geeignet sei. Das R. soll aus einem natürlichen Gemisch von zweierlei
Ölen bestehen, von welchen das eine als nicht zweckdienlich
abgeschieden ist und das andre, milde, dünnflüssige, geruchlose und hell weißgelbliche, das Kernöl bildet. -
Ein schon länger bekanntes künstlich verfeinertes R., das anstatt
Butter zu Speisen und Bäckereien verwendbar
ist, wurde Schmalzöl genannt. Die Darstellung geschieht, indem das R. bis nahe zum Sieden erhitzt, dann 1/32 des Gewichts
zerriebene Kartoffelstärke zugerührt und weitere Hitze gegeben wird, bis sich ein süßlicher Geschmack zeigt. Man läßt
nun absetzen und filtriert. - Zoll: Rübsaat gem. Tarif im Anh. Nr. 9 e.
- Rüböl aller Art Nr. 26 a 1 und 4. -
Ölkuchen und sonstige fette Rückstände von der Ölfabrikation,
zollfrei.
(Taffia,Tafia, frz. und engl. Rum), ein geistiges
Getränk, welches bekanntlich, wenn echt, aus Zuckerrohrsaft bereitet ist und sich durch einen charakteristischen kräftigen
Geruch und Geschmack von andern ebenfalls durch Gärung und Destillation bereiteten geistigen Getränken
unterscheidet. R. aus den Abgängen der Rohrzuckersiedereien wird wohl überall, wo Zuckerrohr gebaut wird, bereitet und
jede Plantage hat in der Regel auch ihre Brennerei; es sind aber auch die echten Fabrikate selbst, abgesehen von aller Verfälschung,
unter sich in der Qualität sehr verschieden.
Die eigentlichen Rumlieferanten sind die westindischen Inseln und unter diesen steht Jamaika in der Güte seiner Ware obenan;
die Firma Jamaika muß daher auch so manches andre decken und es wäre gut, wenn dies wenigstens immer nur westindische Ware
wäre. Als Jamaika am nächsten stehend gelten die Produkte von Barbados und Antigoa, wogegen die südliche
Gruppe der kleinen Antillen, die sog. Leewardsinseln (Inseln unter dem Winde), mit ihrer Ware
dem Jamaikarum in Feinheit und
Stärke immer nachstehen und gewöhnlich um 20% geringere Preise erzielen. Der brasilianische
R. ist der geringste. Übrigens kommt R. nach Europa, hauptsächlich durch die Engländer, von Cuba,
Portorico, den britisch-westindischen Inseln, Holländisch- und Britisch-Guiana, und zwar von hier ein sehr beträchtlicher
Anteil, von Mauritius und Ostindien. Das ostindische Getränk steht dem Arrak näher als dem echten R.
Der Hauptmarkt für R. ist London. Die englische Einfuhr hat sich in den letzten 10 Jahren um die Durchschnittsziffer
von 7 Mill. Gallons bewegt und die Wiederausfuhr hat meistens mehr als ein Drittel von jener betragen. Zur Darstellung von
R. werden verschiedne edlere und gemeinere Rohstoffe benutzt und hieraus, sowie aus den ortsgebräuchlichen Betriebsweisen
erklären sich die Verschiedenheiten der Produkte. Es dienen dazu Zuckerrohrsaft,
Sirup von Rohrzucker, der Zuckerschaum,
der beim Sieden von den Kesseln geschöpft wird, Absud von ausgepreßtem Zuckerrohr und andern Rohrabfällen, selbst die
Spülwässer, die sich beim Reinigen der Fabrikgeräte ergeben. Bei besserm Betriebe läßt man indes die unreinem Materialien,
Spülicht, Schaum u. dgl. beiseite und brennt daraus
den Negerrum, ein kratzig schmeckendes
Produkt.
Das, was dem R. seine Eigentümlichkeit gibt, liegt in dem frischen Saft des Zuckerrohrs. Nur bei dessen
Gärung entwickelt sich das ätherartige Aroma, welches den eigentümlichen Rumgeschmack und -Geruch bildet; der wohl stets
beigegebene
Sirup kann nur die Masse des Weingeistes vermehren. Echter R. besitzt einen Alkoholgehalt von 58-70% Tralles.
Es wird namentlich in England viel Kolonialsirup eingeführt und gebrannt; der daraus erhaltene gute
Branntwein ist aber kein R., wozu ihm das Aroma fehlt, natürlich aber dem R. so nahe verwandt, daß er das beste Mittel
abgibt, um solchen zu verschneiden. Eine solche Zumischung ist gar nicht zu entdecken.
