selten ist auch ein Arsengehalt vorhanden, wenn die gebrauchte
Schwefelsäure aus
Schwefelkiesen dargestellt wurde. Die S.
wird in eben solchen großen gläsernen oder steinernen Ballons mit Korb versandt wie die andern
Mineralsäuren und ist so
wohlfeil, daß sie gewöhnlich nicht mehr wert ist als die Verpackung. In den Fabriken ist sie unter
Umständen wohl zu 1 Mk. der Zentner zu erhalten; im Handel kostet sie etwa 3 Mk.
Es gibt für etwa den doppelten Preis auch rohe weiße, also doch einigermaßen gereinigte. Gradangaben werden nicht viel
gebraucht, da das spezif. Gewicht wegen der fremden Bestandteile nichts Genaues besagen kann. Die gewöhnliche
Ware wiegt etwa 20-22° Bé., was einem spezif.
Gewicht von 1,15-1,16 entspricht und einen Gehalt von 30-32% trocknen salzsauren Gases voraussetzen läßt.
Stärkere, also mehr Gas enthaltende Säuren stoßen viel Dämpfe aus und heißen daher auch rauchende. Diese Nebel rühren
daher, daß das aus der Säure entweichend Gas aus der Luft gleich wieder Wasserdünste an sich reißt
und damit wäßrige Säure bildet. Chemischreine S., (acidum muriaticum purissimum) darf, nach dem Verdünnen mit Wasser,
weder mit
Blutlaugensalz, noch mit Schwefelcyankalium eine Färbung geben und auch durch Schwefelwasserstoff darf kein Niederschlag
entstehen; Indiglösung darf nicht gebleicht werden und
Chlorbaryum darf in der verdünnten Säure keinen
Niederschlag von schwefelsaurem
Baryt geben. -
Die Verwendungen, bei welchen rohe S. auch wieder in Massen aufgeht, sind die Fabrikation von Chlor und
Chlorkalk und von
Salmiak. Außerdem dient sie zur Extraktion der
Knochen für die Leimbereitung, in den Zuckerfabriken zur Wiederbelebung der
Knochenkohle, zur Bereitung von Chlorzinn, Chloreisen, zur Extraktion von
Kupfer aus armen Erzen und noch
zu einer Menge andrer technischer Zwecke. Wenn unter den sauren Lösungsmitteln die Wahl freisteht, so wird immer diese Säure
als die wohlfeilste gebraucht werden. Man verwendet sie auch wohl zur Entwickelung von Kohlensäure für die Darstellung
kohlensaurer Getränke, was aber nicht zu billigen ist.
Die größte Menge der Säure produziert England notgedrungen in seinen großartigen Sodafabriken. Man rechnet dort das jährliche
Quantum zu 13000 Tons; also 260000 Ztr. Die dortigen Fabriken kondensieren nicht in Vorlagen,
sondern lassen die sauern Dämpfe mit den Feuergasen der Flammenöfen in mächtigen Türmen aufsteigen,
welche mit Koks gefüllt sind, zwischen denen beständig Wasser herabrieselt. Die Säure wird in dieser Weise bis auf eine
geringe Kleinigkeit eingefangen. Die S. verdient eigentlich den Namen einer Säure nicht, da sie keine
Salze zu bilden vermag;
was man früher mit dem Namen salzsaure
Salze belegte, sind Chloride. Die Einfuhr von S. in das Deutsche
Reich belief sich 1881 auf 1353700 kg, die Ausfuhr dagegen auf 7537500 kg. -
die Samen von wildwachsenden und von Kulturpflanzen verschiedner Arten für Gärtner und Forstwirte; sie
bilden hochwichtige Handelsartikel, welche in großen Mengen verbraucht werden
und entweder von Kunst- und
Handelsgärtnern oder auch von Landwirten und in Forstgärten gezogen oder von wild wachsen- ^[richtig: wachsenden] Pflanzen
gesammelt werden. Der Sämereihandel ist ein sehr lebhafter und erheischt ein geübtes Personal, welches die Beschaffenheit
der guten Samen genau kennen muß und besonders die Charaktereigenschaften der verschiednen Sorten.
Um vor Fälschungen oder schlechten Waren zu schützen, sind die Samenkontrollstationen eingerichtet
worden (1869 zuerst in Tharandt durch Nobbe), deren Hilfe sich vorzüglich bewährt hat. Man verlangt jetzt von den Händlern
Garantie gegen Fälschung und hat über gewisse Normen hinsichtlich des Begriffs der Fälschung sich geeinigt. Es darf, um
von dem Vorwurf, einer solchen sich schuldig gemacht zu haben, befreit zu bleiben, je nach Art der S.
nur ein bestimmter Prozentsatz fremden Samens oder von, diesen ähnlichen Körpern in den S. enthalten sein und nur höchstens
bis 3% nicht keimfähiger Körner. Die Gärtner mit ausgedehnter Zucht von S. verschicken ihre Kataloge und Waren direkt
und kaufen auch S. von den Einsammlern, um sie, besser sortiert und verpackt, wieder zu verkaufen.
