oder
Satin. Gemusterte Zeuge kommen in der größten Mannigfaltigkeit und unter den verschiedensten Namen vor und es gehören
dahin alle gewürfelten, gestreiften, geblümten Gewebe. Samtartige Stoffe sind der echte
Samt, geschnitten und ungeschnitten,
sowie
Plüsch und Felbel. Gazeartige Gewebe kommen als
Gaze,
Flor,
Marly,
Krepp, Stramin,
Barège, Beutelgaze vor. -
Die gemischten Stoffe zeigen die größte Mannigfaltigkeit in der Zusammenstellung des Materials, der Farben und Muster,
und es geht darin die S. in Verbindung mit
Wolle,
Alpaka,
Mohair,
Baumwolle und Leinen ein, entweder als Kette oder als Schuß.
Bei den Mischgeweben hat besonders auch das Garn aus Abfallseide Verwendung. Seidene
Bänder sind ein
starker und umfangreicher Fabrikartikel. Sie unterscheiden sich von den Zeugen im Grunde nur durch ihr schmäleres Format,
da alle Manieren und Effekte der Weberei in beiden Warenklassen wiederkehren. -
Andre Seidenfabrikate sind noch die gewirkten Stoffe, wie Strümpfe,
Handschuhe, Geldbörsen, die seidenen Tülls und die
Seidenspitzen, sowie Schnuren und andre Posamentierarbeiten. -
Endlich ist auch noch eine Seidenindustrie erwähnenswert, welche ihr Dasein auf
Abfälle von Seidengeweben gründet. Man
gewinnt jetzt Seidenshoddy aus seidenen Lumpen, mit denen man bislang nichts anzufangen wußte, da sie nicht einmal zu
Papier
tauglich sind. Man ist nun dahin gekommen, aus den Lumpen ohne allen Zusatz, in der Art wie es die Shoddyfabriken
an wollenen Lumpen üben (s.
Kunstwolle), Strick- und Webgarn herzustellen. Die erste Seiden-Shoddyspinnerei entstand vor
zwölf Jahren bei Chemnitz. -
Die neueste Statistik über S. nach Neumann-Spillart ^[richtig: Neumann-Spallart] ergibt für:
Frankreichs Ausfuhr an Seidenwaren war 1878 253 m. fr. (1873
noch 479 m. fr.), die der Vereinigten Staaten von Nordamerika 723251
Pfd. (1873 517792 Pfd.); Deutschland führte 1879 im ganzen ein Kokons,
Seide, Florettseide, nicht gefärbt etc. 35128.5 m. Ztr.,
gefärbt 1766 m. Ztr., Seidenwaren 3081 m. Ztr.
Die Ausfuhr-Ziffern für diese Kategorien waren 8494-4974 und 21245.5
m. Ztr. -
Zoll:Kokons, S. gehaspelt und filiert,
Floretseide gesponnen oder gezwirnt, alle S. ungefärbt und seidene
Lumpen zollfrei. Seidenwatte gem. Tarif Nr. 30 b; S. und
Floretseide gefärbt, auch gefärbter
Zwirn und Lacets aus
Floretseide
Nr. 30 c.
Zwirn aus Rohseide (Nähseide) Nr. 30 d. Gewebe aus S., einschließlich der
Spitzen, Strumpf- und Posamentierwaren,
mit alleiniger Ausnahme der ungemusterten Tülle, welche gem. Tarif Nr. 30 e
Anm. einem Zoll von 250 Mk. pro 100 kg unterliegen, werden der Tarifnummer 30 e
unterstellt. Der gleichen Nummer gehören halbseidene Waren in Verbindung mit Metallfäden an. Andre halbseidene Waren gem.
Tarif Nr. 30 f.
(Kellerhalsrinde, cortex Mezerei). Der Seidelbast (Daphne Mezereum) ist ein in höher
gelegenen Laubwäldern Deutschlands und überhaupt des nördlichen Europa nicht seltener Strauch mit kleinen rosenroten,
trichterförmigen und vierspaltigen, vor den Blättern erscheinenden, stark duftenden Blüten und bei der Reife ziegelroten
Beeren; er gehört zu den Giftpflanzen. Die dünne Rinde der meist nur federkielstarken und dünnern Stämmchen oder Ruten,
im Spätherbst oder Ausgang Winters geschält, ist offizinell und dient vermöge ihrer scharfen Bestandteile
als blasenziehendes oder hautreizendes Mittel, indem sie entweder im aufgeweichten Zustande selbst aufgelegt wird, oder indem
man den daraus bereiteten weingeistigen
Extrakt verwendet. - Zollfrei. Der weingeistige
Extrakt aus S. wird gem. Tarif Nr. 5 a
verzollt.
