getrockneten Wurzeln selbst zu beziehen und daraus das
Harz zu bereiten. Dies geschieht durch Ausziehen mit Weingeist in der
bei der Jalappenwurzel angegebenen Weise. Beide Pflanzen sind nicht nur nahe Verwandte, sondern ihre widerlich kratzenden
Harze haben auch die gleiche Verwendung, nämlich als drastische Purgiermittel. Dieses hier aus der Wurzel
bereitetete
Harz heißt Patentscammonium. Das
Harz von Aleppo ist noch das reinste, es ist leicht, locker und brüchig, auf
dem Bruche glänzend aschgrau, widerlich riechend; das von Smyrna ist schwärzlich oder dunkelbraun, fester und schwerer,
ohne Geruch; es scheint eher durch Auskochen der ganzen Pflanze und Eindicken des Absuds hergestellt
zu sein. Eine geringere, weniger gehaltreiche Sorte geht unter der Bezeichnung Skilip; andre Sorten sind immer sehr schlecht
und unrein.
Die aus der Levante zur Selbstdarstellung bezogenen trocknen Wurzeln sind braun, zeigen auf dem Durchschnitt dunklere Harzgänge
und haben noch die Ranken mit den Blättern, welche um die Wurzel gewickelt sind. Das in Europa (England,
Deutschland) selbst erzeugte
Harz, das Patentscammonium, ist hellfarbiger und rein, löst sich daher in Weingeist vollständig,
während die eingebrachten Sorten immer mehr oder weniger Rückstand hinterlassen, nicht nur wegen der häufig vorkommenden
Verfälschungen, sondern auch, weil der gummiartige Bestandteil, welcher dem natürlichen Trockensaft eigentümlich ist,
vom Weingeist nicht mitgelöst wird, vielmehr zieht derselbe aus bester Ware nur etwa 80% aus. Nach dem Abdunsten bleibt
demnach das reine
Harz zurück, welches weit stärker abführend wirkt, als die eingeführte Ware, und ganz identisch mit
dem
Harze der sogenannten Jalappenstengel sein soll. - Zollfrei.
(Schachthalm,Schafthalm, Winterkannenkraut; lat.
Equisetum; frz. prèle oder queue de cheval; engl. shavegrass).
Die beiden bei uns vorkommenden Arten der zu den kryptogamischen Pflanzen gehörigen Gattung Equisetum zeichnen sich aus
durch einen starken Gehalt von Kieselsäure in ihren Oberflächenschichten, namentlich der Stengel, und durch die rauhe,
höckerige Gestaltung derselben. Vermöge dieser Rauhheit, verbunden mit Härte, eignen sie sich daher
gut zum
Schleifen und Glätten von
Holz und Abscheuern von Metallgefäßen.
Der kleine S. (E. arvense), ein bekanntes, schwer zu tilgendes Unkraut sandiger Äcker, wird nur im Häuslichen als Scheuergras
oder Zinnkraut zum Putzen von Metallgeschirren verwendet und bildet keinen Handelsartikel, wie der echte
oder große S. (E. hiemale). Diese Art hat ihren Standort auf sandigen Stellen in der Nähe von Wasser und in feuchten Wäldern
durch ganz Deutschland, am häufigsten in den Rheingegenden. Die gegliederten Stengel sind rund, 6 bis 8 dm hoch, reihenweise
mit harten, scharfen Zähnchen besetzt. Die getrockneten Stengel werden von Tischlern, Drechslern, Holzbildhauern
und Lackierern zum Abschleifen von
Holz häufig benutzt und sind zu etwa 1 Mk. das Kilo käuflich zu haben. Zuweilen findet
man sie auch in Droguenhandlungen unter dem Namen herba equiseti. - Zollfrei.
(Karbekraut,Gollenkraut, lat. Achillea Millefolium; frz.
mille-feuille; eng. milfoil), eine überall an Wegen, auf Wiesen, Rainen und Rändern gemeine ausdauernde
Pflanze mit feinzerteilten Blättern und weißen, auf einzelnen Standorten auch purpurroten, in zusammengesetzten Doldentrauben
stehenden Blüten, mit würzhaftem Geruch und ebensolchem, dabei bitteren und salzigen Geschmack; sie wurde früher mehr
als jetzt medizinisch verwendet und zu diesem Zwecke vor dem Aufblühen gesammelt und getrocknet. Man
führt sowohl die Blätter, herba millefolii, als auch die Blüten, flores millefolii, im Droguenhandel. Es wird auch ein
weingeistiges
Extrakt daraus bereitet und der Gehalt an ätherischem
Öl daraus abdestilliert, an welchem die Blüten reicher
sind als die Blätter.
