ist eins der Platinmetalle (s.
Platin), kommt aber nur zu einem sehr kleinen Anteil in den Platinerzen vor.
Es ist silberweiß, hart und spröde, sehr streng flüssig, hat für sich keine Anwendung, geht aber mit ein in die
Legierungen
von
Platin und
Iridium, welche jetzt direkt aus den Platinerzen erschmolzen und häufig anstatt des
Platins
gebraucht werden. - Zoll s.
Platin.
(Läusesamen, semen Sabadillae, fructus Sabadillae); dieser Artikel des Droguenhandels stammt von der
zu den Giftlilien (Colchicaceen) gehörigen, also mit der weißen Nieswurz (Veratrum album) nahe verwandten Sabadilla officinarum
oder Veratrum officinale, einer in Mittelamerika wild wachsenden und angebauten Pflanze mit zwiebelartigem
Wurzelstock, grasartig schmalen aufrechten Blättern und gelblichen Blüten, die in einer
Traube auf einem Schafte stehen.
Die Drogue, welche von Venezuela und Mexiko kommt, besteht aus etwa 1 cm langen bräunlichen, zu dreien zusammenhängenden
Balgkapseln, welche schon häufig aufgesprungen sind und die zahlreichen kleinen Samenkörner ausgeschüttet
haben. Letztere (und nur sie kommen zur Verwendung) sind glänzend schwarzbraun, länglich, kantig, am obern Ende verschmälert,
geruchlos; sie haben unter der Samenschale einen weißlichen harten Kern, welcher brennend scharf und bitter schmeckt, drastisch
purgierend und giftig wirkt.
Die Samen enthalten neben andern Bestandteilen denselben Stoff
Veratrin wie die weiße Nieswurz, sowie
noch ein andres
Alkaloid, das Sabadillin, und dienen jetzt vorzugsweise zur Darstellung des ersteren. Außerdem werden sie
nur in der Tierheilkunde, äußerlich, als Pulver und in Salben gegen Ungeziefer verwendet. Die von den Hülsen befreiten
S. (semen sabadillae excorticatum) kauft man mit circa 2½ Mk. pro kg. -
(Sevenbaumblätter; lat. herba oder summitates Sabinae; frz.
savin; engl. sabine). Unter diesem Namen kommen die getrockneten jüngeren Zweige des
Sadebaumes im Droguenhandel vor. Der Sade- oder Sevenbaum (Juniperus Sabina oder Sabina officinalis) ist ein in Südeuropa
heimischer, bei uns als Ziergewächs gehaltener, immergrüner Strauch oder kleiner Baum aus der Familie der Wachholder, dessen
sehr kleine Blätter in vier Reihen meist angedrückt um die schlanken Zweige stehen und mit je einer
Öldrüse auf der Rückseite besetzt sind. Infolge des ätherischen
Öls haben die Blätter einen starken, widrig balsamischen
Geruch und einen ähnlichen, bitterharzigen und
ekelerregenden Geschmack. Die Wirkung ist heftig abführend und das Blutsystem
aufregend.
Die im Frühjahr zu sammelnden und rasch zu trocknenden jüngern Triebe mit den Blättern und ebenso
das daraus zu destillierende
Öl sind offizinell und werden in kleinen Gaben innerlich gegen Frauenkrankheiten, äußerlich
zu reizenden Einreibungen benutzt. Das
Kraut wird aus Tirol bezogen; im Kleinhandel darf dasselbe und also ebenso das
Öl nicht
verkauft werden, da man dem Gewächs im Volke abtreibende Wirkungen zuschreibt. Die Gartenpflanzen finden
sich daher mitunter auch geplündert und man geht aus Unkenntnis auch an den virginischen Wachholder und selbst an den Lebensbaum.
Verwechselungen mit den Zweigen von Juniperus virginiana sind leicht zu vermeiden, wenn man auf die spitzeren Blättchen,
sowie darauf achtet, daß dieselben nur an den jüngeren Zweigen vierzeilig, an den älteren dreizeilig
stehen; auch haben diese Zweige einen angenehmeren Geruch, als die des Sadebaumes.
Das Sadebaumöl (oleum sabinae) ist blaßgelb, rektifiert farblos und riecht höchst durchdringend aromatisch, aber nicht
angenehm; es hat 0,89 bis 0,94 spez. Gewicht und löst sich leicht in absolutem
Alkohol. Man erhält 1½-2% Ausbeute; das
Öl wird mit ca. 7 Mk. pro kg verkauft. - S. ist zollfrei. Sadebaumöl
gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.
