schwelend; mit einer Flamme, auch der von
Schießpulver, entzündet, verbrennt sie gleichfalls mit großer Flamme; erfolgt
dagegen die Entzündung durch einen heftigen Stoß, also in der Praxis durch einen Schlagzünder, wobei eine viel höhere
Temperatur entwickelt wird, so erfolgt die Verbrennung unter ungeheurer Kraftwirkung, gleichviel ob der Stoff unter Verschluß
gebracht ist oder freiliegt. Dieselbe Quantität
Wolle, welche ohne Gefahr auf der Hand entzündet werden kann, wird auf dicken
Balken, Eisenplatten oder Granitblöcken, mit Schlag entzündet, ihre Unterlage zerschmettern; ein Strang
Wolle um den dicksten
Baum gelegt wird ihn unter denselben Verhältnissen umreißen. Bei Sprengungen ist es ferner nicht nötig,
das Bohrloch zu verrammen, indem die
Wolle oder noch besser eine Abel'sche Schießröhre, wenn einfach eingeschoben, ihre
volle Wirkung auch thut, sodaß also die gefährliche Operation des Ladens der Bohrlöcher ganz wegfällt. Hierdurch werden
Sprengungen zu friedlichen und kriegerischen Zwecken ganz außerordentlich erleichtert. Auch zur Fabrikation von
Celluloid
(s. d.) dient die S. - Zoll s. Tarif
Nr. 5 e.
(frz. poudre à canon, engl. gunpowder).
Dieser welt- und kulturhistorische Stoff ist bekanntlich ein in Körnerform gebrachtes Gemisch von
Salpeter, Kohle und
Schwefel
und es ist Grund vorhanden zu der Annahme, daß diese drei Dinge sich schon seit uralten Zeiten zusammengefunden
haben mögen und bei Chinesen und Indiern solche Mischungen wenigstens in Staubform, zu Brand- und Feuerwerksätzen u.
dgl., immer bekannt waren. Ein Schießpulver in unserm Sinne konnte aber die
Mischung erst werden durch Körnung der Masse, wodurch erst die langsame Verbrennung in eine momentane verwandelt und die
treibende Kraft des Pulvers voll entwickelt werden kann.
Dieser Fortschritt fällt in neuere Zeiten und ist jedenfalls auch nicht auf einmal geschehen, vielmehr erscheint die Erfindung
des Pulvers als ein Werk, an welchem von seinen ersten Anfängen bis zu der neuzeitigen Ausbildung eine lange Reihe von Zeitaltern
gearbeitet haben. Nachdem durch die heutige Wissenschaft das Geheimnisvolle, was für die Menschen früherer
Zeiten das Pulver haben mußte, geschwunden und das Wesen der Sache offen vorliegt, haben wir nicht bloß ein, sondern viele
S. oder explosive Mischungen und Präparate erhalten und ihre Zahl mehrt sich noch immer; sie übertreffen zum Teil das gewöhnliche
Pulver an roher Kraftwirkung bedeutend, aber wo es nicht allein auf eine solche, sondern auch, wie beim
Schießen, auf eine geregelte Verwendung derselben ankommt, behauptet das alte Pulver noch immer seinen Platz, weil man eben
seine Kraft in bezug auf deren Zeitdauer oder Geschwindigkeit vollkommen beherrschen kann. - Die Bereitung des
Pulvers geschieht in den Pulvermühlen oder Pulverfabriken und verlangt die alleräußerste Vorsicht.
Alle drei Bestandteile müssen von bester Beschaffenheit sein. Früher mußten die Fabriken den
Salpeter des Handels erst
noch selbst weiter raffinieren, während
sie ihn jetzt schon rein genug und fein gemahlen käuflich erhalten können und
nur zu probieren brauchen. Der
Schwefel wird selbst gemahlen und eignet sich hierzu nur der Stangenschwefel
oder Brotschwefel; die sog. Schwefelblumen (sublimierter
Schwefel) sind zu S. nicht verwendbar. Die Bereitung der Kohle, auf
deren gute Beschaffenheit es eigentlich am meisten ankommt, bleibt den Fabriken selbst überlassen. Es taugen zur Pulverkohle
nur leichte weiche
Hölzer wie Pappel, Faulbaum, Linde,
Kastanie, ferner
Flachs,
Hanf, Weinrebe u. dgl. Zur
Verkohlung gelangt das
Holz in Stäben, nicht dicker als ein Daumen, die vorher geschält und durch langes Lagern völlig
getrocknet sind.