Das Schafgarbenöl, oleum millefolii aethereum, von welchem etwa ½-¾% erhalten wird, ist dickflüssig,
in der Kälte butterartig und von blauer Farbe, die mit der Zeit in Grün und Braun übergeht. Der Geruch desselben ist durchdringend,
der Geschmack kampferartig aromatisch; es wird zuweilen noch medizinisch verwendet und mit 100 Mk.
pro kg verkauft. - S. ist zollfrei; das ätherische
Öl sowie das weingeistige
Extrakt daraus gem. Tarif
Nr. 5 a.
Gadidae, Familie von Weichflossenstachlern, langgestreckt, mit schleimiger Haut und kleinen Rundschuppen,
großer Mundöffnung, zwei bis drei Rücken- und einer kehlständigen Bauchflosse,
Fische des Meeres mit sehr wichtigen Arten
für den Handel und auch für minder Wohlhabende Gegenstand des Massenverzehrs bis weit in den Kontinent
hinein, hauptsächlich die Gattung Gadus, mit drei Rücken- und zwei Afterflossen und zwar erstens
Kabliau oder Seedorsch
(Laberdan, Stockfisch, Klippfisch, Breitfisch, Rundfisch, Salzdorsch), Gadus morrhus (s. d.),
zweitens Schellfisch, Gadus aeglefinus (Haddock in England, 30-40 cm lang, mit braunem Rücken und silberigen Seiten, schwarzgefleckt
hinter jeder Brustflosse; Schwanzflosse ausgeschnitten, Seitenlinie gerade. Vorkommen in der Nordsee,
besonders in Schottland und England, Fang im ganzen Jahre. Drittens Gadus merlangus, Merlan, auch Wittling genannt, in Nordeuropa.
Merlucius vulgaris, der Seehecht, in der Nordsee und im Mittelmeer, und die
Aalraupe, Lota fluviatilis, im Süßwasser, gehören
ebenfalls zu den S. Hinsichtlich der Verwendung des eigentlichen S. und über Zoll: s.
Kabeljau. ^[richtig: Kabeliau.]
(frz. ardoise oder schiste; engl. slate). In
der Gesteinskunde werden mit diesem Namen alle diejenigen Sedimentgesteine belegt, welche sich dadurch auszeichnen, daß
sie sich in mehr oder weniger dünne, annähernd ebne Platten spalten lassen. Da diese Eigenschaft viele
Gesteine zeigen, so hat man auch viele verschiedne Schiefersorten, wie z. B. Glimmerschiefer,
Chloritschiefer, Thonschiefer, Grauwackenschiefer, Kieselschiefer, Kupferschiefer, Mergelschiefer, Talkschiefer etc.
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mehr
Im Handel versteht man jedoch, wenn das Wort S. ohne jede nähere Bezeichnung gebraucht wird, diejenigen Sorten, welche sich
als Dachschiefer oder Tafelschiefer eignen. Aber auch diese sind in ihrer Beschaffenheit nicht völlig gleich, indem sie
teils in der Mischung ihrer Bestandteile, teils durch kristallinische oder nicht kristallinische Struktur, feineres
oder gröberes Gefüge, verschiedne Grade der Spaltbarkeit, wie auch im Härtegrade etc. von
einander abweichen. Manche dieser S. lassen sich als erhärtete Thone betrachten, mehr oder weniger gemengt mit feinen Quarz-
und Glimmerteilchen und durch einen Gehalt von Kohlenstoff grau, graublau, schwarz etc. gefärbt.
Die im Handel vorkommenden Dach- und Tafelschiefer gehören immer zur Gruppe der Thonschiefer und sind
teils kristallinische Urthonschiefer, teils nicht kristallinische S. der Übergangsformation. Schiefergebirge gibt es weit
mehr als Schieferbrüche, denn die Masse findet sich sehr oft in unbrauchbarem Zustande, indem die Schichten entweder durch
Bodenbewegungen zu sehr verworfen und zerbrochen sind, sodaß sich nichts Ganzes gewinnen läßt, oder
die Masse ist in sich selbst zu grob oder zu locker und ermangelt der feinen Spaltbarkeit oder gibt wenigstens keine geraden
Tafeln.
Die Schieferbrüche sind nach Umständen entweder Tagbauten wie gewöhnliche Steinbrüche, oder werden unterirdisch wie Bergwerke
betrieben. In beiden Fällen gibt es immer viel wildes Gestein zu bewältigen und wegzuschaffen, zwischen
welchem der brauchbare S. in Schichten liegt. In Deutschland gibt es wie in England und Frankreich neben mittelmäßiger
Masse örtlich auch sehr gute Qualitäten; englischer S. hat in Deutschland, wenigstens im Norden, Absatz, da die Wasserfracht
von England dorthin weniger kostet als das Hinschaffen aus dem Binnenlande.
