in welcher die wirksamen Bestandteile enthalten sind. Der Geruch ist schwach, unangenehm ranzig, der Geschmack, ähnlich
wie bei der
Seifenwurzel, süßlich und nachgehends scharf und kratzend, und rührt von dem nämlichen Bestandteile her wie
in jener Wurzel, nämlich von einem Gehalt an Saponin oder einem ganz ähnlichen Körper. Die Drogue
wird in Form von Abkochungen, oder als
Extrakt oder
Sirup als schweiß- und urintreibendes Mittel besonders bei chronischen
Katarrhen gebraucht. - Zollfrei. Wässeriger und fester
ExtraktausL. ist gem. Tarif Nr. 5 i zollfrei, weingeistiger
gehört unter Nr. 5 a, S.-sirup unter Nr. 25 p 1, da
er zuckerhaltig ist.
(SinapisTourn.), Familie der Kreuzblütler, Gruppe Brassiceen, engl. Mustard, frz.
moutarde, holl. mostaard, mosterd, ital. senapa, mostarda,
Pflanzengattung, welche in den kultivierten Arten zu den Küchenkräutern,
Öl-,
Gewürz-, Arznei- und Futterpflanzen, gehört,
Man unterscheidet:
1) weißen (gelben) S., (Garten-, englischen, Schnabelsenf, Ranken, Rockhelen, Rockheit) Sinapis albaL., einjährig, 60 bis 120 cm
hoch, Blumenkrone gelb, Stengel wenig behaart, Schoten steifhaarig, Samen kugelig, hellgelb, selten rötlichbraun, wild (30-50
cm hoch) und angebaut in England, Holland, in Mittel- und Süddeutschland, besonders in Thüringen, Württemberg und am Rhein,
in Rußland und in Kleinasien;
2) der schwarze S. oder braune S.,S. nigraL. und Brassica nigra koch., bis 1,5 m hoch, mit kurzen,
dünn geschnäbelten zweifächrigen Schoten und 4-6 Samen in jedem Fach, geruchlos, rundlich, oval, rotbraun, wild in Europa
und Vorderasien, angebaut im Elsaß, in Böhmen, seltner im sonstigen Deutschland, in Holland, Belgien, England, Italien,
Griechenland und auch in Amerika (Kalifornien etc.);
3) S.junceaL., mit Samen ähnlich denen des schwarzen S., wird in Innerafrika bis Ägypten, in Südrußland,
China und Indien
angebaut und liefert den Sareptasenf;
Der weiße S. wird als Ölpflanze auch vielfach mit
Dotter zusammen gebaut, am liebsten auf Neubruch und
Schlammboden, aber auch noch auf trocknen Bodenarten, im April breitwürfig und in Reihen (20-30 l Saatgut). Er ist unempfindlicher
gegen Kälte als
Raps, leidet aber sehr stark von Erdflöhen und von allen sonstigen Feinden der Kruziferen und besonders
der Rapsarten, aber in geringerem Grade. Ertrag 14 bis 24 hl Körner und 10-15 m.
Ztr. Stroh; als Grünfutter liefert er einen guten Schnitt und geschätztes Futter für Milchvieh,
besonders im Gemenge; auch dient er als Düngungspflanze.
Der schwarze S. lohnt geringer, etwa zu 75% der Samen- und Strohernte, zu Futter und Gründünger gar
nicht. Er leidet leicht durch Samenausfall. Er dient nur zu
Öl, als Zuthat zu weißem S. bei der Senfbereitung, zu
Senföl
und zu medizinischen Zwecken.