Man brennt die Kohlen in eisernen Cylindern bei genau regulierter Feuerung, oder besser noch ohne Feuer
durch Einwirkung von überhitztem Wasserdampf, der auf der einen Seite in einen mit dem entrindeten
Holze gefüllten Cylinder
tritt und auf der andern Seite mit den Gasen und andern Zersetzungsprodukten des
Holzes entweicht. Die Verkohlung des
Holzes
muß bei möglichst niedriger Temperatur vorgenommen werden, damit man eine noch etwas wasserstoffhaltige
Kohle erhält, die leichter entzündlich ist, als die bei höherer Temperatur erhaltene.
Bei einer Temperatur von 270-300° R. gewinnt man die rasch entzündliche, für Jagdpulver geeignete Rotkohle, bei 350°
R. die weniger entzündliche Schwarzkohle für Kriegspulver. Die Kohle muß immer bald verarbeitet werden, da sie rasch Feuchtigkeit
anzieht, auch, in dickern Schichten gelagert, sich selbst entzünden kann. Früher hatte man Stampfmühlen,
auf welchen das Zerkleinern und Mischen der Bestandteile und das Dichten der Pulvermasse ohne Unterschied besorgt wurde;
gegenwärtig hat man die Arbeiten getrennt und pulvert die Bestandteile einzeln in umlaufenden Tonnen, deren Innenwände
mit längslaufenden Holzleisten versehen sind.
Bronzekugeln, welche der Masse beigegeben sind und immer etwas mehr wiegen müssen als diese selbst,
zerdrücken und pulverisieren sie. Nachdem so der
Schwefel, die Kohle, der
Salpeter für sich gemahlen worden, gibt man sie
in den bestimmten Gewichtsverhältnissen zusammen auf die Mengtrommeln. Diese bestehen aus Holzgerippen, mit Sohlleder überzogen;
die mitgegebenen Kugeln sind von hartem
Holz. Je feiner die Stoffe vermahlen und je länger und inniger
sie gemengt wurden, desto vollkommener wird das Produkt.
Die fein gepulverte Masse wird mittels Brausen mit 8-10% Wasser gleichmäßig angefeuchtet und der dadurch gebildete Teig
auf einem
Tuch ohne Ende zwischen schweren Walzen durchgeführt, oder es wird die Masse durch hydraulische
Pressen verdichtet. Man erhält hierdurch Platten von der Härte und dem Aussehen des
Schiefers. Diese Stücke werden nun
entweder (nach englischer Manier) zwischen geriffelten, gegeneinander gehenden Walzen zu Körnern zerbrochen, oder sie kommen,
wie in Preußen, auf eine Körnmaschine, welche das Zerschlagen der Tafeln und das Sortieren der Bruchstücke
in Körner und Staub besorgt. Der
¶
mehr
letztere kommt wieder zu neuer Masse; die Körner werden in luftigen Sälen ausgebreitet, etwas abgetrocknet und sodann in
Trommeln von der Beschaffenheit der Mengtrommeln geschüttet. In diesen, sich langsam drehenden Behältern polieren sich
die Körner durch gegenseitige Reibung. Das Pulver erhält dann die letzte Trocknung; es liegt im Trockensaal auf
gegitterten, mit Wolldecken belegten Rahmen; die Luft wird durch Dampfröhren geheizt und Ventilatoren treiben sie durch
die Gitter hindurch.
Den Beschluß macht das Absieben des noch anhängenden Staubes, das Sortieren in verschiedne Größen und das Verpacken.
Gewöhnlich kommt das Pulver in Fässer, für größere Transporte aber erst in leinene oder lederne
Säcke, die in die Fässer gepackt werden. Kleinere Mengen, namentlich Jagdpulver, werden auch in gläsernen oder blechernen
Flaschen versandt. Pulverfässer dürfen nie gerollt, sondern müssen, der Vorsicht halber, stets getragen werden. Das Mengenverhältnis
der drei Substanzen wird in den verschiednen Ländern nicht ganz gleich genommen. Im Durchschnitt enthalten in 100 Teilen:
Ein verstärkter Schwefelgehalt macht das Pulver unempfindlicher für Feuchtigkeit und haltbarer beim Transport, schwächt
aber seine Kraft, indem er die Verbrennung verlangsamt; größere Kohlenmenge steigert die Entzündlichkeit, aber auch die
Neigung zum Feuchtwerden. Die Eigenschaften eines Pulvers hängen übrigens mehr von der Größe, Gestalt
und Politur des Korns und dem Feinheitsgrade der Mischung, als von den Mischungsquantitäten ab. Der bekannte Unterschied
in der Verbrennung eines Pulvermehls und gekörnten Pulvers hängt lediglich von der Körnung des letztern ab. Die Zwischenräume
zwischen den Körnern gestatten die rasche Fortpflanzung der Entzündung durch die ganze Masse und von
der Größe der Körner hängt die Verbrennungsdauer ab. Ein feines Korn bietet eine im Verhältnis zur Masse viel größere
Oberfläche als ein grobes und verbrennt somit rascher als dieses; daher ist Geschützpulver grobkörnig, weil man dort eine
langsamere Verbrennung braucht, welche nicht sogleich die ganze Spannkraft der Gase auf das Geschoß
wirft.