Die Destillation des R. in den Plantagen ist eine zweimalige; das Abtreiben der gegornen Maische ergibt
ein schwaches Destillat, von welchem in einer zweiten Blase erst R. erhalten wird, indes der noch schwach geistige Rückstand
mit andrer Maische wieder in den Betrieb kommt. Wird die Destillation nicht subtil genug geführt, so wird das
Destillat erst nach einer beträchtlichen Lagerzeit trinkbar. Bei richtiger Führung der Rektifikation wird das Getränk
viel eher reif. Gelagert muß aber jeder R. werden; man nimmt ihn deshalb häufig mit auf Schiffe. Junger R. ist rauh und
stechend von Geschmack und stark berauschend; man nennt ihn deshalb in den englischen Kolonien Mordteufel.
Von Natur ist der R. farblos; er wird auf den eichnen Lagerfässern höchstens weingelb; die Europäer ziehen aber eine sattere
braune Farbe vor und die wird ihm denn auch gleich an Ort und Stelle mit etwas Zuckerkouleur anbesorgt. Öfter setzt man
bei der Destillation dem R. würzige Pflanzenstoffe zu oder gibt Schnitzel von
Ananas mit in die Fässer
(Ananasrum). Der R. in echter Beschaffenheit, wie er von den Kolonien verschickt wird, mag selten in die Hände der Konsumenten
gelangen. Sehr gewöhnlich ist das Verdünnen desselben mit gewässertem
Spiritus, sodaß aus einem Faß Originalware deren
drei bis vier und mehr gemacht werden. Die hierdurch blässer gewordene Farbe wird mit Rumkouleur (s.
Karamel) wieder hergestellt und durch längeres Lagern die bessere Verbindung und Durchdringung der Bestandteile herbeigeführt.
-
Eine ganz andre Ware ist der im Inlande in Menge gefertigte künstliche R., durch welchen die Spekulation dem steigenden
Verlangen nach wohlfeilem rumähnlichem Getränk entgegenkommt. Mag man von diesem Fabrikationszweige
denken wie man will, so geht derselbe doch nicht auf Täuschung aus, sondern bringt seine Produkte als das an den Markt,
was sie sind, „inländischer“ R.; die Täuschung folgt später beim kleinern Verschleiß. Es gibt überhaupt an den Warenbörsen
nur zwei Klassen, Jamaika, d. h. Kolonialrum, und inländischen, beide
mit mehrern weit auseinanderliegenden Preissätzen und zwar in einem Verhältnis, daß die Inlandsware etwa nur ¼ bis höchstens
⅓ soviel gilt, als die fremde. Der Fabrikrum hat bei Geschäftsleuten unter sich den sonderbaren Namen Façonrum. Man hat
es in der Darstellung desselben zum Teil weit genug gebracht,
¶
mehr
und es gibt feine, dem echten nahe kommende Getränke darunter, freilich aber auch rohe, übelschmeckende Nachahmungen. Alle
bestehen aus Kartoffelspiritus, die besten natürlich aus ganz fuselfreiem, der auf Branntweinstärke mit Wasser verdünnt
und mit chemisch bereiteten Substanzen versetzt ist, die den Geschmack und Geruch geben sollen. Solche Substanzen sind jetzt
als Rumäther und Rumessenzen überall käuflich und verschieden zusammengesetzt. Die Äther können Gemische von Butteräther,
Essigäther, Ameisenäther u. dgl. sein, oder es ist der
letztre allein in Vermischung mit mehr oder weniger Weingeist.
Rumäther ist gewöhnlich mit 1 Mk. pro ½ kg angesetzt oder nicht viel höher. Die Essenzen sind komplizierter
und bringen gewöhnlich auch die Kouleur mit, doch sind sie auch farblos zu haben. Ihre Preise gehen von 3 Mk.
pro kg aufwärts; in konzentriertem Zustande zu ca. 6 Mk. nennt man sie
Rumöle. Eine besonders feine Sorte heißt Rumaromaessenz. - Zoll: R., sowie die zum Genuß bestimmte Rumessenz
Nr. 25 b des Tarifs im Anh. Rumaromaessenz zum Gewerbegebrauch und Rumäther Nr. 5 a.
Rumkouleur Nr. 5 i.