(lat. flores
Carthami; frz. cartame; engl. safflower; ital.
zaffrone). Dieser Artikel des Farbwarenhandels besteht aus den, den Blütenköpfen entnommenen, röhrenförmigen Einzelblütchen
der
Färberdistel (Carthamus tinctorius), einer einjährigen, aus Ostindien stammenden Pflanze, die aber
schon seit alten Zeiten nach den Mittelmeerländern verpflanzt und zum Färben, resp. Schminken
benutzt worden ist. Die Pflanze wächst 6-12 dm hoch, ist nach oben verästelt, hat eilängliche, dornig gezähnte Blätter
und trägt distelähnliche Blütenköpfe, mit dünnen röhrigen, fünfspaltigen Blütchen, die anfangs gold-, dann safrangelb,
dann hochrot gefärbt sind. In dem Schlunde der Blüten stehen die zu einer
Röhre verwachsenen Staubbeutel, deren Träger
weit hervorragt.
Man pflückt die Köpfe, sobald die Blüten anfangen zu welken und sich dunkler zu färben und zwar geschieht dies mit einer
Zwischenzeit zweimal, daher man Ware erster und zweiter Blüte unterscheidet, von denen die erste weit
mehr als die zweite geschätzt wird. Die Einzelblüten werden aus den Köpfen gezupft und entweder ohne Weiteres getrocknet,
oder einer nassen Behandlung unterzogen. Die Blüten enthalten nämlich zwei Farbstoffe, einen gelben, der für die Färberei
keinen Wert hat, und einen sehr geschätzten prächtig roten. Der erstere, nicht aber der andre, ist
durch Wasser
¶
mehr
ausziehbar. Man wässert daher die Blüten und preßt sie so lange, bis das ablaufende Wasser nicht mehr gelb gefärbt erscheint.
Die feuchte Masse wird geballt und getrocknet in den Handel gebracht; sie kommt aus Ägypten in größern Klumpen, aus Ostindien
in kleinem flachen Broten, während spanische Ware einfach getrocknet und weder gewässert, noch gepreßt
ist. In Kuchenform sieht der Stoff dem ebenso geformten Safran sehr ähnlich, hat aber nichts von dessen Geruch und Geschmack
und dient nicht als Gewürz.
Beinamen des S. sind auch falscher oder wilder Safran, Bastardsafran. Der rote Farbstoff des S. heißt wissenschaftlich Carthamin,
auch Carthaminsäure, im Handel im isolierten, durch mehrmaliges Auflösen und Niederschlagen höchst
gereinigten Zustande Safflorkarmin. Seine Lösungsmittel sind alkalische Laugen (Pottasche- oder Sodalösung) und Weingeist.
Um ihn aus den Blüten zu ziehen, reinigt man diese, auch die schon gewaschenen, zunächst völlig von allen Resten des gelben
Farbstoffs, um das Rot rein zu bekommen; man wäscht mit Wasser aus, dem etwas Essigsäure zugesetzt
ist, und setzt dann die Blumen mit schwacher Sodalösung warm an, sodaß sie in einigen Stunden den ganzen Rotstoff auszieht.
Mit dieser Lösung, wenn sie mit einer Säure (Essig-, Weinsäure u. a.) nahezu gesättigt ist, kann man färben; man pflegt
aber, besonders zur Seidenfärberei, die Farbe durch das sog. Abziehen noch
zu schönen, indem man zunächst rohe reine Baumwolle in die Lösung bringt, welche die rote Farbe, und nur diese auf sich
niederschlägt. Man wäscht sie dann in reinem Wasser und bringt sie in eine frische Sodalösung, in welcher sie das Rot
wieder fahren läßt. Aus diesem Verhalten läßt sich entnehmen, daß die safflorrot gefärbten Stoffe keine Seife vertragen;
die Farbe ist aber auch schon an Luft und Licht sehr wenig haltbar, aber wegen ihrer großen Schönheit und trotzdem, daß
sie sehr teuer ist, doch häufig benutzt worden und wird es im beschränktem Maße noch jetzt, wo sie
an den roten Teerfarbstoffen eine starke Konkurrenz hat.