In Deutschland wird der beste S. im Thüringerwalde gefunden. Namentlich der aus den berühmten, seit Jahrhunderten betriebenen
Brüchen von Lehesten im Meiningenschen zeichnet sich durch Güte, Reinheit und Schönheit aus. Man gewinnt dort jährlich
über 300000 Ztr. des besten Dach- und Tafelschiefers. Die Förderung geschieht hier durch
Tagebau, da die Schieferschichten in dem Zwischengestein schräg aufwärts gelehnt bis an die Oberfläche reichen. Der Abbau
geschieht stufenförmig; die Blöcke werden in möglichster Größe abgearbeitet und sogleich weiter auf den Spalthütten
in Arbeit genommen, weil dies am leichtesten geht, solange die Masse noch ihre natürliche Erdfeuchtigkeit enthält.
Dicke Platten für Grabmonumente, Fußbodenbelege, Tröge, Tischplatten u.
dgl. werden durch Sägen, Behauen, Schaben in die verlangte Form gebracht, die
dünnern Platten zu Dachbedeckung und Schreibtafeln durch Spalten mit stählernen Meiseln hergestellt. Die Form der Platten
wird bei gewöhnlichem Dachschiefer durch Schlagen auf einen Amboß mit scharfen Kanten, bei feinerer Ware durch
Schneiden auf einer Stockscheere gegeben. Dies gilt namentlich von dem sog. Schablonenschiefer,
welcher nicht bloß quadratisch und lang viereckig, sondern auch 5-, 6-, 8 eckig und in andern Formen hergestellt wird, nachdem
diese
mit Hilfe blecherner Schablonen erst auf den Platten vorgerissen wurden. Dem Tafelschiefer wird seine gehörige Glätte
durch Schaben und Schleifen gegeben, worauf er meistens eingerahmt in den Handel gebracht wird.
Nächst Lehesten ist die Umgegend von Gräfenthal in Thüringen reich an gutem Schiefer. Hier findet sich nebst gutem Material
zu Schiefertafeln auch der Griffelschiefer, eine besondere Varietät, welche nicht in Platten, sondern gleichsam holzartig
spaltet, sodaß ein Block, der an richtiger Stelle einen Schlag erhält, sogleich in eine Menge Stengel
auseinanderfällt, die durch Schaben noch etwas abgeglichen werden und viel weiter als die Schieferplatten, z. B.
nach Frankreich, gehen, da der Griffelschiefer ein seltenes Vorkommnis ist. Thüringer S. kommen auch noch aus andern, hier
nicht weiter benannten Lokalitäten.
Die Dachschieferbrüche bei Goslar am Harz sind nicht minder alt und großartig und ergeben ein ganz vorzügliches Dachdeckungsmaterial,
ausgezeichnet durch Festigkeit und große Dünnspaltigkeit. Von gleicher Güte wie die Thüringer und Harzprodukte sind die
rheinischen S., von Kaub, St. Goarshausen, Wissenbach u. a. O. Auch an der Mosel, Lahr
und Dill, an der Agger, Ruhr und Lenne wird S. gebrochen. Die Gewinnung in jenen westlichen Gegenden
geschieht größtenteils durch unterirdischen Bergbau und sind die oft aus dem fernsten Altertum herrührenden Gruben ihrem
Alter entsprechend von beträchtlicher Ausdehnung. Sachsen hat Schieferbrüche bei Lößnitz im Erzgebirge, sie liefern ebenfalls
ein gutes Material. -
Außerordentlich reich an gutem S. sind die britischen Inseln. Die bedeutendsten Brüche finden sich
in Wales an der Westküste, sowie in Schottland. Einzelne kleine Hebrideninseln bestehen ganz aus S. In Irland ist die Insel
Valencia großenteils ein Schieferblock. Die Engländer haben den Vorteil, daß viele ihrer Brüche an der See liegen
und daher die Produkte in wohlfeilster Weise verfrachtet werden können, die daher auch in verschiedensten Formen von Dachschiefer
und großen Platten in alle Welt gehen.
Ein andrer günstiger Umstand bei den Brüchen der Engländer ist der, daß die Schichten oft ungestört durch unterirdische
Vorgänge liegen, sodaß sich also Platten von ungewöhnlichen Größen herausarbeiten lassen. Es sind
auf Ausstellungen Platten von 9 m Länge und Breite bei nur 1½ cm Dicke zur Anschauung gekommen. Etwas ähnliches scheinen
bei uns nur die Brüche von Kirchberg bei Gräfenthal zu leisten, von welchen Platten von 4½-6 m Länge und 1½-3 m Breite
bei nur 7-9 cm Dicke ausgegangen sind. -
Frankreich produziert ebenfalls beträchtliche Mengen von S., am meisten in den Ardennen, ferner bei Angers, Grenoble etc.
Es werden dort sehr viele, nach Farbe, Form und Größe unterschiedne Sorten erzeugt, unter anderm auch natürlich gekrümmte
Platten zum Decken von Kuppeln u. dgl. Frankreich
führt aber auch noch S. von Belgien ein, dessen wichtigste Brüche sich bei Namur, Lüttich etc.
befinden. -
Schieferlager von mehr örtlicher Bedeutung und geringerer Qualität, zum Teil
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