gar nicht im Betriebe, finden sich noch in manchen Gegenden, im Voigtlande, in Böhmen, Österreichisch-Schlesien, Mähren
etc. Guter Dachschiefer muß vollständig ebenflächig, glatt und möglichst dünn sein, damit
die Tafeln das Dach nicht zu sehr belasten; auf dem Querbruche muß der S. genügend dicht sein und darf keinen eingesprengten
Schwefelkies enthalten, weil solcher S. leicht verwittert. - Zoll: Rohe oder bloß behauene Schiefersteine
sind zollfrei. Dachschiefer, rohe Schieferplatten und roher Tafelschiefer gem. Tarif im Anh. Nr. 33 b.
Gespaltene, gesägte oder sonst bearbeitete Schieferplatten, Schiefertafeln in Rahmen von
Holz, Waren aus S. ohne Verbindung
mit andern Materialien oder nur in Verbindung mit
Holz oder
Eisen ohne Politur und
Lack Nr. 33 d 1; Schieferwaren
in Verbindung mit andern, als den vorgenannten Materialien Nr. 33 d 2. (Vgl. auch Tarif
Nr. 20.)
so nennt man die
Öle, welche durch trockne Destillation aus bituminösen, d. h. von Erdharzen oder Erdölen
durchdrungenenSchiefern gewonnen werden. Die Produkte sind Kohlenwasserstoffe, die sich als Brennöle
verwerten lassen und dem
Petroleum ähnlich sind; die Destillation solcher
Öle wird oder wurde unter anderm zu Autin in Frankreich,
hier und da in den Rheingegenden (z. B. bei Bonn), zu Reutlingen im Württembergischen betrieben,
seit dem Aufkommen des
Petroleums dürfte jedoch diese Industrie, die nicht so wohlfeil produzieren kann,
wohl ziemlich unrentabel geworden sein. - Zoll s.
Petroleum.
(frz. noir de chiste; engl. slate-black),
eine wohlfeile Anstreichfarbe, welche aus groberdigem, zerreiblichem, durch Kohlegehalt schwarzem Schieferthon, sog.
schwarzer
Kreide, durch Mahlen hergestellt wird.
Sie findet sich am besten in der Gegend von Rennes in
Frankreich, ferner auch bei Saalfeld u. a. O. - S. roh und geschlemmt, zollfrei.
(lat. Conium maculatum, frz. conium
maculé oder la grande ciguë, engl. spotted-hemlock). - Von dieser, zu den Doldengewächsen
gehörenden Pflanze sind die getrockneten Blätter offizinell und im Droguenhandel unter dem Namen herba conii
maculati oder herba cicutae bekannt, dürfen aber im Kleinverkehr nicht verkauft werden. Dieses zweijährige Gewächs siedelt
sich gern in der Nähe von Ortschaften, an Zäunen, Wegen, auf Schutthaufen wie in fruchtbarem Lande an und erreicht 9-12
dm Höhe, auf günstigem Standorte noch mehr.
Die Pflanze hat einen runden, hohlen, bläulich bereiften Stengel, der nach oben stark verästelt, an
seinen untern Partien wie an denen der stärkern Äste und den Blattscheiden aber mit dem Artmerkmal, der Punktierung mit
rotbraunen oder purpurroten Flecken versehen ist (gefleckter S.). Die stark zerteilten Blätter haben fast ganz den Zuschnitt
wie die der
Petersilie; die im zweiten Jahre erscheinende Blütendolde ist weiß. Alle Teile der Pflanze
sind übrigens glatt, ohne Härchen und sonstige Anhängsel, was zur Unterscheidung von andern, ihr ähnlichen Gewächsen
dienen kann.
Das
Kraut ist vor der Blütezeit einzusammeln,
von den dickern Stengeln zu befreien und rasch zu trocknen. Frisch zerrieben
riecht dasKraut widerwärtig und fast betäubend nach Mäuse- oder Katzenurin und schmeckt ekelhaft süßbitterlich;
scharf getrocknet ist der Geruch schwächer. Alle Teile der Pflanze, auch die Wurzel und die Früchte, sind sehr giftig.
Sie enthalten zwei eigentümliche giftige organische Basen, das
Coniin (s. d.) und das Conhydrin oder Conydrin, von denen
jedoch nur das erstere im Chemikalienhandel vorkommt. Durch das Trocknen schrumpft das
Kraut sehr ein
und wird dunkelgraugrün. Es muß wegen leichter Verderbnis gut aufbewahrt und alle Jahre erneuert werden. - Das gepulverte
Kraut sowie
Extrakte und Tinkturen davon werden in sehr kleinen Gaben innerlich medizinisch verwendet.
Ebenso hat man auch ein Schierlingspflaster. Die Schierlingsfrüchte, fälschlich Schierlingssamen (fructus
conii maculati) genannt, sind durch fünf auf der Wölbung des Rückens befindliche erhabene helle Riefen charakterisiert,
die wellenförmig gekerbt sind; hierdurch unterscheiden sie sich leicht von andern ähnlichen Früchten, z. B.
