englische und schottische, Nimeser,
Elberfelder, Berliner S.) etc. Es kommen ferner vor ganz seidene, Seide mit Kammgarn, statt des Köpergrundes
solche aus Satin, Thibet, Gaze, Krepp, Musselin etc. In Sachsen fertigt man für den Export wohlfeile derartige Tücher als halbwollene
(mit Baumwolle), wie auch ganz baumwollene. Die schönsten S. werden in Frankreich und in Wien gemacht, wo man die Fabrikation
dieses Artikels sehr stark in allen Sorten, vom geringsten bis zum feinsten, betreibt. Die besten Wiener Produkte gehen häufig
als französische. - Gestickte S. werden aus glatten Geweben hergestellt, in die man in Wolle oder Seide Muster, Bordüren,
Eckstücke einstickt und Fransen ansetzt; auch buntgewebte S. verschönert man öfter noch durch Stickerei.
- Zoll: Gewebte wollene Shawltücher mit drei oder vier Farben s. Tarif Nr. 41 d
7;
mit fünf oder mehr Farben Nr. 41 d 8. - Unter S. im Sinne des Tarifs Nr. 41 d 7 u. 8 werden
nur die echten orientalischen aus Kaschmir oder andrer feiner Wolle, sowie die mit der Jacquardmaschine
hergestellten Nachahmungen
verstanden, welche sich von andern im Handel ebenfalls unter dem Namen S. vorkommenden Umschlagetüchern
durch ihre in lebhaften Farben hergestellten eigentümlichen Muster unterscheiden.
Letztere sind durch Brochieren oder Lancieren
hervorgebracht und zeigen sich entweder auf beiden oder nur auf einer Seite. - Umschlagetücher (S.)
aus Wolle und Halbwolle werden gem. Tarif Nr. 41 d 5 α oder,
was häufig vorkommt, wenn sie bedruckte Fäden enthalten, gem. Nr. 41 d 6 α
verzollt. - Seidene S. gem. Nr. 30 e, halbseidene gem.
Nr. 30 f. -
Shawltücher, welche durch Nähen oder Heften die Form von Mantillen erhalten haben, werden gem.
Nr. 18 a bis c verzollt, jedoch nur dann, wenn der Zollsatz für den S. nicht höher ist
als für Kleider.