auf den Preislisten noch das
Ammoniak-,
Eisen-,
Kali-, Lithion-,
Chinin-, Natron-,
Wismut- und Zinksalz der S. verzeichnet; mit
Ausnahme des Natronsalzes (Natrum salicylicum) werden dieselben nur sehr selten noch verwendet. Der Engrospreis für S. ist
jetzt 16-17 Mk. pro Kilo. - S., sowie die genannten Präparate sind zollfrei.
(Chlorwasserstoffammoniak,Chlorammonium, salzsaures
Ammoniak, lat. Ammonium chloratum, Ammonium muriaticum,
Ammonium hydrochloricum,
Sal ammoniacum; frz. chlorure d'ammonium oder hydrochlorate d'ammoniaque; engl.
hydrochlorate of ammonia). Diese aus drei Gasen, nämlich Chlor, Wasserstoff und Stickstoff, bestehende chemische Verbindung
bildet in völlig gereinigtem Zustande ein geruchloses, weißes Kristallpulver von scharf salzigem Geschmack, in Wasser leicht
löslich, beim Erhitzen unzersetzt flüchtig; die Dämpfe verdichten sich an kalten Gegenständen als sublimierter Salmiak;
durch stark glühende
Röhren geleitet, zerfällt er jedoch in
Ammoniak und Chlorwasserstoff.
Der Rohsalmiak findet sich im Handel teils in Form dichter, weißer, durchscheinender
Brote von faserig-kristallinischer Struktur
(sublimierter S.), teils in Zuckerhutform als weniger fest zusammenhängende Kristallmasse. Der S. wurde
früher nur aus Ägypten bezogen, wo er durch Verbrennen von Kameelmist erhalten wurde. Jetzt wird sämtlicher S. aus dem
Teerwasser der Leuchtgasfabriken dargestellt, indem man dasselbe mit
Salzsäure sättigt und die geklärte Flüssigkeit zur
Kristallisation verdampft. Der auskristallisierte S. wird dann durch Umkristallisieren oder Sublimation
weiter gereinigt.
Schneller zum Ziele führt das Verfahren, nach welchem man das
Ammoniak mittels eines Dampfstromes aus dem Gaswasser austreibt,
in Wasser leitet, dieses dann mit
Salzsäure neutralisiert und weiter reinigt. Man erhält den S. auch durch Sublimation von
schwefelsaurem
Ammoniak mit Chlornatrium
(Kochsalz). Verwendung findet der S. zur Darstellung verschiedner
chemischer Präparate, zum Löten, Verzinnen etc., der chemisch reine (Ammonium chloratum purissimum)
auch zu medizinischen Zwecken. Der Preis variiert, je nach dem Reinheitsgrade, von 84-90 Mk. pro 100 kg. -
Unter
Sal petrae, Stein- oder Felsensalz, verstand man in frühern Zeiten die salzigen Ausblühungen auf
Gemäuer, Felsen, Erdreich und spricht in diesem Sinne noch jetzt von Mauersalpeter, der aber eben in
der Regel kein wirklicher S., d. h. kein salpetersaures
Salz ist. Die salpetersauren
Salze dagegen können sämtlich S. genannt
werden; im Warenverkehr versteht man darunter aber nur die zwei wichtigsten, das salpetersaure
Kali oder den Kalisalpeter
(Kaliumnitrat, salpetersaures
Kalium,
Kali nitricum) und das salpetersaure Natron, Natronsalpeter (Natriumnitrat,
salpetersaures
Natrium,
Natrium nitricum), seiner Herkunft nach meistens
Chilisalpeter und nach seiner Kristallform kubischer
oder Würfelsalpeter genannt, obschon er keine eigentlichen, sondern geschobene Würfel (Rhomboëder) bildet.
Andre
zu dieser Klasse gehörige
Salze sind: Ammoniaksalpeter (flammender S.), ein leicht zerfließlichesSalz,
gewöhnlich nur in chemischen Laboratorien gebraucht und sehr dienlich zu Kältemischungen;
Silbersalpeter, das salpetersaure
Silberoxyd oder der Höllenstein, und der Bleisalpeter.
Die salpetersauren
Salze der übrigen Metalle und der
Erden sind meist
sehr zerfliesslich.
Kalk- und Magnesiasalpeter gehören dazu; sie spielen bei der Salpetergewinnung eine gewisse Rolle (s.
unten). -
Salpetersaure
Salze entstehen immerfort in jedem
Boden, wo organische stickstoffhaltige Stoffe sich zersetzen, wenn die dazu
nötigen übrigen Bedingungen vorhanden sind, nämlich: Gegenwart von
Alkalien oder alkalischen
Erden;
Porosität, damit genügender
Luftzutritt stattfinden kann;
anhaltende Feuchtigkeit und genügende Luftwärme, letztere je höher je besser. Es sind dies
Bedingungen, die sich auch im guten, an Pflanzennahrung reichem Ackerland zusammenfinden, in welchem
Falle sich dann auch S., als wesentlich fruchtbar machendes Prinzip, in ihm erzeugt.