Kümmel,
Fenchel. Man benutzt die Früchte des S. zur Darstellung des
Coniins. Eine andre Doldenpflanze,
der sog. Wasserschierling, Cicuta virosa, wird jetzt nicht mehr medizinisch verwendet. - Zoll:
S.kraut, -wurzeln, -samen sind zollfrei. Weingeistiges
Extrakt gem. Tarif Nr. 5 a.
Wässeriges
Extrakt, sowie S.pflaster sind zollfrei.
eine deutsche Erfindung, mit welcher 1846 Schönbein in Basel
und Böttcher in Frankfurt a/M. fast gleichzeitig
auftraten und die bei ihrem Erscheinen das allgemeinste Interesse wie kaum eine andre Erfindung auf chemischem
Gebiete erregte. Die enthusiastischen Hoffnungen, in der S. einen nach jeder Richtung hin vortrefflichen Ersatz für das
Schießpulver gefunden zu haben, sind nur zu einem Teile verwirklicht worden. S. wird bei Feuerwaffen nicht mehr verwendet,
dient aber noch vielfach zum Sprengen und zur Füllung der Torpedos.
Das Präparat entsteht bei Einwirkung starker
Salpetersäure auf Holzzellstoff. Die
Baumwolle, durch Krempeln gereinigt, bietet
diesen Stoff in sehr reiner Beschaffenheit und passender Form. Zur Darstellung der Schießwolle wird die
Baumwolle in ein
Gemisch von
Salpeter- und
Schwefelsäure eingebracht, eine passende Zeit darin belassen und dann aufs Sorgfältigste
durch Waschen mit vielem Wasser von aller anhängenden Säure befreit. Die
Baumwolle hat nach dieser Behandlung ihr Aussehen
nicht geändert, fühlt sich nur härter oder rauher an, ist aber doch ein ganz andrer Körper geworden, was sich schon aus
dem Gewicht entnehmen läßt, denn 100 Teile
Wolle wiegen nach ihrer Umwandlung 150 und noch mehr. Die
Salpetersäure hat aus dem Zellstoff einen Teil des Wasserstoffs eliminiert, indem der in ihr enthaltene Wasserrest (OH)
sich mit demselben zu Wasser verband. Gleichzeitig ist dann der Rest der
Salpetersäure (NO2) an die Stelle dieses
Wasserstoffs in die Verbindung eingetreten. Die Schießwolle ist demnach ein ganz ebensolcher
¶
mehr
Nitrokörper wie Nitroglycerin und andre, die fast alle eine heftige Explosionsfähigkeit besitzen. Die Schwefelsäure hat
bei dem chemischen Prozeß keine andre Thätigkeit, als daß sie die Salpetersäure durch Wasserentziehung stärker macht
und so erhält, indem sie auch das im Prozeß selbst gebildete Wasser aufnimmt. Man kann das Präparat auch erhalten
aus einer Mischung von Schwefelsäure und gepulvertem Salpeter, wo dann diese Säure die Salpetersäure erst aus dem Salz austreibt.
Die meiste Schießwolle wird jetzt für eine andre Verwendung in großem Maßstabe hergestellt, nämlich zur Bereitung von
Kollodium (s. d.) und heißt dann nicht mehr Schieß- sondern Kollodiumwolle.
Für beiderlei Zwecke ist auch eine verschiedne Behandlung der Baumwolle erforderlich. Kollodiumwolle
wird erhalten durch kurzes, minutenlanges Einbringen in das Säuregemisch; sie hat wenig Explosivkraft, löst sich aber um
so besser in einem Gemisch von Äther und Weingeist zu Kollodium.
Das zur Kraftwirkung bestimmte Präparat erfordert die stärkste Säure, demnach einen größern Zusatz von
Schwefelsäure, und eine längere Berührung von Säure und Wolle. Es ist dann explosiver, quillt aber in dem genannten Lösungsmittel
nur zu einer Gallert auf. Es hat dann auch eine andre Konstitution, enthält mehr Salpetersäure und ist nach chemischer Bezeichnung
dreifach nitriert, die Kollodiumwolle nur zweifach. Die Schießwolle verbrennt blitzartig und löst sich
dabei fast ohne Rückstand in Gase auf; durch Schlag oder Stoß explodiert sie mit großer Gewalt. Frei entzündet, äußert
sie so wenig Kraft, daß sie die feinste Wage, auf der sie verbrannt wird, nicht ins Schwanken bringt. Im geschlossenen Räume,
also als Ladung verwendet, wirkt sie treibend nach dem Grade ihrer Zusammenpressung und kann unter Umständen
die zehnfache Kraft des gleichen Pulvergewichts entwickeln. - Die Verwendung des Präparates zu Kriegszwecken wurde zuerst
von Österreich in die Hand genommen; es wurde durch jahrelange kostspielige Versuche unter Leitung des Generals Baron Lenk
die Sache so weit gefördert, daß dasselbe nicht nur zu Sprengungen, sondern auch für besondere Schießwollbatterien
Verwendung fand, die allerdings nicht Gelegenheit hatten, sich im Kriege zu bewähren.