Man färbt besonders Seide in verschiednen Nüancen von rosa, ponceau u. dgl.,
dieselben Farben, welche man auf Wolle durch Kochenille erzeugt. Durch Übersättigen der alkalischen Lösung mit Essig-, Wein-,
Zitronensäure läßt sich der in Säuren nicht lösliche Farbstoff ausfällen und bildet dann eine
schön karmoisinrote schleimige Masse. In Kristallform ist derselbe noch nicht erhalten worden. In dünnen Lagen langsam
getrocknet zeigt dieses Carthamin einen grünen, kantharidenähnlichen Metallglanz, bei durchfallendem Lichte und in Lösung
aber das schönste Rot.
Man verkaufte es früher auf flache Porzellantassen oder Teller, auch auf Täfelchen von Weißblech gestrichen
als Teller- oder Tassenrot, Rosablech, jetzt nur noch pulverförmig oder in Stückchen als Safflorkarmin, der in Leipzig
mit 120 Mk. pro 50 g berechnet wird. Der Stoff dient als Malerfarbe, namentlich auch bei der Fabrikation
künstlicher Blumen, besonders aber zu allerlei flüssigen und pulverigen Schminkmitteln, die mit französischen
Namen
als rouge d'Espagne, rouge vert, rouge végétal etc. zum Verkauf kommen.
Als Körper der Schminkpulver dient gewöhnlich beste Talkerde, die mit dem Carthamin aufs Feinste zusammengerieben wird.
In weingeistiger Auflösung gebraucht man das Rot zum Färben von Likören und Konditoreiwaren, ebenso den Auszug aus dem
ungewaschnen S., welcher sonach eine gelbrote Tinktur bildet. Die gepulverten Blüten sollen auch zur Verfälschung von gepulvertem
Safran benutzt werden. Der S. ist am farbstoffreichsten in den wärmsten Ländern; derselbe wurde zwar auch in Deutschland,
namentlich in der Pfalz, in Thüringen und im Elsaß, ferner auch in Niederösterreich gebaut; es waren
aber immer geringe, farbstoffarme Produkte, die vor der fremden Ware nicht bestehen konnten, daher denn diese Kultur jetzt
in den genannten Gegenden wohl überall aufgegeben ist.
Die jetzigen Sorten des Handels sind: Ägyptischer S;
es wird in jenem Lande ein starker Safflorbau, und zwar als Regierungsmonopol,
betrieben.
Die Blüten werden dort unter Mühlsteinen zerquetscht, gewässert ausgepreßt und, zu Klumpen
geformt, im Schatten getrocknet. Die Masse ist gleichmäßig braunrot, sehr weich und elastisch. Die beste Sorte wächst
in der Umgegend von Kairo, dann kommen noch drei andre Sorten in abnehmenden Qualitäten vor. Die Ware kommt zum Versand
in Ballen von 200-400 kg und ist im deutschen Handel die gewöhnlichste. Ostindischer S. wird dort in
verschiednen Gegenden, auch auf den Inseln, gebaut, und ist von verschiedner Qualität.
Der beste ist der bengalische; er wird in kleinere, flache Kuchen geformt und ist gewöhnlich von hellerer Farbe; dunkle
und ölig anzufühlende Stücke werden in England als Ausschußware behandelt. Der ostindische S. wird
durch die Engländer ebenfalls häufig an den Markt gebracht. Es wurden 1869 in England 9319 Ztr.
ein- und 6956 Ztr. wieder ausgeführt, zum größeren Teil indische Ware. Das Kilo bengalischer
S. wird in Leipzig mit 4 Mk. notiert. Persischer und chinesischer S. gelten als
die vorzüglichsten Sorten, sind aber wenig im europäischen Handel.
Spanischer S. ist eine gute Ware, die im Süden des Landes gebaut und, wie schon gesagt, nicht mit Wasser behandelt,
sondern einfach getrocknet wird. Die Ausfuhr geht hauptsächlich nach England und Frankreich. Ungarischer S. ist schön
hochrot und wird etwa dem ägyptischen gleichgestellt, auch meistens wie dieser durch Wässern vom gelben
Farbstoff befreit, wo er dann veredelter genannt wird. Sein Verbrauch wird sich auf den Süden beschränken, wenigstens kommt
er in Norddeutschland unter eigener Firma nicht vor. - S., Safflorkarmin, Safflorextrakt, Carthamin, sowie auch unparfümierte
Schminke sind zollfrei; parfümierte Safflorschminke gem. Tarif im Anh. Nr. 31 e.