ausziehbar. Man wässert daher die Blüten und preßt sie so lange, bis das ablaufende Wasser nicht mehr gelb gefärbt erscheint.
Die feuchte Masse wird geballt und getrocknet in den Handel gebracht; sie kommt aus Ägypten in größern Klumpen, aus Ostindien
in kleinem flachen
Broten, während spanische Ware einfach getrocknet und weder gewässert, noch gepreßt
ist. In Kuchenform sieht der Stoff dem ebenso geformten
Safran sehr ähnlich, hat aber nichts von dessen Geruch und Geschmack
und dient nicht als
Gewürz.
Beinamen des S. sind auch falscher oder wilder
Safran, Bastardsafran. Der rote Farbstoff des S. heißt wissenschaftlich
Carthamin,
auch Carthaminsäure, im Handel im isolierten, durch mehrmaliges Auflösen und Niederschlagen höchst
gereinigten Zustande Safflorkarmin. Seine Lösungsmittel sind alkalische Laugen
(Pottasche- oder Sodalösung) und Weingeist.
Um ihn aus den Blüten zu ziehen, reinigt man diese, auch die schon gewaschenen, zunächst völlig von allen Resten des gelben
Farbstoffs, um das Rot rein zu bekommen; man wäscht mit Wasser aus, dem etwas Essigsäure zugesetzt
ist, und setzt dann die Blumen mit schwacher Sodalösung warm an, sodaß sie in einigen Stunden den ganzen Rotstoff auszieht.
Mit dieser Lösung, wenn sie mit einer Säure
(Essig-,
Weinsäure u. a.) nahezu gesättigt ist, kann man färben; man pflegt
aber, besonders zur Seidenfärberei, die Farbe durch das sog. Abziehen noch
zu schönen, indem man zunächst rohe reine
Baumwolle in die Lösung bringt, welche die rote Farbe, und nur diese auf sich
niederschlägt. Man wäscht sie dann in reinem Wasser und bringt sie in eine frische Sodalösung, in welcher sie das Rot
wieder fahren läßt. Aus diesem Verhalten läßt sich entnehmen, daß die safflorrot gefärbten Stoffe keine
Seife vertragen;
die Farbe ist aber auch schon an Luft und Licht sehr wenig haltbar, aber wegen ihrer großen Schönheit und trotzdem, daß
sie sehr teuer ist, doch häufig benutzt worden und wird es im beschränktem Maße noch jetzt, wo sie
an den roten Teerfarbstoffen eine starke Konkurrenz hat.
Man färbt besonders
Seide in verschiednen Nüancen von rosa, ponceau u. dgl.,
dieselben Farben, welche man auf
Wolle durch
Kochenille erzeugt. Durch Übersättigen der alkalischen Lösung mit
Essig-,
Wein-,
Zitronensäure läßt sich der in Säuren nicht lösliche Farbstoff ausfällen und bildet dann eine
schön karmoisinrote schleimige Masse. In Kristallform ist derselbe noch nicht erhalten worden. In dünnen Lagen langsam
getrocknet zeigt dieses
Carthamin einen grünen, kantharidenähnlichen Metallglanz, bei durchfallendem Lichte und in Lösung
aber das schönste Rot.
Man verkaufte es früher auf flache Porzellantassen oder Teller, auch auf Täfelchen von Weißblech gestrichen
als Teller- oder Tassenrot, Rosablech, jetzt nur noch pulverförmig oder in Stückchen als Safflorkarmin, der in Leipzig
mit 120 Mk. pro 50 g berechnet wird. Der Stoff dient als Malerfarbe, namentlich auch bei der Fabrikation
künstlicher Blumen, besonders aber zu allerlei flüssigen und pulverigen Schminkmitteln, die mit französischen
Namen
als rouge d'Espagne, rouge vert, rouge végétal etc. zum Verkauf kommen.
Als Körper der Schminkpulver dient gewöhnlich beste Talkerde, die mit dem
Carthamin aufs Feinste zusammengerieben wird.
In weingeistiger Auflösung gebraucht man das Rot zum Färben von
Likören und Konditoreiwaren, ebenso den Auszug aus dem
ungewaschnen S., welcher sonach eine gelbrote Tinktur bildet. Die gepulverten Blüten sollen auch zur Verfälschung von gepulvertem
Safran benutzt werden. Der S. ist am farbstoffreichsten in den wärmsten Ländern; derselbe wurde zwar auch in Deutschland,
namentlich in der Pfalz, in Thüringen und im Elsaß, ferner auch in Niederösterreich gebaut; es waren
aber immer geringe, farbstoffarme Produkte, die vor der fremden Ware nicht bestehen konnten, daher denn diese Kultur jetzt
in den genannten Gegenden wohl überall aufgegeben ist.
Die jetzigen Sorten des Handels sind: Ägyptischer S;
es wird in jenem Lande ein starker Safflorbau, und zwar als Regierungsmonopol,
betrieben.