Indes alle Schwierigkeiten waren noch nicht gehoben, und als am ein Magazin bei Wien mit 10000 kg Schießwolle
explodierte, wurden fernere Versuche aufgegeben. Die gleichzeitig in Frankreich geführten Experimente
wurden ebenfalls eingestellt. Die Schießwolle war inzwischen stark in Verruf gekommen, denn es waren nicht nur in Österreich,
sondern überall, wo man sich damit befaßt hatte, namentlich auch in England, Selbstexplosionen in Laboratorien und Magazinen
vorgekommen; man konnte nicht mehr zweifeln, daß der Stoff einer freiwilligen Zersetzung und Entzündung
fähig sei; außerdem war die Verbrennung desselben als viel zu momentan, als die Kraftwirkung zu plötzlich für Schießgewehre
befunden worden. Um so besser war der Stoff durch diese Eigenschaften als Sprengmittel geeignet.
Baron Lenk ging endlich mit seinen Erfahrungen
nach England, wo noch die meiste Neigung bestand, die Sache
weiter zu verfolgen. Er wies zuerst nach, daß die freiwillige Zersetzung nur Folge unvollkommener Bereitungsweise und die
Herstellung völlig haltbarer Präparate thunlich sei. Zu den Lenk'schen Schießpatronen wurde die rohe Baumwolle zu lockerer
Lunte versponnen, diese nach erhaltener Präparatur in hohle Schläuche verwandelt, von denen passende Längen abgeschnitten
und in Hülsen von steifem Papier eingeschlossen wurden.
Die Gebrauchsfähigkeit war so eine größere, ohne indes völlig zu genügen. In letzter Zeit hat nun durch Professor Abel,
Chemiker am Kriegslaboratorium zu Woolwich, der Gegenstand eine nochmals veränderte Gestalt erhalten und ist so weit gediehen,
daß die Schießwolle eines der mächtigsten und zugleich das bequemste Sprengmittel bildet. Nach der
Abel'schen Methode wird die fertige Schießwolle auf einem Papierholländer unter starkem Wasserzufluß vollständig zu Brei
gemahlen.
Hierdurch wird nicht nur die vollständigste Reinigung und Entfernung der Säurereste erzielt, sondern auch der Stoff für
den Gebrauch handlicher gemacht. Man kann dem Brei, um die Masse in ihrer Verbrennung zu mäßigen, rohe
Baumwolle oder andre nicht explosive Stoffe zusetzen; man kann ihn auf der Papiermaschine in Bogen formen, diese aufrollen
und in kurze Stücke zerschneiden, die direkt Patronen abgeben. Der halbfeuchte Brei läßt sich in einer hin- und hergehenden
Trommel in Körner verwandeln, übrigens durch Pressen in jede beliebige Form bringen.
Die große Schießwollfabrik von Prentice & Co., welche seit Jahren, erst nach Lenk's Anweisung, ohne Unfall gearbeitet,
hat das Abel'sche System völlig angenommen. Es wird Baumwollabfall verarbeitet, gleichviel wie kurzfaserig, nur gründlich
gereinigt und getrocknet. Diesen Stoff bringt man pfundweise in ein Gemisch von 1 Tl.
stärkster Salpetersäure und 3 Tln. konzentrierter Schwefelsäure, nimmt ihn nach wenigen Minuten heraus, läßt ihn auf einem
Gitter etwas abtropfen und preßt schwach aus, worauf man die Portionen in andern kalt gehaltenen Gefäßen übereinanderschichtet
und 48 Stunden stehen läßt.
Die noch anhängende Säure reicht hin, um die Nitrierung zu vollenden. Die Masse kommt hierauf in eine
Centrifugalmaschine, wo der größte Teil der Säure abgeschleudert wird, dann in eine, Tage dauernde, große Wäsche und
schließlich auf den Holländer. Die hier erhaltene Brühe wird ebenfalls durch Ausschleudern vom größten Teile des Wassers
befreit und so eine Paste erhalten, aus welcher alle Fabrikartikel, Patronen, Sprengröhren, Scheiben
und andres durch Pressen geformt werden. Man macht die Artikel auch unempfindlich gegen Feuchtigkeit, indem man sie mit einer
schwachen weingeistigen Lösung von Kautschuk tränkt und wieder trocknet. - Die Schießwolle hat die merkwürdige Eigenschaft,
immer so zu verbrennen, wie man sie anzündet, entsprechend dem obwaltenden Temperaturgrade. Zieht man
aus einer Lunte einige Fasern hervor und berührt sie behutsam mit einem Köhlchen, so verzehrt sich das Ganze langsam, fast
wie
¶