Der
Senfsame,
Semen Sinapis, wird zn ^[richtig: zu] Senfmehl, Sarepta- und schwarzer S. am meisten zu Senfpflaster und Senfpapier
(Moutarde
en feuilles, Mustard paper) benutzt, während das
Mehl des weißen S., minder scharf und beißend,
vorzugsweise zur Bereitung des Speisesenfs (Mostrich) dient, und Sarepta- und schwarzer S. nur als Zuthat dazu benutzt werden,
außerdem aber zur Darstellung des ätherischen
Senföls, welches im weißen S. sich nicht durch das Myrosin bilden kann,
diesem also fehlt. -
Deutschland baut etwa 1500 ha S. zum Körnergewinn, an 160 ha zur Heugewinnung und 114000 ha als Nebenfrucht. Die Körnerernte
ist 30600 Ztr., Rußland führt etwa 5300 Pud aus, halb nach Deutschland und halb nach Frankreich.
Holländischer S. wird in Säcken à 1 Mud oder 68 kg zum Preise von 38-48 Mk.
verkauft, Puglieser, via Triest, zu 56-60 Mk. Zur Samenzucht verkaufen die Händler braunen holländischen
zu 1 Mk., gelben holländischen zu 0,7 Mk., reingelb englischen zu 0,8 Mk.
pro kg, im großen für 100 kg zu 80, 55, 70 Mk. Der gemahlene S. wird in Blasen, Büchsen, Krügen,
Staniol etc. verpackt, der S. zum Speisen mit Weinmost (süßer S.), oder mit
Essig angemacht und mit
Mehl, Kurkuma,
Zwiebeln,
Knoblauch,
Salz etc., je nach lokalem Geschmacksbedürfnis, gemischt und gut verschlossen, meist in
Steintöpfen oder Gläsern verkauft. In Deutschland ist der Düsseldorfer das beliebteste Fabrikat; er geht in Glastönnchen
zu 50 und 75 und in Steintöpfen zu 40 und 75 Pfund, pro Pfund zu 0,5 Mk., ausgewogen
zu 0,6 Mk., Rheinischer Weinmostsenf in Glastönnchen zu 1 Mk., engl.
Mustard, Crosse & Blackwell, in Porzellanvasen zu 1,25 Mk., Batty & Co. zu 1,8 und 2 Mk.,
englisch Senfpulver in Paketchen zu 40 Pf., in Blechdosen zu 75 Pf., in Gläsern zu 2 Mk.,
Pariser S. in weißen Krügen zu 1,50 Mk. Moutarde de Maille à l'estragon, à la Ravigette, Capres
et
Anchovis und fines herbes zu 1,2 Mk. pro
Glas. - Zoll s.
Senfsamen.
Diesen Namen führt sowohl das fette, als auch das ätherische
Öl des
Senfsamens. Das
fette S. (oleum sinapis pingue) beträgt beim schwarzen
Senf 20-25%, beim weißen bis 30%; es ist gelb und wird wie
Rüböl
verwendet. Das ätherische Senföl (oleum sinapis aethereum) ist in dem schwarzen
Senf nicht fertig gebildet, sondern entsteht
erst aus demselben durch Einwirkung von Wasser (s.
Senfsamen). Behufs seiner Darstellung preßt man zunächst
das fette
Öl ab und läßt das Senfmehl mit Wasser angerührt in der Destillierblase eine Zeitlang stehen, bevor die Destillation
mit Dampf beginnt.
Das ätherische S. ist dünnflüssig, gelblich, von 1,01-1,04 spezif. Gewicht und besitzt einen äußerst scharfen, die
Augen zum
Thränen reizenden Geruch; auf die Haut gebracht erregt es Brennen, Rötung und Blasen. Seine Auflösung in
Alkohol
wird Senfspiritus (spiritus sinapis) genannt; man verwendet es nur medizinisch. Seiner chemischen Zusammensetzung nach ist
das S. Schwefelcyanallyl oder Rhodanallyl. Man hat jetzt auch künstlich dargestelltes S. im Handel, welches aus
Allylalkohol bereitet wird, den man aus
Glycerin gewinnt. Dieses künstliche S. wird mit 44 Mk. pro kg verkauft, während
das aus Samen circa. 62 Mk. kostet. - Zoll: Fettes S. gem. Tarif
¶
mehr
im Anh. Nr. 26 a 1 oder Nr. 26 a 4; ätherisches Nr. 5 a.