(lat. sapo, franz. savon, engl.
soap). - Im allgemeinen versteht man unter diesem Namen diejenigen Fabrikate, welche aus einer Verbindung irgend einer anorganischen
Basis mit fetten Säuren bestehen. Je nach Art dieser Basen sind die Seifen verschieden in ihren Eigenschaften. Diejenigen,
welche man im gewöhnlichen Leben Seifen nennt, sind in Wasser löslich und enthalten als Basis Natron,
die weichen oder Schmierseifen dagegen
Kali. Die Seifen, welche
Kalk,
Magnesia, Bleioxyd,
Thonerde, etc. enthalten, sind in Wasser
unlöslich und werden niemals zum Waschen, sondern zu anderen Zwecken verwendet; so ist z. B.
das Bleipflaster der Apotheken eine Bleiseife. -
Die Fettstoffe, welche zur Darstellung der Seifen dienen, sind entweder tierischen oder pflanzlichen
Ursprungs. Von den erstern sind besonders zu nennen der
Talg von Schafen, Rindvieh, Ziegen, das Fett von Pferden, Schweinen,
Walfisch, Robben und
Fischthran überhaupt. Von Pflanzenfetten werden Olivenöl, Palm- und Kokosnußöl,
Sesam-, Rüb-,
Hanf-,
Leinöl, sowie viele andre
Öle, namentlich auch Ölsäure aus den Stearinfabriken verwendet. Als Basen
für die gewöhnlichen Seifen dienen
Kali oder Natron, und zwar im ätzenden Zustande, daher das erste Stadium zur Seifenbereitung
die Herstellung von
Ätzlaugen aus
Soda oder
Pottasche (oder an deren statt Holzasche) ist. Indem man diese Stoffe mit Ätzkalk
mengt, das Gemenge erhitzt und mit Wasser auszieht, erhält man die verlangten Laugen, da die
Soda (kohlensaures
Natron) und die
Pottasche (kohlensaures
Kali) durch den
Kalk¶
mehr
ihrer Kohlensäure beraubt und somit ätzend geworden sind. Übrigens sind Ätzlaugen jetzt käuflich und Fabrikartikel. Zu
Talgseife wird der Talg von unreiner Beschaffenheit erst mit Dampf geschmolzen und durch Stehenlassen geläutert. Das Sieden
der S. geschieht in Kesseln, die einen hohen Randaufsatz haben, weil die siedende Masse hoch aufsteigt, entweder
über freiem Feuer oder neuerdings in Fabriken vorteilhafter durch einströmenden Dampf. Das Sieden unter fortwährendem
Rühren ist eine langwierige, viele Stunden dauernde Arbeit, weil sich die Fette und Alkalien nur sehr allmählich mit einander
verbinden. Die Lauge wird in verschiednen Portionen allmählich zugesetzt. Schließlich hat sich der Kesselinhalt in eine
gallertartige, dünne Masse, den Seifenleim, verwandelt. Es macht nun aber einen Unterschied, ob mit Kali- oder Natronlauge
gearbeitet wird. Die Natronseifen sind die gewöhnlichen harten Seifen, während das Kali nur Schmierseifen gibt.
Wenn gleichwohl seit alten Zeiten immer mit Holz- oder Pottasche gearbeitet und doch harte S. erhalten wurden, so
geschah dies, weil man immer Kochsalz mit in Anwendung brachte. Das Salz, welches nach und nach der verkochten Masse zugegeben
wird, hat die Wirkung, daß Lauge und S. sich trennen und letztere in einer Schicht oben aufschwimmt, weil S. in einer salzhaltigen
Lauge nicht löslich ist. Neben dieser sichtbaren Wirkung geht aber noch eine unsichtbare her; das Kochsalz
(Chlornatrium) tritt seinen Natriumgehalt an die S. ab und nimmt dafür Kalium auf, wird also zu Chlorkalium, das in der Lauge
bleibt. Die Kaliseife wird also nachträglich in Natronseife verwandelt. Wird direkt mit Natronlauge gesotten, wie dies jetzt
ganz gewöhnlich ist, so hat das Aussalzen (hier mit weniger Salz) nur den Zweck der Trennung von S. und
Lauge.