Der Handel ihrerseits ist en gros und Detailhandel, da sie meistens jede Quantität auf Bestellung liefern, vom Gramm an
bis zu Zentnern. Von soliden Firmen kann man sicher sein, reel bedient zu werden. Für diejenigen, welche
im großen mit S. handeln wollen, ist zu raten, das „Handbuch der Samenkunde“ von Nobbe sich zu beschaffen, da darin
alle erforderliche Auskunft enthalten und in ausführlichen Tabellen für die wichtigsten S. und das Saatgut des Landwirts,
Getreide etc., angegeben ist, wieviel ein gesundes Korn wiegen muß, welches das
spezif. Gewicht ist, wieviel Körner auf 1 kg gehen, welches Aussehen die S. haben, wieviel Prozent fremder Zumischung in
Handelssorten vorkommen, wieviel Prozent nicht keimfähiger Körner etc. Die Leiter der Kontrolstationen,
jetzt in jedem Lande, bzw. jeder Provinz mindestens eine, über 50 in Deutschland, übernehmen die Prüfung und geben weitere
Anleitungen. -
Alle S. müssen vollkommen trocken, kühl, aber auch frostfrei aufbewahrt und in guter, vor Nässe schützender Verpackung
versendet werden (in Fässern oder Kisten). Vgl. die Spezialartikel. - Zoll: Die hier in Frage kommenden Garten- und Feldsämereien,
sowie die S. zum Medizinalgebrauch sind, mit Ausnahme der im Tarif unter Nr. 9 a
bis e genannten, zollfrei. Vgl.
Semen.
Charakteristisch für diese Gewebeart ist die weiche aus kurzen aufrechtstehenden Härchen bestehende Decke,
der Pol oder
Flor, auf glattem oder geköpertem Grunde. (Glatter und geköperter S.) Der S. ist ein kostbares, der Mode wenig
unterworfenes Gewebe, welches schon zur Zeit der römischen Kaiser gefertigt worden sein soll. Im 12. bis 14. Jahrhundert
stand die Samtweberei in Italien in großer Blüte; doch kamen die teuersten Stoffe damals aus dem Orient und Konstantinopel.
Von Italien aus verbreitete sich die Fabrikation weiter über Europa. - Der S. wurde ursprünglich,
¶
mehr
aus Seide gewebt. Jetzt besteht bei dem eigentlichen, echten S. (frz. velour, engl.
velvet) zumeist nur der Flor aus Seide, der Grund aus Baumwolle; die teuersten Sorten besitzen auch einen Grund aus geringwertiger
Seide. Die Nachahmungen des S. in Wolle und Baumwolle gehören der neueren Zeit an.
Zum Weben des S. ist eine besondere Stuhleinrichtung und ein besonderes Verfahren nötig. Im Webstuhl
sind zwei Ketten übereinander ausgespannt, die untere für den Grund, die obere für den Pol.
Die Polfäden sind durch die Schaftlitzen und das Riet ganz gleichmäßig zwischen die Grundfäden verteilt. Der Arbeitsgang
ist folgender: nachdem mehrere Schuß eingetragen sind, welche auch die Polkette gebunden haben, wird
bei geschlossener Grundkette die Polkette aufgehoben, worauf der Weber in das sogebildete Fach einen Messingdraht von etwa
herzförmigem Querschnitt, die Samtnadel oder Rute, einschiebt.
Wenn jetzt die Polkette niedergezogen, d. h. zum Untertauchen unter die Grundkette gebracht
wird, legen sich sämtliche Polfäden in Schleifen um die Nadel, wodurch die Noppen entstehen. Mit mehreren
Schuß wird wiederum die Grundkette und Polkette gebunden, worauf man eine neue Nadel einwebt. Sind auf diese Weise drei bis
sechs Nadeln eingewebt, so schneidet der Weber die ihm am nächsten befindliche mit Hilfe des Samtmessers heraus, wobei sämtliche
Schleifen an ihrer höchsten Stelle zerschnitten werden und der Flor entsteht. Die frei gewordene Nadel
webt man sofort wieder ein. Von der Polkette wird, wie nunmehr erklärlich, eine bedeutend größere Länge verbraucht als
von der Grundkette; man rechnet auf 1 m Grundkette mindestens 5-6 m Polkette. -
Durch den beschriebenen Arbeitsgang wird gerissener oder geschnittener S. erhalten; dem steht der gezogene
oder ungeschnittene gegenüber, d. i. S., bei welchem die Noppen nicht aufgeschnitten wurden. Die
Nadeln für gezogenen S. sind rund oder oval und sehr glatt und werden mit Hilfe einer Zange nach der Seite herausgezogen.