Die Blüten werden dort unter
Mühlsteinen zerquetscht, gewässert ausgepreßt und, zu Klumpen
geformt, im Schatten getrocknet. Die Masse ist gleichmäßig braunrot, sehr weich und elastisch. Die beste Sorte wächst
in der Umgegend von Kairo, dann kommen noch drei andre Sorten in abnehmenden Qualitäten vor. Die Ware kommt zum Versand
in Ballen von 200-400 kg und ist im deutschen Handel die gewöhnlichste. Ostindischer S. wird dort in
verschiednen Gegenden, auch auf den Inseln, gebaut, und ist von verschiedner Qualität.
Der beste ist der bengalische; er wird in kleinere, flache Kuchen geformt und ist gewöhnlich von hellerer Farbe; dunkle
und ölig anzufühlende Stücke werden in England als Ausschußware behandelt. Der ostindische S. wird
durch die Engländer ebenfalls häufig an den Markt gebracht. Es wurden 1869 in England 9319 Ztr.
ein- und 6956 Ztr. wieder ausgeführt, zum größeren Teil indische Ware. Das Kilo bengalischer
S. wird in Leipzig mit 4 Mk. notiert. Persischer und chinesischer S. gelten als
die vorzüglichsten Sorten, sind aber wenig im europäischen Handel.
Spanischer S. ist eine gute Ware, die im Süden des Landes gebaut und, wie schon gesagt, nicht mit Wasser behandelt,
sondern einfach getrocknet wird. Die Ausfuhr geht hauptsächlich nach England und Frankreich. Ungarischer S. ist schön
hochrot und wird etwa dem ägyptischen gleichgestellt, auch meistens wie dieser durch Wässern vom gelben
Farbstoff befreit, wo er dann veredelter genannt wird. Sein Verbrauch wird sich auf den Süden beschränken, wenigstens kommt
er in Norddeutschland unter eigener Firma nicht vor. - S., Safflorkarmin, Safflorextrakt,
Carthamin, sowie auch unparfümierte
Schminke sindzollfrei; parfümierte Safflorschminke gem. Tarif im Anh. Nr. 31 e.
(Saffran), Crocus, die Narben der Safranpflanze, Pflanzengattung aus der Familie der Schwertliliengewächse,
verwildert, Zier- und Nutzpflanze, letztere der echte S.
(Gewürz- und orientalischer S.), Cr.
sativusL., engl. cultivated Gr., Saffron, frz. Safran
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mehr
d'automne, S. cultivé, S. du Gâtinais, S. d'Orient, S. officinal, vrai safran, holl. Saffraan,
ital. Zafferano, Zaffarano, span. Azafran. Man unterscheidet noch
den Frühlingssafran, Cr.
vernus All.,
die bekannte Frühjahrszierpflanze in verschiedner Farbe der Blüten, und den gelben S., Cr.
luteus Lk., aus dem Orient, ebenfalls Zierpflanze.
Von der im großen angebauten Nutzpflanze gewinnt man nur die rotgelben Narben an der Spitze der langen
Stempel und verwendet diese als Farbstoff, auch für Butter, in der Küche als Gewürz (am meisten im Süden) und in den Apotheken
zu stimulierenden Arzneien. Die Pflanzen werden durch die jungen Zwiebeln (Kiele) vermehrt und vom Heimatland
Ostindien bis England, auf der Insel Reunion und in Pennsylvanien in Amerika angebaut, am besten im Weinklima und nur in
sonniger, geschützter Lage, auf humusreichem, trocknem, warmem, lockerem Boden der Lehm- und Sandmergelgruppe.
Der Anbau ist mühsam und erfordert viel Pflege, zumal Aufmerksamkeit gegen die zahlreichen Feinde (Wild, Mäuse
etc.) und Krankheiten (Brand, Schorf, Krebs und besonders Safrantod, durch einen Pilz verursacht, welcher oft den Anbau auf
einige Zeit unmöglich macht). Man erntet zu Beginn der Blüten, welche frühmorgens, noch geschlossen, abgeschnitten und
an luftigen Orten aufbewahrt werden, durch Abzwicken der drei Narben, drei bis vier Tage nach dem Einbringen,
und trocknet diese sehr sorgsam, auch künstlich mit besonders konstruiertem Safran-Trockenofen, und hebt dann den S. in
gut verschließbaren Gefäßen auf. Man rechnet auf 1 kg trocknen S. 5-6 kg frischen und circa 40-80000 Blüten oder 13-26000
Narbenfäden und pro Pflanze ein bis zwei Blüten.