Diese Lauge hat den Namen Unterlauge; sie bildet jetzt einen Handelsartikel und wird von Fabrikanten behufs Gewinnung des
darin enthaltenen Glycerins aufgekauft. Die infolge des Aussalzens im Kessel emporgetretene und eine Decke bildende S.
heißt der Kern; um eine wirkliche reine Kernseife darzustellen, wird das Aussalzen zweimal und nach Umständen mehrmals
vorgenommen, also nach dem ersten Mal die unreine Lauge unter der Seifenmasse abgelassen, frische gegeben und die S. wieder
zu Leim aufgesotten, wieder gesalzen u. s. f. Das Salzen ist daher auch das Mittel, um die S. zu reinigen
und von überschüssigen Laugenteilen zu befreien. Schließlich wird die Masse nur noch mit etwas Wasser wieder gelöst und
gesotten, bis die verlangte Konzentration, also der gehörige Wassergehalt vorhanden ist.
Diese Verrichtung, wobei einströmender Dampf nicht gebraucht werden kann, heißt das Klar- oder Kernsieden; die S., die
bisher eine klümperig schaumige Beschaffenheit hatte, kommt dabei in ruhigen klaren Fluß, wird endlich zäh und bildet
eine sich plattenartig übereinander schiebende Masse. Diese wird noch heiß zum Abkühlen und Festwerden auf die Formen
gefüllt, große, zum Auseinandernehmen eingerichtete hölzerne Kästen mit durchlöchertem Boden,
über welchen ein Tuch gebreitet
ist. Es ziehen sich hier die Reste von Flüssigkeit durch und in acht bis zehn Tagen ist die Masse zu
einem großen Block erhärtet, der nach Wegnahme des Holzwerks erst in horizontale Platten und dann weiter zerschnitten wird.
Während des langsamen Abkühlens bildet sich in der Masse die bekannte Marmorierung (Fluß oder Flaser),
ungefärbt oder gefärbt, das letztere infolge von Unreinheiten, die sich in dies Geäder hineinziehen. Man betrachtet dieselbe
als ein Zeichen von Güte und mit Recht, wenn sie echt ist, denn sie bildet sich nur in S. mit nicht zu viel Wassergehalt
und die marmorierten S. sind daher in der Regel die härtern. Freilich gibt es auch unechten oder künstlichen
Marmor, indem man gefärbte Seifenmasse in kleinen Portionen unter schlechte S. einrührt, wenn sie halb erkaltet ist,
was also höchstens als eine Verzierung der Ware, wenn nicht als ein Täuschungsversuch anzusehen ist. Bei Verarbeitung auf
Kernseife geben 100 kg Talg 150-155 kg Ware. Diese Menge kann um 15-20 kg vermehrt werden, wenn man der
S. so viel mehr Wasser oder schwache Lauge beläßt oder schließlich wieder hinzurührt, wodurch sie die Fähigkeit, Marmorierung
anzunehmen, verliert. Solche schlechtere S. nennt man geschliffene.
Eine Hauptrolle bei der Seifenbereitung spielen jetzt das Palmöl und Palmkernöl;
sie liefern gute Seifen;
das Kokosnußöl dagegen wird nur noch in betrügerischer Weise in der Seifensiederei benutzt;
es verbindet sich nämlich
leicht mit starker Natronlauge zu sehr harten und stark schäumenden Seifen, die einen unangenehmen, lang anhaftenden Geruch
und das Eigne haben, daß sie eine große Menge Wasser oder Lauge (70-100%) binden können und dabei
doch ungewöhnlich hart und trocken sind.
Auch wenn dieses Fett nur zu einem kleinern Teil in einer S. mit verwendet wird,
erhält das Ganze die Fähigkeit, reichlich Wasser zu binden. Es ist sogar thunlich, ohne auszusalzen, gleich den ganzen
Kesselinhalt, also S. und Lauge mit allen ihren Unreinheiten im Gemenge, erstarren zu lassen. S. aus
bloßem Kokosöl oder solche, in welcher dasselbe einen Bestandteil bildet, kann gar nicht durch Aussalzen gereinigt werden,
da sie auch in Salzwasser löslich ist; man hat also in solcher stets den ganzen erhärteten Kesselinhalt.
Man nennt solche S. gefüllte Seifen; es sind solche noch häufig an den Markt kommende Produkte oft
sehr wohlfeil, aber doch immer über ihren wahren Wert bezahlt. Es kommen S. vor, die 50-75% Wasser, daneben noch Soda und
Kochsalz enthalten und dennoch sehr hart sind und gut aussehen. Gute Kernseife soll nicht mehr als
30% Wasser enthalten. Die jetzige raschere Fabrikationsweise, nach welcher man sich das Aussalzen ganz oder größtenteils
erspart, bringt es mit sich, daß die S. jetzt zuweilen Überschuß an Ätznatron haben, am meisten gerade die Toiletteseifen,
weil diese weich und stark schäumend sein sollen. Um sie weicher zu machen, setzt man ihnen auch wohl
etwas Kalilauge zu. Diese und wohl auch andre Sorten werden gar nicht mehr eigentlich
¶