Das
Ammoniak, welches aus den stickstoffhaltigen
faulenden Substanzen sich immerfort bildet, wird von dem Sauerstoff der Luft oxydiert, also sein Stickstoff in
Salpetersäure,
sein Wasserstoff in Wasser verwandelt, mithin wäßrige
Salpetersäure gebildet, welche mit den vorhandenen
Basen sogleich zu
Salzen zusammentritt. Ist
Kali zugegen, so entsteht direkt Kalisalpeter; im andern Falle, wenn nur
Kalk und
Magnesia vorhanden sind, entstehen die betreffenden
Salze, welche dann bei Bearbeitung der aus der Salpetererde extrahierten
Laugen durch Zusatz von
Kali erst in das Kalisalz umgebildet werden müssen. Da das
Ammoniak auch eine
starke Basis ist, so enthalten solche Laugen häufig auch Ammoniaksalpeter; ist aber nur kohlensaurer
Kalk und
kohlensaure Magnesia
in einem Erdreiche vorhanden, so zerlegt sich dieses
Salz mit ihnen leicht wieder in salpetersaure
Erden und
kohlensaures Ammoniak,
das dann immer aufs neue als Basis fungieren kann.
Salpeter
* 2 Seite 21.479.
In dieser Art werden alljährlich in der Natur enorme Mengen S. erzeugt; es ist aber leicht zu denken, daß diese natürliche
Fabrikation mit der größten Energie in heißen Klimaten vor sich gehen muß. In dem feuchtheißen Ostindien, namentlich
in Bengalen und auf Ceylon, ist der Erdboden ganzer Gegenden förmlich mit S., und zwar wirklichem Kalisalz,
imprägniert. Wenn nach Aufhören der Regenzeit die heiße Sonne die Oberfläche abtrocknet und dadurch immer neue Mengen
salpeterhaltigen Wassers aus der Tiefe heraufgezogen werden, bedeckt sich die Oberfläche und füllt sich die oberste Bodenschicht
mit trocknen salzigen Ausblühungen.
Salz und
Erde werden zusammengescharrt, mit Wasser ausgelaugt und
die Laugen zur Kristallisation eingedampft. Man erhält dadurch reichliche Mengen von rohem Kalisalpeter. Die kleinen Mengen
von Kalksalpeter, welche dabei vorkommen können, werden durch Zusatz von Holzasche zur Lauge zugute gemacht. Das kohlensaure
Kali der Asche setzt sich mit dem
¶
mehr
salpetersaurem Kalk zu salpetersaurem Kali und unlöslichem kohlensauren Kalk um. In Ägypten wird S. aus dem fruchtbarem Nilschlamme
den man zu künstlichen Hügeln aufschichtet, gewonnen; es kommt aber keine solche Ware im Handel vor. Die weiten Marschebenen
Ungarns, besonders in der Nähe von Debreczin und um den Neusiedler See, haben ebenfalls stark salpeterhaltigen
Boden, der daher auch in großer Ausdehnung zum Tabakbau benutzt wird. Man gewinnt dort den S. in ähnlicher Weise wie
in Indien und nennt ihn deshalb Kehrsalpeter. Die Gewinnung bildet ein Staatsmonopol und das Produkt ist hinreichend, den
inländischen Bedarf zu decken. -
Früherhin wurde die Gewinnung von S. in mehrern Ländern des Kontinents zum Teil als Regierungssache
betrieben, da man sich für Kriegsfälle in Hinsicht der Versorgung mit Schießpulver nicht vom ostindischen S. abhängig
machen wollte. Man hatte sog. Salpeterplantagen, in weichen Erde aus Viehställen, Schlächtereien und von Miststätten, stickstoffreiche
Pflanzenstoffe und tierische Abgänge aller Art zu Haufen aufgeschichtet und mit Jauche u.
dgl. feucht gehalten wurden.
Zugleich setzte man alkalische Stoffe (Kalk, Mergel, Mauerschutt, ausgelaugter Asche u. dgl.)
zu und schützte die Haufen durch Bedachung vor Regen. Erst im dritten Jahre hatte sich gewöhnlich so viel S. in den Haufen
gebildet, daß sie ausgelaugt und die Laugen versotten werden konnten. Da diese aber in der Hauptsache
nur Kalk- und Magnesiasalpeter enthielten, so mußte dieselbe durch Zusatz von Pottasche oder Holzaschenlauge erst in salpetersaures
Kali umgewandelt werden, wobei Kalk und Magnesia als unlösliche kohlensaure Salze herausfielen.
Gegenwärtig ist diese Industrie überall eingestellt, etwa mit Ausnahme von Schweden und Polen, und
es ist kein Schade darum, denn es wurden Stoffe verbraucht, die als Dünger in den Ackerboden gehören. Die Hauptbezugsquelle
für Rohsalpeter war Ostindien (Hauptmarkt Kalkutta) und es brachten und bringen die Engländer diese Ware ziemlich wohlfeil
nach Europa, da sie darin zugleich eine passende Rückfracht für beladen dahin gehende Schiffe haben.