Der Ertrag pro ha ist nach Ländern sehr verschieden, im dritten Jahre der Anpflanzung aber am größten;
im vierten Jahre wird das Land umgegraben und findet im Juni die Ernte der stark vermehrten Zwiebelbrut statt, von welcher
die besten zur künftigen Saat ausgelesen und an kühl schattigen Orten bis zum Auspflanzen aufbewahrt, die minder
guten an Schweine gefüttert werden. Das Pflanzfeld bleibt dann sieben bis fünfzehn Jahre vom Anbau mit S. verschont; das
Saatland wird in drei Parzellen abgeteilt, für das erste, zweite und dritte Jahr des Anbaues. In Frankreich rechnet man
in drei Jahren auf 1 ha 63-64, in England 50, in Österreich nur 20-33 kg S., dort auf das erste Jahr
11-12, auf das zweite und dritte Jahr je 26 kg, in Österreich 1-9-10 und 10-16 kg auf die drei Jahre. Eine Nebenernte geben
die Stiele etc. (zu Gänsefutter) mit bis zu 160 m. Ztr. -
Der trockne S. des Handels besteht aus einzelnen, oder auch zu drei zusammensitzenden, ineinandergeschlungenen,
gekrümmten, gelb- und dunkelbraunroten, zähen, biegsamen, fettig sich anfühlenden, feinen, am Ende breiteren Fäden von
betäubend gewürzhaftem Geruch und bitterem, aromatischem, etwas scharfem Geschmack; er färbt den Speichel gelb und ist
sehr hygroskopisch, weshalb er nicht in feuchten Räumen aufbewahrt werden darf und zu Seetransport gut
verwahrt sein muß.
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Ausgelesen (Crocus electus), d. h. von den hellgelben Fäden befreit, heißt der S. elegiert,
sonst naturell. Der im S. wirksame Bestandteil, der gelbe Farbstoff, ist das Polychroït oder Crocin (40-60%); weitere Bestandteile
sind das Safranöl (9-10%), stark riechend, Traubenzucker, organische Säuren und Mineralstoffe (8-10%).
Den meisten S. liefert Spanien, Hauptanbau in Murcia, La Mancha, Niederarragonien, besonders nach Frankreich und Deutschland,
welches zum Teil den spanischen S. unter französischem Namen und von Franzosen bezieht; der spanische S. der besseren Sorten
steht dem französischen gleich, die gewöhnlichen kommen auch mit Öl eingerieben vor. Die Ausfuhr beträgt
an 100000 kg; man versendet in Säcken von Packleinewand oder Schafsleder zu 20-40 kg oder in Blechkisten in Holz zu 11-85
kg. -
Frankreich baut besonders im Arrondissement Pithiviers (Gatinais) und im Allgemeinen guten S., groß, breit, schön hellrot,
mit nur kurzem, gelbem Ende, stark riechend, gut trocken, S. d'Orange, im Schatten getrocknet, beste
Sorte, und S. Comtat, an der Sonne oder künstlich getrocknet. Versendung in Säcken zu 12⅕ kg; Gesamthandel im Durchschnitt
an 180000 kg. -
Mehrausfuhr etwa 10000 kg, Haupteinfuhr von Spanien an 90000 kg, Hauptausfuhr nach der Schweiz an 23000 kg (starker Verbrauch
besonders im Berner Oberland), nach Deutschland 20000 kg und mehr, nach Belgien etwa halb so viel, und
über See. -
Italien liefert hellere Sorten, welche nicht von dem echten S. abstammen sollen; die beste Sorte kommt aus Aquila und wird
im Thale des Acerno gebaut, Abruzzensafran (Aquilae, Abruzzi Zafferano, Aquila Neapolit. S.). Der Sizilianische S. ist
bitter und oft verfälscht, der Kalabrische (Cosenza und besonders um Gagliano) geringer als der Abr.-S. Statistisches ist
nicht bekannt;
Einfuhr von Frankreich bis zu 8000 kg. -
Österreichs Anbau beschränkt sich fast nur auf Niederösterreich in wenigen Orten und auf Ungarn; die letzte Ernte dort
ging nicht über einige hundert Kilo, während früher viele tausende gebaut wurden; die Qualität ist
die vorzüglichste, der Bezugsort Krems, die beste Ware kommt aus Meißau. Die Einfuhr aus Frankreich ist bedeutend.
Ungarn liefert nichts zur Ausfuhr, Hauptland um Neutra bis Temesvar, Qualität geringer.
Die Türkei (türkischer und levantischer S.) versendet die Ware in Lederbeuteln mit bis 16 kg Inhalt;
sie ist oft gefälscht, in Öl getränkt, schlecht gereinigt, feucht, schwach von Geruch. Der früher geschätzte Persische
S. ist ähnlich, für die europäische Zufuhr aber kaum in Betracht zu ziehen. Die Hauptbezugsquellen bleiben Spanien und
Frankreich. Deutschlands Kultur ist ganz unbedeutend, der Verbrauch nicht ermittelt. -
Infolge des hohen Preises (in Österreich 84-100 Mk. pro kg) wird der S. vielfach gefälscht und
zwar durch Safflor, andre Crocusarten, Ringelblume, Fasern von geräuchertem Fleisch u. dgl., oder ausgelaugt und wieder
gefärbt durch Fernambukholz. Der
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