Der echte S. wird noch zum größten Teil auf Handstühlen gewebt. Ein Weber vermag im Tage etwa ¾-5/4
m fertig zu stellen. Dies und der große Wert des Materials erklären zur Genüge den hohen Preis des S.
Um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, hat man schon seit langer Zeit versucht, zwei Stücke auf einmal zu weben.
Man stelle sich vor, daß im Stuhl zwei Grundketten untergebracht sind, welche an der Arbeitsstelle parallel zu einander
und in einem Abstande gleich der doppelten Florhöhe ausgespannt sind. Geht nun die Polkette wechselsweise von der einen
Grundkette in die andre über, so braucht man nur den Flor in der Mitte durchzuschneiden, um zwei ohne
Nadeln gewebte Stücke geschnittenen S. zu erhalten. Derartige Stühle für Hand- oder Kraftbetrieb finden gegenwärtig
immer mehr Verbreitung, haben sich z. B. in der Krefelder Gegend bereits eingebürgert und
lassen eine bedeutend größere Leistung erzielen, weil das aufhaltende Einlegen und Herausschneiden der Nadeln weggefallen
sind. Sie sind allerdings vorläufig nur in Gebrauch für niedere Qualitäten
des S.
Außer den oben verzeichneten beiden Arten kommt in den Handel noch halbgeschnittener und gemusterter (façonnierter) S.
Bei dem halbgeschnittenen wechselt gerissener und gezogener. Viele Variationen zeigt der gemusterte S. Das Muster kann entweder
durch verschiedne Farben des Pols, oder dadurch, daß gezogener S. in geschnittenem und umgekehrt
[* 2]
Figur
macht, oder durch nur teilweise Besetzung des Grundes mit Flor und endlich durch Pressen erzeugt werden. Die meisten S. sind
einfarbig; in der Farbenskala herrscht selbstverständlich ein großer Reichtum. Mehrfarbige, geblümte S. sind in der Hauptsache
Modeartikel und bilden nur für die nordeuropäischen Länder, Dänemark, Schweden und Norwegen beständige
Bedarfsartikel. -
Plüsch (frz. peluche; engl. plush, shay) und Felbel oder
Velpel (frz. panne; engl. long poil) unterscheiden sich vom S.
durch längere Behaarung. Bei Plüsch steht das Haar noch aufrecht, bei Felbel ist es so lang, daß es sich umlegt und nach
dem Strich gebürstet werden muß. Beide werden wie S. gewebt unter Benutzung entsprechend höherer Ruten. Der Plüsch besitzt
entweder seidenen oder wollenen Flor; der echte Felbel dagegen stets seidenen Flor und seidenen Grund; bei dem halbseidenen
Felbel besteht der Grund aus Baumwollgarn. -
Die Leinenwarenbranche kennt nur einen einzigen Vertreter der samtartigen Gewebe, die englischen Badehandtücher.
Bei diesen stehen auf beiden Seiten des leinwandbindigen Grundes unaufgeschnittne lange Noppen, sodaß das Gewebe als doppelter
unaufgeschnittner Plüsch erscheint. Da dieser Stoff billig sein soll, so kann man die Noppen nicht über Nadeln bilden, sondern
schlägt folgendes Verfahren ein: Die Grundkette erhält sehr starke, die Polkette sehr schwache Spannung.
Je drei Schuß werden hintereinander eingetragen und zwar so, daß der erste derselben vom fertigen Zeuge, um eine Länge
= der doppelten Noppenhöhe absteht. Schlägt man jetzt die drei dicht hintereinander liegenden Schußfäden mit der Lade
scharf an das fertige Zeug heran, so richten sich die schwach gespannten Polfäden auf beiden Seiten
des Gewebes in Schleifen auf. Auch aus Baumwolle wird dieser Stoff angefertigt. Der Stoff zu den Badehandschuhen (engl. turkish
gloves) wird meist über Nadeln gewebt, da die Noppen kurz ausfallen und stehen sollen. -
Baumwollsamte, gewebt nach Art der Seidensamte, sind sehr selten. Der im Handel unter dem Namen Manchester
(franz. manchester velourscoton, engl. fustian, velvet, velveret,
velveteen, cord) auftretende Baumwollsamt entsteht auf ganz andre Weise. Das Gewebe besteht aus der Kette, dem Grundschuß
und dem Polschuß. Grundschuß und Kette bilden einen glatten, leinwandartigen oder geköperten Grund. Der Polschuß legt
sich zwischen den Grundschuß und läuft so über die Kette, daß mindestens ¾ desselben auf der rechten
Gewebeseite in parallelen Streifen flottliegen. Diese Streifen bilden mit dem Grunde flache Schläuche und werden nach dem
Weben mit einem feinen Messerchen von der Hand
¶