Der Bezug hat aber nicht mehr den frühern Umfang und ist zur Zeit schon etwas unter 200000 Ztr.
zurückgegangen aus Anlaß des Chilisalpeters, einer Ware, für die es noch 1830 keine Verwendung und keine Käufer gab, die
aber nachgehends um so mehr in Zug
kam und deren Zufuhr noch immer im Steigen begriffen ist.
Dieser, viel wohlfeilere Natronsalpeter kann das Kalisalz nicht in allen Stücken ersetzen, namentlich nicht zur Pulverfabrikation,
sehr wohl aber zur Gewinnung von Salpetersäure, an welcher er sogar reicher ist, daher er auch hierfür jetzt das auschließliche
^[richtig: ausschließliche] Material bildet. Ferner läßt sich aber der Natronsalpeter direkt in Kalisalpeter
umwandeln und der ostindische dadurch ganz entbehrlich machen, ein Fortschritt, zu welchem man, wenigstens in Deutschland,
durch einen besonders günstigen Umstand gelangt ist.
Wenn man nämlich Lösungen von Pottasche (kohlensaurem Kali) und Chilisalpeter zusammenbringt, so verwandeln sich die
beiden
Salze durch gegenseitige Umsetzung in salpetersaures Kali und kohlensaures Natron, welche beiden durch
zweckmäßig geleitete Abdampfungs- und Kristallisationsarbeiten zu trennen sind. Da aber die Pottasche auch ein teures Salz
und das dafür eingetauschte kohlensaure Natron weniger wert ist, so hat diese Industrie hinsichtlich der Rentabilität ihre
engen Grenzen und hängt sehr von den jeweiligen Marktpreisen ab. Die Auffindung ungeheurer Mengen von
Chlorkalium in den Staßfurter Salzbergwerken hat nun für Deutschland die Möglichkeit ergeben, den Chilisalpeter in weit
vorteilhafterer Weise in das Kalisalz zu verwandeln, und es bestehen dort für diesen Zweck mehrere große Fabriken; auch
nach England und andern Ländern werden große Mengen von Chlorkalium für den Zweck der Salpeterbereitung
ausgeführt.
Chlorkalium und Natronsalpeter in Lösung zersetzen sich ebenso wie vorstehend gesagt, nur ist das Abfallsalz hierbei
Chlornatrium, d. h. Kochsalz. Die Trennung ist ebenfalls eine Scheidung auf dem Wege der Kristallisation; es kommt dabei zu
statten, daß der S. in heißem Wasser sich in 18mal größerer Menge löst als in kaltem, während Chlorkalium
in beiden Fällen sich ziemlich gleich verhält. Beim Erkalten einer gesättigten heißen Lösung beider Salze wird sich also
vom ersten viel, vom andern sehr wenig ausscheiden; durch wiederholtes Umkristallisieren wird sich die Reinigung beliebig
weiter treiben lassen. Man nennt den so gewonnenen Kalisalpeter Konversionssalpeter. -
Der rohe S., wie er durch Auslaugen von Erdreich und Eindampfen der Lauge gewonnen wird, ist zwar kristallisiert, aber natürlich
sehr unrein, gefärbt und mit fremden Salzen, namentlich Kochsalz und Chlorkalium, behaftet und enthält etwa 60-70% reinen
S. Man raffiniert ihn mehr oder weniger nach verschiednen Methoden. Das Raffinieren des indischen S.
geschieht erst in England, wohin er in Säcken von etwa 82 kg Inhalt gebracht wird.
Die Arbeiten des Raffinierens gehen im allgemeinen darauf, daß der rohe S. in möglichst wenig heißem Wasser bis zur Sättigung
gelöst und die Lösung, durch Zusatz von etwas Pottasche schwach alkalisch gemacht, eingesotten wird,
wobei Kochsalz und Chlorkalium sich kristallinisch ausscheiden. Man stellt dann durch Wasserzusatz das ursprüngliche Quantum
wieder her, weil die noch restierenden fremden Salze nunmehr in der Lauge gelöst bleiben sollen, versetzt diese mit etwas
Leim und kocht weiter.
Der Leim nimmt die färbenden Stoffe auf und bildet einen reichlichen Schaum, der abgeschöpft wird.
Man läßt dann die Lauge bei 90° Hitze zur Klärung stehen und gibt sie schließlich auf die Kristallisationsgefäße,
wo der S. herausfällt und zwar in Form von kristallinischem Mehl, da man die Lauge häufig umrührt, damit keine großen
Kristalle entstehen, welche wieder Unreinigkeiten einschließen würden. Das Mehl wird in Waschkästen
mit Siebboden gefüllt und mit Wasser übergossen, das bald zu Salpeterlösung wird, die nur noch die fremden Salze nach unten
heraustreibt, oder man nimmt
¶