Das Schießen mit Geschützpulver aus Handwaffen würde dagegen sehr geringen Erfolg haben, wie umgekehrt Jagdpulver in einem
Geschützrohr nur gefahrbringend sein würde. Da das Pulver im geschlossenen Räume brennt, so muß es den hierzu nötigen
Sauerstoff schon in sich selbst haben, und er ist in der That im Salpeter enthalten, der ihn unter Umständen
leicht abgibt. Wird das Pulver irgendwie entzündet, so ist die Kohle der zunächst feuerfangende Stoff und an ihr entzündet
sich auch der Schwefel; beide entreißen aber, um überhaupt brennen zu können, dem Salpeter den Sauerstoff
und es findet somit eine plötzliche Umsetzung der sämtlichen Stoffe statt.
Sauerstoff und Kohle bilden
kohlensaures Gas, der Stickstoff des Salpeters wird frei und gasförmig und diese plötzlich entfesselten
Gase geben die Triebkraft, indes als Rückstand schwefelsaures, kohlensaures und unterschwefligsaures Kali nebst kleinen Mengen
von Schwefelkalium und Schwefelcyankalium bleiben. Von den Pulversorten ist das Pürsch-, Jagd- oder
Scheibenpulver die feinste, mit Körnern etwa so groß wie Mohnsamen, mehr oder weniger poliert und von rundem Korn.
Der glatte und runde Schliff der Pulverkörner macht zwar das Pulver nicht besser, sondern schwerer entzündlich und eckige
Körper sind in dieser Hinsicht vorteilhafter, indes ist doch immer das glattere Pulver auch das beliebtere.
Kriegspulver wird meistens auf staatlichen Pulvermühlen fabriziert und unterscheidet sich in Musketen- und Geschützpulver.
Das erstere ist weniger fein als das Jagdpulver und kaum poliert, das andere sehr grobkörnig und meistens aus eckigen Bruckstücken
bestehend; für großes Belagerungsgeschütz hat man prismatisches Pulver, aus regelmäßigen sechsseitigen
Prismen bestehend, die von sieben cylindrischen, der Axe des Prismas parallelen Kanälen durchzogen werden.
Dem gewöhnlichen Geschützpulver ähnlich und oft noch gröber ist das Sprengpulver für Bergwerke, Steinbrüche, Straßenbauten
u. dgl. Bei diesem letzteren kommen die meisten
Verschiedenheiten der Zusammensetzung vor. Von solchem Pulver verlangt man in der Regel keine rasche
zertrümmernde Kraft, sondern eine langsamere, drückende Gasentwickelung. Nur wenn man in zerklüftetem Gestein zu arbeiten
hat, durch welches langsam entwickelte Gase leicht ohne Wirkung entweichen könnten, muß man eine mehr plötzliche, stoßende
Wirkung zu erreichen suchen; solche Fälle sind es namentlich, wo neuere chemische Sprengmittel wie Dynamit,
Schießwolle u. a., besonders an ihrem Platze sind. - Das S. muß, wenn es gut sein soll, staubfrei
sein und wenig oder nicht abfärben, das Korn sei fest und darf nur gleichmäßig, schwach glänzend, die Farbe bleigrau
sein.
Tief schwarzes Pulver hat entweder einen zu starken Kohlengehalt oder es ist naß gewesen. Die Feuchtigkeit
ist überhaupt der größte Feind des Pulvers; es ist schon ein Übelstand, daß es bei der Fabrikation befeuchtet werden
muß. Im normalen Zustande soll es nie mehr als 1½% Feuchtigkeit enthalten. Auf Papier verbrannt darf gutes Pulver dasselbe
nicht entzünden und nur einen unbedeutenden schwarzen Fleck hinterlassen. Seine Triebkraft wird durch
besondere kleine Vorrichtungen, Pulverkraftmesser oder Eprouvetten, ermittelt, wobei ein bestimmter kleiner Gewichtsteil
in einem kleinen Mörser abgefeuert wird, um zu sehen, um wieviel ein gewisses Hindernis, gewöhnlich ein aufliegender Hebel,
zurückgeschleudert wird. Bei der Verpackung, Versendung und Aufbewahrung des S. muß mit der größten
Vorsicht verfahren werden und sind hierbei überall polizeiliche Vorschriften maßgebend. - Zoll: S. ist zollfrei. Mit S.
gefüllte Patronen werden nach Beschaffenheit der Hülsen nach Tarif Nr. 27 f 2 und 3 oder 19 d 2 verzollt.¶