Kalk (Calcaria sulfurosa). Die schweflige Säure bildet mit dem Kalk zwei verschiedne Verbindungen, neutralen
oder einfachschwefligsauren Kalk und saueren oder doppelschwefligsauren Kalk. Gewöhnlich kommt nur letzterer im Handel vor
und wird auch Calciumbisulfit (Calcaria bisulfurosa) genannt. Man erhält dieses Präparat durch Einleiten
von schwefliger Säure in Kalkmilch und verkauft es meistens in Lösung, doch kann man es auch als trocknes Pulver erhalten.
Dasselbe riecht ebenso wie die Lösung nach schwefliger Säure, während der einfachschwefligsaure Kalk geruchlos ist. Man
muß diese Präparate stets in gut verschlossenen und möglichst vollgefüllten Gefäßen aufbewahren,
da, ebenso wie bei der freien schwefligen Säure, durch Einwirkung des Sauerstoffs der Luft nach und nach Schwefelsäure gebildet
wird; es scheidet sich dann aus der Lösung schwefelsaurer Kalk ab.
Der sauere schwefligsaure Kalk wird jetzt viel in Brauereien zum Ausspülen der Gefäße verwendet. Die
Lösung versendet man entweder in Fässern von 150 kg oder in Glasballons; die Preise richten sich nach der Stärke und werden 100 kg
mit 15-18 Mk. bei 5° Bé.
und mit 20-24 Mk. bei 10° Bé.
verkauft. Der Preis für trocknen, pulverförmigen doppelschwefligsauren Kalk stellt sich auf 48 Mk. pro 100 kg,
incl. eiserner Trommel, in welcher die Versendung stattfindet. - Zollfrei.
Natron (Natrum sulfurosum). Ebenso wie mit Kalk bildet die schweflige Säure auch mit dem Natron zwei
Verbindungen und das, was bei dem schwefligsauren Kalk (s. d.) über Bereitung, Eigenschaften, Aufbewahrung etc.
gesagt wurde, gilt auch mit den selbstverständlichen Abänderungen für die Natronsalze der schwefligen
Säure. Es gibt demnach neutrales schwefligsaures N. oder einfachschwefligsaures N. (Natriumsulfit), ein weißes, geruchloses
Salz, und saueres schwefligsaures N. (Doppelschwefligsaures N., Natriumbisulfit, Natrum bisulfurosum), ein ebenfalls
farbloses, aber nach schwefliger Säure riechendes Salz; dasselbe führt im Handel auch den Namen Leukogen. Man versendet
es in Eisenblechtrommeln von circa 150 kg Inhalt zu 44 Mk. pro 100 kg, incl. Trommel. Das flüssige
doppelschwefligsaure N. oder die wässrige Lösung des letzteren kostet bei einer Stärke von 36° Bé. 40 Mk.
pro 100 kg. Verwendung findet dieses Präparat hauptsächlich in Bleichereien als Antichlor. - Zollfrei.
Grün, ein prächtiggrüner Farbstoff, wurde zu Schweinfurt in der Fabrik von W. Sattler erfunden
und zuerst dort bereitet, wird aber jetzt auch in verschiednen andern Orten fabriziert. Dieser Name
kann als eine Kollektivbezeichnung
für alle jene Grünfarben gebraucht werden, deren wesentliche Bestandteile Kupfer und Arsenik, und die hiernach entschieden
giftig sind.
Es sind derartige Präparate unter den mannigfachsten Benennungen im Handel, wie Kaisergrün, Pariser-, Wiener-, Kasseler-,
Neuwieder-, Mitis-, Berggrün, Scheelesches Grün etc. Die Sorten unterscheiden sich durch ihre Nüancen, durch
schönere oder mattere Farbe infolge von wohlfeilen erdigen Zusätzen, auch ist ihre Bereitung nicht durchweg dieselbe; alle
aber sind durch ihren Arsengehalt gefährlich. Das Scheelesche oder Schwedischgrün wird erhalten durch
Fällen eines heißen Gemisches von Kupfervitriollösung und arsenigsaurem Kali mittels Ätzkalilauge. Der Niederschlag ist
basisch arsenigsaures Kupferoxyd, eine dunkelgrüne Farbe.
Das S. im engern Sinne ist ein Doppelsalz aus basisch arsenigsaurem und essigsaurem Kupferoxyd. Die Darstellung dieses brillantesten
Grüns war einige Zeit Fabrikgeheimnis, bis später Liebig die Anweisung dazu gab. Das Verfahren besteht
im wesentlichen darin, daß man siedende Lösungen von kristallisiertem Grünspan (neutralem essigsaurem Kupferoxyd) und arseniger
Säure (weißem Arsenik) zusammengießt. Es entsteht zunächst ein schmutzig grüner flockiger Niederschlag, welcher erst
durch 2-3tägiges Stehen sich in mikroskopisch kleine glänzende grüne Kristalle verwandelt, welche
abgesondert, ausgepreßt und getrocknet werden.
Das Feuer der Farbe beruht nur auf ihrer Kristallform und ist um so höher, je gröber die Kristalle sind. In dieser Form
hat aber die Farbe wenig Deckkraft. Um ein besser deckendes Produkt zu haben, erhält man die gemischten Flüssigkeiten kurze
Zeit im Sieden und es bildet sich hierdurch das Grün sogleich, aber feinpulverig, ohne das Feuer der ersten Sorte, dagegen
gut deckend und zu Öl- und Lackfarben wohl geeignet. Auch das kristallinische Grün verliert durch Zerreiben sein Feuer und
wird dieser zweiten Sorte ähnlich.
Es werden sehr viele Sorten dargestellt. Vom besten Grün kostet das Kilo im Detail etwa 3 Mk.,
die übrigen sind zum Teil bedeutend wohlfeiler. Die gewöhnlichern Sorten sind mit weißen Zusätzen wie Schwerspat u.
dgl. gemischt: gelbgrüne Sorten (Mitisgrün, Papageigrün) sind entweder in der angedeuteten Weise mit abgeändertem Mengenverhältnis
der Zuthaten hergestellt oder nachgängig mit einer gelben Farbe nuanciert. Der Verbrauch dieser äußerst
giftigen Farbe hat bedeutend nachgelassen und wird sich mit Recht noch mehr vermindern, wenn das neue Giftgesetz im Deutschen
Reiche ins Leben getreten sein wird. -
Es gibt ein, von Jedermann ausführbares Mittel zur Erkennung von Arsenik in einer grünen Farbe, den Salmiakgeist.
In ihm sind die Kupfer- und Arsenikpräparate löslich und wenn man einen verdächtig grünen Gegenstand damit abspült, so
erhält man eine blaue Lösung, die man auf Papier überträgt. Bleibt nach dem Verdunsten des freien Ammoniaks ein hellblauer
Rückstand, so liegt nur eine Kupferfarbe ohne
mehr
Arsenik vor; Arsenik aber gibt sich dadurch zu erkennen, daß der Rückstand nicht blau bleibt, sondern eine schmutzig gelbgrüne
Farbe annimmt. Übergießt man etwas S. mit Salzsäure, so löst sich dasselbe mit gelber Farbe; bringt man in diese, in einer
verschlossenen Flasche befindliche Lösung ein Stückchen blankes Kupferblech, so bedeckt sich dieses
infolge der Gegenwart von Arsen nach einiger Zeit mit einer schwarzen Kruste. - Zollfrei. Vgl. Anilinfarben.